Sehr interessanter Artikel von Christian Schramm auf feinschwarz.net:
Zurück zum Anfang? – Nein, zu den Anfängen!
Christentum heute ist ohne die biblischen Texte kaum vorstellbar. Es gab allerdings schon Christentum bevor die Bibel entstand. Auch ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Wie wir mit ihr umgehen, ist entscheidend für uns selbst und für andere. – VORSICHT : Das Anliegen des Blogs ist mir sehr ernst; einzelne Sätze sind allerdings nicht immer wörtlich zu nehmen. ;-) – Bin übrigens als Christian Schmill auf Facebook, @C_Schmill bei Twitter.
Sehr interessanter Artikel von Christian Schramm auf feinschwarz.net:
Zurück zum Anfang? – Nein, zu den Anfängen!
Am Anfang formte Gott die Erde. Er machte sie rund und schön. Er schuf Samen und warf ihn in den Wind. Und bald umhüllte ein schillernder grüner Mantel das Angesicht der Erde.
Dann formte er Fische und warf sie ins Meer, und sprach:
„Macht euch ein Zuhause!“
Und die Fische schwammen zu den Korallenriffen und in die Abgründe des Meeres und machten sich ein Zuhause in den Weiten der Ozeane.
Dann formte Gott die Vögel und warf sie in den Himmel, und sprach:
„Macht euch ein Zuhause!“
Und die Vögel breiteten ihre Schwingen aus und flogen über die Meere und flatterten auf die Berge, und bauten sich Nester in den Wipfel der Bäume und hoch auf den Gipfeln der Berge.
Dann formte Gott große Tiere mit Hufen und schickte sie in die Weite der Steppe, und sprach:
„Macht euch ein Zuhause!“
Und die großen Tiere stampften los, durchzogen die Steppe und machten sich ein Zuhause auf den Wiesen und in den Wäldern der Welt.
Dann formte Gott den Menschen und hauchte seinen Atem in dessen Nase. Da öffnete der Mensch seine Augen und blickte in das gütige Gesicht Gottes. Da lachte Gott, stellte den Menschen auf seine Füße und gab ihm einen Klaps auf seinen Po, und sprach:
„Mach dir ein Zuhause!“
Und der Mensch lief los und schwamm über die Meere der Erde und sah die Wale und Seeungeheuer. Und er lief durch die Steppen und die Wiesen und Wälder der Erde und sah Rinder und Rehe. Er kletterte sogar hoch auf die Berge und fand die Nester der Adler.
Da bemerkte der Mensch, dass er müde geworden war und schloss die Augen. Und als er sie wieder öffnete, machte er sich auf den Weg zurück zu Gott.
Und Gott sprach zum Menschen:
„Warum bist du wieder zurückgekommen?“
Da sprach der Mensch:
„Ich schwamm über alle Meere deiner Erde und sah all die Meerestiere, die du geschaffen hast. Und ich lief durch alle Landschaften deiner Welt und sah all die Landtiere, die du geschaffen hast. Und ich stieg sogar hinauf auf die Gipfel der Berge und fand die Nester der Adler. Dann merkte ich, dass ich müde geworden war und schloss die Augen. Und in meinem Geist sah ich dein Lächeln und hörte deine sanfte Stimme…“
„Schönster Herr Jesu …“
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(Titel eines alten Kirchenliedes)
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„He’s the ‚Lily of the Valley,‘ the Bright and Morning Star
He’s the fairest of ten thousand to my soul.“.
(Refrain eines alten Gospel-Songs)
Vor fast 2000 Jahren nahm mit dem Mann aus Nazareth eine Bewegung ihren Anfang, die bis heute nicht zum Erliegen gekommen ist. – Erstaunlich …
Farbenprächtige Blüten. – Das Make-up von Frauen kann da kaum mithalten. – Schönheit ist anziehend.
Schönheit wirkt in ihrer Unmittelbarkeit. Der schweifende Blick verweilt dort, und schenkt ihr Aufmerksamkeit. Eine Verbindung entsteht zwischen der sinnlichen Wahrnehmung und dem eigenen Bewusstsein für Schönheit.
… Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!
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(Bibel / Tanach / Altes Testament, Psalm 133, Vers 1)
Herzens-Schönheit kommt aus der Tiefe eines Lebens. – Es gibt wohl kaum etwas Attraktiveres als wahre Liebe …
Wie müsste wohl eine schöne Frömmigkeit und eine attraktive Spiritualität aussehen?
Welche Bedeutung hat Ästhetik in der Theologie?
„Ihr seid das Licht der Welt …“
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(Jesus in der Bergpredigt, Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 5. Kapitel, Vers 14)
Blüten haben farbenfrohe Leuchtkraft. Sie sind ein Anziehungspunkt für die Sinne und erregen Aufmerksamkeit, machen neugierig. Sie stimulieren unsere Wahrnehmung.
Kenner können eine Pflanze an den Blüten identifizieren. Die Gestalt der Blüte ist Teil der Identität einer Pflanze. Durch die Blüten sind Pflanzen leichter für uns erkennbar. Blüten geben uns Information und Orientierung. Sie locken Insekten an und werben um Aufmerksamkeit.
Auch Jesus erregte Aufmerksamkeit, und sein Leben hatte ein deutliches Profil. Schon bald hatte er den Ruf eines Freundes der „Zöllner und Sünder“. – Schönheit, von einer anderen Art.
Wie entsteht eine gesellschaftliche Bewegung? Wie führt man Menschen und auseinander-strebende Kräfte zusammen? Wie bündelt man Energie und Ressourcen?
Ein Licht in der Dunkelheit bringt Menschen zusammen. Eine Kerze im Fenster in dunkler Nacht zeigt dem Verlorenen den Weg nach Haus.
Manche Gottesdienste sind kaum mehr als christliche Selbstdarstellung, und manche Gemeinden lediglich Vereine frommer Typen, die nicht gestört werden möchten.
Wie müsste eine anziehend schöne Gemeinschaft von Menschen aussehen?
Es gibt eine Schönheit des Lebens, in all seiner Wildheit und Unberechenbarkeit. Helfende Hände für Menschen in Not. Offene Türen für Einsame. Gastfreundschaft für Fremde. Freundlichkeit für Verbitterte. Herzenswärme für frierende Seelen … – Lichter der Hoffnung und Blüten der Hoch-zeit des Lebens.
Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, schön wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat.
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(Neues Testament, Offenbarung, 21,2)
Watte ist sanft und schützt Zerbrechliches. Lebendiges ist zerbrechlich.
Babys werden weich eingepackt. Weiches, das nachgeben kann, schützt vor Verletzungen. Weiches kann sich auch an harte Stellen und Kanten anpassen.
Nicht alle Lebewesen sind allerdings in gleichem Maße zerbrechlich, und manche haben einen konflikt-freudigeren Lebensstil. Immer wieder prallen wir Menschen aufeinander, und das kann weh tun.
Vertraut euch meiner Leitung an und lernt von mir. Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. Dann werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn dieser Weg ist einfach, und die Last leicht.
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(Matthäus-Evangelium 11,29-30)
Von Gruppen, die hart und glatt sind, prallen manche Menschen ab. Eine jesuanische Gemeinschaft, die sich an der Überlieferung von Jesus orientiert, müsste einladend weich und flexibel sein, und einen Ruf haben, der Zaghaften Mut macht, sich zu nähern und anzuschließen. Ein klares jesuanisches Profil, das erkannt wird und leuchtet. Weit ausgestreckte Arme, die auch noch den letzten Verlorenen erreichen.
Wo Menschen sich nahe kommen, lassen sich Spannungen und Konflikte nicht vermeiden. Sie sind auch notwendig, um an ihnen zu wachsen. Es gibt allerdings gewaltige Unterschiede, wie mit ihnen umgegangen wird. Und wer sich angenommen weiß, läuft auch bei Schwierigkeiten nicht gleich davon.
Nicht jeder empfindliche Mensch ist auch sanft. Sanfte Menschen gehen sanft mit anderen Menschen um. Auch Sanftmut kommt aus der Tiefe eines Lebens. Sie entsteht in einem Leben mit Gott.
Die Frucht, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung ….
(Paulus im Brief an die Christen in Galatien, 5,22-23)
Viele biblischen Texte können für uns ein Vorbild sein. Ihre Motive haben sich in der Kulturgeschichte der Menschheit festgesetzt wie Kletten. Gedanken mit Widerhaken. Worte, die sich festsetzen und bleiben. Reizvoll und herausfordernd.
Nachhaltige Kommunikation. Dauerhafte Veränderung. Bilder, die begleiten und verfolgen. Eindrücke und Erfahrungen mit Kraft. Lebensenergie. – Gelockt und gereizt, eingewickelt und verwoben. Gezogen mit Stricken der Liebe.
Denkt an den Regen und den Schnee! Sie fallen vom Himmel und bleiben nicht ohne Wirkung: Sie tränken die Erde und machen sie fruchtbar; alles sprießt und wächst. So bekommt der Bauer wieder Samen für die nächste Aussaat, und er hat genügend Brot zu essen..Genauso ist mein Wort: Es bleibt nicht ohne Wirkung, sondern erreicht, was ich will, und führt das aus, was ich ihm aufgetragen habe..(Bibel / Tanach / Altes Testament, Jesaja 55,10-11)
Es wäre gut, wenn da die Theologen ihre sprachliche Kompetenz, neben ihren altsprachlichen Fähigkeiten noch erweitern würden:
Vielleicht regt dieses Beispiel auch ein bisschen dazu an:
Denn Gottes Reich gründet sich nicht auf Worte, sondern auf seine Kraft.
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(Paulus im Ersten Brief an die Christen in Korinth, 4,20, Neues Testament)
Was am Ende bleibt, ist das Ergebnis. Die Wirkung unseres Denkens und unserer Worte und Taten. Die Frucht eines kurzen oder langen Lebens, und der Ertrag von viel oder wenig Investitionen.
Etwas das gut ist, muss auch gut sein für die, die nach uns kommen.
Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen..(Matthäus-Evangelium 13,31-32)
Jemand, schon vor längerer Zeit, hatte die Idee den damals beliebten Aufkleber „Jesus lebt“ in „Jesus klebt“ umzuwandeln. – Wie passend für einen Aufkleber. – Es hat auch einen tieferen Sinn:
Schon in einem älteren Kirchenlied hieß es ja:
„… an dir wir kleben
in Tod und Leben.
Nichts soll uns scheiden …“
Menschen verbinden Menschen mit einander. Manche Menschen haben dafür eine besondere Begabung und werden immer wieder zur Keimzelle für neue Gruppen und Netzwerke. Ob dies dann allerdings auch von Dauer ist, hängt von dem ab, was die Menschen darüber hinaus miteinander verbindet.
Eigentlich ist im Universum irgendwie sowieso alles mit allem verbunden. Und noch darüber hinaus verbindet uns als Menschen viel mehr, als uns trennt. Unser Menschsein verbindet uns und gibt uns eine Identität, die wir nicht abschütteln könnten, selbst wenn wir es wollten. Unser Menschsein klebt an uns, und wir kleben an der Menschheit und ihrer Geschichte.
Das Geheimnis des Lebens verbindet alles Lebende. Unsere Menschlichkeit verbindet uns als Menschheitsfamilie. Eine religiöse Überlieferung verbindet Gläubige. Eine gemeinsame Sprache verbindet eine Sprachgemeinschaft. Gemeinsame Werte und kulturelle Tradition verbindet ein Volk. Eine Gegend verbindet Nachbarn. Menschen, die sich treffen, verbindet Zeit und Ort.
Alles ist uns geschenkt worden. Nichts haben wir als Einzelne in diese Welt hineingebracht, das nicht schon da gewesen wäre, und auch unsere Einzigartigkeit als Individuum haben wir nicht selbst hervorgebracht.
Ein Bewusstsein dessen, das uns anvertraut worden ist, könnte uns alle mit einander verbinden; das, was uns wertvoll ist. – Fürsorge für alles, das lebt.
„… Es kommt die Zeit, da werde ich meinen Geist ausgießen über alle Menschen. Männer und Frauen werden die Worte Gottes sprechen. Alte Menschen werden noch Träume haben, und junge Menschen Visionen. Sogar über unfreie Menschen werde ich meinen Geist ausgießen.“.
(Bibel / Tanach / Altes Testament, Joel 3,1-2)
Geist erzeugt eine geistige Bewegung. Der heilige Geist des Lebens und der Liebe lässt eine Gemeinschaft der Liebenden entstehen. Er berührt Menschen, erfasst, erneuert und verbindet sie.
… Gott ist Liebe; und die in der Liebe bleiben, bleiben in Gott, und Gott in ihnen.
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(Neues Testament, Erster Brief von Johannes 4,16)
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Wenn Menschen in Kontakt kommen ereignet sich etwas: Man verändert sich gegenseitig und Verbindungen entstehen. Wenn Menschen sich treffen, ist es, wie wenn Galaxien sich annähern und beeinflussen, und Neues entsteht. Es entsteht auch eine Kultur der Wahrnehmung und des Umgangs mit einander. Menschliche Gemeinschaft ist wie vielschichtiges, komplexes Gewebe, gesponnen aus vielen Fäden.
Blüten, Watte, Kletten und Kleber. Scheinbar zufällig auf einander treffende Wörter; wie die Menschen in einer Stadt, wenn sie sich begegnen, oder in einen neuen Kiez mit fremden Menschen ziehen.
Die Community der Menschen, die dem Vorbild von Jesus folgen, ist deutlich zu erkennen und anziehend wie eine leuchtende Blüte.
Sie ist weich wie Watte, so dass auch die empfindlichsten Seelen sich nicht verletzen. Einladend und liebevoll, so dass Menschen dort leicht ankommen und sich zuhause fühlen können.
In einer solchen Gemeinschaft entstehen reizvolle, inspirierende, klettige Eindrücke. Bilder und Worte, die hängenbleiben und im Alltag begleiten. Erfahrungen, die die Seele satt machen, und die bleiben.
Mit einer verantwortungsbewussten, herzlichen Liebe, die Menschen verklebt, wie Pech und Schwefel.
Anziehen, annehmen, anreizen und ankleben; und oft alles gleichzeitig.
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Die Insel Vulcano. Foto von Brisk g, von Wikimedia Commons (public domain).
spürt ihr es nicht ?
wie die erde bebt
völker erzittern
mächte sich verbinden
dicht unter der oberfläche.
nur noch eine kleine weile
nur noch ein augenblick
und es bricht sich bahn
wie eine gewaltige flut
Ich reihe mich nicht ein, in die Zahl der Weltuntergangs-Propheten.
Es ist etwas im Anbrechen. Etwas Großes. Das Alte verblasst. Mächte schwinden und neue stehen auf; und immer mehr Menschen haben ein anderes Bewusstsein. Die alten Antworten haben für sie keine Kraft mehr.
… Siehe, ich mache alles neu! …
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(Bibel, Neues Testament, Offenbarung, 21. Kapitel, Vers 5)
Gott ist nicht nur der Erschaffer am Anfang, sondern auch der Erhalter seiner Schöpfung. Er ist das Leben und die Wirklichkeit selbst. Die kreative Kraft. – Die Zellen unseres Körpers erneuern sich alle paar Jahre. Gott macht ständig alles neu.
Aus der Vergangenheit kann jeder lernen.
Heute kommt es darauf an, aus der Zukunft zu lernen.(Hermann Kahn)
Man muss nicht ein studierter Gesellschafts- und Politik-Analyst sein, um das Ausmaß der aktuellen Veränderungen zu spüren.
Wenn man in Worte fasst, was man selbst wahrnimmt, entsteht Klarheit. Wenn man darüber mit anderen spricht, entsteht Wirklichkeit.
Wenn wir gewillt sind,
das Leben loszulassen,
das wir geplant haben,
können wir das Leben empfangen,
das auf uns wartet.(Joseph Campbell)
Wir blicken aus großer Höhe herab auf einen Hochgeschwindigkeitszug, der über die Oberfläche unserer Welt gleitet. Es ist eine klitzekleine Weiche, die darüber entscheidet, ob der Zug an dem einen Ende der Erde ankommt, oder am anderen.
Wir treffen jeden Tag eine Fülle von Entscheidungen. Große und kleine.
Probieren – geht über studieren.
Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?
– Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest, sagte die Katze.(Lewis Caroll, Alice im Wunderland)
ER IST ein außergewöhnliches Kind. Seine Mama hat das schon immer gewusst. Auch Nachbarn und Bekannte machen immer wieder Andeutungen:
„Aus dir wird noch mal was ganz Besonderes!“
Und dann passiert …
nichts.
Er wächst eigentlich einfach so auf wie all die anderen Jungs in seinem Kaff, irgendwo auf dem Land, weit ab von den Metropolen, wo das Leben spielt …
Keine Ahnung.
Die Zeit vergeht …
Jahr für Jahr, für Jahr …
Im Schoß seiner Familie wächst er heran.
Aus dem Jungen wird ein Mann.
Eines Tages kommt eine Frau ins Dorf und erzählt:
„Leute, stellt euch vor! Unten im Süden, in der Wildnis, noch auf der östlichen Seite des Jordan, gar nicht so weit von Jerusalem, hat so’n komischer Typ angefangen öffentlich zu predigen:
‚Gottes Gericht steht kurz bevor! Tut Buße! Wenn ihr nicht ändert, wie ihr lebt, kommt es zur Katastrophe! Hört endlich auf, das Falsche zu machen und fangt an richtig zu leben!‘
Und die ganzen Leute rennen zu ihm hin, und viele lassen sich im Jordan taufen; als Zeichen, dass sie mit ihrem alten Leben brechen wollen, und um sich vorzubereiten auf das, was kommt …“
Da verlässt er seine Familie und sein Dorf, und macht sich auf den langen Weg nach Süden.
Schon von Weitem sieht er die große Menschenmenge, und hört die kräftige Stimme des Predigers. Er bahnt sich einen Weg durch die Menschen und reiht sich ein in die Schar derer, die sich taufen lassen.
Endlich ist er an der Reihe. Für einen Augenblick ist er begraben im kalten Wasser des Jordan …
Dann richtet er sich auf.
Das Wasser tropft von ihm herab, und er reibt es sich aus den Augen. Als er die Augen öffnet, erblickt er eine Erscheinung am Himmel, wie eine Taube, die vom Himmel auf ihn herabkommt, und er hört eine Stimme:
„Du bist mein Kind!
Ich bin so stolz auf dich.“
Ganz langsam steigt er aus dem Wasser heraus und bahnt sich erneut einen Weg durch die Menge. Er flieht vor den Menschen. Er braucht jetzt Zeit für sich allein, und er geht in die nahe gelegene Wüste. Es zieht ihn in die Einsamkeit …
Wüste. Nur Himmel über ihm. Nachts leuchten die Sterne.
Sein Name ist übrigens „Jeschua;“ eine Kurzform des beliebten alten hebräischen Namens „Jehoschua.“ – Ein berühmter Mann mit demselben Namen hatte einmal vor langer, langer Zeit nicht weit von hier das Volk Gottes in das gelobte Land geführt.
Der Name hatte ursprünglich sicherlich auch einmal eine Bedeutung. Vielleicht sollte er bedeuten „Gott ist großzügig“ oder „Gott rettet“.
Jeschua isst nichts, während er in der Wüste wartet. Und nachdem vierzig Tage vergangen sind, ist er völlig entkräftet, und der Hunger quält ihn …
Da begegnet er dem Bösen.
„Na, du Ebenbild Gottes! Mach doch einfach Brot aus diesem Stein hier! Als Kind Gottes müsstest du das doch eigentlich können, oder?“
Doch Jeschua antwortet nur:
„Um wirklich zu leben, braucht ein Mensch mehr als Essen.“
Eine Weile vergeht.
Dann tut sich ein Abgrund vor ihm auf. Es zieht seinen Blick in die Tiefe …
„Ich kann nicht mehr.“
„Einfach loslassen … mich fallen lassen … Gott machen lassen …“
„Heißt es nicht in den Heiligen Schriften: ‚Er wird Engel schicken, um mich zu retten?‘ “
„Nein, …. nein! Ich kann doch nicht Gott herausfordern. Ich kann sein Eingreifen doch nicht erzwingen. Gott wird alles machen – zu seiner Zeit …“
Wieder vergeht eine Weile.
Immer noch hat Jeschua nichts gegessen, und noch einmal tritt der Versucher an ihn heran und flüstert in sein Ohr:
„Ich habe mehr als du brauchst. Mir ist Alles in dieser Welt GEGEBEN WORDEN. Mir gehören doch alle Mächtigen, alles Geld, aller Reichtum, …
Du brauchst das bloß endlich anerkennen, und die Welt wird dir zu Füßen liegen. Mit mir kriegst du alles , wenn du dich nur endlich vor mir beugst.“
Da öffnet Jeschua seinen Mund und spricht langsam die Worte:
„Hau ab, du Teufel! – Ich weiß nur eins: Gott regiert!“
Und im selben Augenblick ist der ganze Spuk vorbei, und Gottes Helfer kommen zu ihm und versorgen ihn mit allem, was er braucht.
Voll-Macht.
Gestärkt, befähigt, und erfüllt mit der Kraft Gottes, wendet sich Jeschua nun nach Norden. Er lässt die Wüste hinter sich. Auch den Mittelpunkt seines Volkes, Jerusalem, Tempel, Priester und König, die Reichen und Mächtigen lässt er hinter sich und geht zurück zu seinen Leuten aufs Land – zu den einfachen Menschen.
Er trifft sie in den Synagogen und auf den Marktplätzen und spricht mit ihnen. Er sagt ihnen:
Das Himmelreich ist schon da! – Hier, und jetzt.
Es ist schon mitten unter euch.
Es ist in euch.
Und all die kaputten Menschen kommen zu IHM …
… und werden heil.
(Die Bibel, Neues Testament; Matthäus-Evangelium, Kapitel 1-4)
Langes Warten auf das Eingreifen Gottes. Die Lage im Land spitzt sich zu. Sehnsucht nach Freiheit, und nach der Herrschaft Gottes. Die Zeit ist reif …
Man hatte ihn Jochanan genannt – „Gott ist gnädig.“ Eigentlich wollte man ihm einen Namen gemäß der Familientradition geben, aber sein Vater hatte geschrieben: Er soll „Jochanan“ heißen!
Später zog er sich zurück in die Wüste.
Wüste. Einsamkeit. Nur der Himmel über ihm.
Ort der Vorbereitung – Ort der Klärung.
Wie hatte wohl sein Leben bis zu diesem Zeitpunkt ausgesehen?
Wir haben keine Ahnung. Er selbst hat keine Memoiren zurückgelassen, und es wurden auch keine Biografien über ihn geschrieben.
Der kleinbürgerliche Lebensweg im Schoß der Familie war für ihn nicht in Frage gekommen. – So darf es in unserer Heimat doch nicht weitergehn!
Heuschrecken und Honig. -Seine heiligen Texte erzählen von einem anderen Mann vor langer Zeit, der auch schon in auffälliger Kleidung herumgelaufen war …
Die Lage in der römischen Provinz am Rande des Imperiums ist angespannt. Da ertönt die einsame Stimme eines Rufenden in der Wüste:
„Es fehlt nur noch ein Augenblick! Die Axt liegt schon am Fuß des Baumes an. Gleich holt ER aus und dann …
Fangt bei euch selbst, in eurem eigenen Leben an! Ändert euer Leben, solange ihr es noch könnt …“
(Die Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 3. Kapitel, Markus 1, Lukas 3, Johannes 1)
Und sie kamen. Viele Menschen aus der Großstadt gingen hinaus in die Einöde zu dem Rufer in der Wüste. Sie hatten Hoffnung geschöpft … – Sie waren bereit einen neuen Anfang zu machen.
Aber nicht alle waren begeistert. Seine Autorität wurde in Frage gestellt. – „Was bildet dieser Mann sich überhaupt ein?“ „Was denkst du, wer du bist?“
Er antwortete: „Ich bin eine Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!“
Und dann trat ein Mann auf, aus einem Kaff in Galiläa; und der Himmel tat sich auf …
Das Himmelreich ist schon da. Hier, und jetzt!
Es ist mitten unter euch,
und es ist in euch.
(Lukas-Evangelium 17,20)