Würde Gott in einer persönlichen Beziehung nicht auch persönlich reden?

 

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Erschaffung Adams von Michelangelo (Sixtinische Kapelle), Foto von Jörg Bittner Unna (Own work), via Wikimedia Commons – CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)

 

„Persönliche Beziehung zu Gott bzw. Jesus“ scheint eine beliebte Formulierung in bestimmten christlichen Milieus zu sein. – Meines Wissens nicht gerade eine biblische Formulierung…

Gleichzeitig wird dann allerdings oft von denselben Leuten behauptet, die Bibel sei Gottes Wort, und gemeint ist dabei, die Bibel wäre Gottes Wort für alle Menschen, aller Kulturen, aller Zeiten (zumindest seitdem es Bibeln gibt).

 

„Viele Male und auf verschiedenste Weise sprach Gott in der Vergangenheit durch die Propheten zu unseren Vorfahren.“

.
(Hebräerbrief, 1. Kapitel, Vers 1 – Bibel, Neues Testament)

 

In den biblischen Texten selbst lesen wir, dass Gott bzw. Jesus  nicht  allen Menschen, aller Kulturen zu allen Zeiten dasselbe sagt.

 

„Und es trat ein Schriftgelehrter herzu und sprach zu ihm:

‚Meister, ich will dir folgen, wohin du gehst.‘

Jesus sagt zu ihm:

‚Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.‘

Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sprach zu ihm:

‚Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe.‘

Aber Jesus spricht zu ihm:

‚Folge mir nach und lass die Toten ihre Toten begraben!'“

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(Jesus im Matthäus-Evangelium 8,19-22 – Bibel, Neues Testament)

 

Sollte Gott wirklich seine Art des Redens geändert haben und sagt heute mit Bibelversen allen Menschen dasselbe?

Angenommen, Gott würde durch die biblischen Texte unterschiedlich zu Menschen sprechen, welche Bedeutung hätte dann noch die Formulierung „die Bibel ist Gottes Wort“? Wie könnte man dann Bibelkommentare schreiben und die Texte für andere Menschen „auslegen“?

Tatsache ist, dass die meisten biblischen Texte für sich selbst überhaupt nicht den Anspruch erheben, Wort Gottes zu sein.

Sollten wir vielleicht auch alle mit unseren Ansprüchen ein bisschen bescheidener sein?

Würde es nicht reichen zu bezeugen „Gott hat durch einen Bibeltext zu mir gesprochen“ (wenn man davon überzeugt ist), anstatt zu versuchen, die eigene Erkenntnis auch anderen aufzuzwingen? – Paulus jedenfalls scheint der Meinung gewesen zu sein, dass all unsere Erkenntnis noch mangelhaft ist.

 

„Jetzt sehen wir nur ein undeutliches Bild wie in einem trüben Spiegel. Einmal aber werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke, doch einmal werde ich alles klar erkennen, so deutlich, wie Gott mich jetzt schon kennt.

 Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Von diesen dreien aber ist die Liebe das Größte.“

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(Paulus im ersten Brief an die Christen in Korinth 13,12-13)

 

13 Kommentare zu „Würde Gott in einer persönlichen Beziehung nicht auch persönlich reden?

  1. Wieder ein spannender und herausfordernder Artikel, lieber Christian.

    Insbesondere für so einen komischen Spät- und Quereinsteiger wie mich, der fern der alten und auch neuen Dogmen das Thema betrachtet.
    Da du ja „Onkel Paule“ zitierst, nehme ich mal aus dem gleichen Brief eine etwas längere, wie umfänglicheree Stelle:

    Das warnende Beispiel Israels
    1 Ich will euch aber, Brüder und Schwestern, nicht in Unwissenheit darüber lassen, dass unsre Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durchs Meer gegangen sind;
    2 und sind alle auf Mose getauft worden in der Wolke und im Meer,
    3 und haben alle dieselbe geistliche Speise gegessen
    4 und haben alle denselben geistlichen Trank getrunken; denn sie tranken von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus.
    5 Doch an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie sind in der Wüste umgekommen.
    6 Das ist aber geschehen uns zum Vorbild, dass wir nicht am Bösen unsre Lust haben, wie jene sie hatten.
    7 So werdet nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es wurden, wie geschrieben steht (2. Mose 32,6): »Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um zu spielen.«
    8 Auch lasst uns nicht Hurerei treiben, wie etliche von ihnen Hurerei trieben: Und an einem einzigen Tag kamen dreiundzwanzigtausend um.
    9 Lasst uns auch nicht Christus versuchen, wie etliche von ihnen taten und wurden von den Schlangen umgebracht.
    10 Murrt auch nicht, wie etliche von ihnen murrten und wurden umgebracht durch den Verderber.
    11 Dies widerfuhr ihnen als ein Vorbild. Es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist.
    12 Darum, wer meint, er stehe, soll zusehen, dass er nicht falle.
    13 Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt.
    (1. Korinther 10 – aus Luther 2017)
    Wenn man dann noch in der Offenbarung „quer liest“, findet man doch glatt die Adressaten des Evangeliums und der Heilbotschaft, welche jetzt nicht wirklich klein ist (siehe u.a.: Off. 17, 15)

    Naja, wie ich feststellen durfte, bei meiner „integralen“ Suche durch die Gemeinden und Denominationen, gibt es ganz klar diesen menschlichen Trend, Jesus Christus auszuschleichen und auch die Bibel und das Wort Gottes zu einem „Poesie-Album“ zu degradieren.
    Erstaunlicherweise, wie auch lustigerweise bin ich bei meinen Rechercher bei interessanten Organisationen gelandet, welche die „Eine-Welt-Religion“ propagieren, so ein „Starker Zweig“ bei der UNO. Besonders spannend, wenn man schaut, wer da die „Eine-Welt-Kapelle“ lanciert hat und wohl auch noch immer betreibt – die haben gar ihren Namen etwas verändert, daß es nicht ganz so schockierend auffällig ist. Desweiteren, wenn man sich erlaubt hinter die nächsten Vorhänge zu schauen, findet man als ursächlichen Initiator eine Organisation, welche in anderthalb Jahrzehnten ihre 500-jähriges Bestehen feiern könnte …
    Als ehemaliger Mitarbeiter im Kreise der EKD sollte es nicht allzu schwer sein, die NGO zu identifizieren.

    oops, wieder viel zu viele Worte von dem ehemaligen Sozi, Politologen und Atheisten.

    Glauben wir nicht alles, was uns Menschen vorsetzen,

    Raffa.

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    1. Außer Neuer-Welt-Ordnung und christlichem Fundamentalismus gibt es noch ganz viele andere Optionen 😉 In 2000 Jahren Christentum waren sich Christen nie einig, und auch die Herstellung von Bibeln seit dem 4. Jahrhundert hat dies nicht geändert. Wir brauchen ein besseres Verstehen, worum es eigentlich geht, und da ist jeder einzelne gefragt. Am Ende ist es immer eine persönliche Glaubensentscheidung, und das ist auch gut so. 🙂

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      1. Es gibt so etwas wie einen persönlichen Glaubensweg und geistlichen Reifungsprozess. Ich denke, je länger man Christ ist, desto klarer erkennt man dies. Und immer wieder trifft man dabei Glaubensentscheidungen. (Es gibt wohl kaum persönliche Entscheidungen, die man 100%ig durch sein theologisches System und Bibelverse begründen kann, und für die man nicht auch etwas „Bauchgefühl“ braucht.) In diesem Wechselspiel zwischen Erkenntnis, Entscheidungen und Erfahrungen ereignet sich der Lernprozess, und man sollte (idealerweise) dabei die Wahrheit immer besser erkennen. 🙂

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      2. Yepp, das ist der Weg in die Vollkommenheit auf dem mitunter steinigen Weg der Nachfolge Jesu Christi – zurück zur Quelle; ergo weg von den Plagiaten hin zum „Original“.
        Alle Wege führen also nicht nach Rom, sondern zu Jesus.

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      3. Zurück zur Quelle und volle Kraft voraus 😉 Um von neuem geboren zu werden, müssen wir ja nicht in die Vergangenheit reisen (Joh. 3). Die Quelle des Lebens sind nicht antike Schriften, sondern der ewige Geist.

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    2. Hättest du bzgl. der Kapelle und der Eine-Welt-Religion entsprechende Links. – In der konservativen Szene gibt es da ja z.T. große Ängste, aber ich finde es schwer dazu genauere Informationen zu bekommen und der Übergang zu haarsträubenden Spekulationen ist da wohl fließend… (Kannst mir gerne auch eine private Nachricht per Kontakt-Formular oder so schicken.)

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      1. Nur auf die Schnelle:
        https://www.nzz.ch/uno_saal_genf_renovation-1.1282695

        https://www.sonntagsblatt.de/artikel/menschen/wie-pfarrerin-poehlmann-die-kirche-bei-der-uno-new-york-unterstuetzt

        https://www.lucistrust.org/de/about_us/support_un

        Wie du siehst, kann seriöse Quellen, sogar aus eigener „Quelle“, was will man mehr?
        Vielleicht einen noch:

        https://www.wallstreet-online.de/diskussion/500-beitraege/860500-1-500/ueber-die-uno-zur-globalen-diktatur

        oder zwei?
        Wobei man sich den Gehalt der Worte auf dieser Seite mal richtig zergehen lassen muß:
        https://verschwoerungstheorien.fandom.com/de/wiki/Lucis_Trust

        Klicke, um auf NEUUNO-Religion.pdf zuzugreifen

        Genug Startmaterial, um weiter zu forschen und in die Tiefe zu gehen?

        p.s. Lieber Christian, beim lesen dieser, deiner Worte:
        „In der konservativen Szene gibt es da ja z.T. große Ängste, aber ich finde es schwer dazu genauere Informationen zu bekommen und der Übergang zu haarsträubenden Spekulationen ist da wohl fließend…“ bin ich heftig an meine alte Politik-Vergangenheit in der SPD, wie auch in den Stadtgremien erinner worden. Und auch heute wird diese Technik gerade bei den „gefährlichen“ Themen immer noch verwandt, wenn es darum geht, durch die Wortwahl und Positionieung Menschen und Meinungen, ich sage mal vorsichtig, in ein weniger gutes Licht zu stellen.
        Beispiel?:
        „konservative Szene“ – Angst
        das eigene vermeintliche Zurücknehmen: ich finde es schwer
        folgend: haarsträubende Spekulationen

        Das ganze ist heute auch eher unter „Framing“ bekannt, wobei die „alten Kampfbegriffe“ gerne eingestreut werden.

        Verzeih´meine Direktheit und Offenheit, doch mit diesen Formen der Kommunikation (welche leider nicht zum gemeinsamen Horizont-erweitern nützlich ist, dessen durfte ich mich einiger Jahre „erfreuen“.
        Nicht das ich das jetzt als bewußte Wortwahl unterstelle,
        da diese Technik mittlerweile uns unterbewußt erreicht hat und ich hoffe, daß ich nicht selbst ins das Fettnäpfen getappt bin.
        Sieh mir daher diese Anmerkung meiner Direktheit nach, weil ich mich radikal von dieser selbst praktizierten Art und Weise distanziere und verwehre – denn sie trägt nicht zu einem konstruktiven Dialog, geschweige denn einer „Problembeseitigung“ bei – eher das Gegenteil.
        So, Ende des kleinen Exkurses in meine Vergangenheit. Ich hoffe, daß du mit den flott per Google zusammengekramten Links eine interessante Reise in ein oder zwei Kaninchenbauten starten kannst.

        Alles Liebe,
        Raffa.

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      2. Danke für die Links und deine Offenheit. Mir gefällt deine Sensibilität für Formen der Kommunikation. Ich habe in meiner Antwort meinem Eindruck Ausdruck gegeben. Ich beanspruche dafür nicht Allgemeingültigkeit. – Ich habe auch den Eindruck, dass manche Menschen sich heute kaum noch trauen, ihre Meinung zu sagen, weil sie befürchten nicht „politisch korrekt“ zu sein und dann angegriffen zu werden. Das finde ich gefährlich, und ist, glaube ich, auch ein Grund für den Erfolg der AfD. Wenn Menschen sich nicht mehr trauen, ihre Meinung zu sagen, suchen sie sich andere Wege, um ihre Interessen zu vertreten. Ich bin ein Freund einer robusten und freundlichen Streitkultur. Wenn man es nicht gut mit einander meint, macht ein Austausch sowieso nicht so viel Sinn. – Ich beschäftige mich schon eine Weile ein bisschen mit Verschwörungstheorien, aber ich finde es immer noch schwer, belastbare Informationen zu finden. Mit deinen Links geht es mir jetzt wieder so. Die ersten drei Links geben doch überhaupt keine Informationen über einen Plan der Uno für eine „Eine-Welt-Religion“. Natürlich gibt es bei der Uno, wie auch bei anderen Parlamenten, Lobbyisten. Es gibt auch konservativ-christliche Lobbyisten; aber ich mache mir deswegen keine Sorgen, dass morgen alle zwangs-christianisiert werden.

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      3. Nun, es geht auch um das eigene Zusammenfügen der „Puzzle-Stücke – na, und die Seite von Luci´s Trust ist ja von „denen“ selbst und zeigt die Verbindungen auf.
        Das sie nicht ganz offen ihre Agenda verkünden, ist doch offensichtlich – wie heißt der alte Spruch betreff der Verschleierung bis hin zu den Unwahrheiten: Im Krieg und in der Liebe … ???
        Doch zurück zu den „Hilfen“ beim Aufdecken und Erkennen von verdeckten Agenden und Strategien:
        Verfolge den Fluß des Geldes – schaue auf die Allianzen und Pakte – betrachte die Logistik – schaue auf Kommunikation und Medien.
        Dies hatte ich, wie gesagt, in „meiner politischen Karriere“ zugenüge lernen, erkennen und erfahren dürfen.
        Das hilft auch per der „Einsortiereung“ dieser „frischen Alternative“, welche leider auch nur ein Systemprodukt ist …

        Tja, und das Thema Streitkultur ist leider ganz verloren gegangen – und wer da auch wieder nur einen einseitigen Benefit von hat …. — doch lassen wir das, die altbekannte biblische Augensalbe aus Laudicea kommt bei Zeiten, bei denen früher, welche weiter wachsen mögen, welche ihren Horizont weiter aufspannen wollen, auch gegen die Widerstände.

        Bleiben wir wahrlich authentisch und doch !!! (;-) voll der Liebe,

        Raffa.

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