Meine Tipps für Weihnachten

 

gerard_van_honthorst_-_adoration_of_the_shepherds_28162229
Gemälde von Gerard van Honthorst, via Wikimedia Commons – public domain

 

[ Ich hatte ja schon die Weihnachts-Tipps von Rabbi Schaul (auch bekannt als der Heilige Apostel Paulus) veröffentlicht. Jetzt kommen noch meine Tipps: ]

 

1.  Sei unabhängig von irgendwelchen dahergelaufenen Weihnachts-Tipps  😉

Achte auf dich selbst und schärfe deine Wahrnehmung für deine Mitmenschen. (Du bist ja nicht doof, und mit dem gesunden Menschenverstand kommt man schon ziemlich weit – so man ihn denn benutzt.) – Du brauchst also nicht unbedingt weiterlesen…  😉

 

Niemand kann mehr von dir erwarten, als du willst und kannst.

 

2.  Bewahre die Ruhe!

Du allein kannst sowieso nicht garantieren, dass dieses Weihnachtfest ein Erfolg wird. Sei also ganz entspannt. Es hängt nicht alles von dir ab.

Auch dieses Weihnachten wird bald wieder vorbei und Vergangenheit sein. Und wenn man schon im voraus seine Aufmerksamkeit auf das Schöne im Weihnachten lenkt, wird man vielleicht auch verzaubert …

 

„Stille Nacht, heilige Nacht, …“

 

Nativity_tree2011
Figuren einer Weihnachtskrippe, Foto von Jeff Weese, via Wikimedia Commons – CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

 

3.  Bete für Weihnachten.

Denk dabei nicht nur an dich selbst. Weihnachten ist viel größer als deine kleine Weihnachtsfeier…

 

„aber der Engel sagte zu ihnen:

‚Ihr braucht euch nicht zu fürchten! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die im ganzen Volk große Freude herrschen wird. Heute ist euch in der Stadt Davids ein Retter geboren worden; es ist der Messias, der Herr…‘

‚Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht.'“

.
(Lukas-Evangelium 2. Kapitel, Verse 10-14 – Bibel, Neues Testament)

 

4.  Fang bei dir selbst an.

Frag dich nicht, was andere tun müssten, sondern was du selbst tun kannst.

 

„… mit dem Maßstab, den ihr an andere anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden.

Warum siehst du jeden kleinen Splitter im Auge deines Mitmenschen, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu ihm sagen:

‚Komm her! Ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen!‘

und dabei hast du selbst einen Balken im Auge!

Du Heuchler! Entferne zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du klar sehen, um auch den Splitter aus dem Auge deines Mitmenschen zu ziehen.“

.
(Jesus in der Bergpredigt – Matthäus-Evangelium 7,2-5 – Bibel, Neues Testament)

 

Schau deinem Schatten in die Augen. Wenn dich jemand so richtig nervt, liegt es wahrscheinlich hauptsächlich an dir selbst. – Bitte den Balken entfernen!

 

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA
Feldkreuz Hochtannbergpass, Foto von böhringer friedrich, via Wikimedia Commons – CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)

 

5.  Vergebung

Trenn dich vom Ballast negativer Weihnachtserfahrungen. Wenn du selbst anders bist, kann auch dein Weihnachten anders werden.

Fass für dich selbst den Entschluss, Fehler vergangener Weihnachten nicht zu wiederholen, und überlege, wie du ganz praktisch verhindern kannst, wieder „in die alten Schienen zu rutschen“.

Horche in dich selbst hinein. Gibt es da noch jemand, dem du vergeben oder um Vergebung bitten solltest? – Vielleicht gibt es ja trotz der hektischen Weihnachtsvorbereitungen die Möglichkeit einen Moment zu nutzen, um mit einer anderen Person etwas zu klären, bevor die Jesus-Party steigt.

 

„‚Versteht ihr, was ich eben getan habe, als ich euch die Füße wusch?’…

‚Ihr nennt mich Meister und Herr, und das mit Recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und der Meister, euch die Füße gewaschen habe, sollt auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.'“

.
(Johannes-Evangelium 13,12-15 – Bibel, Neues Testament)

 

6.  Nicht den Kopf waschen, sondern die Füße.

Weihnachten ist nicht unbedingt der beste Zeitpunkt, um Diskussionen zu führen und „endlich mal was zu klären“. Bevor man versucht Wortgefechte zu gewinnen, sollte man erst einmal schauen, ob man sich ganz praktisch irgendwie nützlich machen kann.

 

Red_mistletoe2C_Hopkins_River2C_New_Zealand

Red mistletoe, Hopkins River, New Zealand, Foto von William M. Connolley, via Wikimedia Commons – GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

 

7.  Das Gute, das Wahre, das Schöne.

Das Weihnachtsfest ist aufgeladen mit großen Erwartungen: Weihnachten als Verkörperung des Guten, Wahren und Schönen. Das ist offensichtlich aber kein Automatismus. Vielmehr ist Weihnachten die Aufgabe, das Gute, Wahre und Schöne in jedem Detail der Weihnachtszeit (neu) zu entdecken.

 

„… orientiert euch an dem, was wahrhaftig, vorbildlich und gerecht, was redlich und liebenswert ist und einen guten Ruf hat. Beschäftigt euch mit den Dingen, die auch bei euren Mitmenschen als Tugend gelten und Lob verdienen.“

.
(Paulus im Brief an die Christen in Philippi 4,8 – Bibel, Neues Testament)

 

8. Das Verbindende suchen.

Weihnachten ist der Anlass, dass wir uns Zeit für einander nehmen. Diese Zeit ist schon ein sehr wertvolles Geschenk, das wir einander und uns selbst machen.

Viele Menschen scheinen einfach ausgehungert danach zu sein, als Menschen wahrgenommen und beachtet zu werden. Wir könnten uns die Zeit nehmen, einander zuzuhören. Und wenn wir freiwillig und fröhlich etwas weggeben, kommt eigentlich auch immer irgendwas zurück.

Gibt es Gemeinsames, etwas, das alle an Weihnachten schätzen oder schön finden? (Weihnachtslieder, -musik, -filme, Spiele spielen, alte Geschichte erzählen, alte Fotos, Spazieren gehen…)

 

Ebenthal_Radsberg_Winterlandschaft_13022010_1634
Winterlandschaft Ebenthal, Foto von Johann Jaritz, via Wikimedia Commons – CC BY-SA 3.0 at (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at/deed.en) or CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

 

9. Sei kreativ.

Jedes Jahr die alte Leier. – Rituale können sehr schön und wertvoll sein. Aber man könnte (falls die anderen einverstanden sind) auch mal was Neues ausprobieren. Probieren geht über studieren. Abwechslung belebt.

 

„Viele Male und auf verschiedenste Weise sprach Gott in der Vergangenheit durch die Propheten zu unseren Vorfahren. Jetzt aber, am Ende der Zeit, hat er durch seinen eigenen Sohn zu uns gesprochen…

Er ist das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens…“

.
(Hebräerbrief 1,1-3 – Bibel, Neues Testament)

 

10.  Jesus

The reason for the season. Wundervolles Geheimnis der Offenbarung Gottes im Menschen: Gott wird neugeboren …

Der Neugeborene in der Krippe: Schwach und hilflos. Empfangend.

Der tiefste Sinn von Weihnachten ist wohl der:  Wir sind Beschenkte!

 

Fröhliche Weihnachten!

 

 

 

Begnadete

Die Geburt Christi (1308–1311; National Gallery of Art, Washington) – Duccio di Buoninsegna, Public domain, via Wikimedia Commons

.

Ich habe in meinem Leben schon viel über Gnade gehört. Langsam fange ich an, an sie zu glauben. Die wahren Werte im Leben kann man sich nicht nehmen – sie können nur empfangen werden.

In unserem tiefsten Wesen sind wir Empfangende. Das Leben selbst ist ein Geschenk. Schon bevor wir den ersten Gedanken formulieren, prägt sich tief in uns die Schönheit des Lebens. Es ist das Wissen um diese Schönheit, die uns zu Suchenden macht.

Es sind die Bilder unserer Seele, die uns auf einen guten Weg führen. Die Träume in der Nacht, die uns in eine tiefere Wahrheit begleiten.

In bin kein Lehrer, sondern ein Lernender. Die Wahrheit kann ich nicht selbst erfinden. Sie begegnet mir – und ich kann sie weitererzählen. Wir sind nicht beauftragt worden, einander den Kopf zu waschen, sondern die Füße.

Wir nehmen, und wir geben. Leben bedeutet Überfluss. Wenn wir uns aufs Leben einlassen, können wir den Segen nicht zurückhalten. Er fließt durch uns zu allen Menschen und allem, was lebt.

Wir lernen Liebe nicht, indem wir um sie kämpfen, sondern weil wir von ihr überwältigt werden.

Das tiefste Geheimnis der Weihnacht  kommt zu uns: Schönheit, Gnade und Liebe. Wir können es nirgendwo kaufen, sondern uns nur damit beschenken lassen.

.

Die Würde des Menschen ist begreifbar.

 

cyrus_cylinder_1
Der Kyros-Zylinder aus Persien (538 v. Chr.), der gemeinhin als „erste Menschenrechtscharta“ gilt. Foto von Mike Peel (www.mikepeel.net). [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0), via Wikimedia Commons]
 

 

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

.
(Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes)

 

 

 

Tasten und Greifen

Würde wird gegeben und genommen. Es gibt hochwürdige Würdenträger, Entwürdigendes und Entwürdigte. Es gibt menschen-unwürdiges Denken, Reden und Tun.

 

SEINE Furcht, Anfang ists der Erkenntnis, der Weisheit und Zucht, die die Narren verachten.

.
(Bibel, Altes Testament / Tanach, Sprüche/Sprichwörter, 1. Kapitel, Vers 7 – Buber-Rosenzweig-Übersetzung)

 

Die Würde eines Menschen

… aktuell, wie eh und je. Menschenrechte, Menschenwürde, …

Wo kommen die eigentlich her?

Gibt es diese Begriffe schon in den biblischen Texten?

 

Gott sprach: Machen wir den Menschen in unserem Bild nach unserem Gleichnis! Sie sollen schalten über das Fischvolk des Meeres, den Vogel des Himmels, das Getier, die Erde all, und alles Gerege, das auf Erden sich regt. Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn, männlich, weiblich schuf er sie. Gott segnete sie …

.
(Altes Testament / Tanach, Bereschith / Genesis / 1. Mose 1,26-28)

 

Würde aufspüren: Gottebenbildlichkeit

Was für ein Wort! – Es gibt sogar einen Wikipedia-Artikel dazu.

Menschenwürde und Gottebenbildlichkeit. – Ist beides dasselbe? Lässt sich das nur mit dem Kopf erfassen?

Theologische Gehirnakrobatik und viele Fragezeichen …

Tobias Faix hat einen interessanten Artikel dazu auf seinem Blog.

Die Würde des Menschen ist er-tastbar. Schritt für Schritt tasten wir uns vor.

Hat Jesus auch was zu dem Thema gesagt?

 

Wie solltet ihr auch glauben können? Bei euch ist jeder darauf aus, von den anderen Anerkennung zu bekommen; nur die Anerkennung bei dem einen, wahren Gott sucht ihr nicht.

.
(Neues Testament, Johannes-Evangelium 5,44)

 

Würdiger Sünder – Würde, unverdient

Menschenwürde ist nichts, das man sich verdienen kann. Sie ist ein Geschenk – wie das Leben selbst.

 

… Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

.
(Neues Testament, Erster Brief von Johannes 4,16)

 

Das Heilige berühren

Gott ist der heilige Schöpfer des Lebens. Sein Wirken ist ewige Lebenskraft. Leben ist heilig. Wir Menschen haben Ahnung davon.

 

Wo ist dein Bruder Abel? …
Gott entgegnete: „Was hast du bloß getan? Das vergossene Blut deines Bruders schreit von der Erde zu mir!
Darum bist du von nun an verflucht …“
Kain aber sprach zu dem HERRN: „Meine Strafe ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte…“
.
(Bereschith / Genesis / 1. Mose 4,9-13)

 

Ich halte den zerbrechlichen Körper eines alten, pflegebedürftigen Menschen. Körperkontakt. Berührung. Eine Umarmung. Ein Händedruck.

 

Die Würde des Menschen ist begreifbar.

 

Gottes extra scharfes Wort ǂ Bibel

 

Rasierklinge
Rasierklinge; von Hafenbar, via Wikimedia Commons (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)

 

Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben. Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten!
(Die Bibel, Neues Testament, Brief an die Hebräer, 4. Kapitel, Verse 12-14)

 

Ich bin aufgewachsen mit dem Vers „das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert …“ (Hebräer 4,12). Und irgendwie war immer klar, dass damit die Bibel gemeint sein sollte.

Dabei ist eigentlich offensichtlich, dass der Autor des Hebräerbriefs gar  nicht  die Bibel gemeint haben  kann , da diese ja noch gar nicht existiert hat.

Der Vergleich mit dem „zweischneidigen Schwert“ ist uns heute fremd. Aber die Bedeutung scheint klar: Das Wort Gottes ist ganz besonders scharf. Etwas, das extra scharf ist, schneidet besonders gut und man kann sich daran auch leicht verletzen. („Messer, Gabel, Scher‘ und Licht …“)

Nehmen wir einmal an, die Aussage „schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ würde auch für die biblischen Texte gelten. Dann müssten wir mit diesen Texten sehr vorsichtig umgehen – denn man könnte leicht sich selbst oder andere verletzen. Und es gibt Menschen, die von solchen Verletzungen berichten.

 

… das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert …

(Hebräerbrief 4,12)

 

Woran dachte ein Christ des ersten Jahrhunderts, wenn er den Ausdruck „Wort Gottes“ hörte? An die Worte christlicher Propheten der frühen Christenheit? Die Worte, die in den christlichen Versammlungen verkündigt wurden? Die Worte der Apostel? Erzählungen über Jesus? Jesus Christus selbst? Worte, die der Christ selbst in seinem Herzen oder in Visionen zuvor gehört hatte?

Auf der Webseite eines Predigtpreises finden wir eine Predigt von Joost Reinke über Hebräer 4,12, in der er „Gottes Wort“ mit Jesus Christus identifiziert. Wenn man den Vers im Zusammenhang liest, sicherlich ein naheliegender Gedanke.

Wenn mich jemand fragt, wie ICH etwas gemeint habe, dann tue ich mich manchmal schwer. Mir ist selbst nicht immer ganz klar, was ich eigentlich meine. – Bezieht sich nicht auf diesen Beitrag.  😉 – Aber zumindest bin ich der richtige Ansprechpartner, um zu erklären, was ich mir denn bei meiner eigenen Aussage gedacht habe. (Falls ich überhaupt gedacht habe).

Bei der Aussage einer anderen Person ist das schon ganz etwas anderes. Wenn ich mich anschicke, eine andere Person zu interpretieren, dann sollte ich das mit Respekt, Sorgfalt und Zurückhaltung tun. Es handelt sich schließlich um das geistige Eigentum von jemand anderen.

Tja, wie ist das nun mit dem Wort Gottes?

Sind wir der richtige Ansprechpartner, um zu erklären, was Gott sich bei seinen Worten denkt? Welche Worte sind überhaupt GOTTES Worte? Inwieweit sind wir autorisiert, dazu etwas zu sagen? Und falls wir uns überhaupt trauen, etwas dazu zu sagen: Auf welche Art und Weise sollten wir dies tun?

 

… stellt euch vor, ihr alle verkündet prophetische Botschaften. Wenn jetzt jemand dazukommt, der vom Glauben nichts oder nicht viel weiß, macht alles, was ihr sagt, ihm bewusst, dass er ein Sünder ist. Durch alles, was er hört, sieht er sich zur Rechenschaft gezogen, und seine verborgensten Gedanken kommen ans Licht. Er wird sich niederwerfen, um Gott anzubeten, und wird ausrufen: »Gott ist wirklich in eurer Mitte!«
(1. Korintherbrief 14,24-25)

 

Prophetisches Reden. Vielleicht etwas, dass mir und dir noch nicht so vertraut ist. Menschen, die von Gott inspiriert und aus ihm heraus in eine aktuelle Situation hinein sprechen. – Ist die Ähnlichkeit zur Aussage über das „Wort Gottes“ in Hebräer 4 nicht auffällig?

 

Das soll also euer Ziel sein: ein Leben, das von der Liebe bestimmt wird. Bemüht euch aber auch um die Fähigkeiten, die uns durch Gottes Geist gegeben werden, und wenn ich das sage, denke ich vor allem an die Gabe des prophetischen Redens.

(1. Korinther 14,1-2)

 

Paulus geht hier davon aus, dass prophetisches Reden eine Gabe Gottes ist. Wir können es uns also nicht einfach nehmen. Es ist ein Geschenk, das wir zwar erstreben sollen, bei dem wir aber auch darauf warten müssen, dass es uns gegeben wird.

Wir alle wollen mitreden. Kommunikation ist auch sehr wichtig. Wenn wir aber nicht aus Gott heraus, prophetisch, reden können, dann wäre es manchmal besser, unsere Klappe zu halten.

 

… das Wort Gottes ist LEBENDIG …

 

Gottes Wort ist lebendig. Es ist nicht einfach ein alter Text. Sobald etwas aufgeschrieben worden ist, ist es fixiert, starr, unabänderlich …

Es gibt einen Unterschied zwischen schriftlicher und mündlicher Überlieferung – insbesondere auch im Judentum. Solche Überlegungen führen uns sehr tief hinein in die Kulturgeschichte der Menschheit und in ein Nachdenken über Begriffe wie „Tradition“ und „Offenbarung“, starre und flexible kulturelle Systeme und den Umgang mit Literatur.

Dabei fällt auch auf, dass Jesus selbst es offensichtlich nicht für wichtig hielt, schriftliche Texte zu hinterlassen. Meines Wissens gibt es nicht eine einzige Handschrift, die für sich in Anspruch nimmt, von Jesus selbst geschrieben oder diktiert worden zu sein.

Wie viele Mythen und Märchen, so erzählen auch die biblischen Texte von dem epischen Kampf der Menschheit zwischen Gut und Böse.

 

… Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen, bereit für das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.
(Paulus‘ Brief an die Epheser, 6,10-17)

 

Paulus versteht unter dem „Wort Gottes“ hier etwas, das man „nehmen“ kann. Gesprochen zu einer Zeit, in der es noch keine Bibeln gab und auch die allermeisten Christen keine Tora-Rollen zu Hause hatten.

Die Idee des „Ergreifens des Wortes Gottes“ hat auch etwas Gefährliches an sich. Dies wird deutlich, wenn man vom „Instrumentalisieren“ des Wortes Gottes sprechen würde. Wenn wir über die Worte Gottes verfügen können, dann können wir sie auch missbrauchen.

Mit biblischen Texte ist dies in der Vergangenheit und Gegenwart auch immer wieder gemacht worden. Dabei wurde ihnen oft eine göttliche Autorität zugesprochen, die sie für sich selbst häufig gar nicht in Anspruch nehmen. (Welche biblischen Texte präsentieren sich denn explizit als die Worte Gottes?)

Bei allen warnenden Worten ist es allerdings auch sehr wichtig, dass wir den unschätzbaren Wert des Leben-schaffenden Reden Gottes erkennen.

Die biblischen Texte erzählen von einem Gott, der spricht. Noch bevor ein Menschenohr da war, um das Wort Gottes zu hören, sprach Gott unsere Welt aus dem Nichts ins Dasein (Genesis 1). Gottes Wort gestaltet. Er sendet es aus, und es verwirklicht seine gute Absicht. Im ersten Kapitel des Johannes-Evangeliums stehen die berühmten Worte über das „Logos„, durch das alles erschaffen worden war und das Fleisch geworden ist …

 

… In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen …

(Johannes 1)

 

Wenn wir einem gütigen Menschen begegnen, mag uns dies beschämen, weil wir erkennen, dass wir selbst nicht so sind. Die Begegnung spricht zu uns. Sie erhellt unser Leben. Güte ist anziehend – aber das Erkennen der eigenen Mangelhaftigkeit ist auch schmerzhaft.

Jesus war ein lebendiger Mensch aus Fleisch und Blut wie wir. Er erlitt höllische Qualen. Er wurde zu Tode gefoltert. Aber seine Hinrichtung ist unsere Berichtigung. Durch seinen Schaden und sein Leiden werden wir heil.

Die Jesus-Bewegung endete nicht am Kreuz. Jesus ist auferstanden. Er lebt in uns und begegnet uns auch im bedürftigen Nächsten. Ich bin du – und du bist ich. In Christus vereint Gott alle Menschen.

 

In der Vergangenheit hat Gott immer wieder und auf vielfältige Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Doch jetzt, in dieser letzten Zeit, sprach Gott durch seinen Sohn zu uns. Durch ihn schuf Gott Himmel und Erde, und ihn hat er auch zum Erben über alles eingesetzt. In dem Sohn zeigt sich die göttliche Herrlichkeit seines Vaters, denn er ist ganz und gar Gottes Ebenbild …
(Hebräer 1)

 

In den biblischen Texten redet Gott auf vielfältige Weise: in Träumen, durch Engel, durch Menschen, seine Propheten, durch Jesus oder auch selbst direkt vom Himmel.

Wie redet Gott heute zu mir und dir? Wohin gehen wir, um seine Stimme zu hören?

 

… Heute, wenn ihr meine Stimme hört, dann verschließt eure Herzen nicht …
(Hebräer 3,7-9)

 

Auch wenn’s weh tut …

Gottes Sprechen dient unserer Heilung und der Verwirklichung seines herrlichen Friedens. Schalom.

 

[Dies ist die Überarbeitung eines älteren Artikels. Den älteren Artikel mit Kommentaren findet ihr hier.]

 

authentisch

 

reidersche_tafel_c_400_ad
Frauen am Grabe Christi und Himmelfahrt (sog. „Reidersche Tafel“); Elfenbein; Mailand oder Rom, um 400 n. Chr., by Photo: Andreas Praefcke (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons
 

 

…  Ihr Heuchler! Ihr seid wie die weiß getünchten Grabstätten: Von außen erscheinen sie schön, aber innen ist alles voll stinkender Verwesung.

(Die Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 23. Kapitel, Vers 27)

 

Informationsflut. Beschallung auf allen Kanälen. Ansprechende Inhalte. Lockende Angebote und neueste Nachrichten. Reizüberflutung. Viele Eindrücke konkurrieren um unsere Aufmerksamkeit, schwächen unsere Konzentration und lenken uns vom Wesentlichen ab …

Was brauch ich eigentlich wirklich? Welche Nachrichten sind für mein Leben von Bedeutung?

 

…  Wir reden nur von dem, was wir wissen und gesehen haben, und erzählen es weiter  …

(Johannes-Evangelium, 3. Kapitel, Vers 11)

 

Es gibt heutzutage auch ein reichhaltiges christliches Angebot. Mehr christliche Inhalte in einer Fülle von medialen Formaten als man als Einzelner konsumieren kann. Auch eine Menge „guter Ratschläge“ gibt es. Aber wie viel von all dem ist selbst erlebt? Wie tief sind die Wurzeln im eigenen Leben und was ist nur erlernte Theorie? Wie authentisch ist mein Glaube? Was ist bloß äußerer Schein?

 

Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde. Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch …

(Neues Testament, Erster Brief des Johannes, 1. Kapitel, Verse 1-3)

 

Die ersten Anhänger Jesu waren Augenzeugen. Sie erzählten von dem, was sie SELBST mit Jesus erlebt hatten, und auch von Jesu Hinrichtung. Es war ihnen nicht vergönnt gewesen, an der Seite ihres Rabbis alt zu werden. Jesus wurde durch einen gewaltsamen Tod aus ihrer Gemeinschaft und ihrem Leben gerissen. Jesus war noch nicht alt, als er starb …

Seit Jesu Tod gibt es Berichte von Menschen, die sagen, dass ihnen Jesus erschienen ist. Die Kraft, durch die das Christentum entstand, war die Kraft, die Jesus von den Toten auferweckt hat. Die Lebenskraft des Geistes Gottes. – Gute Nachricht: Jesus lebt!

Mittlerweile ist es fast 2000 Jahre her, dass Jesu Füße durch den Staub dieser Welt liefen und keiner von uns war selber dabei …

Ich bin christlich aufgewachsen und habe von Jesus gehört, solange ich denken kann. Mir ist Jesus nicht persönlich erschienen – dennoch habe ich durch das, was ich über ihn gelernt hatte, vertrauen zu ihm gefasst und mich entschlossen, auf ihn zu hören.

Danach habe ich auch anderen von Jesus erzählt – aber oft war das nur Theorie. Ehrwürdige Glaubensbekenntnisse und Dogmen mit langer Geschichte. Argumente, welche ich von denen gelernt hatte, die schon vor mir gläubig waren.

Manchmal habe ich mich hinter den breiten Schultern bedeutender Christen und hinter imposanten theologischen Denkgebäuden versteckt. Manchmal versuchte ich anderen zu erklären, was ich selbst nicht wirklich verstand. Ich war noch nicht einmal besonders erfolgreich darin, mir selbst gegenüber Rechenschaft zu geben, warum ich denn eigentlich glaube.

 

Jesus erwiderte: »Ich sage dir eins: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen. Natürliches Leben bringt natürliches Leben hervor; geistliches Leben wird aus dem Geist geboren.  Darum sei nicht erstaunt, wenn ich dir sage: Ihr müsst von neuem geboren werden.

(Johannes-Evangelium 3,5-7)

 

Glaube ist ein Geschenk und das Ergebnis des Wirkens Gottes. Es ist wichtig, dass jemand, der sich für Jesus interessiert, versteht, dass das Vertrauen zu Gott und Jesus nicht etwas ist, dass er sich selbst erarbeiten kann. Was er selbst tun kann, ist, über Jesus zu lernen und in sich selbst zu klären, ob er denn bereit wäre, Jesus zu folgen, wenn Gott ihn von der Wahrheit des Evangeliums überführt.

Und was WIR tun können, ist, davon zu erzählen, wie es bei uns SELBST damals war, als wir vertrauen zu Jesus fassten. Können wir von unserem persönlichen Weg des Glaubens so erzählen, dass er für den anderen nachvollziehbar wird?

Glaube ist nur möglich, wo auch Zweifel oder Unglaube möglich sind. Und Glaube ist immer auch Entscheidung. Wir glauben letztendlich alle das, was wir glauben wollen. Wir brauchen uns nicht dafür zu entschuldigen, wenn wir ihm vertrauen WOLLEN, oder uns dafür zu schämen, wenn wir so leben wollen, wie Jesus gelebt hat.

Wenn wir Gott wirklich vertrauen, können wir auch den Mut und die Gelassenheit haben, anderen Menschen in der Schwachheit und Zerbrechlichkeit unserer eigenen Existenz und unseres eigenen Glaubens zu begegnen. Denn das Reich Gottes hängt nicht an uns, sondern es besteht in IHM.

 

Kann man GLAUBEN lernen?

[Dies ist die ältere Version eines Artikels, welchen ihr hier findet.]

 

reading_old_norse
Foto von Pål Berge (http://www.flickr.com/photos/paalb/49636016/) via Wikimedia Commons – CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

 

Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, was man unter Glaube versteht. Mir geht es hier nicht um irgendeinen Glauben, sondern um den rettenden Glauben an Jesus, durch den man zum ewigen Leben kommt.

 

Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.“

.
(Bibel, Neues Testament, Johannes-Evangelium, 3. Kapitel, Vers 16)

 

Christlicher Glaube

Kann man  diesen  Glauben lernen?

Dazu fallen mir dann gleich auch noch mehr Fragen ein:

Falls „Ja.“ – wie lernt man glauben?

Falls „Nein“ – warum kann man glauben nicht lernen?

Ich habe schon verschiedene Antworten zu dieser Frage kennengelernt.

 

„Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben … einem andern Glaube …“
.
(Paulus im Brief an die Christen in Korinth 12,9)

 

Antworten

1.  „Nein.“ – Glaube ist Geschenk und Frucht des Heiligen Geistes. (Galaterbrief 5,22 in der Lutherübersetzung von 1956!)

2.  „Nein.“ – Glaube ist eine Entscheidung, ein Willensakt. Deshalb kann auch dazu aufgerufen werden.

Ich habe so auf Anhieb auch keinen Vers gefunden, wo vom „Glauben lernen“ die Rede ist.

 

„… dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten …“

.
(Paulus in der Apostelgeschichte, 17,27)

 

spürbar

Ich war diese Woche auf einer Informationsveranstaltung zu einem Glaubenskurs: spürbar (www.spuerbar.org). Dies ist nicht der allererste Glaubenskurs, der erfunden worden ist und wahrscheinlich auch nicht der letzte. Für diesen „Nachfolge-Kurs“ zeichnet das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung e. V. verantwortlich. Er ist wohl als eine Art Aufbaukurs zu spur8 gedacht.

Ein Untertitel auf dem Flyer heißt „Spüren Sie in acht Veranstaltungen auf, wie der Glaube lebendig wird.“  Klingt ein bisschen wie ein Wiederbelebungskurs für einen toten Glauben.

Das Konzept und die Vorstellung des Kurses war mir sympathisch. Lebensnah und mit Offenheit für die Erfahrungen der Teilnehmer. Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, ob auch deutlich wird, an was oder wem man glaubt.

[Dies ist die ältere Version eines Artikels, welchen ihr hier findet.]