
… Mein Vater, wenn es möglich ist, dann lass den Kelch an mir vorübergehen und erspare mir dieses Leiden! Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.
(Jesus in Gethsemane – Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 26. Kapitel, Vers 39)
Sich fügen in den Willen Gottes. Jede Ausrede und jeder Widerspruch verstummt. In der Klarheit des Weges verblassen alle Alternativen. Die innere Gewissheit ist der Kompass, der die Richtung gibt.
… ich bin mit Christus gekreuzigt. Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.
(Neues Testament, Paulus‘ Brief an die Galater, 2,19-20)
Andacht. Denken an das Wesentliche. Kontemplation. Ich versenke mich in das, was mich unbedingt angeht. Kein Wenn, kein Aber. Ich füge mich in das große Ganze, von dem ich ein Teil bin. Ich ordne mich ein in den Willen Gottes. Ich lass mich erfassen vom Wirken Gottes in seiner Welt …
… Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird. Haltet euch bei allem, was ihr tut, an die Botschaft, die euch verkündet worden ist und die ihr angenommen habt; lebt so, wie ich es euch gesagt und vorgelebt habe. Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.
(Philipperbrief 4,8-9)
Andererseits: Sich fügen könnte tödlich sein. Dazu Paul Watzlawick, in: Selbsterfüllende Prophezeiungen, Seite 92: „Man bewundert Menschen, die gelassen in den Tod gehen. ‚Anständiges‘, gefaßtes Sterben, das nicht mit dem Unvermeidlichen hadert, galt und gilt in den meisten Kulturen als Ausdruck von Weisheit und ungewöhnlicher Reife. Um so überraschender und ernüchternder sind die Ergebnisse der modernen Krebsforschung. Sie legen nahe, daß die Sterblichkeitsrate jener Patienten höher ist, die sich in reifer, abgeklärter Weise auf den Tod vorbereiten.“
Ich habe schon immer eine spannungsvolle Beziehung zu Gott gehabt. Im Vordergrund standen eher Protest, Klage und Diskussion als Sich-fügen in seinen Willen, den ich meistens auch nicht eindeutig identifizieren konnte. Die Klarheit des Weges werde ich wohl erst dereinst erfahren, frei nach Paulus (1. Korinther 13,10).
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Vielen Dank für den Kommentar. Es gibt ja meistens ein „Einerseits und Andererseits“, und es ist natürlich eine wichtige Frage, wie man denn den Willen Gottes erkennen kann. Ich würde allerdings nicht unbedingt immer davon ausgehen, dass eine niedrige Sterblichkeitsrate am meisten dem Willen Gottes entspricht. Unsere körperliche Existenz ist vergänglich. – Ich habe allerdings auch eine große Sympathie für ein Ringen mit Gott, so wie es Hiob getan hat. Konflikte, Spannungen und gemischte Gefühle gehören, glaube ich, auch zu einem gesunden Leben mit Gott (siehe Gethsemane).
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Hallo Christian, das mit der niedrigen Sterblichkeitsrate hört sich für mich schräg an. Wenn Gott will, dass ich durch meinen Krebs noch nicht einmal 60 werde, habe ich mit ihm ein echtes Problem. Ob ich unser Verhältnis dann noch „gesund“ nennen würde, möchte ich bezweifeln. Konflikte, Spannungen und gemischte Gefühle ja.
Das Ganze geht in der Theorie nicht auf. Und die Praxis ist vielfältig und uneindeutig. Hiob brauchte 42 Kapitel – und ob überall derselbe Hiob spricht, ist ja auch unklar. Jakobs Ringen war wieder anders (Ex. 32).
Ich glaube, dass es wie in der Politik ist: Wir müssen sehr genau hinschauen, überlegen und danach entscheiden, wo Widerstand und wo Ergebung (Bonhoeffer) nötig ist.
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