Sandra Hauser auf ihrem Blog „Integrales Christsein“ zum Jünger Jesu mit dem Namen „Thomas“:
Die Thomas Akten und das Perlenlied
Christentum heute ist ohne die biblischen Texte kaum vorstellbar. Es gab allerdings schon Christentum bevor die Bibel entstand. Auch ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Wie wir mit ihr umgehen, ist entscheidend für uns selbst und für andere. – VORSICHT : Das Anliegen des Blogs ist mir sehr ernst; einzelne Sätze sind allerdings nicht immer wörtlich zu nehmen. ;-) – Bin übrigens als Christian Schmill auf Facebook, @C_Schmill bei Twitter.
Sandra Hauser auf ihrem Blog „Integrales Christsein“ zum Jünger Jesu mit dem Namen „Thomas“:
Die Thomas Akten und das Perlenlied
Sorry, wenn ich dir mit dieser Aufforderung zu nahe getreten bin. Die Idee stammt nicht von mir….
Und als er hinausging auf den Weg, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn:
„Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“
Aber Jesus sprach zu ihm:
„Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als der eine Gott. Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.«…“
Er aber sprach zu ihm:
„Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.“
Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm:
„Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!“
Er aber wurde betrübt über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.
Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern:
„Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!“
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(Markus-Evangelium 10. Kapitel, Verse 17-23 – Bibel, Neues Testament)
Wenn wir ein bisschen mehr in den Evangelien lesen, werden wir auch merken, dass Jesus nicht allen Menschen dasselbe sagt. Er hat auch nicht alle dazu aufgefordert, ihm hinterher zu gehen.
„Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden…“
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(Apostelgeschichte 8,26 – Neues Testament)
„… geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern…“
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(„Missionsbefehl“ von Jesus im Matthäus-Evangelium 28,19 – Neues Testament)
Wenn wir ein bisschen mehr im Neuen Testament lesen, werden wir allerdings feststellen, dass nicht alle Christen nach Süden geschickt wurden, und dass auch nicht alle Christen dazu aufgefordert werden, als Wanderprediger durch die Welt zu ziehen.
Es geschieht allerdings immer wieder, dass Christen einen Vers aus der Bibel nehmen und meinen, er muss für alle gelten…
„…die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.
Schreib an den Engel der Gemeinde in Ephesus…
An den Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe…
Schreib an den Engel der Gemeinde in Pergamon…
Schreib an den Engel der Gemeinde in Thyatira…
Schreib an den Engel der Gemeinde in Sardes…
Schreib an den Engel der Gemeinde in Philadelphia…“
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(Offenbarung 1-3 – Neues Testament)
Sieben Gemeinden bekommen sieben jeweils unterschiedliche Briefe, und es gibt auch noch etliche andere Briefe in der Bibel, und nicht in allen steht dasselbe.
Wenn man in einem einzigen Text alles Wichtige hätte sagen können, warum haben dann Jesus und die Apostel nicht schon einen solchen „Universal-Text“ verfasst? – Es ist doch gerade die Vielfalt an Texten, Menschen und Situationen, die uns zum Denken anregt und uns hilft, das Wesentliche besser zu verstehen.
Wenn schon den Menschen in der Antike, nicht allen dasselbe gesagt worden ist, warum behaupten dann manche Christen heute, dass Gott durch die biblischen Texte allen Menschen dasselbe sagen will?
Gottvertrauen braucht keine Glaubenszwänge und kein todsicheres theologisches System.
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir…“
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(Jesus im Johannes-Evangelium 10,27 – Neues Testament)
„Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.
Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal. Finsternis über Urwirbels Antlitz. Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser.
Gott sprach:
‚Licht werde!‘ …
[ 6 Tage später 😉 ]
Gott sah alles, was er gemacht hatte, und da, es war sehr gut.“
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(Bibel / Tanach / Altes Testament, Bereschit / Genesis / 1. Mose, 1. Kapitel)
Wir kennen das Problem aus der Unterhaltungsindustrie: Das Original war noch wirklich gut, aber ein Sequel oder die 2., 3., 4. … Staffel ist dann oft schon nicht mehr so toll.
Ein erfolgreiches Produkt hat meist etwas Besonderes, Originelles, Einzigartiges; aber die nächste Generation ist dann oft nicht mehr ganz so interessant oder die Qualität ist schlechter.
Es gibt kraftvolle, historische Ereignisse, live Events, Kämpfer an vorderster Front, Menschen, die Außergewöhnliches erleben …
Und dann gibt es noch die, die davon berichten und davon weitererzählen.
Wir bemühen uns, bestimmte Gefühle zu erzeugen oder Veränderungen zu erzwingen und werden dabei oft frustriert. Und manchmal ereignen sich Dinge in unserem Leben einfach, die wir nicht geplant hatten und die uns für immer verändern.
„… so wie es uns die Augenzeugen berichtet haben, die von Anfang an dabei waren ….… allem von Anfang an sorgfältig nachzugehen und es für dich, verehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben …“.(Lukas-Evangelium, 1. Kapitel, Verse 2-3; Bibel, Neues Testament)
Es gibt Originale, und es gibt Kopien. Urheberrecht wird geschützt. Man kann das, was einem geschenkt ist, für sich selbst benutzen oder es allen zur Verfügung stellen.
„Jeder Mensch wird als Original geboren, aber die meisten sterben als Kopie.“
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(Kaspar Schmidt / Max Stirner, 1806-1856)
„‚Ich gebiete dir durch Jesus, den Paulus predigt: Fahre aus!‘ …
‚Ich kenne Jesus und ich kenne Paulus. Aber wer seid ihr?‘
Und der Besessene stürzte sich auf sie und attackierte sie mit solcher Heftigkeit, dass sie nackt und verletzt aus dem Haus flohen …“
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(Apostelgeschichte 19,13-16; Neues Testament)
Religiöse Menschen haben in der Kulturgeschichte der Menschheit eine schier unglaubliche Fülle an Produkten erzeugt, von der Malerei in einer Katakombe über einen wissenschaftlich-theologischen Bibelkommentar bis hin zur modernen Webseite. Auch hier gibt es allerdings beträchtliche Unterschiede in Qualität und Wirkung.
Immer wieder tun sich Menschen zusammen, um etwas Neues zu schaffen oder Verhältnisse zu verändern; vom Nachbarschafts-Projekt bis hin zur Reformation oder Revolution.
Oft gibt es am Anfang eine zündende Idee oder einen Menschen mit einer Vision …
„… und ich sah dort unzählige Knochen verstreut liegen …
‚Sprich zu diesen dürren Knochen …
‚Ich bringe Geist in euch zurück und mache euch wieder lebendig! … Ich lasse Sehnen und Fleisch um euch wachsen und überziehe euch mit Haut. Meinen Atem hauche ich euch ein, damit ihr wieder lebendig werdet …‘
… hörte ich ein lautes Geräusch und sah, wie die Knochen zusammenrückten, jeder an seine Stelle. Vor meinen Augen wuchsen Sehnen und Fleisch um sie herum, und darüber bildete sich Haut …
‚Du Mensch, ruf den Lebensgeist und befiehl ihm in meinem Namen:
‚Komm, Lebensgeist, aus den vier Himmelsrichtungen und hauche diese toten Menschen an, damit sie wieder zum Leben erwachen!'“
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(Bibel / Tanach / Altes Testament, Jechesqel / Ezechiel / Hesekiel 37,2-9)
Dies ist eines der größten Probleme jeder gesellschaftlichen Bewegung, und zugleich die wichtigste Aufgabe jeder Tradition, die für sich beansprucht, belastbare und zeitlose Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu geben:
Wie erschaffen wir eine lebensfreundliche Kultur, die in den folgenden Generationen weiterleben wird? – Solche Menschen wären Kulturschaffende im besten Sinne des Wortes.
„Wenn eure Kinder eines Tages fragen, was dieser Brauch bedeutet, dann erklärt ihnen:.‚YHWH hat uns mit starker Hand aus der Sklaverei in Ägypten befreit ….Dieser Brauch soll uns wie ein Zeichen an der Hand oder ein Band um die Stirn daran erinnern, dass YHWH uns mit starker Hand aus Ägypten befreit hat.'“.(Bibel / Tanach / Altes Testament, Schemot / Exodus / 2. Mose 13,14-16)
Kultur, die sich selbst automatisch auf die nächsten Generationen überträgt. – Mathematiker denken jetzt vielleicht an das Prinzip der vollständigen Induktion. 😉
Wie die sexuelle Fortpflanzung des Menschen funktioniert ist ja recht offensichtlich und auch schon umfangreich erforscht. Aber wie genau funktioniert die geistig-kulturelle Fortpflanzung? Macht so ein Begriff oder so eine Vorstellung überhaupt Sinn?
Sprache spielt in dem Zusammenhang sicherlich eine große Rolle; aber das Thema geht auch über die Bedeutung von Sprache noch weit hinaus. Der Begriff „Mem“ ist hier von Bedeutung.
Tiere haben angeborene Instinkte. Darüber hinaus besitzen sie allerdings auch Verhalten, das sie von den älteren Tieren gelernt haben …
Es käme darauf an, aus unserer menschlichen Natur und aus der gesellschaftlichen Kultur ein harmonisches, organisches Ganzes zu schaffen, das nachhaltig dem Leben dient.
Eltern sorgen sich um ihre Kinder, Kinder um die Eltern, Großeltern um die Enkel, ….
Fürsorge ist einer der großen Schätze einer Gesellschaft.
In der Bewegung, die Jesus aus Nazareth ins Leben gerufen hat, ging es allerdings noch um etwas anderes.
„Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern, dazu auch sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein.“
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(Lukas-Evangelium 14,26)
Wenn wir als Christen uns nur um unsere Familien sorgen, haben wir etwas Wichtiges noch nicht verstanden.
Jede Gesellschaft lebt von Werten, die über das eigene kleine Leben und die eigene Familie hinausgehen. Weit darüber hinaus gehend gibt es noch zeitlose Werte, die der Nachhaltigkeit allen Lebens dienen.
In einer globalisierten Welt gewinnt das Verstehen darüber, was Werte sind, wie sie entstehen, vermittelt und übertragen werden immer mehr an Bedeutung; denn Werte bestimmen unser Verhalten.
Das Nachdenken über das, was für uns wertvoll, heilig ist, führt uns auch zum Geheimnis Gottes.
Wer oder was ist Gott für dich? Wie können wir ihn oder sie oder es kennenlernen? Ist der Begriff heutzutage überhaupt noch für alle Menschen sinnvoll? Was für Gottesvorstellungen gibt es? Wo kommen sie her und was haben sie mit spiritueller Erfahrung zu tun?
„… trennt euch ganz entschieden von einem Lebensstil, wie er für diese Welt kennzeichnend ist!
… auch von der Habgier, die den Besitz für das Wichtigste hält und ihn zu ihrem Gott macht!“
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(Kolosserbrief 3,5; Neues Testament)
Wie heilige Texte und Religion, so ist auch Kultur ein komplexes, vielschichtiges Gewebe. Eine Fülle von Verbindungen und Beziehungen … historisch gewachsen …
Unser geistiges Wesen ist darauf angelegt, Sinnzusammenhänge herzustellen; und die Vermittlung von Sinn ist auch eine wichtige Aufgabe von Kultur. Wir suchen Halt, Sicherheit und Orientierung in einer Welt die bedrohlich und gefährlich sein kann. – Schönheit hat etwas Beruhigendes …
„Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt – der hat Kultur.“
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(Oscar Wilde (1854 – 1900), eigentlich Oscar Fingal O’Flahertie Wills, irischer Lyriker, Dramatiker und Bühnenautor)
Die Christenheit ist keine ethnische Gemeinschaft mehr, die allein auf Grund der physischen Abstammung besteht. Doch auch schon im Judentum hatte es existentielle Bedeutung für das Volk Gottes, dass Kinder in der Treue zu ihrem Gott YHWH erzogen wurden. Für eine Identität als ein großes Volk braucht man mehr als gemeinsame Gene.
Bildung hat einen sehr hohen Stellenwert in der jüdischen Kulturgeschichte; und es ist eine der auffälligen Leistungen jüdischen Lebens, dass das Judentum es bist heute geschafft hat, in fremden Kulturen eine eigene Identität zu bewahren.
„Im Übrigen finden sich alle diese Forderungen im Gesetz des Mose, das seit vielen Generationen in allen Städten verkündet und Sabbat für Sabbat in allen Synagogen vorgelesen wird.“
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(Apostelgeschichte 15,21)
Wenn man älter wird, wird einem mehr und mehr bewusst, wie groß der Anteil ist, den all die früheren Generationen am eigenen Leben haben. Die Prägung in den frühen Kindertagen durch Eltern und andere; das Leben der Großeltern, dessen Auswirkungen immer noch spürbar sind; historische Ereignisse, die lange Schatten werfen; kulturelle Errungenschaften, die frühere Generationen erkämpft haben …
„YHWH, YHWH, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue, der Gnade bewahrt an Tausenden von Generationen, der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt, sondern die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, an der dritten und vierten Generation.“
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(Bibel / Tanach / Altes Testament, Schemot / Exodus / 2. Mose 34,6-7)
Glaube hat mit der persönlichen Biografie zu tun. Auch die Menschen, von denen die biblischen Texte erzählen hatte eine Vergangenheit, und eine Wirkung auf die Menschen in ihrem Leben.
„Ich habe deinen aufrichtigen Glauben vor Augen, den Glauben, der zuerst deine Großmutter Loïs und deine Mutter Eunike erfüllte und der nun auch – da bin ich ganz sicher – dein Leben bestimmt.“
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(Paulus im zweiten Brief an seinen Mitarbeiter Timotheus 1,5)“
Ein neues Projekt anzustoßen braucht oft schon enorme Anstrengungen. Wenn man eine gute Idee hat, finden sich häufig andere, die sie unterstützen, und die Dinge nehmen ihren Lauf …
Schon den Gründern selbst fällt es allerdings manchmal nicht leicht, die ursprüngliche Begeisterung frisch zu halten. Noch schwieriger wird es dann bei den Angestellten und der nächsten Generation:
Wird es gelingen Begeisterung zu vermitteln und als Bewegung im Flow zu bleiben?
Häufig erstarren Bewegungen nach einer Weile in Traditionen und Strukturen, und die tiefe innere Verbindung zu den ursprünglichen Ursachen der Bewegung und der Kraft der Entstehung gehen bei den Nachfolgern verloren.
„‚… Es ist damit wie beim Wind:.Er weht, wo er will. Du hörst ihn, aber du kannst nicht erklären, woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch mit der Geburt aus Gottes Geist.‘.Nikodemus ließ nicht locker:.‚Aber wie soll das nur vor sich gehen?‘.Jesus erwiderte:.„Du bist ein anerkannter Gelehrter in Israel und verstehst das nicht? …'“.(Johannes-Evangelium 3,8-10; Neues Testament)
Eine Bewegung, die aus der Quelle des Lebens schöpft und mit dem Leben verbunden bleibt, dürfte solche kulturellen Nachhaltigkeits-Probleme eigentlich nicht haben.
Und solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung, und Hoffnung gibt Kraft.
„Zum Beginn des jüdischen Pfingstfestes waren alle, die zu Jesus gehörten, wieder beieinander..Plötzlich kam vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich versammelt hatten. Zugleich sahen sie etwas wie züngelndes Feuer, das sich auf jedem Einzelnen von ihnen niederließ. So wurden sie alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in fremden Sprachen zu reden ….‚Hört her, ihr Leute aus Judäa und ihr Einwohner von Jerusalem! Ich will euch erklären, was hier geschieht …'“.(Apostelgeschichte 2,1-14)
Eine in manchen Gemeinden populäre Variante des Gemeindewachstums scheint das Kinderkriegen zu sein. 😉
„Deshalb möchte ich, dass die jüngeren Witwen wieder heiraten, Kinder zur Welt bringen und sich um ihren Haushalt kümmern.“
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(Paulus im ersten Brief an seinen Mitarbeiter Timotheus 5,14; Neues Testament)
Schon bald, nachdem das Christentum entstanden war, gab es Gläubige, die Jesus nicht mehr live erlebt hatten. Und für die Kinder, die dann in christliche Familien hineingeboren wurden, gilt natürlich dasselbe.
Kinder sind heilig. Sie sind der Schatz jeder Gesellschaft und garantieren deren fortbestehen. – Eine religiöse Tradition überträgt sich allerdings nicht unbedingt automatisch auf die Kinder.
Ein paar Jahrzehnte nach Pfingsten waren dann auch die letzten Augenzeugen verstorben, die Jesus noch gesehen und gehört hatten, und es gab neben dem geistlichen Leben, das in religiöser Gemeinschaft erlebt wurde, nur noch die Überlieferung. Dies war sicherlich auch der entscheidende Motor dafür, dass man anfing die Schriften der ersten Christen zu sammeln.
Überlieferung ereignet sich in einem 4-dimensionalen Raum. Alles verändert sich ständig: die Welt, die Sprachen, der Blick auf die Geschichte, die Kultur, die Religion, …
Manche betrachten das Christentum als Buchreligion; aber das war es ursprünglich vom Wesen her eigentlich nicht.
Die auffälligste Veränderung gegenüber dem Judentum ist die Weite und Vielfalt des Christentums. In Christus stand nun allen Menschen, unabhängig davon zu welchen Völkern sie gehörten, das Heiligtum der Juden weit offen. – Gott kommt zu uns und wohnt in allen Völkern.
Dies war auch verbunden mit einer veränderten Spiritualität. Gegenüber der alten Synagogen-Frömmigkeit scheint nun das persönliche, individuelle Erleben des Einzelnen (im Glauben an Jesus) und das kreative, vielfältige Gestalten des gemeinsamen religiösen Lebens deutlich an Bedeutung zu gewinnen.
„ Jedem hat Gott seine ganz bestimmte Aufgabe in der Gemeinde zugeteilt. Da sind zunächst die Apostel, dann die Propheten, die verkünden, was Gott ihnen eingibt, und drittens diejenigen, die andere im Glauben unterweisen.
Dann gibt es Christen, die Wunder tun, und solche, die Kranke heilen oder Bedürftigen helfen. Einige übernehmen leitende Aufgaben in der Gemeinde, andere reden in unbekannten Sprachen“
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(Paulus im ersten Brief an die Christen in Korinth 12,28; Neues Testament)
„… der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“
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(im zweiten Brief an die Christen in Korinth 3,6; Neues Testament)
So wie es in Geschichte und Zeitgeschichte schon oft mit gesellschaftlichen Bewegungen passiert ist, so ist dann auch die Christenheit weitgehend erstarrt in Strukturen, Glaubensbekenntnissen, Grundlagen-Papieren und heiligen Texten. Besonders im Protestantismus erlangte die Bibel überragende Bedeutung als das Heilige Buch.
Die Bibel diente auch als Machtinstrument für die Kirche, und sie diente zur Stabilisierung des römischen Reiches, das dringend eine religiöse Grundlage brauchte, die besser funktionieren sollte als die althergebrachten religiösen Traditionen.
Glaubensbekenntnisse und Bibel waren Instrumente im Kampf gegen konkurrierende christliche Bewegungen und dienten der Abgrenzung und Vereinheitlichung. – Konsolidierung des Christentums. – Ein Kampf, der im Grunde bis heute andauert.
Dieser Vorgang hat auch zu tun mit den großen Themen der christlichen Theologie:
Christologie, Heiliger Geist (Pneumatologie), Sakrament, Bischof, Kirche (Ekklesiologie), Abendmahl/Eucharistie, Taufe, Vorherbestimmung/Prädestination, Erwählung, Heiligung und Heiligenverehrung, Liturgie, Eschatologie / Tausendjähriges Reich, …
„Jesus kündete das Reich Gottes an und gekommen ist die Kirche.“
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(Alfred Loisy)
War der „christliche“ Glaube, der auf diese Weise überliefert worden ist, noch identisch mit dem, was Jesus gelehrt hatte? Wo sind die geist-erfüllten Menschen, die es schaffen, die Herzen von Christen unterschiedlicher Traditionslinien wieder mit einander zu verbinden?
Wie ihr wahrscheinlich schon gemerkt habt, bin ich überhaupt kein Fan von Glaubensbekenntnissen. Andererseits scheint es mir allerdings schon so zu sein, dass sie als Bekenntnis der persönlichen Glaubensüberzeugung auch ihren Platz haben. Gut finde ich das Buch von David Steindl-Rast: Credo.
Es wird eine der entscheidenden Fragen bzgl. der Zukunft der Christenheit sein, wie wir mit dem historischen Erbe des bisherigen Christentums umgehen.
Strukturen und Schriften reichen nicht aus, um religiöses Leben zu konservieren. Es braucht immer auch noch Menschen aus Fleisch und Blut, welche die Schriften sinnvoll nutzen und Strukturen ausfüllen.
„Was ich dir vor vielen Zeugen als die Lehre unseres Glaubens übergeben habe, das gib in derselben Weise an zuverlässige Menschen weiter, die imstande sind, es anderen zu vermitteln.“
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(Paulus im zweiten Brief an seinen Mitarbeiter Timotheus 2,2; Neues Testament)
Und darüber hinaus braucht es noch dieses nicht greifbare Etwas, eine gewisse geistige, fluide Kultur mit spiritueller Qualität, die uns nie völlig verfügbar ist, aber die wir versuchen können aufzuspüren. Ein Wahrnehmen des Lebens und der Wirklichkeit und die Verbindung zur Quelle der Kraft. Dieses „gewisse Etwas“ zu kultivieren wäre eine der wichtigsten Aufgaben christlicher Spiritualität.
Auch die biblischen Texte erzählen ja davon, dass Gott selbst es ist, der seine Schöpfung erhält und den Menschen sucht, der den Lauf der Geschichte gestaltet und ein gutes Ziel für sie hat. Und es war die Überzeugung der ersten Christen, dass dies jetzt durch Jesus geschieht und Gottes himmliches Reich angebrochen ist.
„Und wie lautet dieses Geheimnis?
‚Christus in euch – die Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit!'“
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(Kolosserbrief 1,27)
Geht das überhaupt? Oder ist der Titel schon schlecht formuliert? Sollte es vielleicht besser heißen „Erziehen im Glauben“ oder „Erziehung im Christentum“?
Und ist Erziehung zum Glauben an Jesus dasselbe wie „christliche Erziehung“ oder gibt es da einen Unterschied?
Einen interessanten Artikel von Tobias Faix zum Thema gibt es hier:
„Ist Glaube machbar? Über den Sinn und Unsinn christlicher Erziehung“
Da das Christentum noch nicht ausgestorben ist und so mancher Christ auch schon im christlichen Elternhaus groß geworden ist, scheint es durchaus möglich zu sein, christlichen Glauben über die Generationen hinweg zu überliefern.
Es gab allerdings nie einen einheitlichen christlichen Glauben, und nach fast 2000 Jahren ist die Vielfalt christlicher Konfessionen, Denominationen, Kirchen, Projekten und Bewegungen schier unübersehbar. Zu welchem christlichen Glauben soll man denn sein Kind erziehen?
(Glaube allein)
Vielleicht mehr als irgendwo sonst, ist es im Protestantismus, dass der Glaube die zentrale Rolle spielt: Er entscheidet über Leben und Tod, über Himmel und Hölle.
Umso wichtiger ist es, was denn genau Wesen und Inhalt des Glaubens sind. – Gedanken sind Kräfte.
Im Protestantismus wurde Glaube immer mehr zu einer Art „Bildungsgut“. Mit dem Buchdruck und der Alphabetisierung und Schulpflicht wurde es immer mehr Menschen möglich, eine Bibel zu besitzen und darin zu lesen. Die Frage, was man denn glaubt oder auch was man meint, nicht mehr glauben zu können, rückte bei vielen Menschen in den Vordergrund.
„Denn man wird für gerecht erklärt, wenn man mit dem Herzen glaubt; man wird gerettet, wenn man den Glauben mit dem Mund bekennt.“
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(Paulus im Brief an die Christen in Rom 10,10; Neues Testament)
Sobald Menschen den Mund aufmachen, wird es kompliziert. Manche Christen gehen mit ihrem missionarischen Eifer und persönlichen Überzeugungen anderen auf die Nerven, und andere sind sprachlos geworden, weil sie selbst kaum noch verstehen, was sie eigentlich glauben.
Sprache(n) spielt, besonders für den christlichen Glauben, eine überragende Rolle. Man denke nur an die Bibel, die Mission und Bibelübersetzungs-Projekte.
In Diskussionen zwischen Christen erlebe ich es ständig, dass man kaum noch in der Lage ist, mit einander zu reden. Zu unterschiedlich ist die Art und Weise, wie man den christlichen Glauben versteht und lebt, und die Voraussetzungen, von denen man ausgeht. Dabei wäre es angesichts der Globalisierung und der Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, so wichtig, dass wir als Christen wirklich ein Licht für die Welt wären.
Ich glaube, es würde helfen, wenn wir uns von traditionellen christlichen Sprachmustern etwas distanzieren, und neu lernen, das, was wir wirklich von ganzem Herzen glauben, selbst und frisch in Worte zu fassen. Kreativer, kulturschaffender Umgang mit Sprache. Neue Formen wie biblisches Erzählen und Poetry-Slam könnten dabei vielleicht helfen – oder Erlebnispädagogik 😉
„Ich war in eine verzweifelte Lage geraten – wie jemand, der bis zum Hals in einer Grube voll Schlamm und Kot steckt!.Aber er hat mich herausgezogen und auf festen Boden gestellt. Jetzt haben meine Füße wieder sicheren Halt..Er gab mir ein neues Lied in meinen Mund …“.(Psalm 40,3-4, Altes Testament / Tanach)
Theologen scheinen als Berufsgruppe nicht unbedingt für diese Aufgabe geeignet zu sein. Auch in der Vergangenheit (man denke nur an die Psalmen und Propheten) waren es Poeten, Visionäre, Musiker, Maler, Sänger, Künstler … die spirituellen Menschen geholfen haben, das was sie glauben in Worte zu fassen und religiös sprachfähig zu werden.
Lasst uns die Künstler in uns wecken!
Manche von uns haben viel Bibelwissen und können mitreden. Manche haben schon eine lange Geschichte als Christen und tragen mit sich viel liebgewordene christliche Tradition. Wir bringen das dann auch unseren Kindern bei: Glaubensbekenntnis, Katechismus, Christenlehre, Familienandachten, …
Dies bleibt allerdings zum Teil nur Theorie. Ein Christentum für den Kopf, aber das Herz bleibt leer; und das theoretische Wissen hat kaum erkennbare Wirkung im Alltag. In Kirchen und Gemeinden sind manche engagiert und nett, während zuhause die Familie den Bach runtergeht …
„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber mit dem Herzen sind sie weit weg von mir.“
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(Jeschajahu / Jesaja 29,13, Altes Testament / Tanach)
Ich glaube, um gangbare und heilsame Wege für uns selbst, unsere Familien, das Christentum und die Menschheit zu finden, müssen wir dicht bei uns selbst und unser alltäglichen Wirklichkeit bleiben. – Die großen Fragen in Kopf und Herzen bewegen, aber bei mir selbst beginnen. – Die neue Welt beginnt bei mir.
Spiritualität braucht Ruhe und Stille. Sie kann man nicht kaufen oder sich mal schnell als Instant-Produkt in irgendwas einrühren. Man muss im eigenen Leben den nötigen Raum schaffen.
Wenn wir zu einer eigenen Spiritualität finden, die in unserer persönlichen Erfahrung verankert ist und die wir selbst verantworten können, brauchen wir uns auch nicht mehr hinter dem Schwergewicht der Tradition oder den breiten Schultern christlicher Persönlichkeiten verstecken.
„Darum hat Gott einen neuen Tag festgesetzt, an dem er sein Versprechen erfüllen will. Dieser Tag heißt ‚Heute‘ …
‚Heute, wenn ihr meine Stimme hört, dann verschließt eure Herzen nicht.'“
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(Hebräerbrief 4,7; Neues Testament)
Kinder sind klein und schwach und abhängig. Sie genießen in der Gesellschaft einen besonderen Schutz – zumindest theoretisch.
Schwache und Kinder genießen in den biblischen Texten auch die besondere Sympathie Gottes:
„Da sagte Jesus:.‚Lasst doch die Kinder! Hindert sie nicht, zu mir zu kommen; denn für Menschen wie sie steht Gottes neue Welt offen.‘.Dann legte er den Kindern segnend die Hände auf …“.(Matthäus-Evangelium 19,14-15; Neues Testament)
Ein beliebter Bibelvers. Viel wurde schon gesagt und geschrieben. Christen diskutieren über Kindertaufe, Kinder-Evangelisation, Religionsunterricht für Kinder, …
Alle Kinder der Welt sind unsere Kinder – eine große Menschheitsfamilie. Wir können über die Zukunft von Kindern nachdenken und unser eigenes Leben verändern. Eine bessere Zukunft für Kinder kann bei mir beginnen: in meinem Herzen, meinen Träumen, meinem Alltag, meiner Familie, meinem Engagement …
Viele Familien verbringen nicht mehr viel Zeit mit einander: Kita, Schule, Arbeit, … – Und die Zeit, die sie zusammen haben, ist manchmal nur Zeit vor dem Fernseher oder Zeit über dem Handy oder Tablet.
Ein tiefergehendes Gespräch mit seinem Kind führen zu können, ist alles andere als selbstverständlich; und das betrifft nicht nur Teenager. Oft braucht man kreative Ideen, um Situationen und Atmosphäre zu schaffen, wo Kinder anfangen aus ihrem Leben zu erzählen.
„Alle, die zum Glauben an Jesus gefunden hatten, ließen sich regelmäßig von den Aposteln unterweisen und lebten in enger Gemeinschaft. Sie feierten das Abendmahl und beteten miteinander …
Die Gläubigen lebten wie in einer großen Familie. Was sie besaßen, gehörte ihnen gemeinsam …
Tag für Tag kamen die Gläubigen einmütig im Tempel zusammen und feierten in den Häusern das Abendmahl. In großer Freude und mit aufrichtigem Herzen trafen sie sich zu den gemeinsamen Mahlzeiten.“
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(Apostelgeschichte 2,42-46)
Ein Gedankenexperiment:
Eltern, die nicht sprechen und nicht schreiben können haben ein Kind. Gibt es für sie überhaupt Möglichkeiten ihr Kind christlich zu erziehen oder brauchen sie dazu unbedingt Sprache? Wie sieht es aus mit nicht-sprachlichen Möglichkeiten der Kommunikation und mit anderen Formen von Prägung?
Eltern kennen das: Wir können uns den Mund fusselig reden … – doch Kinder machen oft nicht das, was wir sagen. Aber das Leben, das wir ihnen vorleben, bleibt in ihnen für den Rest ihres Lebens.
Eine rauchende Mutter mag ihrem Kind den guten Rat geben: „Fang bloß nicht an zu rauchen …“ – Aber Kinder scheinen sich mehr an dem zu orientieren, was wir vorleben, als an dem, was wir sagen. Das eigene Vorbild hat wohl mehr Kraft, als unseren Worte.
„Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Ihr versperrt anderen den Zugang zu Gottes himmlischem Reich. Denn ihr selbst geht nicht hinein, und die hineinwollen, hindert ihr auch noch daran.“
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(Matthäus-Evangelium 23,13)
Wir sind alle bedürftig. Auch Eltern. Es gibt so viel Mangel und Not … und die Herausforderungen und Bedrohungen in unserer Welt können Angst machen.
Wenn wir für uns selbst eine tiefe und reiche Spiritualität gefunden haben, dann fließt sie durch uns auch zu den Menschen in unserem Leben. Das göttliche Leben, das uns erfüllt, wird auch auf unsere Kinder ausstrahlen.
„Wer an mich glaubt, wird erfahren, was die Heilige Schrift sagt: Von seinem Inneren wird Leben spendendes Wasser ausgehen wie ein starker Strom.“
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(Johannes-Evangelium 7,38)
Gott macht unsere Seele gesund und „heilt all unsere Gebrechen“. Er ist der gute Hirte, der uns mit allem versorgt. Bei ihm ist kein Mangel. Wenn wir unser Altes loslassen, macht er alles neu.
Er fügt uns ein in die Gemeinschaft der Heiligen. Eine Generation aus Königen und Priestern. Wie ein Organismus wirken alle zusammen. Was einer nicht kann, kann der andere. Gott schenkt Befähigung, so wie es der Organismus braucht; und alle wachsen gemeinsam und zusammen der Ganzheit entgegen. Gott ist Liebe.
Christus in uns – die Hoffnung der Herrlichkeit. Immer wieder suchen wir seinen Frieden, und er wird uns geschenkt, in einer Weise, die wir nicht verstehen. Gottes Wirken erfasst uns und führt uns mit sich im Strom des Lebens.
Er macht unser Leben hell und führt uns auf einem guten Weg. Er gießt seine Liebe in unsere Herzen …
Wir sind das Licht der Welt. Unsere Kinder finden Sicherheit und Orientierung in dem Licht, das von uns ausgeht. Unsere Liebe wärmt ihre Seelen.
„Ich versichere euch: Wer sich Gottes Reich nicht wie ein Kind schenken lässt, der wird ganz sicher nicht hineinkommen.“
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(Lukas-Evangelium 18,17)
Vielleicht besteht eine gute christliche Erziehung gerade in der geschickten Balance zwischen der freiheitlichen Entwicklung des einzelnen Persönlichkeit und der kreativen und kraftvollen Vermittlung zeitloser Werte. – Urvertrauen ins Leben, das befähigt so zu leben, dass es allem Leben dient.
Das Wechselspiel zwischen der Persönlichkeits-Entwicklung und dem Seelenleben des Einzelnen einerseits und dem Leben der Gesellschaft andererseits ist etwas, das unser ganzes Leben bestimmt. Ich bin immer ein Teil von unterschiedlichen Gruppen. Wie ich diese Gemeinschaft erfahre und mitgestalten kann, ist entscheidend für mich selbst und auch die Wirkung, die von mir ausgeht.
Die beste Orientierung in diesem vielschichtigen, komplexen Geschehen bietet meines Erachtens die Integrale Theorie (zumindest hab ich bis jetzt noch nichts Besseres gefunden.).
Vielleicht wird ein tieferes Verstehen von guter Erziehung und dem Überliefern von Werten und Spiritualität an kommende Generationen dazu beitragen, dass das Himmelreich zu uns kommt, von dem Jesus geredet hat.
„Reformation war gestern. Die Zukunft des Christentums gehört der Transformation.“
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(Marion Küstenmacher auf dem Cover ihres Buches „Integrales Christentum“)
Ich muss euch leider die traurige Mitteilung machen, dass die Biografie von Jesus zur Zeit leider vergriffen ist und auch antiquarisch nicht mehr aufzutreiben ist.
Ich weiß, es wäre ein ganz besonders schönes – und auch zum Anlass so passendes – Weihnachtsgeschenk gewesen, aber ihr müsst euch da doch leider noch was anderes ausdenken.
„Scherz!“ 😉
Es sieht wohl doch eher so aus, als ob es eine Jesus-Biografie gar nicht gibt.
„Das Neue Testament (NT) ist als Glaubensdokument der Urchristen zugleich die wichtigste Quelle der historischen Jesusforschung.“
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(Wikipedia)
Das wäre natürlich der absolute Knaller! Jesus schreibt eine Autobiografie über sein Leben als Sohn Gottes.
Tja, leider heißt es auch in diesem Fall:
„Pech gehabt!“ – Leider auch keine Autobiografie.
„Jesus sprach:
‚Wer sucht, soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet;
und wenn er findet, wird er erschrocken sein;
und wenn er erschrocken ist, wird er verwundert sein,
und er wird über das All herrschen.'“.
(Thomas-Evangelium, 2. Sprichwort)
Es sind zwar entsprechende Texte aufgetaucht, aber die Echtheit ist umstritten. 😉
[Leider Französisch. – Was Englisches gibt’s allerdings hier.]
2013 wurde eine Autobiografie von Jesus veröffentlicht, deren Verfasser sich Jürg Amann nennt. – Scheint wohl auch nicht ganz echt zu sein. 😉 (Vielleicht ist es auch schon vergriffen. Auf der Verlags-Seite hab ich es nicht gefunden.)
Jesus selbst scheint wohl doch eher keinen einzigen Text hinterlassen zu haben. – Wirklich schade! – Und auch eine erstaunliche Tatsache, über die sich kaum jemand ernsthaft Gedanken zu machen scheint. – Auch Schade. – Denn bei allem, was wir über sein Leben „wissen“, wäre es ihm sicherlich möglich gewesen, Texte zu hinterlassen.
„Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes..Im Buch des Propheten Jesaja heißt es:.‚Ich sende meinen Boten vor dir her; er wird dein Wegbereiter sein.‘ ….In jener Zeit kam auch Jesus aus Nazaret in Galiläa zu Johannes und ließ sich im Jordan von ihm taufen …“.(Markus-Evangelium; Bibel, Neues Testament; 1. Kapitel, Verse 1-9)
Es sind schon Interviews mit Jesus aufgetaucht; aber auch in diesen Fällen ist die Echtheit sehr umstritten. 😉
Schon in den neutestamentlichen Texten wird allerdings von Begegnungen von Menschen mit Jesus nach dessen Tod berichtet:
„Später, als ich wieder in Jerusalem war und im Tempel betete, hatte ich eine Vision:
Ich sah Jesus, und er sagte zu mir:
‚Verlass Jerusalem, so schnell du kannst! Lass dich durch nichts aufhalten! Denn die Menschen hier werden nicht annehmen, was du ihnen als mein Zeuge über mich berichtest.‘
‚Aber Herr‘ wandte ich ein, ‚gerade sie müssten mir doch Glauben schenken …'“.
(Paulus in der Apostelgeschichte; Neues Testament; 22,17-19)
Also, eine Biografie haben wir leider nicht. 😦
Aber wie wär’s mit einem „Evangelium“?
Jemand ist vielleicht schon der Gedanke gekommen, dass die Evangelien Jesus-Biografien wären; aber, wer anfängt sie zu lesen, merkt bald, dass dies keine Biografien sind, so wie wir sie heute kennen. Dennoch erzählen die Evangelien eine Menge interessanter Details. Das Meiste seiner Lebensgeschichte ist uns allerdings unbekannt.
„Schon viele haben die Aufgabe in Angriff genommen, einen Bericht über die Dinge abzufassen, die in unserer Mitte geschehen sind und die wir von denen erfahren haben, die von Anfang an als Augenzeugen dabei waren und dann Diener der Botschaft Gottes geworden sind..Darum hielt auch ich es für richtig, nachdem ich allem bis zu den Anfängen sorgfältig nachgegangen bin, diese Ereignisse für dich, hochverehrter Theophilus, in geordneter Reihenfolge niederzuschreiben, damit du erkennst, wie zuverlässig all das ist, worin du unterrichtet worden bist..In der Zeit, als Herodes König von Judäa war, lebte dort Zacharias …“.(Lukas-Evangelium; Neues Testament; 1,1-5)
Meine Oma hatte meine Mutter einmal gefragt:
„Weißt du eigentlich, dass Jesus ein Jude war?!“
Komisch. – Wie kann man das verpassen?
Das Christentum hat sich allerdings auch angestrengt, ihn zu ent-judaisieren. Und das haben die nicht nur mit der Person von Jesus gemacht, sondern auch mit heiligen Texten.
Anscheinend war Jesus sogar nur ein Jude zweiter oder dritter Klasse. Ein Jude aus der Provinz, ein Galiläer; und ein Galiläer aus einem kleinen Kaff, Nazareth.
„‚Aus Nazaret?‘
entgegnete Natanaël.
‚Was kann aus Nazaret Gutes kommen?‘
Doch Philippus sagte nur:
‚Komm mit und überzeuge dich selbst!'“
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(Johannes-Evangelium; Neues Testament; 1,46)
Dank unseres Weihnachtsfestes sind die Umstände der Geburt von Jesus zum Glück hinreichend bekannt.
Jesus‘ erste Wochen außerhalb des Bauchs seiner Mutter waren anscheinend recht dramatisch; wobei man sich fragen muss, wie viel der Kleine davon mitbekommen hat. – Wie oft mögen die Eltern von Jesus ihm wohl von den Umständen um seine Geburt herum erzählt haben?
Weihnachten. Der christliche Klassiker! In der Geschichte des Christentums und mittlerweile auch global in vielen Konsumgesellschaften ein echt wichtiges Thema. Komisch, dass Jesus selbst kaum etwas über die Umstände seiner Geburt gesagt zu haben scheint. Zumindest wüsste ich jetzt auf Anhieb keine einzige Bibelstelle, wo Jesus selbst etwas dazu sagt.
„Jesus erwiderte:.‚Wenn ich mir selbst eine solche Ehre anmaßen würde, wäre sie nichts wert. Aber nun ist es mein Vater, der mich ehrt – er, von dem ihr sagt, er sei euer Gott. Und dabei habt ihr ihn nie gekannt; ich dagegen kenne ihn..Würde ich behaupten, ihn nicht zu kennen, dann wäre ich ein Lügner wie ihr. Aber ich kenne ihn und richte mich nach seinem Wort..Abraham, euer Vater, sah dem Tag meines Kommens mit jubelnder Freude entgegen. Und er hat ihn erlebt und hat sich darüber gefreut.‘.Die Juden entgegneten:.‚Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?‘.Jesus gab ihnen zur Antwort:.‚Ich versichere euch: Bevor Abraham geboren wurde, bin ich.‘.Da hoben sie Steine auf, um ihn zu steinigen.“.(Erzählung vom Evangelisten Johannes; Johannes-Evangelium 8,54-58)
Eine eigenartige Berufsbezeichnung. – Wie wird man eigentlich „Evangelist“? Gibt es da so was wie eine Ausbildung?
„… Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jesaja 52,7):.‚Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!‘.Aber nicht alle waren dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1):.‚Herr, wer glaubte unserm Predigen?‘.So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“.(Paulus im Brief an die Christen in Rom 10,14-17)
Im Neuen Testament gibt es vier „Evangelisten.“ Einer von ihnen ist Johannes, ein anderer Lukas (oder wer auch immer die Verfasser des Johannes- und Lukas-Evangeliums gewesen sein mögen).
Lukas hat sich ja anscheinend zumindest mal die Mühe gemacht und recherchiert, um aufzuschreiben, was er über Jesus in Erfahrung bringen konnte. Was die Kindheit und Jugend und die ganze Zeit vor dem öffentlichen Auftreten von Jesus betrifft, ist da bei der Recherche allerdings auch nicht gerade viel herausgekommen.
Auf jeden Fall ist das Lukas-Evangelium auch keine Biografie in dem Sinne, was man heute von einer modernen Biografie erwarten würde. Bei den anderen drei Evangelisten sind die Informationen über die Kindheit und Jugend von Jesus allerdings noch deutlich magerer.
„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
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(Johannes-Evangelium 1,14)
Matthäus (bzw. der Verfasser des Matthäus-Evangeliums) erzählt von einem unfreiwilligen Abstecher nach Ägypten. Genauer gesagt: Josef und Maria schützten das Leben ihres Kindes, indem sie nach Ägypten flüchteten. (In den heiligen Texten der Juden zu dieser Zeit übrigens keine ganz ungewöhnliche Geschichte.)
Wie alt war Jesus, als er dann nach Nazareth kam?
Im Matthäus-Evangelium heißt es, dass Josef den Auftrag bekommt, nach Israel zurückzukehren, als Herodes gestorben war. Kann man daraus das ungefähre Alter von Jesus bestimmen, als er nach Nazareth kam? Und sind die Erzählungen überhaupt historisch gemeint?
Was hat Jesus eigentlich die ganze Zeit gemacht, bevor er öffentlich in Erscheinung trat? Wie viel kann man spekulieren über seine Beziehung zu Johannes den Täufer, vielleicht sogar zu den Essenern oder anderen gesellschaftlichen Gruppen, und der Zeit, die er eventuell mit ihnen verbracht hat?
Auf jeden Fall hat Jesus, anscheinend im Unterschied zum Rest seiner Familie, irgendwann sein Heimatdorf Nazareth verlassen. (Vielleicht war das auch ein Grund, weshalb die nicht so gut auf ihn zu sprechen waren?)
„Doch es musste so kommen, weil sich erfüllen sollte, was in ihrer Tora steht:
‚Sie haben mich ohne Grund gehasst.'“
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(Johannes-Evangelium 15,25)
Auf jeden Fall war Jesus Migrant. Er migrierte durch Israel. Und nachdem die ehemaligen Nachbarn und Bekannten aus seinem Heimatdorf versucht hatten ihn umzubringen, wollte er wahrscheinlich auch nicht mehr zurück nach Hause.
Als Wanderprediger verkündete er – wie schon Johannes der Täufer vor ihm – das über die Welt hereinbrechende Himmelreich. Und wie er selbst es tat, so schickte er auch seine Schüler aus, von Ort zu Ort zu gehen:
„Geht und verkündet:.‚Das Himmelreich ist nahe.‘.Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus. Was ihr umsonst bekommen habt, das gebt umsonst weiter …“.(Matthäus-Evangelium 10,7-8)
Auch kam es anscheinend vor, dass Jesus verschiedene Menschen, die sich für Jesus-Nachfolge interessierten, vor der Vorstellung einer komfortablen „christlichen Ausbildung“ warnte:
„Die Füchse haben ihren Bau, die Vögel ihre Nester, aber der Menschensohn hat keinen Platz, an dem er sich ausruhen kann.“
(Lukas-Evangelium, 9,58)
Jesus‘ Adoptiv-Vater war übrigens Bauhandwerker von Beruf. (Die Berufsbezeichnung „Zimmermann“ stimmt wohl nicht so ganz.)
Hatte auch Jesus diesen Beruf erlernt? Vielleicht von seinem Adoptiv-Papa? Hat Jesus später dann auch als Bauhandwerker gearbeitet? Hat er noch irgend etwas anderes gelernt oder einfach ungelernt gemacht? Karriere vielleicht? – So weit ich weiß, haben wir dazu keine Informationen – mit Ausnahme der Karriere, die er später als Wanderprediger und Messias gemacht hat.
„‚Für wen halten die Leute den Menschensohn?‘.‚Manche halten dich für Johannes den Täufer,‘.antworteten sie, ‚manche für Elia und manche für Jeremia oder einen der anderen Propheten.‘.‚Und ihr?‘.fragte er, ‚für wen haltet ihr mich?‘.Simon Petrus antwortete:.‚Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!‘ ….Dann schärfte Jesus den Jüngern ein, niemand zu sagen, dass er der Messias sei..Danach redete Jesus mit seinen Jüngern zum ersten Mal offen darüber, dass er nach Jerusalem gehen und dort von den Ältesten, den führenden Priestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden müsse; er werde getötet werden und drei Tage danach auferstehen.“.
(Matthäus-Evangelium 16,13-21)
Komisch, dass sich nicht einmal einer der 12 Jünger von Jesus die Zeit genommen hat, eine Biografie von Jesus zu schreiben. Aber vielleicht wussten sie auch einfach gar nicht so viel über das Leben von Jesus. Vielleicht hat Jesus nicht so viel über sein „früheres Leben“ geredet, über die Zeit, bevor er berühmt geworden war.
„Während Jesus noch zu der Menge redete, waren seine Mutter und seine Brüder gekommen. Sie standen vor dem Haus und wollten ihn sprechen..Einer aus der Menge sagte zu Jesus:.‚Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sprechen!‘.Jesus wandte sich zu dem, der ihm diese Nachricht brachte, und erwiderte:.‚Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?‘.Dann wies er mit der Hand auf seine Jünger und fuhr fort:.‚Seht, das sind meine Mutter und meine Brüder!'“.
(Matthäus-Evangelium 12,46-49)
Und die ersten Christen hatten ja dann auch wirklich alle Hände voll zu tun. Man muss nur mal die Apostelgeschichte lesen. Da war echt was los. Kein Wunder, dass die nicht so richtig die Zeit gefunden haben, nun auch noch eine Jesus-Biografie zu schreiben.
Außerdem war Schreibmaterial damals auch noch teurer, und die Spendeneinnahmen waren wahrscheinlich auch nicht so üppig.
Sie hatten am Anfang auch gar keine Kirchen oder eigenen Gemeindehäuser und trafen sich u.a. einfach im Tempel.
„Einmal, als Zacharias vor Gott seinen Dienst als Priester versah, weil seine Abteilung damit an der Reihe war, wurde er nach der für das Priesteramt geltenden Ordnung durch das Los dazu bestimmt, in den Tempel des Herrn zu gehen und das Rauchopfer darzubringen ….Draußen wartete das Volk auf Zacharias, und alle wunderten sich, dass er so lange im Tempel blieb..Als er endlich herauskam, konnte er nicht mit ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte …“.(Lukas-Evangelium 1,8-22)
Lukas erzählt davon, dass es in der Verwandtschaft von Jesus einen Priester gab, Zacharias, der auch im Tempel Dienst hatte. (Gibt es eigentlich noch andere Texte, die dies berichten?)
Dieser Priester wurde dann auch der Papa von Johannes, dem sogenannten Täufer, der wiederum dann eine der wohl bekanntesten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zur Zeit Jesu wurde. (Find ich schon interessant, dass Jesus solche Leute in seiner Verwandtschaft hatte.)
„Jesus erwiderte:
‚Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?'“
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(Lukas-Evangelium 2,49)
In Lukas 2,49, als Jesus noch ein kleiner Junge und seinen Eltern im Heiligtum abhandengekommen war – Alptraum aller Eltern -, antwortete er ihnen, als sie ihn endlich gefunden hatten:
„Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“
Das Heilige scheint für Jesus kein fremder Ort gewesen zu sein.
Auch in anderen Erzählungen in den Evangelien lesen wir davon, dass Jesus im Tempel war, besonders in den letzten Tagen vor seiner Hinrichtung, als es sogar zu einer öffentlichen Auseinandersetzung im Tempel kam.
„In Jerusalem angekommen, ging Jesus in den Tempel und fing an, alle hinauszuweisen, die dort Handel trieben oder etwas kauften. Er warf die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer um und duldete auch nicht, dass jemand etwas über den Tempelhof trug. Zur Erklärung sagte er ihnen:.‚Heißt es nicht in der Schrift: ›Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein für alle Völker‹ Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!‘.Als die führenden Priester und die Schriftgelehrten davon hörten, suchten sie nach einer Möglichkeit, Jesus zu beseitigen. Sie hatten nämlich Angst vor ihm, weil das ganze Volk von seiner Lehre tief beeindruckt war.“.(Markus-Evangelium 11,15-18)
Mit welchem Namen haben ihn seine Eltern eigentlich gerufen? – Höchstwahrscheinlich nicht „Jesus“.
Auch waren seine Eltern nicht Herr und Frau Christus. – „Christus“ ist nicht sein Nachnahme (!), sondern die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes „Messias“ (Maschiach = Gesalbter). Ein jüdischer Ehrentitel, der mit entsprechenden Erwartungen und Hoffnungen verbunden war.
„Jesus“ ist die lateinische Version des Griechischen „Ἰησοῦς“. (Waren die Eltern von Jesus vielleicht verkappte Hellenisten?)
Die messianischen Juden nennen Jesus, so weit ich weiß, jedenfalls „Jeschua.“ Aber ist der Name in irgendeiner historischen Quelle belegt? Und wie schreibt man das auf Aramäisch (höchstwahrscheinlich die Muttersprache von Jesus)?
Der eigene Name hat einen besonderen Klang. – Wie mag Jeschuas Name wohl in seinen eigenen Ohren geklungen haben? Und hatte er eine tiefere Bedeutung für ihn?
„‚Wer sich von seiner Frau scheidet und eine andere heiratet – es sei denn, seine Frau ist ihm untreu geworden – , der begeht Ehebruch.‘.Da sagten die Jünger zu Jesus:.‚Wenn es zwischen Mann und Frau so steht, ist es besser, gar nicht zu heiraten!‘.Er erwiderte:.‚Das ist etwas, was nicht alle begreifen können, sondern nur die, denen es von Gott gegeben ist..Manche sind nämlich von Geburt an zur Ehe unfähig, manche werden durch den Eingriff von Menschen dazu unfähig gemacht, und manche verzichten von sich aus auf die Ehe, um ganz für das Himmelreich da zu sein. – Wer es begreifen kann, der möge es begreifen!‘.Danach wurden Kinder zu Jesus gebracht; er sollte ihnen die Hände auflegen und für sie beten. Aber die Jünger wiesen sie barsch ab..Da sagte Jesus:.‚Lasst die Kinder zu mir kommen …'“.(Matthäus-Evangelium 19,9-14)
War Jesus irgendwann einmal verliebt? Verlobt? Verheiratet? Verwitwet? Papa?
Er war schließlich so richtig Mensch, stimmt’s? Und besonders in der antiken orientalischen Kultur war Familie-gründen Standard.
Was hältst du von der Vorstellung, dass Jesus vielleicht Frau und Kinder hatte? – Sie werden allerdings nirgendwo im Neuen Testament erwähnt. – Vielleicht doch eher keine Frau und keine Kinder? – Oder wurde er vielleicht aus irgendwelchen Gründen von Frau und Kindern getrennt?
Man nimmt an, dass Jesus ungefähr 30 Jahre alt war, als er öffentlich in Erscheinung trat. Eine lange Zeit seit seiner Pubertät …
„Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben.“
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(Jesus in der Bergpredigt; Matthäus-Evangelium 6,33)
Ihr habt es im Laufe des Lesens wahrscheinlich schon gemerkt, dass man mit Aussagen über das Leben von Jesus vorsichtig sein muss, da nur schwer zu klären ist, was genau an der Überlieferung historisch ist.
Ich hab diesen Artikel ein bisschen ironisch geschrieben. Nicht, weil ich mich über Jesus lustig machen will (bestimmt nicht!), sondern weil in der Geschichte der Christenheit eine Menge entstanden ist, über das sich Jesus, glaube ich, nicht freuen würde. Zumindest nicht der Jesus, den wir in den biblischen Texten kennenlernen.
„Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Selbst geht ihr nicht hinein, und die, die hineingehen wollen, lasst ihr nicht hinein.“
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(Matthäus-Evangelium 23,13-14)
In letzter Zeit tauchen auch Bücher auf, die Jesus als Mystiker diskutieren.
Voll krass! – Geht das überhaupt? Kann ein Sohn Gottes und die zweite Person des dreieinigen Gottes ein Mystiker sein?
„In Gott hat ja alles nicht nur seinen Ursprung, sondern auch sein Ziel,.und er will viele als seine Söhne und Töchter an seiner Herrlichkeit teilhaben lassen..Aber um diesen Plan zu verwirklichen, war es notwendig, den Wegbereiter ihrer Rettung durch Leiden und Sterben vollkommen zu machen. Er, der sie heiligt, und sie, die von ihm geheiligt werden, haben nämlich alle denselben Vater..Aus diesem Grund schämt sich Jesus auch nicht, sie als seine Geschwister zu bezeichnen, etwa wenn er sagt:.‚Ich will meinen Brüdern verkünden, wie groß du bist, o Gott; mitten in der Gemeinde will ich dir Loblieder singen. (Psalm 22,23)'“.
(Hebräerbrief; Neues Testament; 2,10-12)
[Dies ist die neuere Überarbeitung eines älteren Artikels, welchen ihr mit Kommentaren hier findet.]
„Au Salon de la rue des Moulins“ von Henri de Toulouse-Lautrec (1894) via Wikimedia Commons – public domain
„… Was für ein Schlemmer und Säufer, dieser Freund der Zolleinnehmer und Sünder! …“
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(Kritik von Zeitgenossen von Jesus; Bibel, Neues Testament; Matthäus-Evangelium 11. Kapitel, Vers 19)
Jesus hatte keinen guten Ruf zu verlieren. Zumindest nicht in den frommen Kreisen seiner Zeit.
Ein Freund von Nutten und korrupten Kollaborateuren mit der verhassten römischen Besatzungsmacht. – Der Ausdruck „politisch inkorrekt“ wäre eine grobe Verharmlosung. – Jesus hatte nicht nur populäre Menschen unter seinen Freunden. Er hatte ein Herz für die Loser seiner Zeit. Und er suchte das Gespräch mit denen, um die andere einen Bogen machten.
Jesus war eine äußerst umstrittene Persönlichkeit des öffentlichen Lebens seiner Zeit. Ein Konflikt, der ihn am Ende das Leben kostete.
„Dann verließ Jesus die Stadt und ging wie gewohnt zum Ölberg hinaus. Seine Jünger begleiteten ihn ….Er entfernte sich ein kleines Stück von ihnen, kniete nieder und betete:.‚Vater, wenn es dein Wille ist, dann lass diesen bitteren Kelch des Leidens an mir vorübergehen. Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.‘.Da erschien ein Engel vom Himmel und gab ihm neue Kraft. Jesus litt Todesängste und betete so eindringlich, dass sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte..Als er nach dem Gebet aufstand und zu seinen Jüngern zurückkehrte, sah er, dass sie eingeschlafen waren, erschöpft von ihren Sorgen und ihrer Trauer.“.(Lukas-Evangelium; Neues Testament; 22,39-45)
Prostitution. Leider ein zeitloses Thema. Und nicht nur die Sex-Worker selbst haben Probleme, sondern seit je her bringt dieser Beruf auch Probleme für den Rest der Welt mit sich. – Es gibt professionelle Organisationen, die versuchen zu helfen, in diesem komplizierten Milieu. Und es gibt Kirchen, die offene Türen haben.
Die Art und Weise, wie Jesus Nutten begegnete, ist bestimmt ein Aspekt seines Lebens, der Menschen die letzten 2000 Jahre besonders berührt hat. Prostitution geht an die Substanz des menschlichen und gesellschaftlichen Miteinanders. Die nüchterne Bezeichnung „Prostitution“ macht die ganze Angelegenheit nicht harmloser.
Die krasseste Jesus-Erzählung dazu wäre wohl diese:
Einmal wurde Jesus von einem Pharisäer zum Essen eingeladen. Er ging in das Haus dieses Mannes und setzte sich an den Tisch. Da kam eine Prostituierte herein, die in dieser Stadt lebte. Sie hatte erfahren, dass Jesus bei dem Pharisäer eingeladen war. In ihrer Hand trug sie ein Fläschchen mit wertvollem Salböl. Die Frau ging zu Jesus, kniete bei ihm nieder und weinte so sehr, dass seine Füße von ihren Tränen nass wurden. Mit ihrem Haar trocknete sie die Füße, küsste sie und goss das Öl darüber.
Der Pharisäer hatte das alles beobachtet und dachte: „Wenn dieser Mann wirklich ein Prophet wäre, müsste er doch wissen, was für eine Frau ihn da berührt. Sie ist doch eine stadtbekannte Hure!“
„Simon, ich will dir etwas erzählen“, unterbrach ihn Jesus in seinen Gedanken.
„Ja, ich höre zu, Lehrer‘, antwortete Simon.
„Ein reicher Mann hatte zwei Leuten Geld geliehen. Der eine Mann schuldete ihm fünfhundert Silberstücke, der andere fünfzig. Weil sie das Geld aber nicht zurückzahlen konnten, schenkte er es beiden. Welcher der beiden Männer wird ihm nun am meisten dankbar sein?“
Simon antwortete: „Bestimmt der, dem er die größte Schuld erlassen hat.“
„Du hast Recht!“, bestätigte ihm Jesus. Dann blickte er die Frau an und sagte:
„Sieh diese Frau, Simon! Ich kam in dein Haus, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben, was doch sonst selbstverständlich ist. Aber sie hat meine Füße mit ihren Tränen gewaschen und mit ihrem Haar getrocknet. Du hast mich nicht mit einem Kuss begrüßt. Aber seit ich hier bin, hat diese Frau immer wieder meine Füße geküsst. Du hast meine Stirn nicht mit Öl gesalbt, während sie dieses kostbare Öl sogar über meine Füße gegossen hat. Ich sage dir: Ihre große Schuld ist ihr vergeben; und darum hat sie mir so viel Liebe gezeigt. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig.“
Zu der Frau sagte Jesus: „Deine Sünden sind dir vergeben.“
Da tuschelten die anderen Gäste untereinander: „Was ist das nur für ein Mensch! Kann der denn Sünden vergeben?“
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(Lukas-Evangelium 7,36-50)
Neugierig geworden?
[Dies ist die neuere Überarbeitung eines älteren Artikels, welchen ihr mit Kommentaren hier findet.]
(Vor ein paar Jahren, irgendwo beim Arbeitskreis Ökumene im Randbezirk einer deutschen Großstadt …)
Maria: Mich hat herzlich verlangt, dieses Abendmahl mit euch zu feiern. Ich freu mich immer so …
Stefan: Hat euer Papst euch das nicht eigentlich verboten? Kommst du da mit deinem Gewissen klar?
Dagmar: Komm, lass sie in Ruhe. Falls Maria wegbleibt, sind Christine und ich wieder die einzigen Frauen hier.
Christine: Es wird echt so langsam Zeit für eine Quotenregelung: 50% Frauen in jedem Gremium! Auch in der Kirche.
Gerhard: Ich würde mich wohler fühlen, wenn die hier anwesenden Frauen schweigen würden. Es steht geschrieben „Wie es in allen Gemeinden der Heiligen ist, sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen.“
Mischa: Mensch, Gerhard …
Martin: Ist das hier überhaupt eine Gemeinde?
Klaus-Peter zu Christine: Nu lass uns mal erst einmal die Sache mit dem ökumenischen Abendmahl-/Eucharistie-Projekt machen. Wir müssen unsere Kräfte bündeln …
Martin zu Maria: Weißt du, ich freu mich ja, dass du dich freust; aber im Moment wird mir das wirklich etwas zu stressig mit dem ökumenischen Abendmahl jede Woche …
Klaus-Peter: Es muss unbedingt wöchentlich sein, wegen der Öffentlichkeitswirkung und um den kirchenpolitischen Druck aufrecht zu erhalten.
Tobias: Also ich könnte jeden Tag Abendmahl feiern.
Paul zu Stefan: Feiert ihr eigentlich das Abendmahl beim ICF?
Gerhard: „Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern …“
Dietrich: Ich finde, es besteht schon eine gewisse Gefahr, dass das Abendmahl zu etwas Alltäglichem wird, wenn man es jede Woche feiert.
Tobias: Einmal die Woche ist doch nicht all-täglich. Ich könnte sogar mehrmals täglich Abendmahl feiern. Ich denke doch sowieso ständig an Jesus und das Kreuz und so …
Dagmar: Also ich hab Familie. Ich muss auch noch mal an was anderes denken.
Mischa: Das Abendmahl ist etwas sehr Wertvolles. Es ist für mich Nahrung für die Seele.
Thomas: Also für mich ist es eher ein Mich-Erinnern an das Wesentliche …
Martin: Ich könnte mal auf YouTube schauen, ob Siggi Zimmer was dazu sagt.
Dietrich: „Dies ist mein Leib“, und „dies ist mein Blut“ …
Gerhard: Worthaus ist nicht dasselbe wie die Heilige Schrift.
Paul: Ich möchte nur einen kleinen Moment daran erinnern, dass wir uns nicht über dogmatische Fragen streiten wollten.
Martin: Genau. Mir geht so viel Theorie auch echt auf den Keks.
(Schweigen)
Martin: Und ich wollte euch noch sagen, dass ich schwul bin. Ich dachte, es ist besser, wenn ihr es von mir selber hört.
Gerhard zur Gruppe über Martin: Entweder ER geht, oder ICH gehe.
Maria: Gerhard!
Christine zu Gerhard: Du bist homophob? Ich dachte, du bist Christ?
Dagmar: Leute, wir haben das hier jetzt schon monatelang gemacht und hatten immer eine gute Zeit.
Mischa: Es geht nicht darum, dass wir eine gute Zeit haben …
Dietrich: Das mit der Homosexualität ist schon ein schwieriges Thema …
Christine zu Dietrich: Martin ist nicht ein „Thema“!
Klaus-Peter: Wir müssen uns auf das ökumenische Abendmahl konzentrieren, sonst verzetteln wir uns!
Gerhard: Es heißt in der Heiligen Schrift „Tut den Bösen von euch selbst hinaus!“
Tobias: Wir brauchen als Christen unbedingt mehr Ambiguitätstoleranz. Ein Minimum an social skills sollte man auch unter Christen erwarten können.
Dagmar: Vor allem brauchen wir eine allgemeinverständliche Sprache, die auch die Frau und der Mann auf der Straße verstehen.
Martin: Genau. Wir sind hier wieder der typische, gutbürgerliche, fromme Klub … – und ich bin das schwarze Quoten-Schaf.
Stefan: Häh?
Thomas zu Martin: Du kamst ja eigentlich auch mal aus gutem Hause, nich?
Tobias zu Stefan: Er meint, er ist so wie aus dem Gleichnis vom verlorenen, schwarzen Schaf.
Klaus-Peter in die Runde: Stimmt schon. So Arbeitermilieu oder Schlimmeres ist hier nicht gerade stark vertreten …
Thomas: Liebe Brüder und Schwestern, wir sind Christen! Wir sollten eigentlich an unserer Liebe erkannt werden.
Stefan: Liebe, Liebe, Liebe, … ich kann’s schon nicht mehr hören. Dadrunter versteht doch jeder, was er will.
(Schweigen)
Gerhard: „es müssen auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten unter euch offenbar werden.“
Martin: Wer sind denn die Bewährten?
Tobias zu Klaus-Peter: Vielleicht sollten wir doch besser Einzelkelche nehmen.
Klaus-Peter: Also, wir haben uns am Anfang für einen einzelnen Kelch entschieden. Wir rollen die Sache jetzt nicht noch einmal auf.
(Schweigen)
Paul: Ich möchte euch dazu einladen, gemeinsam eine kleine Meditationsübung zu machen, damit wir uns wieder innerlich zentrieren und zu uns selbst finden.
Thomas: Ich dachte, es geht hier um Jesus.
Mischa: Jesus ist doch im Zentrum unserer Seelen.
Maria: Das mit dem Meditieren ist nicht so mein Ding.
(Schweigen)
Mischa: Irgendwie bin ich nicht mehr so richtig in Stimmung fürs Abendmahl.
Thomas: Es kommt nicht auf dein Gefühl an.
Dagmar: Der Appetit kommt beim Essen.
Maria: Dagmar!
Paul: Wir dürfen vielleicht alle noch einmal versuchen uns daran zu erinnern, was uns eigentlich hier zusammengeführt hatte.
(Schweigen)
Dietrich: Jesus!
(Alle nicken langsam, zustimmend.)
Martin: Durch Jesus bin ich von den Drogen weggekommen. Ohne ihn hätt ich das nicht geschafft.
Thomas: „Christen“ kommt von „Christus“ – „JESUS CHRISTUS.“
Christine: Wie seid ihr eigentlich alle zum Glauben gekommen?
Gerhard: Ich bin christlich aufgewachsen. Ich war mein Leben lang in derselben Gemeinde. Ich kenne gar nichts anderes.
Martin: Oh Gott!
Gerhard: „Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht zu Nichtigem aussprechen, denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht.“
Martin: Entschuldigung.
Christine flüstert Dagmar ins Ohr: Ich frag mich, ob Gerhard überhaupt ein richtiger Christ ist.
Christine zu Gerhard: Hast du nie mal gezweifelt oder ’ne Krise gehabt? So’n Bekehrungserlebnis?
Gerhard: Nein, für mich war immer alles klar, mit Jesus und so. Und mit 14 hab ich mich dann taufen lassen, so mit all den anderen Jugendlichen.
Mischa: Wow!
Tobias: Na, ich weiß nicht, ob das so gut ist …
Dagmar flüstert zurück in Christines Ohr: Das ist nicht deine Aufgabe, das zu beurteilen.
Dietrich: Jesus ist mein Leben. Ich wüsste gar nicht, wie ich anders leben könnte.
Thomas: Ich hab mich lange rumgequält mit dem Sinn des Lebens und so. Meine Eltern sind Atheisten. Durch einen Kollegen hab ich dann die Bibel kennengelernt, und das mit Jesus hat mich echt angesprochen und überzeugt.
Martin: Manchmal ist mir das echt alles zu viel, mit all den Bibelversen und den Streitereien und so. Aber dann denke ich an Jesus und merke: Der lässt mich irgendwie nicht los …
(Schweigen)
(Mischa nimmt das Brot, bricht es und gibt es in die Runde.)
Dietrich: „Nehmet hin und esset: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.“
(Maria nimmt den Kelch, nimmt einen Schluck und reicht ihn weiter.)
Dagmar: „Dieser Kelch ist der neue Bund zwischen Gott und euch, der durch mein Blut besiegelt wird. Sooft ihr aus diesem Kelch trinkt, denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe!“
(Schweigen.)
(Christine fängt an zu singen, und die anderen stimmen ein:)
„Seid still und erkennt, dass ich Gott bin …“
(Thomas hat noch ein paar Kekse mitgebracht und Klaus-Peter ein paar Chips. Maria holt eine Flasche Mineralwasser heraus, und Stefan, Tobias und Dagmar teilen sich den Rest vom Rotwein. – Sie unterhalten sich noch eine ganze Weile über alles Mögliche. Dann verabschieden und umarmen sie sich und gehen nach Hause.)
… in Antiochia kam für die Jünger und Jüngerinnen zum ersten Mal die Bezeichnung »Christen« auf.
——-
(Bibel, Neues Testament, Apostelgeschichte, 11. Kapitel, Vers 26)
„Christus“ ist der Name, über den sich alle Christen definieren. Wenn man in der Bibel die Apostelgeschichte liest, bekommt man den Eindruck, dass die Bezeichnung „Christen“ ursprünglich eine Fremdbezeichnung durch Nicht-Christen gewesen ist. Offensichtlich erschien „Christen“ als ein passender Name für die Anhänger von Jesus aus Nazareth, mit dem sich dann auch innerhalb kurzer Zeit die Christen selbst identifiziert haben.
Wer dagegen leidet, weil er ein Christ ist, der braucht sich nicht zu schämen. Er soll Gott dafür danken, dass er zu Christus gehört und seinen Namen trägt.
(Neues Testament, 1. Brief von Petrus, 4,16)
Es ist interessant, dass sich nicht ein anderer Name durchgesetzt hat. Mann hätte die Anhänger von Jesus ja auch einfach Jesuaner oder Jesuiten 😉 nennen können. Aber offensichtlich stand das Bekenntnis “ Jesus ist der Christus “ (hebr. „Jeschua Ha-Maschiach“) im Vordergrund. Auch moderne Jesus-gläubige Juden nennen sich oft „messianische Juden“ und nicht „Jesuaner“ o.ä.
Was die ersten (jüdischen!) Christen von den anderen Juden unterschied, waren auch nicht ihre heiligen Texte (sie hatten ja dieselben Texte), sondern ihr Bekenntnis, dass Jesus aus Nazareth der in diesen alten Texten verheißene Messias Gottes ist. Die ersten Christen hätten niemals „Biblianer“ o.ä. genannt werden können, denn die Bibel gab es noch nicht. Erst im Laufe der Kirchengeschichte rückte die Bibel immer mehr ins Zentrum des christlichen Glaubens.
Als Bibel … bezeichnet man eine Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift mit normativem Anspruch für die ganze Religionsausübung gilt.
(Wikipedia)
[Interessant, dass der Verfasser des Wikipedia-Artikels hier offensichtlich keinen großen Unterschied in der Funktion der heiligen Texte bei Judentum und Christentum sieht.]
Im Zentrum des Glaubens der ersten Christen stand jedenfalls noch unangefochten der Mensch Jesus aus Nazareth, vom dem sie glaubten, dass er in einzigartiger Weise durch Gottes Geist befähigt und bevollmächtigt worden war, Gottes Plan der Erlösung auszuführen.
… im Namen von Jesus, dem Messias aus Nazaret, … In keinem anderen ist Rettung zu finden, denn unterm ganzen Himmel gibt es keinen vergleichbaren Namen. Nur dieser Name ist den Menschen gegeben worden. Durch ihn müssen wir gerettet werden.(Apostelgeschichte 4,10-12)
Das Meiste aus dem Leben von Jesus kennen wir nicht. Erstaunlicherweise hat er uns auch selbst keinen einzigen Text hinterlassen.
Den einzigen Jesus, den wir kennen, ist der Jesus der frühchristlichen Überlieferung. In dieser Überlieferung hat die Wirkung, die von diesem Menschen ausging, eine schriftliche Gestalt gefunden. Und auf diese Wirkung, die Jesus hatte und immer noch hat, kommt es an.
Jetzt lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir …
(Paulus‘ Brief an die Galater, 2,20)
Nur 4 (!) Texte über das Leben von Jesus sind in unserem neuen Testament enthalten. Die restlichen 23 Texte sind Texte aus dem Leben der frühen Christenheit. Dies mag auch damit zu tun haben, dass die ersten Christen überzeugt waren, dass Jesus auch nach seiner Himmelfahrt immer noch gegenwärtig ist, in der Gemeinschaft seiner Anhänger.
Das wäre doch ein einfaches Christentum, wenn einfach alle dazu gehörten, die Azubis bei Jesus sind; alle, die sich mit Jesus auf den Weg gemacht haben und einen Ausbildungsvertrag mit ihm eingegangen sind.
Jesus, höchster Name,
teurer Erlöser, siegreicher Herr.
Immanuel, Gott ist mit uns,
herrlicher Heiland, lebendiges Wort.Er ist der Friedefürst und der allmächt’ge Gott,
Ratgeber wunderbar, ewiger Vater,
und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter,
und seines Friedensreichs wird kein Ende sein.
(Klassiker der Anbetungsmusik aus den 70er Jahren)
Hier noch einmal für die Ohren: Jesus, höchster Name
Unterschiedliche Überzeugungen und Traditionen müssen uns als Christen nicht blockieren, trennen und Kraft kosten, sondern können uns helfen zu verstehen, wer wir als Menschen sind und wer Jesus war und ist.
Bereicherung durch die Perspektiven der anderen anstatt Begrenzung des eigenen Blicks. Freiheit des Denkens an Stelle eines Diktats der Tradition und Mehrheitsmeinung. Nicht menschliche Macher, sondern nur ein Chef: Jesus.
Uns als Christen definieren über das, was uns verbindet, und nicht durch das, was uns trennt: Orthodoxie, liberales Christentum, Fundamentalismus, Katholizismus, Protestantismus, Methodismus, Baptismus, Biblizismus, …
Einfach Christen. Einfach Jesus. Jesus einfach.
Punkt.
Tja, was eigentlich besagt denn nun das Christentum?
Wer schon einmal mit Christen oder Nicht-Christen über diese Frage diskutiert hat, weiß, dass die Antwort alles andere als selbstverständlich ist.
Dieser Titel stammt nicht von mir, sondern ist der Titel eines der letzten Bücher von Eugen Drewermann. Meiner Meinung nach, einer der klügsten Köpfe unserer Zeit. – Ich bin bekennender Drewermann-Fan. 😉
Ich hab den Vortrag, den er zu diesem Buch hier in Berlin an der Urania gehalten hat, schon gehört und hab (nachdem ich kurz im Internet in das Inhaltsverzeichnis geschaut hab) mir dann auch gleich das Buch dazu bestellt. Gebraucht und billiger. Internet ist toll. 🙂
Wie so oft, suggeriert auch hier schon der Begriff, dass klar ist, worum es geht. Und wenn man dann genauer hinschaut, beginnt die Verwirrung …
„Christentum“ ist ein Sammelbegriff (wie ja bei anderen Religionen und vielen anderen Namen auch); und Christen und Nicht-Christen diskutieren und streiten darüber, wie man diesen Begriffen definieren kann oder muss.
… In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal „Christen“.
(Bibel, Neues Testament, Apostelgeschichte, 11. Kapitel, Vers 26)
Es gibt unterschiedliche christliche Konfessionen und Traditionen; und je nach dem, mit welcher Sorte Christ man gerade spricht, erhält man auf dieselben Fragen unterschiedliche Antworten. – „Das Christentum“ spricht nicht mit einer Stimme …
Manchmal sind sich Menschen unterschiedlicher Religionen (z.B. die Mystiker) näher, als manche Angehörigen derselben Religion (z.B. christliche Fundamentalisten und Liberale).
Wenn das Christentum nicht noch mehr in religiöse Traditionspflege-Clubs abrutschen und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden will, muss es sich selbst und anderen Rechenschaft darüber ablegen, wozu es eigentlich gut ist. Dazu hilft dann auch ein Blick zurück in die Vergangenheit: Wie und warum ist das Christentum überhaupt entstanden?
… ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
(Apostelgeschichte 1,8)
Ein Modell, das theoretisch Klarheit in die ganze Angelegenheit bringen kann, ist die Integrale Theorie. Und das muss dann auch nicht nur Theorie bleiben:
… Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? ….Jesus schrie noch einmal laut auf und starb..(Die Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 27. Kapitel, Verse 46-50)
Öffentliche Hinrichtung durch Kreuzigung: Das brutale Gesicht des Imperium Romanum. Skrupellose Durchsetzung Römischer Machtinteressen. Jesus von Nazareth ist nicht irgendeines Todes gestorben. Kreuzigung war der Alptraum eines antiken Menschen. Auch heute noch verstummen wir im Anblick derartiger Brutalität.
Die Erzählung von Jesu Ermordung durch den Römischen Staat, von seiner Auferstehung und Himmelfahrt könnte extremer kaum sein. Sein Tod war ein Skandal, und peinlich für seine Anhänger. Er starb nicht alt und lebenssatt, rückblickend auf ein erfolgreiches Lebenswerk; sondern er starb in den besten Jahren eines Mannes, scheinbar ohne viel erreicht zu haben.
Da ließen ihn alle im Stich und flohen.
(Markus-Evangelium 14,50)
Umso krasser der Unterschied zur frühchristlichen Verkündigung: Der so zu Tode gekommende Mann aus Nazareth ist von Gott selbst rehabilitiert worden, indem er ihn von den Toten auferweckt hat. Und nicht nur das! Der auferstandene Jesus wurde auch in den Himmel aufgenommen und hat jetzt den Ehrenplatz an Gottes Seite, als eine Art „Thronfolger“ von Gott selbst als Weltregent eingesetzt.
Eine gewaltige Provokation sowohl für Juden, als auch für Römer. Nicht dem römischen Kaiser gehört die absolute Macht und unbedingte Loyalität, sondern dem Mann aus Nazareth; dem Retter der Juden und der ganzen Welt, den sich die Juden doch so ganz anders vorgestellt hatten. Nachdem ihr Lehrer nicht mehr da war, waren es Jesu Anhänger, die zu Keimzellen einer Bewegung wurden, die nach und nach die ganze Welt erfasst hat.
Was war geschehen? Was waren das für Menschen, die zu den Trägern dieser Auferstehungsbotschaft wurden?
Als sie den Freimut des Petrus und des Johannes sahen und merkten, dass es ungelehrte und einfache Leute waren, wunderten sie sich. Sie erkannten sie als Jünger Jesu.
(Die Bibel, Neues Testament, Apostelgeschichte, 4.Kapitel, Vers 13)
Die neutestamentlichen Erzählungen berichten von ganz unterschiedlichen Menschen: Ungebildete und Gelehrte, Arme und Reiche, Sklaven und Sklavenbesitzer, Mächtige und Ohnmächtige, Männer und Frauen, Junge und Alte, Handwerker und Schreibtischtäter. Menschen, die entweder selbst mit Jesus gelebt hatten oder ihm begegnet waren, oder denen von ihm erzählt worden war und die in ihrem Herzen berührt worden sind. Wenn Menschen Liebe und Vertrauen leben, ist es für andere, die auf der Suche sind, leichter die gute Nachricht zu glauben: Immanuel, Gott ist mit uns.
Die Gläubigen lebten wie in einer großen Familie. Was sie besaßen, gehörte ihnen gemeinsam. Wenn es an irgendetwas fehlte, war jeder gerne bereit, ein Grundstück oder anderen Besitz zu verkaufen und mit dem Geld den Notleidenden in der Gemeinde zu helfen …In großer Freude und mit aufrichtigem Herzen trafen sie sich zu den gemeinsamen Mahlzeiten.(Apostelgeschichte 2,44-46)
Der Gekreuzigte war auferstanden. Verlierer wurden zu Gewinnern. Die Letzten die Ersten. Arme wurden reich beschenkt. Eigen-tum wurde wertlos: Man hatte alles gemeinsam. Die Welt wurde auf den Kopf gestellt. Himmel auf Erden.
… alles, was mir früher als Vorteil erschien, habe ich durch Christus als Nachteil erkannt. Ich betrachte überhaupt alles als Verlust im Vergleich mit dem überwältigenden Gewinn, dass ich Jesus Christus als meinen Herrn kenne. Durch ihn hat für mich alles andere seinen Wert verloren, ja, ich halte es für bloßen Dreck. Nur noch Christus besitzt für mich einen Wert. Zu ihm möchte ich um jeden Preis gehören. … Ich meine nicht, dass ich schon vollkommen bin und das Ziel erreicht habe. Ich laufe aber auf das Ziel zu, um es zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat.
(Paulus im Philipperbrief 3,7-12)
So wie der Lehrer das Reich Gottes verkündet und gelebt hatte, so verbreitet sich nun die Herrschaft Gottes auch durch seine Anhänger: Ohne politische oder wirtschaftliche Macht, ohne Gewalt. Nur durch Vertrauen und Liebe, Wort und Tat, und durch eine Kraft, die über menschliche Möglichkeiten hinausgeht. Das Geheimnis der Wirklichkeit und Gegenwart Gottes entfaltet sich in der Geschichte der Menschheit.
Wer selbst von der Botschaft Jesu im Herzen berührt worden ist, kann wahrscheinlich am ehesten verstehen, was damals geschehen ist.
Ich versichere euch: Wer sich Gottes Reich nicht wie ein Kind schenken lässt, der wird ganz sicher nicht hineinkommen.
(Lukas 18,17)
So wie schon vieles Andere, so verändern Computer und Internet auch das Beten. Dabei meine ich nicht, dass manche durch ein Smartphone vom Beten abgelenkt werden. Ich meine das aktive Nutzen von Beidem zum Gebet. Für die Einen eine Horrorvorstellung, für Andere Teil ihres Alltags. Auf jeden Fall ergeben sich Möglichkeiten, die es so noch nie gegeben hat …
Prüft aber alles und das Gute behaltet.
(Die Bibel, Neues Testament, 1. Brief von Paulus an die Gemeinde in Thessalonich, 5 Kapitel, Vers 21)
Auf Twitter treffen sich seit mehr als 3 Jahren Menschen abends zum gemeinsamen Gebet, genannt „Twomplet“ (interessanter Name). Für einen kirchenfernen Menschen die Möglichkeit eines niedrigschwelligen Einstiegs in das gemeinsame Gebet. amen.de ist ein Angebot des Bundes-Verlags, erdacht, gemacht und gepflegt von den Machern des Portals Jesus.de.
„Digitale Kirche“ ein wichtiges Thema und ein globaler, virtueller Ort, der schon längst existiert.
Kennt ihr andere Nutzungen von Computer & Internet fürs Beten? Habt ihr selbst schon damit eigene Erfahrungen gemacht?
Jesus wollte seinen Jüngern zeigen, dass sie unablässig beten sollten, ohne sich entmutigen zu lassen. Deshalb erzählte er ihnen folgendes Gleichnis: …
Aber wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde solch einen Glauben finden?