Christentum heute ist ohne die biblischen Texte kaum vorstellbar. Es gab allerdings schon Christentum bevor die Bibel entstand. Auch ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Wie wir mit ihr umgehen, ist entscheidend für uns selbst und für andere. – VORSICHT : Das Anliegen des Blogs ist mir sehr ernst; einzelne Sätze sind allerdings nicht immer wörtlich zu nehmen. ;-) – Bin übrigens als Christian Schmill auf Facebook, @C_Schmill bei Twitter.
Sonnenaufgang von Fondachelli-Fantina (Montagna di Verná / Monti Peloritani, Gebirge im Nordosten von Sizilien) Foto von Girtompir, via Wikimedia Commons – CC0
Ich wünsche dir, dass du dir keine guten Vorsätze für die Zukunft machst. Die Zukunft gehört uns nicht. – Wie wär’s, wenn du schon heute, hier und jetzt einfach der beste Mensch bist, der du sein kannst?
Ich wünsche dir, dass das Leben dich kitzelt, reizt und lockt, es in all seiner Fülle zu erfahren.
Ich wünsche dir, dass die Geheimnisse unserer Welt dich faszinieren und kindliche Neugier in dir wächst.
Ich wünsche dir wache Augen für alle Schönheit.
Ich wünsche dir, dass du erlebst, wie schön es ist, ein guter Freund zu sein, und Freunde hast, die ewig Freunde bleiben.
Ich wünsche dir Familie, die Zuhause ist.
Ich wünsche dir Arbeit, in die du gerne dein Herzblut investierst, und dass du gute Früchte deiner Arbeit sehen darfst.
Ich wünsche dir viele Kinder in deinem Leben.
Ich wünsche dir Nähe zu alten Menschen.
Ich wünsche dir, das Heilige zu berühren.
Ich wünsche dir, Sinn in Krankheit zu finden.
Ich wünsche dir Zeit zum Lesen.
Ich wünsche dir geist-erfülltes Sein.
Ich wünsche dir, gebraucht zu werden.
Ich wünsche dir eine Gemeinschaft von Menschen, mit denen du auf demselben Weg bist.
Ich wünsche dir die Reife des Erwachsenwerdens, dass du mit Abstand und Milde auf das Gute und Schlechte in deinem Leben schauen kannst.
Ich wünsche dir den Trost des Waldes.
Ich wünsche dir tiefe Verbundenheit mit allem, was ist.
Ich wünsche dir, dass du die gute Kraft spürst, die dich trägt.
Ich wünsche dir Liebe, die dich drängt und zieht in eine bessere Welt.
Ich wünsche dir Leben, das nie endet.
Ich wünsche dir tiefes Erbarmen mit allem Leid in dieser Welt.
Der Rest deines Lebens liegt vor dir, wie ein weites, offenes Land …
Leinengewebe, by Dee.lite [Public domain], via Wikimedia Commons
Zeit und Fantasie sind wichtig zum Verstehen der Bibel („Bibel. Jetzt.“, Teil 1+2). Kontext ist auch wichtig, und Kontext bedeutet „Zusammenhang“. Ich hätte also schreiben können: Zusammenhang, Zusammenhang, Zusammenhang – etwas mühsam.
… So hat es euch ja auch unser lieber Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben,und dasselbe sagt er in allen Briefen, wenn er über diese Dinge spricht. Einiges in seinen Briefen ist allerdings schwer zu verstehen …
„Kontext (Sprachwissenschaft), alle Elemente einer Kommunikationssituation, die das Verständnis einer Äußerung bestimmen“
Kontext spielt eine Rolle, wenn man miteinander redet und auch wenn man Texte liest. „Kontext“ ist alles, was für das Verstehen einer Äußerung wichtig ist. Man spürt, was damit gemeint ist, wenn man einen Brief (oder E-Mail) schreibt. Während ich schreibe, frage ich mich: Wird der andere das auch so hören, wie ich es sage? – Er hört ja gar nicht den Ton meiner Stimme, sieht nicht das Lächeln oder das Zwinkern mit den Augen …
Was würde ich darum geben, gerade jetzt bei euch zu sein und im Gespräch mit euch den richtigen Ton zu finden! Denn ich weiß mir keinen Rat mehr mit euch.
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(Neues Testament, Paulus‘ Brief an die Christen in Galatien, 4,20)
Missverständnisse
Und manchmal gibt es Missverständnisse. Ironie ist besonders problematisch. Und das Konservieren von Gedachtem oder Gesprochenem in einem Text funktioniert nicht immer perfekt. Es geht meistens etwas verloren.
Ja, es ist offensichtlich, dass ihr ein Brief seid, den Christus selbst verfasst hat und der durch unseren Dienst zustande gekommen ist. Er ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, und die Tafeln, auf denen er steht, sind nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut; es sind die Herzen von Menschen.
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(Paulus‘ zweiter Brief an die Christen in Korinth, 3,3)
Mit einem Text beim Leser die gewünschte Wirkung zu erzielen ist eine Kunst, und je größer und vielfältiger die Leserschaft desto schwieriger. Je größer der zeitliche und kulturelle Abstand desto schwieriger.
Versuche der Rekonstruktion von schriftlicher Kommunikation
Dies alles ist keine spezifisch biblische oder theologische Problematik. Sie ist rein sprachlich. Es ergeben sich aus ihr allerdings wichtige Fragen an die Auslegung aller religiösen Texte, gerade auch die Auslegung der sehr alten:
Inwieweit lässt sich überhaupt der Kontext rekonstruieren? Wie kann man sie heute noch verstehen? Wie wahrscheinlich ist es, dass wir sie richtig verstehen, oder: Wie können wir überprüfen, ob wir richtig verstanden haben? …
Allein diese paar Fragen sollten schon deutlich machen, wie vorsichtig wir mit Formulierungen sein sollten, wie „die Bibel sagt…“ oder „aus der Bibel kann man lernen …“
Er hat uns fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.
(Paulus‘ zweiter Brief an die Christen in Korinth, 3,6)
Ein anderer Weg
Und noch eine ganz wichtige Frage: Gibt es vielleicht noch einen anderen Zugang zur Bibel als den „wissenschaftlichen“, theoretischen? Wie können wir als „Laien“ oder auch als Profis sinnvoll mit der Bibel umgehen?
… bloßes Wissen macht überheblich. Was uns wirklich voranbringt, ist die Liebe.
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(Paulus‘ erster Brief an die Christen in Korinth, 8,1)