Christentum heute ist ohne die biblischen Texte kaum vorstellbar. Es gab allerdings schon Christentum bevor die Bibel entstand. Auch ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Wie wir mit ihr umgehen, ist entscheidend für uns selbst und für andere. – VORSICHT : Das Anliegen des Blogs ist mir sehr ernst; einzelne Sätze sind allerdings nicht immer wörtlich zu nehmen. ;-) – Bin übrigens als Christian Schmill auf Facebook, @C_Schmill bei Twitter.
Fresko über das Pfingstwunder und die Bruder- und Schwesternschaft des Heiligen Geistes, in Via Tréby, Donnas, Valle d’Aosta, Italia; von Patafisik (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, via Wikimedia Commons
0. Bitte schreib mal kurz für dich selbst auf, was jemand unbedingt glauben muss, um Christ zu sein. (Muss keine theologische Abhandlung sein, sondern einfach deine Meinung.)
1. Nicht schummeln! 😉 Bitte erst Punkt „0.“ fertig machen. Falls du selbst schon Christ geworden bist, solltest du ja wissen, wie’s funktioniert.
2. Die Bibel ist das wichtigste und ziemlich dicke Buch der Christenheit. „Neues Testament“ nennt man den zweiten Teil der Bibel. Im Neuen Testament ist es der Abschnitt „Die Apostelgeschichte“, der davon erzählt, wie die ersten Menschen Christen wurden. (Das Wort „Christen“ kommt von „Christus“, was wiederum die Übersetzung des hebräischen Wortes für „Messias“ ist.)
3. Die Apostelgeschichte erzählt davon, wie ein paar Wochen nach der Kreuzigung des Mannes „Jesus von Nazareth“, nach dessen Auferstehung und Himmelfahrt zu Pfingsten der Heilige Geist Gottes auf die Anhänger Jesu herabkommt. Petrus, einer seiner Anhänger, predigt daraufhin, dass Jesus der von Gott gesandte Messias war, den die Menschen aber ablehnten und kreuzigen ließen. (Die Apostelgeschichte, 2. Kapitel)
Als die Leute das hörten, waren sie von dieser Botschaft tief betroffen. Sie fragten Petrus und die anderen Apostel: »Brüder, was sollen wir tun?« »Kehrt um zu Gott!«, forderte Petrus sie auf. »Jeder von euch soll sich auf den Namen von Jesus Christus taufen lassen! Dann wird euch Gott eure Sünden vergeben, und ihr werdet den Heiligen Geist empfangen. Diese Zusage gilt euch, euren Nachkommen und den Menschen in aller Welt, die der Herr, unser Gott, zu sich herbeirufen wird.« … Viele Zuhörer nahmen die Botschaft von Petrus an und ließen sich taufen. Die Zahl der Gläubigen wuchs an diesem Tag um etwa dreitausend.
(Apostelgeschichte, 2. Kapitel, Verse 37-41)
4. Wenn der Schreiber der Apostelgeschichte recht hat, reicht eine kurze Predigt, basierend auf den heiligen Texten der Juden, aus, damit Menschen eine Entscheidung für den christlichen Glauben, den Glauben an Jesus als den Messias Gottes, treffen können.
5. Offensichtlich ist der christliche Glaube nicht identisch mit einem gewissen Bibelglauben, der sich erst später in der Kirchengeschichte entwickelt hat. Wer behauptet, man muss alles glauben, was in der Bibel (einschließlich all der neutestamentlichen Bücher) steht, um Christ zu sein, der lügt / irrt sich und widerspricht sich selbst! (Die Apostelgeschichte ist ja Teil der Bibel!)
Denkmal in Roseland, Chicago (US), mit einem Stein für jedes Kind, das in Roseland gewaltsam ums Leben gebracht wurde. (By Victorgrigas (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, via Wikimedia Commons)
Später schlug Kain seinem Bruder Abel vor: »Komm, wir gehen aufs Feld hinaus.«
Als sie dort waren, fiel Kain über seinen Bruder her und schlug ihn tot.
Da fragte der Herr Kain: »Wo ist dein Bruder Abel?«
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Kain. »Soll ich etwa ständig auf ihn aufpassen?«
Doch der Herr sprach: »Was hast du getan? Hörst du nicht: Das Blut deines Bruders schreit zu mir? Deshalb sollst du verflucht sein … Von jetzt an sollst du ein Flüchtling sein, der heimatlos von Ort zu Ort irrt.«
Kain entgegnete dem Herrn: »Meine Strafe ist zu hart, ich kann sie nicht ertragen! …«
In der biblischen Erzählung bricht die Gewalt über den Menschen herein wie ein Tsunami über die Badenden am Strand. Im Paradies wussten die Menschen zunächst noch nichts vom Bösen. Aber nach der Verführung, schon auf den ersten Seiten der Bibel, erschlägt ein Mensch seinen eigenen Bruder. Das Blut versickert im Acker. Die trauernden Eltern verlieren ihre beiden Kinder, an einem Tag der Gewalt.
Gewalt ist eine Gefahr auf unseren Straßen, in den Schulen und hinter den Fenstern unserer Wohnungen. Sogar in der Familie, dort wo ein Mensch sicher sein sollte, machen Menschen Gewalt-Erfahrungen am eigenen Körper, verursacht durch Menschen, die sie einmal geliebt haben, und es vielleicht immer noch tun.
Die Erfahrung körperlicher Gewalt ist eine prägende Erfahrung. Sie erschüttert uns bis hinab in die Tiefen unserer Seele, taucht wieder auf in unseren Träumen und verändert den Menschen, der wir sind. Das Leben danach ist nicht mehr dasselbe wie davor.
Gewalt ist das hässliche Gesicht der Menschheit. Eine Erinnerung an eine in uns schlummernde Gefahr, an die wir lieber nicht erinnert werden. Aggressives Potential, das vernichten kann. Ein andauerndes In-Frage-stellen unserer Menschlichkeit, und viele weitere offene Fragen …
WÜRDEST DU DEIN KIND LAMECH NENNEN ?
Lamech ist nicht gerade eine der bedeutenden Gestalten in der Bibel. Dennoch gibt es sogar einen Wikipedia-Artikel zu diesem Namen: https://de.wikipedia.org/wiki/Lamech
Lamech. Ein Nachkomme des Brudermörders Kain. Ein Name der für immer mit der Eskalation von Gewalt verbunden sein wird. Sein Sohn wurde Waffenproduzent. Lamechs kurzes Lied „gilt als die älteste erhaltene Dichtung in der Bibel“ (Wikipedia). Es ist ein Lied der Gewalt:
Ihr meine Frauen, Ada, Zilla, hört!
Passt auf, wie Lamech sich sein Recht verschafft:
Ich töte einen Mann für meine Wunde
und einen Jungen, wenn mich jemand schlägt!
Ein Mord an Kain – so hat es Gott bestimmt –
verlangt als Rache sieben Menschenleben;
für Lamech müssen siebenundsiebzig sterben!
(Bereschith /Genesis / 1. Mose, 4,23-24)
DIE ZAHL 777
Es gibt noch einen zweiten Lamech in der Bibel, gleich im nächsten Kapitel. Der zweite Lamech ist ein Nachkomme von Set (das Kind, das Eva & Adam bekamen, nachdem sie Abel und Kain verloren hatten). Lamech lebte also nicht unter Kains Fluch.
Lamech war ein Sohn des legendären Methusalem, des ältesten Menschen in der Bibel. Er war auch der Papa des berühmten Noach (genau, der mit der Arche), was ihn ja eigentlich schon einmal ziemlich „aufwertet“. Er gehörte also zur letzten Generation, die alt und lebenssatt starb, bevor Gott fast die gesamte Menschheit durch eine globale Katastrophe gewaltsam vernichtete.
In der Bibel sind es manchmal Kleinigkeiten, die einem Leser, der mit den biblischen Erzählungen vertraut ist, große Zusammenhänge erahnen lassen. Ein einzelnes Wort kann dem Bibel-Kenner Themen und Motive in Erinnerung rufen.
777. Von solchen „Drillings-Zahlen“ gibt es ja nicht allzu viele in der Bibel. (Dem Bibelkenner fällt natürlich gleich die Zahl 666 ein.) Hier haben wir dreimal die Zahl 7. In sieben Tagen hatte Gott die Welt erschaffen. Kain sollte siebenmal gerächt werden, und der erste Lamech verlangte siebenundsiebzigfache Rache.
Ich halte nichts von übertriebener Zahlenakrobatik mit biblischen Zahlen. Manchmal haben Zahlen in der Bibel aber wirklich eine offensichtlich symbolische Bedeutung. Die Zahl 7 ist dabei eine der symbolträchtigeren Zahlen. Mit der Zahl 7 kann die Bedeutung von Vollständigkeit oder Vollkommenheit mitschwingen bzw. zum Ausdruck kommen.
Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte: »Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er immer wieder gegen mich sündigt? Siebenmal?« – »Nein«, gab Jesus ihm zur Antwort, »nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!«
Erinnert dieser Dialog vielleicht an das Rache-Lied von Lamech?
Das Alter des zweiten Lamechs, die Zahl 777 im 5. Kapitel der Bibel, erscheint mir wie ein Fingerzeig auf die fortgeschrittene Eskalation der Gewalt zwischen den Menschen. Nicht die Schöpfung Gottes ist ans Ziel gelangt, sondern das ertragbare Maß an Gewalt und Bösen ist an seine Grenzen gestoßen. „Als aber die Zeit erfüllet war …“ (Neues Testament). Das Maß an Bosheit und Gewalt ist voll!
Das Zunehmen der Bosheit führt zur (scheinbaren) Endlösung: Die Sintflut. Die Zeit ist reif für einen Neubeginn. Die gute Familie des Noachs (oder sollte man besser sagen: die Familie des guten Noachs) sind die einzigen Menschen, die gerettet werden – für einen Neuanfang. Sicherlich eine Strategie, an die viele schon einmal gedacht haben: Man müsste nur alle bösen Menschen ausrotten …
Aber auch diese Superlative der Gewalt in Form der Sintflut wird keine Lösung sein. Nach der Sintflut geht es genau so weiter wie vorher. Die Eskalation der Gewalt geht immer weiter und gipfelt im Tod Jesu am Kreuz, wo nicht die Menschheit, sondern der Unschuldige die Strafe erträgt. Gott selbst kommt zu seinen Menschen, und seine Menschen schlagen ihn ans Kreuz; und die Möglichkeit der Versöhnung für alle Menschen wird eröffnet.
Der Geschichte der Menschheit durchzieht auch eine blutige Spur der Gewalt im Namen Gottes. Und auch jetzt, und auch in unserem Land ist diese Gefahr, und die Angst davor, real. Eine Stimme zu dieser Gefahr ist die des jüdischen Rabbiners Lord Jonathan Sacks, der vor zwei Jahren ein viel beachtetes Buch dazu veröffentlicht hat: „Not in Gods Name“
Den vielen offenen Fragen in Bezug auf Gewalt können wir die Antworten von Erlösung, Vergebung und Versöhnung entgegenstellen. Wir sind der Gewalt nicht mittellos ausgeliefert. Das Wirken Gottes unter seinen Menschen wird auch durch Gewalt nicht zurückgehalten. Es kann sogar Akte der Gewalt in Versöhnung umwandeln. Der bedeutendste Ausdruck dafür ist der Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung. Das Zentrum des christlichen Glaubens.
Eruption eines submarinen Vulkans; by NOAA/National Science Foundation [Public domain], via Wikimedia Commons
Liebe fundamentalistische Schwester und Brüder. Wo euch die Bibel ja doch so wichtig ist, lasst uns mal sehen, wie gut eure Bibelkenntnisse sind. (Keine Angst, es kommen keine exotischen Spezial-Fragen, sondern Elementares.)
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.
Wir fangen am Anfang an: 1. Kapitel. Die Schöpfung.
FRAGE : Wann und wie erschafft Gott das Wasser? (Grundlage allen Lebens.)
Vielleicht am ersten Tag? Oder schon davor? (Geht das überhaupt? Gibt es eine „Stunde Null“?)
Jetzt denken die Meisten von euch wahrscheinlich gleich an „Evolution oder Schöpfung“, doch darum geht es mir hier nur am Rand. Mir geht es hauptsächlich um ein aufmerksames Lesen und Ernstnehmen des Textes. Diejenigen, denen die Bibel angeblich so wichtig ist, die sollten doch auch die biblischen Texte wirklich ernst nehmen, oder?
Also : Woher kommt das Wasser?
(Und wo wir schon dabei sind, können wir auch gleich noch darauf achten, wo die Finsternis, die Tiefe und die Erde herkommen.)
Die ersten Kapitel der Bibel gehören übrigens zu meinen Lieblingstexten. 🙂 Bevor ihr weiterlest, solltet ihr vielleicht schnell mal das erste Kapitel lesen, falls es euch nicht mehr so vertraut im Kopf ist. Dauert ja nicht lange.
Fertig? – Gut.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe …
.
(Verse 1-2)
Himmel & Erde
Bei der Finsternis und der Tiefe könnte man einwenden „das is ja nix … nur leerer Raum“ – leerer Weltraum sozusagen. OK., vielleicht. – Aber was ist mit der Erde und dem Wasser? Das sind ja nun wirklich zwei wichtige Zutaten.
Beim Lesen fällt jedem die sorgfältige, fast poetische Gestaltung des Textes auf. Reim-artig kehren dieselben Formulierungen immer wieder, wie bei einem Gedicht oder Lied. Gott erschafft Himmel und Erde und alles andere allein dadurch, dass er spricht. Und es geschieht! – So hatte ich es jedenfalls in Erinnerung. Aber wird es auch so erzählt?
Wir schauen genauer hin :
Und Gott sprach: …
Und es geschah so.
Die Tage der Schöpfungserzählung
Am ersten Tag erschafft Gott das Licht. Am zweiten die Wölbung (im Wasser) = Himmel. Am dritten Tag Gras / Kraut und Bäume. Am vierten Sonne, Mond und Sterne. Am fünften Tag Wassertiere und Vögel. Am sechsten Tag: Vieh, kriechende Tiere, wilde Tiere und die Menschen – quasi die land-gebundenen Lebewesen.
Noch ein paar Kleinigkeiten :
Mir fällt auf, dass es sogar MEHR als 6-mal heißt „und Gott sprach“, aber nur genau 6-mal „und es geschah so“. Auf die Wendung „es wurde Abend, und es wurde Morgen“ folgt immer ein „und Gott sprach“. Bis auf den 6. Tag. Nach ihm ist Gott fertig und es folgt kein „Und Gott sprach …“.
Am ersten Tag heißt es, dass das Licht gut war. Am zweiten Tag sagt Gott NICHT, dass etwas gut ist. Am dritten Tag heißt es dafür gleich 2-mal, dass etwas gut ist. Das erste Mal, nachdem sich das Wasser gesammelt hat und Erdboden zum Vorschein gekommen ist; das zweite Mal nach der Erschaffung der Pflanzen.
Auch am vierten Tag, nach der Erschaffung von Sonne, Mond und Sterne, heißt es, dass es gut war; und genauso am fünften Tag, nach der Erschaffung von Wassertieren und Vögeln. Am sechsten Tag beurteilt Gott wieder 2-mal: Nach der Erschaffung der Landtiere sieht Gott, dass es gut ist, und nach der Erschaffung des Menschen, als Gott seine Schöpfung vollendet hat, sieht er sogar, dass es „sehr gut“ ist.
Der zweite Tag ist der einzige Tag, an dem es nicht heißt, dass es gut oder sehr gut war. Zufall?
Wie Ton in der Hand des Töpfers, den er nach seinem Wohlgefallen formt, so sind auch die Menschen in der Hand dessen, der sie gemacht hat: …
Interessant ist auch, dass mehrfach etwas nicht auf Gottes Wort hin wie aus dem Nichts entsteht, sondern Gott „gestaltend“ wirkt. Gott scheidet Licht und Finsternis und er scheidet die Wasser. Er befiehlt dem Wasser unter dem Himmel sich zu sammeln und befiehlt der Erde hervorzubringen. Auffällt auch, dass es bei der Erschaffung des Menschen weder heißt „es werde Mensch“ noch „Gott befahl der Erde den Menschen hervorzubringen“.
Wir sehen in dieser Erzählung sowohl ein Ins-Dasein-Rufen als auch ein Ordnen des Bestehenden. Gott schafft ganz neu, und er schafft Lebensraum und Möglichkeiten des Lebens, indem er das Geschaffene ordnet.
Wenn Gottes Herrlichkeit schon bei der Ordnung sichtbar wurde, die zum Vergehen bestimmt war, wie viel mehr wird sie dann von der Ordnung ausstrahlen, die für immer bleibt!
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(Neues Testament, Paulus‘ zweiter Brief an die Christen in Korinth, 3,11)
Wann nun wurden die Erde und das Wasser erschaffen? In welchem Vers steht: „Erde!“ oder „Es werde Wasser!“
Diese Verse gibt es nicht! Es wird nicht ausdrücklich gesagt, wann oder wie die Erde und das Wasser geschaffen wurden.
Bei der Erde könnte man sagen „steht doch gleich im ersten Vers“. Im ersten Vers steht aber auch das Gott den Himmel schuf, und in den Versen 7-8 wird dann erklärt, wie er das gemacht hat. Wie die Erde gemacht worden ist, wird nirgends erklärt, und auch nicht, wie das Wasser gemacht worden ist.
Antworten und Fragen
Bei der offensichtlich sorgfältigen Gestaltung des Textes dürfen wir vermuten, dass keine Formulierungen hier rein zufällig sind. Daher die Frage, warum die Erschaffung des Universums (= Himmel & Erde) hier so erzählt wird?
Falls der Text wirklich erzählen wollte, wie ALLES entstanden ist, warum bleiben dann Fragen offen? Oder geht es in diesem Text vielleicht wirklich eher um etwas Anderes?
Die Unterweisung in der Lehre unseres Glaubens hat nur das eine Ziel: die Liebe, die aus einem reinen Herzen, einem guten Gewissen und einem aufrichtigen Glauben kommt.
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(Paulus‘ erster Brief an Timotheus, 1,5)
Zur Frage, wie und wann das Wasser und die Erde geschaffen wurden, sagt die Erzählung jedenfalls überraschenderweise gar nichts.
Schöpfungsmythen
Besonders interessant wird die ganze Geschichte, wenn man sie mit dem babylonischen Schöpfungsmythos Enūma eliš vergleicht . Während im babylonischen Schöpfungsmythos Himmel und Erde durch Gewalt und Tod im Kampf der Götter erschaffen werden, ist in der biblischen Schöpfungserzählung alles harmonisch. Es gibt noch nicht einmal eine Spur von Konkurrenz zur gestaltenden Macht Gottes. Alles gut! (bzw. sehr gut)
Wichtig für die Interpretation sind natürlich auch die Fragen: Für wen wurde die Erzählung geschrieben und was sollte sie bewirken? Welche Assoziationen hatten die ursprünglichen Leser (Hörer)? Wurde die ursprüngliche Fassung vielleicht sogar überarbeitet? Wann entstand die endgültige Fassung und wer war dafür verantwortlich?
Bin gespannt auf eure Kommentare …
[Dies ist die Überarbeitung eines älteren Posts. Den älteren Post findet ihr hier.]
Ausreichende Beschäftigung bis ans Lebensende. – Garantiert!
Es ist ja auch schon so viel schief gelaufen. Sogar unter den Frommen. Entarteter Glaube und instrumentalisierte Frömmigkeit. Manchmal ist es mir fast peinlich zu sagen, dass ich Christ bin. – Wer weiß, was sich mein Gegenüber dadrunter vorstellt???
Es gab in der Geschichte schon so einige Reformatoren und Reformatorinnen. Argula von Grumbach, Jan Hus, Katharina Zell, Dietrich Bonhoeffer, … und heutzutage gibt es auch welche (Küng, Drewermann,… ). Die Zeiten ändern sich ständig, und von der Vollkommenheit sind wir noch weit entfernt. – Es gibt große und kleine Reformatorinnen und Reformatoren; und bestimmt gibt es auch einige, die kein Schwein kennt.
Wie wird man eigentlich Reformator? Und bekommt man den Titel erst, wenn man erfolgreich gewesen ist, oder kann man auch Reformator sein, wenn keiner auf einen hört und finanziert?
Reformatoren machen auch nicht immer alles richtig. Es sind halt auch nur Menschen. Es gilt immer:
Prüft aber alles und das Gute behaltet.
(Die Bibel, Neues Testament, Paulus‘ erster Brief an die
Gemeinde in Thessalonich, 5. Kapitel, Vers 21)
Die sogenannten „Reformierten“ haben übrigens kein Monopol auf Reformation. Lutheraner allerdings auch nicht. Reformation war auch keine Erfindung des 16. Jahrhunderts. Reformatoren gibt es schon viel, viel länger.
War Jesus vielleicht auch ein Reformator?
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Selbst geht ihr nicht hinein, und die, die hineingehen wollen, lasst ihr nicht hinein.
(Matthäus-Evangelium 23,13-14)
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Jesus knüpfte aus Stricken eine Peitsche und jagte die Händler mit all ihren Schafen und Ochsen aus dem Tempel. Er schleuderte das Geld der Wechsler auf den Boden und warf ihre Tische um. Den Taubenhändlern befahl er: „Schafft das alles hinaus! Das Haus meines Vaters ist keine Markthalle!“ Seine Jünger aber mussten an das Wort in der Heiligen Schrift denken: „Der Eifer für deinen Tempel wird mich vernichten!“ Die führenden Männer der Juden stellten Jesus daraufhin zur Rede: „Woher nimmst du dir das Recht, die Leute hinauszuwerfen? …“
(Johannes-Evangelium 2,15-18)
Mir geht es nicht um mich selbst. Vielleicht bin ich ja schon morgen nicht mehr da, und nur noch ein Schatten meiner selbst. Es geht um die Sache! Reich Gottes – Himmel auf Erden.
Alle menschen-gemachte Religion hat keinen Anspruch darauf, das Non-plus-ultra für alle Ewigkeit zu sein. So manche Kirche sollte eingerissen und aufgelöst werden. – Geistliche Führer wie getünchte Gräber …
Hoffentlich ende ich nicht auch noch am Kreuz oder auf dem Scheiterhaufen …
By Jason Hise at English Wikipedia (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons
Häh? 4D?
Das geht doch gar nicht. – Oder?
Dimensionen
Der Text, den du gerade liest, ist ein bzw. zwei-dimensional. Der Raum oder die Umgebung, in der du dich gerade befindest ist drei-dimensional: Breite mal Höhe mal Länge/Tiefe; so wie ein Würfel oder andere Körper.
In diesem Post geht es nun um Vier-Dimensionales. – Aber, keine Angst, hier geht’s nicht um Mathematik, und es geht auch nicht, um ein neues Computer-Game zur Bibel, sondern um…
„Darum gleicht jeder, der auf meine Worte hört und tut, was ich sage, einem klugen Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baut. Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten, wenn der Sturm tobt und an dem Haus rüttelt, stürzt es nicht ein, denn es ist auf Felsen gegründet.
Doch wer meine Worte hört und sich nicht danach richtet, gleicht einem unvernünftigen Mann, der sein Haus einfach auf den Sand setzt. Wenn dann ein Wolkenbruch niedergeht und die Wassermassen heranfluten, wenn der Sturm tobt und an dem Haus rüttelt, bricht es zusammen und wird völlig zerstört.“
Wohl dem, der ein festes Fundament für sein Leben gefunden hat; und dies gilt ganz besonders für Menschen, die eine Familie gründen wollen oder auf andere Art und Weise Verantwortung für das Leben anderer Menschen übernehmen. Leben braucht Sicherheit und Orientierung.
Sinn-Zusammenhänge erkennen können sogar Tiere (sonst könnte man Tiere ja gar nicht dressieren); und auch schon für Säuglinge und Kleinkinder ist die richtige Deutung ihrer Wahrnehmungen und Erfahrungen überlebenswichtig. Deutung passiert nicht nur auf gedanklicher Ebene.
Für Kinder werden zusätzlich dann noch Regeln aufgestellt. Geht auch gar nicht anders. „Nicht auf die Straße rennen!“ – „Nicht die heiße Herdplatte anfassen!“ – Bevor wir das so richtig kapieren, finden wir uns in einer Art Denk-Gebäude wieder aus Regeln, Traditionen, Gewohnheiten, Argumenten, Fakten, Vermutungen, … und wir arbeiten dann unser Leben lang an diesem Puzzle des Lebens, um Sinnzusammenhänge richtig zu deuten und uns auf sie einzustellen.
Gut zu leben, bedeutet u.a. seine Wahrnehmungen und Erfahrungen richtig deuten zu können: Was ist da gerade passiert? Was hat derjenige gemeint? Warum ist die Sache wieder schief gegangen? Warum mag mich keiner? …
Als Erwachsener hat man sich in der Regel irgendwann sein „Denk-System“ aus Meinungen, Wertvorstellungen, Überzeugungen, usw. zusammengebastelt und hofft, in diesem Fahrzeug gut durchs Leben zu rollen. Mit dem Bild des Hauses gesprochen: Man sitzt in seinem Denkgebäude und guckt aus dem Fenster. Doch,
„… wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“
Leben bleibt nicht stehen. Die Uhr tickt, und der Zeiger dreht sich weiter… – Das ist die vierte Dimension.
Leben ist nicht statisch, eingefroren oder einbetoniert. Es ist gerade das eigentliche Wesensmerkmal des Lebens, dass Lebewesen wachsen, sich verändern und bewegen. Leben ist VIER-dimensional: Bewegung und Veränderung im Laufe der Zeit. (Die obige Animation dient übrigens nur dazu, Bewegungen im drei-dimensionalen Raum zu illustrieren.)
Bibel 4D
Die Bibel ist eine Sammlung von ein bzw. zwei-dimensionalen Texten. Buchstabe hinter Buchstabe, Wort für Wort, Satz für Satz. Wörter auf einem platten Blatt Papier bzw. einer Schriftrolle. Aber diese Worte sind im Leben entstanden; und das auch nicht zu EINEM festen Zeitpunkt, sondern über eine lange Zeit erstreckt. Die Bibel ist weder das Stillleben eines Malers, noch das Standbild in einem Film.
Dieser vier-dimensionale Zusammenhang der Bibel ist in den Texten selbst nicht vollständig erhalten. Wir können allerdings versuchen, so gut es eben geht, den geschichtlichen Zusammenhang und das Leben der Menschen von damals zu rekonstruieren, und dann versuchen die Texte in diesem Zusammenhang zu verstehen.
Schon die Verfasser der biblischen Texte selber versuchten durch das Schreiben der Texte, ihre Erfahrungen zu verarbeiten und zu deuten. Die religiöse jüdische Geschichtsschreibung ist ein andauerndes Ringen darum zu verstehen, warum Gott so mit ihnen umgegangen ist. Die Texte selbst schon eröffnen einen Deutungsraum, in dem es darum geht, Gottes Wirken in seiner Schöpfung zu erkennen und zu verstehen; und dieser Deutungsraum erstreckt sich durch die Zeit bis zu uns heute.
Das Buch Hiob, z.B., beschäftigt sich mit einer der schwersten Frage überhaupt: unverdientes, schweres Leid. Die Frage wird in dem Buch diskutiert, und die Rahmenhandlung erklärt auch den Grund für Hiobs Leiden. Ob dies jedoch immer und überall eine ausreichende Erklärung für Leid ist, bleibt dem Urteil des Lesers überlassen.
Die Bibel-Community
Die biblischen Texte sind nicht zum Zeitpunkt des Verfassens versiegelt worden, so dass wir heute die ersten Leser wären, die diese Texte zu Gesicht bekämen und über sie diskutieren könnten. (Sie wurden ja auch gar nicht direkt für uns geschrieben.) Vielmehr sind die Texte über all die Jahrhunderte Teil des religiösen Lebens der Menschen gewesen, die diese Texte geschätzt, gelesen und diskutiert haben.
Wenn wir die Bibel lesen, stellen wir bald fest, dass manche biblischen Aussagen schon ihrerseits auf noch ältere biblische Texte Bezug nehmen. Die Bibel zitiert sozusagen sich selbst. Dies zeigt uns, wie diese Texte Teil des geistlichen Lebens von religiösen Gemeinschaften gewesen sind. Man las die alten Texte und schrieb neue. Als Bibel-Leser tauchen wir ein in eine Welt von „Bibel-Leuten“, sozusagen eine Bibel-Community, die sich über Zeit und Raum erstreckt bis hin zu zu mir.
Deutungsraum
Die Freunde von Skizzen und Modellen können versuchen sich das so vorzustellen (auf eine optische Darstellung habe ich aus naheliegenden Gründen verzichtet):
Menschen schreiben Texte für Menschen, und Menschen lesen diese Texte (Horizontale Beziehungsebene). Menschen sprechen zu Gott (Gebet, Hilferuf, Schwur, Lob, Dank, …), und Gott spricht zu den Menschen (Propheten, Engel, Traum, brennender Dornbusch, …) – vertikale Beziehungsebene.
Horizontale: Kommunikation zwischen Menschen Vertikale: Gott spricht zu Menschen und Menschen sprechen zu Gott
Da dies alles allerdings nicht zu einem einzigen Zeitpunkt stattfand und -findet, dehnt sich dieser Raum auch zeitlich aus. Sozusagen in einer vierten Dimension. (Kann man sich logischerweise optisch nicht mehr räumlich vorstellen.) Es entsteht ein zeitlich-räumlicher Deutungsraum des Redens über, zu und von Gott her. Die Wirkung der biblischen Texte dehnt sich sozusagen in einem vierdimensionalen Deutungsraum aus bis hin zu meinem Stuhl (falls ich im Sitzen lese).
Platte Deutungen biblischer Texte sind fragwürdig. Wahrheit ist nicht eindimensional; und Sprache transportiert mehr, als dem Sprechenden oder Schreibenden bewusst ist. Wie man richtig oder gewinnbringend (nicht finanziell gemeint) mit biblischen Texten umgeht, ist eine für das Christentum entscheidende Frage.
Wirkung
In der Literaturwissenschaft betrachtet man immer auch die Wirkungsgeschichte von Texten und deren „Rezeption“; d.h. man untersucht, wer die Texte wo zitiert hat, welche Wirkungen sie gehabt haben, wie der Stoff weiter verarbeitet worden ist, usw. In den letzten 100 Jahren sind auch viele Bücher verfilmt worden – darunter auch die Bibel oder biblische Texte.
Durch die Jahrhunderte wurden die biblischen Texte und ihre Wirkungen ein wesentlicher Teil der Menschheitsgeschichte, insbesondere in der westlichen Welt und im Vorderen Orient. Man kann sich kaum vorstellen, wie unsere Welt die letzten 2000+ Jahre ausgesehen hätte, wenn es diese Texte nicht gegeben hätte. Nicht alle Wirkungen waren allerdings positiv; und auch heute noch kann „Bibel“ Menschen auch Schaden, wenn schlecht damit umgegangen wird.
Manche scheinen zu glauben, dass heilige Texte über solche kritische, literaturwissenschaftliche Untersuchungen erhaben sind. Aber nichts in unserer Welt ist so heilig, dass es nicht auch missverstanden oder missbraucht werden könnte. Gerade bei Texten, die einen göttlichen Anspruch haben, ist es unbedingt notwendig genau hinzuschauen, wie sie benutzt werden und welche Wirkungen sie haben.
Ich komme regelmäßig an einem kleinen Büro vorbei, in dem mitgearbeitet wird am Entstehen einer internationalen, Englisch-sprachigen Enzyklopädie über die Bibel und ihre Wirkungsgeschichte: „Encyclopedia of the Bible and its Reception“.
Leben für Betonköpfe
Es ist ein zentrales Problem aller Buchreligionen: Texte sind starr – das Leben nicht. Im Laufe der Kirchengeschichte ist vielerorts das christliche Denken erstarrt. Obwohl das Leben ständig weitergeht, versuchen manche Christen ihren Glauben aus einem perfekten „Glaubenssystem“ abzuleiten, dass sie sich aus Bibelversen, Glaubensbekenntnissen und Dogmen konstruiert haben. Ein frag-würdiges Projekt. – Schon Paulus wusste:
„… der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“
. (Neues Testament, 2. Brief von Paulus an die Gemeinde in Korinth, 3. Kapitel, Vers 6)
Steinernde Herzen
Wie wir die Bibel lesen, hat auch damit zu tun, was für Menschen wir sind. Manch einem ist die Sicherheit eines starren Denkgebäudes lieber als die Unsicherheit des Lebens und des Glaubens. Kinder brauchen auch noch mehr Regeln als erfahrene Erwachsene. Und manche hat schon das Leben hart gemacht.
„Ich will euch ein anderes Herz und einen neuen Geist geben. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges Herz. Mit meinem Geist erfülle ich euch, damit ihr nach meinen Weisungen lebt, meine Gebote achtet und sie befolgt.“
. (Tanach / Altes Testament, Hesekiel 36,26-27)
In Jesus nahm das Wort Gottes menschliche Züge an und lebte unter uns, wie wir. Gott wohnt bei seinen Menschen. Und auch nach Jesu Aufnahme in den Himmel hat er uns hier nicht allein gelassen.
Ein für allemal: JESUS !
„… zu ermahnen, dass ihr für den Glauben kämpft, der ein für alle Mal den Heiligen überliefert ist.“
. (Neues Testament, Judas-Brief, Vers 3)
Manche Menschen haben Angst vor Veränderungen – andere sehnen sich danach.
Ist unser christlicher Glaube nicht etwas Unveränderliches, auf das man sich verlassen kann?
Die Gestalt unseres Glaubens ist Jesus. Auf IHN können wir uns verlassen. Das allein ist christlicher Glaube.
Lebendiger Glaube – Haben oder Sein?
Glaube ist kein Besitz, den man sich in die Tasche stecken kann. LEBEN-diger Glaube kann nur ge-LEBT werden; und Leben ist Vier-dimensional. Vier-dimensional müsste auch die Art und Weise sein, wie biblische Texte gelesen und verstanden werden, und wie sie für Menschen heute noch wertvoll werden können.
Bibellesen im Geiste Gottes und Jesu. Das ist das Ziel, dem ich in dieser Artikelreihe auf die Spur zu kommen suche. Dazu gehört es, sensibel zu werden für Veränderungen und genau hinzuschauen, welche Gestalt der Glaube an den EINEN Gott in den unterschiedlichen biblischen Texten gefunden hat. Wie ging Jesus mit seinen heiligen Texten um? Und wie unterscheidet sich Paulus‘ Verständnis vom Leben im Geist vom Dienst des Buchstabens?
In diesem Artikel geht es nicht darum, dass sich die Texte verändern würden, sondern darum, dass sich UNSER VERSTÄNDNIS der Texte verändert und die WIRKUNG die sie haben. Ich lese heute die biblischen Texte nicht mehr so, wie ich sie vor 40 Jahren gelesen habe. Je vertrauter uns die Texte und ihre Welt werden, desto eher verstehen wir auch den ursprünglichen Sinn.
Die Bibel ist ein Buch des Lebens: Aus dem Leben heraus entstanden und in das Leben von Menschen hinein gesprochen. Wenn wir lernen würden, Bibel 4-dimensional zu denken, könnten wir vielleicht die Engstirnigkeiten überwinden, die geistliches Leben so oft behindern.
Um die Bibel zu lesen braucht man ZEIT – und das nicht nur, weil es so viele Seiten sind. Die biblischen Texte wurden nicht für SMS-Leser geschrieben, und auch nicht für Menschen, die mal schnell etwas in einem dicken Buch nachschlagen wollen. Es sind Worte für Suchende, die entschlossen sind, sich alle Zeit zu nehmen, die nötig ist, um das Wesentliche am Leben aufzuspüren.
Und es gibt noch eine weitere Zutat für den Bibel-Genuss: FANTASIE. (Darf man Bibellesen überhaupt genießen? Oder ist es eher eine Pflichtübung, die ein bisschen weh tun muss?) – Einer findet eine Perle nach langem Suchen, und ein anderer stolpert zufällig über eine Schatztruhe. Bibelstudium funktioniert nicht immer oder für alle gleich.
Fantasie – wozu braucht man so was eigentlich?
Manche Texte sind fantastisch. Sie ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich und fesseln uns mit Stricken von Assoziationen. Worte und Szenen ziehen uns in die Erzählung hinein, und in unserer Fantasie werden wir Beobachter und Akteure. Wir er-fantasieren uns Deutungen der Wirklichkeit und sehen danach auch unsere eigene Welt und unser Leben mit neuen Augen:
Wir brauchen Fantasie, um uns in Erzählungen hineinzufühlen und mit Charakteren zu identifizieren. Wie würde ich handeln? Und wie würde es mir dabei gehen? Wie würde ich fühlen? Was würde ich denken? – Fantasie ist ein Geschenk Gottes. Hätte er uns nicht so gemacht, wären wir fantasielos. – Braucht man Fantasie, um die Wahrheit zu erkennen?
Buchstaben auf Papier. Der Buchstabe tötet, aber Gottes Geist macht lebendig. Die Schallwellen von Wörtern würden gar nichts in uns bewegen, wenn sie nicht Erinnerungen wecken würden und Bilder in unseren Seelen entstehen ließen. Der glimmende Funke Gottes in den Herzen der Menschen, angefacht durch den göttlichen Hauch.
… Eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer Visionen.
(Die Bibel / Tanach, Prophet Joel, 3. Kapitel, Vers 1)
Wenn wir uns etwas nicht vorstellen können, so sagt dies nicht unbedingt etwas über die Wahrheit aus, aber auf jeden Fall etwas über unsere Vorstellungskraft:
Es ist stockdunkel – plötzlich bricht Licht herein. Der Himmel wird ausgeweitet. Luft zum Atmen. Die ausgedehnten Wassermassen ziehen sich zurück – fester Boden. Halme und Blättchen wachsen aus der Erde. Es raschelt. Es fängt an zu krabbeln und zu flattern. Große und kleine Flossen bewegen das Wasser der Ozeane und die Hufe von Herden treten das Gras. Früchte reifen in Bäumen und Büschen, und Samen werden prall am Halm. Die Sonne erwärmt das Antlitz der Erde. Nachts funkeln Sterne am Himmel und ein Mond lächelt auf eine friedliche Welt. Das Lüftchen des Schöpfers bewegt Zweige und Blätter. Ein nackter Mann sieht zum ersten Mal eine nackte Frau. Paradies. Alles im Überfluss, und alles sehr gut. Zeit zum Ausruhen und Genießen.
Eine Schlange spricht – verführerisch. Dämonische Intelligenz. Eine schöne, saftige Frucht hängt am Baum. Gemischte Gefühle. Spaltung der Seele. Kräftiges Reinbeißen. Scham. Gott geht spazieren. Wo bist du, Mensch?
Ausreden. Kriechen im Staub der Erde. Vertreibung. Ein Engel mit einem flammenden Schwert. Heimatlos. Ein Bruder wird von Eifersucht gepackt und erschlägt seinen eigenen Bruder. Blut versickert im Acker. Eltern verlieren ihre beiden Kinder an einem Tag. Gewalt eskaliert. Ein einsamer Bußprediger schleppt Holz. Die Tierwelt im Kahn. Unglaubliche Wassermassen – fast alle ertrinken. Eine unüberschaubare Zahl von Leichen. Leben in der Rettungskapsel. Eine Taube mit einem frischen Olivenzweig. Ein Regenbogen.
Ein alter besoffener Mann liegt nackt da. Segen und Fluch. Jäger und Gejagtes. Menschen bauen einen Turm. Lautes Plappern und Schnattern, und Worte werden nicht mehr verstanden. Migration. Eine alter Mann zieht mit seinen Leuten wie ein Zigeuner in einem fremden Land herum.
… Sieh hinauf zu den Sternen am Himmel! Kannst du sie zählen? – So unzählbar werden deine Nachkommen sein.
(1. Mose / Genesis /Bereschith 15,5)
Ein Körper aus Feuer zieht zwischen zerteilten Tierleibern hindurch. Ein Vater ist mit seinem Sohn auf dem Weg, um ihn für Gott zu schlachten. Zwei Töchter haben Sex mit ihrem eigenen Vater und werden auch noch schwanger. Ein junger Mann hat Träume und ein hübsches Kleid, und später macht die Frau des Chefs sich an ihn ran. Geschwister erkennen ihren eigenen Bruder nicht. Wiedersehen mit einem Tot-Geglaubten. Eingewanderte Migranten vermehren sich wie die Kaninchen. Babys werden getötet.
Junger Mann aus gutem Hause sucht nach dem Sinn seines Lebens und tötet. Aus einem brennenden Dornbusch hört Mann eine Stimme. Mann empfängt eine himmlische Berufung – will aber nicht. Gottes Zorn. Apokalyptische Tage in Ägypten. Sklaven werden befreit. Eine Säule aus Feuer in der Nacht. Militär versinkt im Meer. Tanzende am Ufer. Eltern erzählen Kindern Geschichten. Menschen laufen in der Wüste herum.
Heißer Sand. Trockene Kehlen und knurrende Bäuche. Gedanken an Fleisch, Fisch, Gurken, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch. Murrende Menschen. Mineralwasser sprudelt aus dem Felsen, Essen fällt vom Himmel. (Was ist das?) Der Finger Gottes schreibt Buchstaben in Steinplatten. Gott lehrt richtig leben. Der Abgrund der Erde öffnet sich und verschlingt eine ganze Sippe, und das Feuer Gottes frisst eine Gruppe Männer. Eine Kupferschlage wird auf einen Fahnenmast gehängt. Mann und Frau werden beim Sex mit einer Lanze durchbohrt. Der große Mann Gottes bleibt draußen und wird begraben. Seine Grabstätte gerät in Vergessenheit.
Geheimagenten bei einer Nutte. Ein aufgestauter Jordan und ein Volk überquert das trockene Flussbett. Ein Steinhaufen aus Findlingen als Denkmal. Posaunen ertönen und Stadtmauern brechen in sich zusammen. Weites Land. Fruchtbare Felder und Wohnhäuser. Lebensraum. Milch und Honig. Land der Verheißung und der Götzen.
Guerrillas fallen ein – rauben und töten. Ein Superheld mit tollen Haaren rächt die Guten und kämpft gegen die Bösen – doch eine Frau bringt ihn zu Fall. Ein Ehemann zerlegt seine vergewaltigte Frau in Stücke aus Fleisch mit Knochen. Blutige Kämpfe zwischen Verwandten. Der Hunger treibt eine Familie ins Exil. Eine Schwiegermutter wird nicht im Stich gelassen. Ein Schuh wird überreicht. Söhne gehen nicht auf den Wegen des Vaters. Ein Kind wird Gott geweiht. Ein Volk bekommt einen König, und Gott verliert.
Vom Hirten zum Krieger. Loyalität gegenüber dem König bis aufs Blut. Eine Nation expandiert. Ein berühmter und mächtiger König wird wegen Ehebruch zur Rede gestellt. Der Sohn intrigiert gegen den berühmten Vater. Ein Volk wird gezählt. Entscheidung für die Pest. Wie der Vater, so nicht die Söhne. Entscheidung für Weisheit. Unvorstellbarer Reichtum. Ein Gebäude wird für Gott errichtet und die Herrlichkeit Gottes zieht ein! Himmlischer und irdischer Glanz. Weise, aber nicht schlau genug. Leben mit einem Harem.
Ein unerfahrener Thronnachfolger trifft eine Fehlentscheidung. Ein Königreich bricht auseinander. Konkurrenz zwischen Brüdern und Nachbarn. Machtpolitik. Instrumentalisierte Religion. Falsche Propheten. Kriminelle Machenschaften und faule Kompromisse. Menschen verstecken sich in Höhlen. Feuer fällt vom Himmel. Ein leises Säuseln. Gegenwart Gottes. Der Fluss des Jordans wird unterbrochen und zwei Männer gehen mit trockenen Füßen hindurch. Ein Wagen aus Feuer fährt Richtung Himmel.
Ein Mann ist allein auf dem Feld und ein Löwe brüllt in der Nähe – die Angst fährt in die Knochen. Landarbeiter und Kleinbauern werden ausgebeutet. Gott redet. Ein neues Imperium entsteht. Ein gewaltiges Schlachten. Zwangsumsiedlungen.
… da sah ich den Herrn sitzen auf hohem und erhabenem Thron, und die Säume seines Gewandes füllten den Tempel. Serafim standen über ihm. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er … Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?
(Jesaja 6,1-8)
Der Mund eines Mannes wird mit einer glühenden Kohle berührt. Ein uraltes Buch wird bei Sanierungsarbeiten entdeckt. Internationale Machtverhältnisse ändern sich. Ein Volk ist verkommen. Eine heilige Stadt wird belagert. Ein Prophet wird zum Verräter. Exitus. Exil.
Ein uralter Mann auf einem Thron. Ein Menschensohn auf einer Wolke. Ein Mann isst eine Schriftrolle, und sie schmeckt süß wie Honig. Visionen von Engel.
Der ganze Körper der Engel, ihr Rücken und ihre Flügel waren überall mit Augen bedeckt. Auch die Räder, die „Wirbelwind“ genannt wurden, waren voller Augen. Jeder Engel hatte vier Gesichter: das eines Engels, das eines Menschen, das eines Löwen und das eines Adlers.
(Hesekiel 10,12-14)
Ein Feld voller Skelette. Die Skelette bekommen Sehnen, Muskeln und Haut und richten sich auf. Auferstehung. Neuanfang.
Im Talgrund, zwischen den Myrtenbäumen, das Schnauben von rotbraunen, blutroten und weißen Pferden. Ein Engel unterhält sich mit Gott. Eine fliegende Schriftrolle, und eine Frau in einer Tonne unter einem Deckel aus Blei. Ruinen werden wieder aufgebaut. Die Wände hallen wieder von den Lobgesängen Gottes.
Gott als Hirte. Satan erscheint am göttlichen Hof. Hiobsbotschaften. Unerträgliche Schmerzen, lautes Klagen, Asche und zerrissene Kleidung. Schöne Frauen. Grübeln über die Weisung Gottes – bei Tag und bei Nacht. Weinende Menschen an den Ufern. Harfen in die Bäume und an den Nagel gehängt. Ein langes Warten.
… Er war weder stattlich noch schön. Nein, wir fanden ihn unansehnlich, er gefiel uns nicht! Er wurde verachtet, von allen gemieden. Von Krankheit und Schmerzen war er gezeichnet. Man konnte seinen Anblick kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen, ja, wir haben ihn sogar verachtet. Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen …
(Jesaja 53,2-4)
Engelserscheinung im Tempel und ein Priester wird stumm. Wie in uralter Zeit kriegt ein altes Ehepaar trotzdem noch ein Kind; und ein Engel besucht ein Mädchen. Weise kommen aus einem fernen Lande angereist, und folgen einem Stern. Geburt in einem Stall. Ein Neugeborenes im Futtertrog. Gold, Weihrauch, Myrre. Hirten nachts auf dem Feld unter Sternen. Friede auf Erden. Auftragsmord an Kindern. Flucht ins Ausland. Asyl. Das eigene Kind geht in der Menge verloren. Ein Außenseiter predigt in der Wüste. Die Axt wurde schon dem Baum an die Wurzel angelegt: Nur noch ein Augenblick! Menschen werden untergetaucht im Jordan.
Irgendwas Taubenähnliches kommt vom Himmel herab und landet auf einem Mann. Stunden der Entscheidung in der Wüste. Worte von oben herab: „Selig sind, die ein reines Herz haben.“ Über eine Öllampe wird eine Schüssel gestülpt. Eine Stadt liegt auf einem Berg. Salz wird geschmacklos. Männer als Mogelpackungen: Außen „hui“, innen „pfui“.
Ein Mann geht auf dem Wasser. Eine Nutte geht einfach in das Haus eines Frommen und fasst seinen Gast an. Eine Frau verschenkt ihr ganzes Geld! Eine andere verliert ihres – und findet es wieder! Arbeiter bekommen denselben Lohn, obwohl die einen viel weniger gearbeitet haben. Ein korrupter Verwalter veruntreut das Eigentum seines Chefs: Gottlose sind cleverer als Fromme. (Schade, eigentlich.) Geiz ist bescheuert!
Eine unhygienische Frau berührt in einem Menschengedränge einen Mann. Blinde sehen. Lahme gehen. Arme werden reich. Tote werden aufgeweckt. Todesgefahr in Seenot – und ein Mann schläft. Worte beruhigen die Sturmböen. Menschen werden von einem einstürzenden Turm erschlagen. Ein Machthaber veranstaltet ein Gemetzel.
Jerusalem, Jerusalem, … Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!
(Matthäus-Evangelium 23,37)
Ein Unschuldiger wird vom eigenen Freund für Geld verraten. Ein Mann schwitzt Blut und Wasser mitten in der Nacht. Ein Auszubildener überschätzt sich, scheitert an sich selbst und weiß kaum wohin vor Gram. Ein entkräfteter Körper bricht unter einen schweren Last zusammen. Handgelenke werden an einen Holzstamm genagelt. Ein Vorhang zerreißt. Der Anführer ist tot. Gräber öffnen sich. Zwei Männer machen kehrt, weil ihnen ein Toter begegnet.
Zungen aus Feuer. Eine gute Nachricht wird verkündet. Botschaft Jesu an die Völker. Wunder geschehen. Menschen fassen Vertrauen. Ein Mann und eine Frau fallen tot um. Befürworter und Gegner. Progrome. Ein grelles Licht.
… Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Du schlägst vergeblich gegen den Stock des Treibers aus!
(Apostelgeschichte 26,14)
Blind und sehend. Der Verfolger wird zum Getriebenen und Gejagten. Ein Mann im Korb. Ein Mann in der Wüste. Apostel für die Völker. Ein Schiff im Sturm, verzweifelte Menschen. Schiffbrüchige retten sich auf eine Insel. Eine giftige Schlange beißt zu. Reise ins Zentrum der Macht.
Wenn ihr jedoch wie wilde Tiere aufeinander losgeht, einander beißt und zerfleischt, dann passt nur auf! Sonst werdet ihr am Ende noch einer vom anderen aufgefressen.
(Galaterbrief 5,15)
Satan schleicht umher wie ein brüllendes Raubtier. Ein Mensch wird auf eine Insel verbannt. Eine Stimme wie eine Posaune. Eine menschenähnliche Gestalt zwischen sieben goldenen Leuchtern:
… bekleidet mit einem Gewand, das bis auf die Füße reichte, und um die Brust trug er einen Gürtel aus Gold. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, leuchtend weiß wie Schnee, und seine Augen wie Feuerflammen; seine Beine glänzten wie Golderz, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme war wie das Rauschen von Wassermassen. In seiner Rechten hielt er sieben Sterne und aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert und sein Gesicht leuchtete wie die machtvoll strahlende Sonne. Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder. Er aber legte seine rechte Hand auf mich und sagte: Fürchte dich nicht! …
(Offenbarung 1,13-17)
Ein Mann in den Wolken. Jammern und Klagen. Schwerter werden umgeschmiedet zu Pflügen.
Eine Stadt kommt vom Himmel herab, geschmückt wie eine Braut …
„Danach sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der frühere Himmel und die frühere Erde waren vergangen; auch das Meer gab es nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, schön wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat. Und vom Thron her hörte ich eine mächtige Stimme rufen:
‚Seht, die Wohnung Gottes ist jetzt bei den Menschen!…'“
(Offenbarung 21,1-3 )
[Dies ist die Überarbeitung eines älteren Posts. Den älteren Post findet ihr hier]
(Die Frage ist ernst gemeint. Bitte ein bisschen drüber nachdenken.)
(Oder:) Warum nicht?
(Auch ernst gemeint …)
Es gibt viele Gründe, weshalb jemand zur Bibel greift:
1. ANGST
Ich will nicht in die Hölle kommen. Vielleicht enthält die Bibel wichtige Informationen, die ich noch nicht kenne; oder Gott verdammt mich, weil ich nicht genug in der Bibel gelesen habe. Ich will die himmlische Chance nicht verpassen.
2. GEHORSAM
Man hat mir gesagt, dass ich in der Bibel lesen soll. (Pfarrer, Lehrer, Eltern, Oma, Professor, Arbeitgeber, Kirche, …)
3. ANPASSUNG
In meiner Clique lesen alle die Bibel. Ich will mitreden können.
4. ALLGEMEINBILDUNG
Bibelkenntnis gehört einfach zur Allgemeinbildung. Punkt.
5. GESCHICHTE
Ich bin History-Freak. Geschichte hat mich schon immer fasziniert; und es gibt wohl kaum ein anderes Buch, das kulturgeschichtlich eine so große Bedeutung hat.
6. NEUGIER
Der Name dieses Buch taucht immer wieder auf. Jetzt schau ich mal rein und mach mir selber ein Bild davon.
7. GEMÜT-LICHKEIT
Bibellesen versetzt mich in eine so andächtige Stimmung. Und wenn ich mit anderen zusammen in der Bibel lese, ist das so ein schönes Gemeinschaftsgefühl.
8. HOFFNUNG
Seit vielen Hundert Jahren schon werden diese Texte von Menschen geschätzt. Vielleicht hab ich ja auch was davon, wenn ich in der Bibel lese.
9. SUCHE
Ich will wissen, was es mit Gott auf sich hat. Die Bibel scheint für diese Frage ein wichtiges Buch zu sein. Zumindest behaupten das viele.
10. HUNGER & DURST
Ich habe Wissensdurst und Seelenhunger. Ich will wissen, wie Leben funktioniert, und meine Seele hungert nach Worten, die satt machen.
11. HÄNGEN GEBLIEBEN
Ich hab angefangen in der Bibel zu lesen, und irgend was hat mich berührt und gepackt. Es zieht mich immer wieder zu diesem Buch.
12. ÜBERZEUGUNGSTÄTER
Ich bin überzeugt, dass dieses Buch, mehr als alle anderen Bücher, für mein Leben und das anderer Menschen wichtig ist.
13. BEWAFFNUNG
Damit ich in der nächsten Diskussion mit einem Frommen oder Pseudo-Frommen schlagkräftige Bibel-Argumente habe. Vielleicht auch zur Teufel&Dämonen-Abwehr.
14. GEWOHNHEIT
Bibellesen gehört für mich zur alltäglichen Routine. Bei einem Tag ohne Bibel fehlt mir was.
Es gibt viele Gründe in der Bibel zu lesen. Ich glaube, ich war neun, als ich das erste Mal freiwillig zur Bibel griff. Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern warum. Ich fing gleich mit dem Neuen Testament an (ein bisschen wusste ich schon über die Bibel) und blieb dann bei Markus stecken, weil mir alles so bekannt vorkam.
Nicht immer, wenn man in der Bibel liest, erzielt man die gewünschte Wirkung. Bibellesen kann frustrierend sein. Das ist schade, und dazu gäbe es eine Menge zu sagen … (vielleicht später)
Ich bin bekennender Bibel-Fan, und das vor allem wegen Jesus. ER hat’s mir angetan. Und kaum jemand wird bestreiten wollen, dass die biblischen Texte die beste Quelle sind, wenn man verstehen will, wer Jesus war und was er wollte.
Wir finden in der Bibel gewaltige Aussagen über Jesus, wie z.B.:
‚Ich bin der Weg‘, antwortete Jesus, ‚ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.‘
Wenn wir Jesus richtig verstehen wollen, reicht es allerdings nicht aus, nur ein paar einzelne Verse zu betrachten, sondern wir müssen ihn im Zusammenhang seiner Zeit sehen. Die Apostel verkündeten Jesus als den Messias. Diesen Titel hatten sie sich nicht selbst ausgedacht, sondern ihr Statement beruhte auf den heiligen Texten der Juden und deren Interpretation. Ohne diesen Hintergrund zu kennen, kann man die Aussage nicht verstehen.
Die Bibel liest sich auch nicht überall leicht. Das liegt u.a. daran, dass sie nicht als EIN Buch geschrieben worden ist, sondern eine Sammlung von vielen Schriften darstellt. Diese Erzählungen und Texte sind in einem großen Zeitraum entstanden und mittlerweile ca. 2000-3000 Jahre alt. Die Welt war damals eine andere. Jesus hat keine WhatsApp-Nachrichten verschickt, und Paulus hat nicht getwittert. Im Kolosserbrief heißt es, z.B.:
Wenn dieser Brief bei euch vorgelesen worden ist, dann sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde von Laodizea vorgelesen wird. Und umgekehrt sollt ihr den Brief, den ich nach Laodizea geschickt habe, auch bei euch vorlesen.
(Neues Testament, Paulus‘ Brief an die Kolosser 4,16)
Wenn man einen guten Eindruck bekommen möchte, worum es in einem Paulusbrief geht, wär’s schon gut, wenn man sich mal die Zeit nimmt und den Brief von vorne bis hinten durchliest. Und dasselbe gilt für die meisten anderen Bücher der Bibel.
Wann hast du das letzte Mal ein einzelnes Buch der Bibel hintereinanderweg durchgelesen? Hast du das überhaupt schon einmal gemacht? – Bei Büchern wie Obadja oder Philemon ist es auch gar nicht so anstrengend. (1 Kapitel). Bei andern Büchern (z.B. Jesaja) braucht man etwas länger.
Die Bibel wurde nicht für Menschen geschrieben, die keine ZEIT haben. Sie ist auch keine Sammlung von Kalenderblättchen oder guten Zitaten. Wer sich allerdings die ZEIT nimmt, sie zu lesen, kann da so einiges Wertvolles finden. Vor allem Jesus.
Ihr forscht in der Schrift, weil ihr meint, durch sie das ewige Leben zu finden. Aber gerade die Schrift weist auf mich hin.
(Johannes-Evangelium 5,39)
… ich hatte mir vorgenommen, eure Aufmerksamkeit einzig und allein auf Jesus Christus zu lenken – auf Jesus Christus, den Gekreuzigten.
(1. Korintherbrief 2,2)
[Eine neuere Überarbeitung des Artikels findet ihr hier.]
Ein großartiges Bild : Der alte Leseraum des British Museum.
Eine geniale Idee : Wie wäre es, wenn es EINEN Ort gäbe, von dem aus man möglichst viel über die Bibel lernen kann? Am besten auch noch in möglichst vielen Sprachen; und natürlich möglichst auf den neuesten Stand der Forschung. – Schließlich ist die Bibel ja wohl das bedeutendste Buch der Kulturgeschichte!
DIESES BIBEL-PORTAL IST IM ENTSTEHEN !!!
Und jeder kann mitmachen! Sogar Frauen (!) können sich miteinbringen.
Erreichbar ist es von (fast) überall. Benutzung kostenlos. Alles, was man braucht, ist Internet.
Der jüdische Tanach (unser „Altes Testament“) ist natürlich auch mit an Bord. (Den haben wir als Christen ja, sozusagen, kulturell und religiös für uns vereinnahmt. Kann ich schon verstehen, wenn Juden dabei gemischte Gefühle haben.)
Ein robuster und bewährter „Partner“ ist auch mit dabei: WIKIPEDIA !
(Ich bin bekennender Wikipedia-Fan. 🙂 – Ist ein Leben ohne Wikipedia überhaupt noch vorstellbar? – Die freie Enzyklopädie. Wenn es Wikipedia nicht schon gäbe, müsste sie erfunden werden.)
Das Bibel-Portal kommt sogar mit Bibel-Quiz, wo man sein Wissen testen kann (Traut euch!), Artikel des Monats (aktuell: Die Volx-Bibel), aktuelle Nachrichten zur Bibel („Aktuell“) und Verlinkung zu weiteren Bibel-Portalen.
In der Regel scheinen die in deutschen Artikeln auftauchenden Bibelstellen mit bibleserver.com verlinkt zu sein. Dies ist ein Projekt von ERF Medien. – Was für ein wunderbares Beispiel für die Zusammenarbeit von Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, und ein tolles praktisches Werkzeug des Lernens.
Viele Begriffe, die in den Artikeln auftauchen, verlinken natürlich weiter zu anderen Wikipedia-Artikeln und auch Links zu anderen Webseiten gibt es reichlich. Hinter dem unscheinbaren Design des Bibel-Portals verbirgt sich also eine sich weit erstreckende Landschaft des Wissens; und wenn man an einer Stelle anfängt zu lesen, explodiert das eigene Lernen schnell in ein weitverzweigtes Netz aus Stichworten und Webseiten. – Was braucht man mehr? (Man muss nur ab und zu mal auf Toilette gehen und ein Bisschen schlafen.)
Es gibt auch sehr viele Themen, die direkt oder indirekt mit den biblischen Texten zu tun haben. Artikel zu den biblischen Sprachen oder zur Geschichte der Region, in der die biblischen Texte entstanden sind, haben einen offensichtlichen Bezug zur Bibel. Aber auch andere Themen wie Judaistik, Theologie, Islamwissenschaft, Religionswissenschaft, Kulturgeschichte, Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Archäologie, Papyrologie, Anthropologie, Architektur, Soziologie, Psychologie, Philosophie, Politik, Musikwissenschaft, Kunst, Seefahrt, Erziehungswissenschaft und weitere Themen haben Bedeutung für einzelne biblische Texte oder die Themen, die in den biblischen Texten behandelt werden.
Bei Wikipedia https://www.wikipedia.org/ gibt es derzeit über 5 MILLIONEN Artikel in englischer Sprache, über 2 Millionen in Deutsch und noch Millionen von anderen Artikeln in anderen Sprachen. Und das sind nicht nur Texte, sondern auch Bilder, Grafiken, Tabellen, …
Was für eine herrliche Quelle an Informationen für alle Christen, die selber denken und nicht einfach ihrem Hirten hinterlaufen wollen. (Ich meine mit „Hirten“ Päpste und Pastoren, und nicht Jesus.) Ein Werkzeug des Lernens für den mündigen Gläubigen. – Bedeutet Christsein nicht „von Jesus LERNEN“? Kann man von Jesus lernen, ohne sich mit den biblischen Texten vertraut zu machen?
Ein Ort, an dem eigene Traditionen in den Hintergrund treten, und man sich um das Verstehen dieser so wichtigen Texte bemüht. Ökumene zum Anfassen! Vielleicht sogar ein Ort der Begegnung von Juden und Christen; sind es doch die heiligen Texte der Juden, die zur Grundlage des Christentums geworden sind. (Ohne diese jüdischen Texte gäbe es unser „christliches“ Neues Testament gar nicht; und würde man alle alttestamentlichen Zitate aus dem Neuen Testament herausstreichen wäre es NOCH dünner.) – Wie gut kennen wir als Christen eigentlich diesen dickeren, älteren Teil unserer Bibeln?
Oder haben wir für die gründliche Beschäftigung mit unseren heiligen Texten keine Zeit? Zu beschäftigt mit den Wellness-Programmen unserer Gemeinden? Worauf gründet sich eigentlich unser Glaube? Sind wir selbstzufrieden mit unserer eigenen konfessionellen Tradition oder geht es uns wirklich um die Sache Gottes und Jesu?
„Ihr Heuchler, richtig hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen: ‚Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.'“
(Die Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 15. Kapitel, Vers 9)
Gesprochen von Jesus zu den Frommen seiner Zeit. Menschen, die zufrieden waren mit ihrer Tradition und sich dafür, worum es bei den Wurzeln ihrer Tradition ging, nicht mehr interessierten. Trauriger Zustand eines religiösen Establishments. Wenn es erst einmal kirchliche Funktionäre mit Eigeninteressen gibt, ist das Himmelreich in Gefahr. Strukturen des Bösen machen nicht an der Kirchentür halt; und die Mitgliederliste der wahren Kirche Jesu hat nur Gott.
Wir verdanken die wunderbaren Artikel des Bibel-Portals all den netten Menschen, die sich die Zeit nehmen, sie zu schreiben und ins Netz zu stellen. Die Artikel könnten allerdings noch wunderbarer sein, wenn es noch mehr nette Menschen gäbe, die sie verbessern und aktualisieren würden. Manche Artikel existieren auch noch gar nicht. 😦 (Man kann allerdings auf der Webseite des Bibel-Portals auch Wünsche äußern.)
Man kann bei Wikipedia natürlich nicht einfach so rumlabern wie in einer Bibelstunde oder in einer Predigt. Hier geht es ja nicht um persönliche Meinungen und Spekulationen, sondern um belegbare Informationen! Da kann man nicht einfach seine eigenen Ideen zusammenschreiben, sondern man muss richtig wissenschaftlich arbeiten, so mit Quellenangaben und allem Drum und Dran. Das darf dann auch mal ein bisschen anstrengend sein.
Hab selber auch schon mal drüber nachgedacht, bei Wikipedia mitzumachen. Man muss ja auch nicht immer alles selbst recherchieren. Auch wenn man einen schon vorhandenen Artikel verbessert oder in eine weitere Sprache übersetzt, leistet man einen sehr wichtigen Beitrag. Wikipedia ist ja auch ein Ort des Wissensaustauschs zwischen Sprachräumen.
Manche Christen reißen sich ein Bein aus, um das Christentum zu verbreiten und zu stärken. Warum nicht nutzen, was schon da ist? Infrastruktur des Internet. Kostenlos. (Man darf natürlich auch für Wikipedia spenden, denn von Sonne und Luft leben die auch nicht.) – Vielleicht kommen ja sogar ein paar Christen auf die Idee, sich zu verabreden, um das Bibel-Portal auszubauen (sozusagen, eine „Konzertierte Aktion“)?! Wenn man sich dabei nicht zu blöd anstellt, könnte vielleicht sogar was daraus werden. Heißt es von Jesus nicht:
„Da lobte der Herr den ungetreuen Verwalter dafür, dass er so klug gehandelt hatte. In der Tat, die Menschen dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Menschen des Lichts.“
(Lukas-Evangelium 16,8)
Die Mitarbeit bei einem solchen Projekt berührt allerdings einen wunden Punkt in der Christenheit: Sind wir überhaupt bereit, unseren Glauben hinterfragen zu lassen? Ist unser Glaube stark genug, dass wir es auch aushalten können, wenn jemand eine andere Meinung hat? Können wir im Gespräch mit anderen über diese „unseren“ Texte auch Rede und Antwort stehen?
Es gibt, andererseits, natürlich auch keine „neutrale“ Wissenschaft. Auch Wissenschaftler sind sündige Menschen, und Wissenschaft entstand und entsteht nicht in einem interessenfreien Raum. Es ist, allerdings, das erklärte Ideal der Wissenschaft, vorurteilsfreie und überprüfbare Erkenntnis anzustreben. Wäre es nicht geradezu Aufgabe der Christen, Wissenschaftler zu „entlarven“, die gegen ihr eigenes Ideal verstoßen, und auch bei den erkenntnistheoretischen Fragen, die aller Wissenschaft zu Grunde liegen, mitzureden?
Auf welchem Stand wären wir Christen mit unseren Bibelübersetzungen, wenn es nicht über Jahrhunderte Sprachwissenschaftler gegeben hätte und immer noch gäbe, die mit akribischer Sorgfalt sich bemühen, die antiken Sprachen zu rekonstruieren? Wie könnten wir überhaupt die Richtigkeit einer Übersetzung überprüfen? (Es gibt natürlich auch ein paar Amerikanische Christen, die meinen, dass die King-James-Übersetzung das Non-plus-ultra ist. Pech nur für Leute, die kein Englisch sprechen. Außerdem ist das Englisch von heute auch nicht mehr das, was es mal war – zu Shakespeare’s Zeiten.)
Kommunikation funktioniert nur im Zusammenhang. Was würden wir über die Welt der Bibel wissen, wenn Archäologen nicht gegraben und Historiker nicht geforscht hätten, um uns diese Welt zu erschließen?
Man kann als Pastor natürlich auch immer wieder davor warnen, dass bei Wikipedia auch nicht die absolute Wahrheit steht; aber verhindern, dass die eigenen Schäfchen sich bei Wikipedia schlau machen, kann man doch nicht. – Wäre es nicht sinnvoll, daran mitzuarbeiten, dass diese Bibel-Artikel so gut sind, wie sie nur irgend sein können? Ist es nicht eine wunderbare Plattform, um biblische Inhalte im Internet auszustreuen? – Möge der Same da aufgehen und wachsen, wo er hinfällt!
Meist werden in Wikipedia-Artikeln auch verschiedene Positionen oder Theorien zu einem Thema vorgestellt. Bei einem wissenschaftlichen Ansatz ja auch eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Der Leser soll sich ja einen Überblick verschaffen können, um dann seine eigenen Schlüsse zu ziehen oder Ausgangspunkte zu haben, von denen aus er weiter denken und forschen kann.
„… Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen. … Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“
(Matthäus 13,31-33)
ZUM FOTO:
Dieses Foto war bei Wikimedia Commons Kandidat für „Picture of the Year 2006„. Es zeigt den alten Lesesaal des British Museum.
Es gibt wohl kaum ein Museum, das größere Bedeutung für die Kulturgeschichte der Region hat, in der die biblischen Texte entstanden sind. Das British Museum hat u.a. eine Abteilung für den Vorderen Orient, Ägypten, Griechenland und das Römische Reich. Während seiner Arbeit am British Museum macht z.B. der Assyriologe Michael Jursa eine Entdeckung: Press Releases 2007.
Bei Wikipedia findet man zahlreiche Artikel zum British Museum und seinen Ausstellungsstücken; beispielsweise ein Artikel zum „Stein von Rosette“
(bedeutender Fund für das Verständnis Ägyptischer Hieroglyphen), zum „Atraḫasis-Epos“ (mit einem Foto eines Bruchstücks des Epos aus dem British Museum) und zum „Adam and Eve Cylinder Seal„. Informationen zum Codex Sinaiticus gibt’s selbstverständlich auch.
Wenn man „British Museum“ + „Bibel“ oder „bible“ in eine Suchmaschine eingibt findet man eine Menge; und beim Cultural Institute von Google kann man das British Museum sogar virtuell besuchen:
[Eine neuere Überarbeitung dieses Artikels findet ihr hier.]
Friedrich Wilhelm Schadow [Public domain], via Wikimedia Commons
Gesunder Schlaf ist wichtig. Schlafstörungen sind eine Last und haben die Macht, das Leben auf den Kopf zu stellen.
Manche Menschen schlafen nicht gut, weil der fernsehende Nachbar schwerhörig oder die Matratze zu weich ist. Andere schlafen nicht gut, weil ihre Seele aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Auch wenn der Körper erschöpft ist, kann der ganze Mensch sich doch nicht entspannen.
Viele Menschen sehnen sich nach Geborgenheit. Wir brauchen einen Ort, wo wir uns sicher fühlen können. Kein Mensch kann pausenlos kämpfen. Und wenn wir ein Bedürfnis haben, machen wir uns auf die Suche.
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.
(Jesus aus Nazareth in: Die Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 11. Kapitel, Vers 28)
Der Weg Jesu ist nicht der leichte, breite Weg. Das Evangelium ist kein attraktives Angebot für Schnäppchenjäger. Es kostet das ganze Leben und ist gleichzeitig gratis. Geschenkt. Gefragt ist nicht, was wir haben, sondern wer wir sind. Die Ruhe, die Jesus verspricht, erwächst aus Vertrauen. Vertrauen zu Gott. Gott schenkt Frieden, der über unser Verstehen hinausgeht. Er führt uns zur ewigen Sabbatruhe: Schalom, die Vollendung seiner sehr guten Schöpfung.
Aber um unsere Angst im Zaum zu halten, suchen wir Sicherheit; und um Bedrohungen abzuwenden, wollen wir kontrollieren. Glaube ist Antwort auf die Stimme Gottes. Völlige Hingabe an ein himmlisches Du, das wir nicht sehen können, über das wir nicht verfügen können, das wir nicht beweisen, nicht kontrollieren und nicht vorzeigen können. Die einzige Sicherheit, die wir im Glauben haben, ist die Sicherheit, die aus diesem Vertrauen erwächst. Dies ist dann allerdings eine Sicherheit mit ewigen Dimensionen.
Für viele Menschen ist der Verlust der eigenen Kontrolle eine Horrorvorstellung. Wir alle haben nicht nur gute Erfahrungen im Umgang mit Menschen gehabt. Und die Vorstellung von Gott sprengt sowieso all unsere Vorstellungskraft. Unbekanntes kann Angst machen.
Als das ganze Volk erlebte, wie es blitzte und donnerte, Posaunenschall ertönte und der Berg rauchte, bekam es große Angst und blieb zitternd in weiter Ferne stehen. Die Leute sagten zu Mose: »Wir haben Angst, wenn Gott so mit uns redet. Wir werden noch alle umkommen! Sprich du an seiner Stelle zu uns, wir wollen auf dich hören.« Da sagte Mose zum Volk: »Ihr müsst keine Angst haben. Gott ist nur gekommen, um euch auf die Probe zu stellen …
Nur Vertrauen kann Angst überwinden. Ver-trauen hat auch etwas mit trauen zu tun. Sich trauen ein Wagnis einzugehen und Schritte ins Ungewisse zu gehen – in ein neues Land des Vertrauens, das Gott uns zeigt. Wie Abraham, Vater des Glaubens für Juden und Christen.
Weil wir Gott nicht vertrauen wollen, suchen wir uns Sicherheiten, über die wir mehr Kontrolle haben: Glücksbringer; Rituale, die wir nach Bedarf anwenden können; Glück, das man sich kaufen kann; Argumente, die wir verstehen; Bibelverse, die man auswendig lernen kann und ein Denkgebäude, das uns Halt gibt; ein christliches Glaubenssystem, das uns einleuchtet, und das man auch anderen erklären kann; Dogmen, die uns sagen können, das alles in Ordnung ist.
Wir erzählen einander nicht mehr die biblischen Geschichten oder von den Erfahrungen des Glaubens aus unserem eigenen Leben, sondern lernen den „richtigen“ Glauben aus Katechismen und vom Predigerpult. Wir haben uns in den vergangenen 2000 Jahren ein Denkgebäude aus Bibelversen gebaut, in dem wir meinen sicher zu sein. Mit dem Dogma von der Unfehlbarkeit der Bibel haben wir uns ein Machtinstrument geschaffen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen und unsere Interessen zu verteidigen. Eine selbst-gemachte Religion, und die Bibel als Götze.
So riss sich denn das ganze Volk die goldenen Ringe ab, die an ihren Ohren hingen, und sie brachten sie zu Aaron … und machte ein gegossenes Kalb … Und sie sagten: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat. Als Aaron das sah, baute er einen Altar vor ihm, und Aaron rief aus und sagte: Ein Fest für JAHWE ist morgen!
(Schemot / Exodus / 2. Mose 32,3-5)
Vielleicht entsteht bei manch einem, der meine Texte liest, der Eindruck, ich wollte Gläubige verunsichern. Das stimmt nicht ganz. Ich möchte eine falsche Sicherheit erschüttern, um wahre Sicherheit zu finden – Sicherheit des Glaubens, Geborgenheit und Orientierung durch Jesus. Eine selbst-gemachte Sicherheit ist ein marodes Fundament. Jesus sagt lapidar: Meine Schafe hören meine Stimme.
Wer meine Worte hört und danach handelt, der ist klug. Man kann ihn mit einem Mann vergleichen, der sein Haus auf felsigen Grund baut. Wenn ein Wolkenbruch niedergeht, das Hochwasser steigt und der Sturm am Haus rüttelt, wird es trotzdem nicht einstürzen, weil es auf Felsengrund gebaut ist. Wer sich meine Worte nur anhört, aber nicht danach lebt, der ist so unvernünftig wie einer, der sein Haus auf Sand baut. Denn wenn ein Wolkenbruch kommt, die Flut das Land überschwemmt und der Sturm um das Haus tobt, wird es aus allen Fugen geraten und krachend einstürzen.
(Matthäus-Evangelium 7,24-27)
Das feste Fundament von dem Jesus in der Bergpredigt spricht, ist weder die Bibel noch ein in sich geschlossenes christliches Glaubenssystem aus Bibelversen. Es ist das Hören UND TUN der Worte Jesu. Ein Leben aus dem Vertrauen zu Gott.
Glücklich sind, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen … Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen! So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne für Böse wie für Gute scheinen, und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose … Wenn du beten willst, geh in dein Zimmer, schließ die Tür, und dann bete zu deinem Vater, der auch im Verborgenen gegenwärtig ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dich belohnen … euer Vater weiß genau, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn um etwas bittet … sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz … Zerbrecht euch also nicht mehr den Kopf mit Fragen wie: ‚Werden wir genug zu essen haben? Und was werden wir trinken? Was sollen wir anziehen?‘ Mit solchen Dingen beschäftigen sich nur Menschen, die Gott nicht kennen. Euer Vater im Himmel weiß doch genau, dass ihr dies alles braucht. Sorgt euch vor allem um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem anderen versorgen. Deshalb sorgt euch nicht um morgen … Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und euch wird die Tür geöffnet … Wenn schon ihr hartherzigen Menschen euren Kindern Gutes gebt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes schenken, die ihn darum bitten …
Manche arbeiten an einem Bibelverständnis und einem theologischen System, welches dann den Gläubigen Sicherheit für ihren Glauben und ihr Leben liefern soll und Antworten auf alle Fragen. Was für eine Sicherheit wird das dann sein?
Fundamentalismus ist ein Konzept, das nicht zum Leben passt. Es tut uns selbst nicht gut, und auch nicht anderen. Ich bin selbst in einer fundamentalistischen Gemeinde aufgewachsen und habe mich jahrelang mit dieser Tradition herumgeschlagen und lange gebraucht, um zu verstehen, dass man mit den biblischen Texten auch anders umgehen kann.
Ich verstehe, dass Menschen ein unterschiedliches Bedürfnis nach Sicherheit haben. Dies ist auch abhängig von unseren Lebensumständen und von der Erfahrung im Glauben. Ich möchte nicht, jemandes Glauben an Jesus beschädigen, sondern zu einem besseren Verstehen beitragen. Paulus sagt im Galaterbrief, dass die Tora den Gläubigen als etwas Vorübergehendes gegeben wurde, solange sie noch nicht mündig waren, wie Kinder. Jetzt aber ist die Zeit gekommen, wo wir durch den Geist Gottes im Glauben mündig und erwachsen werden können und sollen.
Man kann sich aus Bibelversen eine Hängematte stricken, in der sich gut ein Nickerchen machen lässt – und man verpennt das Leben. Man kann sich auch immer wieder von diesen alten Texten inspirieren und herausfordern lassen und von Jesus lernen, Gott zu vertrauen.
Jeder weiß, dass ihr selbst ein Brief Christi seid, den wir in seinem Auftrag geschrieben haben; nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes; nicht auf steinerne Gesetzestafeln wie bei Mose, sondern in menschliche Herzen. Das wagen wir nur deshalb zu sagen, weil wir Gott vertrauen … Wir verkünden nicht länger die Herrschaft des geschriebenen Gesetzes, sondern das neue Leben durch Gottes Geist. Denn der Buchstabe tötet, Gottes Geist aber schenkt Leben.
(Zweiter Brief von Paulus an in Gemeinde in Korinth 3,3-6)
Aber viele Christen schlafen weiterhin in ihrem Bibelhaus am Leben vorbei –
bis der Sturm kommt.
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