
„Fan“ muss man nicht unbedingt von „FANatisch“ ableiten. „Fan“ könnte auch kurz für „FANtasie“ stehen. „Bibel-Fan“ = jemand, der sich in seiner Fantasie von den biblischen Texten inspirieren lässt. – FANtastisch! – Hat jedenfalls nichts mit „Fanta“ (Erfrischungsgetränk) zu tun. (Oder doch?)
Ich bin bekennender Bibel-Fan. Die Bibel ist für mich das Buch der Bücher. Wenn ich auf eine einsame Insel müsste und nur EIN Buch mitnehmen dürfte, wäre die Frage nur: WELCHE Bibelausgabe?
Ich bin da auch nicht so festgelegt. Am besten wäre natürlich der sogenannte „Urtext“; aber meine Hebräisch-, Aramäisch- und Griechisch-Kenntnisse sind noch nicht so gut (bzw. nicht vorhanden). Vielleicht doch besser eine Übersetzung? Natürlich am besten als Studienbibel, mit reichlich zusätzlichen Informationen …
Dabei kommt es mir gar nicht in erster Linie auf die „wissenschaftliche“ Beschäftigung mit der Bibel an. Es sind die Erzählungen und Worte selbst, die mich faszinieren und fesseln und in meinem Kopf umherschwirren. Es geht um die ganz großen Themen: Woher & Wohin? Familie, Menschsein, Schöpfung, Sinn des Lebens, Sex, Partnerschaft, Kinder, Gemeinschaft, Geduld, Segen & Fluch, Armut & Reichtum, Gewalt & Sanftmut, Stolz & Demut, Weisheit & Dummheit, Krieg & Frieden, Schuld & Vergebung, Sünde & Erlösung, Tod & Leben, Himmel & Hölle, Gott & Teufel, Licht & Dunkelheit, Verirrung & Orientierung, … – Es sind Worte des Lebens.
Es gibt verschiedene Sorten von Fans – und ich denke dabei jetzt noch nicht einmal an die gewalttätigen (die gibt’s natürlich manchmal leider auch).
Es gibt Fans, die von der eigentlichen Sache ergriffen sind: Fans von Musikern, weil deren Musik sie tief berührt; Fans von Schauspielern, weil sie fasziniert davon sind, wie der Schauspieler unterschiedliche Rollen verkörpert; Fans von Büchern, weil sie neugierig darauf sind, wie der Autor ihnen in ihrer Fantasie eine neue Welt erschließt, …
Und dann sind da die Fans, denen nur einfach die ganze Fan-Kultur sympathisch ist. Sie möchten auch mit dazu gehören und mit dabei sein. Worum es eigentlich geht, ist eher zweitrangig. Solche Fans laufen Gefahr, dass sie das Wesentliche verpassen und nie ganz dazu gehören, weil ihnen das eigentlich Verbindende fehlt. Aber auch bei denen, die nur Mitläufer sind, kann man immer noch hoffen, dass sie auch irgendwann einmal das Wesentliche erkennen.
Zugegeben, die Bibel liest sich nicht wie ein spannender Roman. Sie ist eine andere Sorte Buch. Sie ist ja auch gar nicht EIN Text, sondern eine Sammlung von mehr als 200 Einzeltexten. (Das Buch der Psalmen, oder genauer gesagt „die 5 Bücher der Psalmen“, besteht allein schon aus 150 Einzeltexten) Eine Sammlung von Kurzgeschichten liest man ja auch nicht hintereinanderweg wie einen Roman.
Ich will mich auch nicht darüber streiten, ob in dieser Sammlung von Texten ein Text mehr oder weniger sein sollte. Ich bin mit der Sammlung so, wie sie ist, schon zufrieden. Man trifft ja dann sowieso seine eigene Entscheidung, was man liest und sich genauer anschaut. (Man kann ja gar nicht alles auf einmal lesen.)
Bei der Bibel kommt natürlich noch dazu, dass diese Texte vor langer Zeit geschrieben worden sind. Man kommt nicht darum herum, sich auch selbst die Zeit zu nehmen, um sich hineinzufühlen in diese Menschen aus einer anderen Zeit und Kultur. Manchmal faszinieren biblische Texte gerade durch die Fremdheit einer anderen Epoche und ganz anderer Lebensbedingungen.
Bereschith / Genesis (1. Buch Mose), z. B., ist eines meiner Lieblingsbücher in der Bibel. Die Geschichte von Joseph und seiner Familie im letzten Drittel des Buches fesselt mich jedes Mal. – Eigentlich blöd: Ich weiß ja schon, wie’s ausgeht. Oder?
Eine andere Welt. Halb-Nomadisch lebende Menschen im Vorderen Orient. Viehhirten. 12 Söhne und ein Vater der einzelne Söhne bevorzugt. Eifersucht zwischen Brüdern und ein verträumter junger Bruder. Ein fast-Brudermord, eine Karawane, Sklaverei, Karriere und Absturz, ein Pharao und am Ende Aussöhnung in einer Familie. – Wie nötig hätten wir das auch heute!
„Von Kindheit an bist du in der heiligen Schrift unterwiesen worden, und sie kann dich weise machen, die Rettung anzunehmen, die der Glaube an Christus Jesus schenkt! Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren, was wahr ist, und uns erkennen lassen, wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun. Durch die Schrift bereitet Gott uns umfassend vor und rüstet uns aus für alles, was wir nach seinem Willen tun sollen.“
(Die Bibel, Neues Testament, Zweiter Brief von Paulus an Timotheus, 3. Kapitel, Verse 15-17)
Aber auch als „Bibel-Fan“ bin ich nicht so blauäugig zu meinen, dass alles gut ist, solange es nur reichlich mit Bibelversen gespickt ist. Ich glaube nicht, dass es etwas in unserer Welt gibt, dass so heilig ist, dass es nicht auch missbraucht oder missverstanden werden könnte. „Bibel“ kann Menschen auch Schaden. Deshalb ist es wichtig, dass wir zu einem guten Verständnis von, und einen guten Umgang mit der Bibel finden. – Auf dass wir Heilung und Frieden finden …
[Dies ist eine Überarbeitung eines älteren Artikels. Den älteren Artikel mit Kommentar findet ihr hier.]
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