Brüchige Männlichkeit

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Foto von Victorgrigas (own work) via Wikimedia Commons – CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Männlichkeit. Für einen Mann ein naheliegendes Thema  😉

Dass ich nicht der einzige bin, der darüber nachdenkt, merkt man schnell, wenn man z.B. mal „Spiritualität für Männer“ in seine Suchmaschine eingibt.

Wie interessiert Menschen an diesem Thema sind, kann man auch einfach austesten, indem man ein Gespräch auf die Frage „typisch Mann/Frau“ lenkt. Nach meiner Erfahrung gibt es dann in der Regel eine angeregte Diskussion …

… „Weil du auf die Stimme deines Weibes gehört hast und von dem Baum gegessen hast, den ich dir verbot, sprechend: Iß nicht davon!, sei verflucht der Acker um deinetwillen, in Beschwer sollst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dorn und Stechstrauch läßt er dir schießen, so iß denn das Kraut des Feldes! Im Schweiß deines Antlitzes magst du Brot essen, bis du zum Acker kehrst, denn aus ihm bist du genommen. Denn Staub bist du und zum Staub wirst du kehren.“

Der Mensch rief den Namen seines Weibes: Chawwa, Leben! Denn sie wurde Mutter alles Lebendigen.

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(Bibel / Tanach / Altes Testament, Bereschith / Genesis / 1. Mose, 3. Kapitel, Verse 17-20)

Die gute alte Zeit …

Frauen werden schwanger, bringen neues Leben in die Welt. Sie sind die Nahrungs-Quelle des Lebens für ihre Säuglinge, welche völlig abhängig und allein nicht überlebensfähig sind.

Früher waren es hauptsächlich die Frauen, die sich um den Nachwuchs kümmerten, und um die Nahrungszubereitung, um die Kleidung, um das Lager des Klans …; sie sammelten Beeren und Pilze, …

Die stärkeren, muskulösen Männer joggten durch die Steppe, spähten nach Gefahren und Beutetieren, kämpften mit Feinden und wilden Tieren …

[Wikipedia hat zwar nicht immer recht, aber hier  kann man ein bisschen dazu nachlesen.]

Männer von heute erleben solche tollen Abenteuer fast nur noch in virtuellen Welten. – Muskulöse Männer, die mit wilden Bestien kämpfen, Helden, die Drachen töten, Einzelkämper, die ganze Armeen auslöschen, … – In der Fantasie kann ein Mann noch ein richtiger Mann sein  😉

Der Klassiker zum Thema:

„Typisch männlich!“ – „typisch menschlich“

Wie viel von dem, was uns als Männer und Frauen ausmacht, stammt noch aus einer vergangenen Zeit? Wie viel Potential schlummert noch in uns, das eigentlich für andere Lebensverhältnisse „gedacht“ war? – Was wäre überhaupt eine „artgerechte Haltung“ für den Menschen? Wie sieht es aus mit Ergonomie und Gesundheit an Arbeitsplätzen und in den Wohnbereichen? „Menschen-gerechte“ Beschäftigungsverhältnisse? Wie „menschlich“ sind Mega-Cities? Wie viel ungenutzte Instinkte schlummern in uns …

Was ist „typisch männlich„? Gibt es z.B. einen „männlichen Beschützer-Instinkt“ wirklich? Welche Überzeugungen sind bloße Tradition, urban legend oder fake news?

„Der deutsche Mann, Mann, Mann …“

Interessanterweise ein von einem Mann geschriebenes Gedicht. 1931. Nicht lange vor der Machtergreifung.

Früher waren die Männer noch die HERREN auf dem Fußballplatz. Mittlerweile gibt es sogar professionellen FRAUENFUSSBALL !!!  (Ein Thema, das manche männlichen Gemüter besonders erregt.) – Wenn mann da mal Gelegenheit hat, ein Gurkenglas zu öffnen, welches die Frau nicht aufgekriegt hat, fühlt mann sich endlich mal wieder in seiner Männlichkeit bestätigt: Wir werden als Männer doch noch gebraucht!  – Und Männer können sich Bärte wachsen lassen!

Mein starker Körper

Der Körper einer Frau kann schwanger werden, ein Kind zur Welt bringen und es stillen. Etwas, was kein Mann kann. (Zumindest nicht auf natürliche Weise.) – Aber was kann ein Mann, das eine Frau heutzutage nicht auch kann? Viele Frauen leben genauso wie viele Männer als Singles. Offenbar sind Frauen stark genug für alle Aufgaben, die im alltäglichen Leben anfallen.

Bei allen Pauschalisierungen und Stereotypen setzt man sich immer der Gefahr aus, durch Einzelfälle widerlegt zu werden. Und auch die Frage, ob es überhaupt noch nötig ist, sich über Unterschiede zwischen Frauen und Männer den Kopf zu zerbrechen, scheint berechtigt. – Soll doch einfach jeder machen, was sie/er will. – Eine lange Geschichte von Menschen, die in vorgegebene Rollen gezwängt worden sind, kann für uns eine Warnung sein.

Der Mann als Oberhaupt der Familie

Die Konservativen haben eine Antwort: Der Mann ist das Oberhaupt der Familie! Gruppen brauchen Anführer, und Männer können das besser bzw. haben dafür sogar eine göttliche Berufung. – Eine Antwort, die heute viele nicht mehr überzeugt; und eine Antwort, die mit der wichtigen Frage zu tun hat, wie wir mit unseren heiligen Texten umgehen.

Männern, die mit der Vormachtstellung des Mannes in einer konservativen Familie liebäugeln, sei gesagt, dass wir im Christentum da noch eine ganz andere, jesuanische, Tradition haben:

Da setzte sich Jesus, rief die Zwölf zu sich und sagte zu ihnen: »Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und der Diener aller sein.«

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(Bibel, Neues Testament, Markus-Evangelium 9,35)

In einer Gesellschaft, in der immer noch die Frauen die Kinder kriegen, oft auch eine eigene berufliche Karriere haben und – wie die Männer – zum Unterhalt der Familie beitragen oder sogar alleinerziehend sind und sich um den Haushalt kümmern, erscheinen Männer manchmal wie Assistenten ihrer Frauen. Auch wenn die Frauen dies nicht so wahrnehmen sollten, so ist eine Angst, in der Familie an Bedeutung zu verlieren, sicherlich bei manchen Männern vorhanden.

Frauen, die schwanger werden, Kinder kriegen und Babys stillen zur Seite zu stehen, könnte das nicht auch eine tolle Berufung sein? – Außerdem besteht das Leben auch nicht nur aus Kindern …

Männliche Identität

Für Aufgaben, für die Frauen körperlich zu schwach sind, gibt es heute auch Maschinen und Roboter. Wo bleibt da noch Platz für männliche Identität? Was können Männer, das nur Männer können? Und brauchen wir diese Einzigartigkeit des Männlichen überhaupt, um zu wissen, wer wir sind oder sein wollen?

Reicht es nicht aus, als Mensch einzigartig zu sein, so wie jeder Mensch, Mann oder Frau, einzigartig ist? Wäre es nicht am besten, wenn jeder schaut, was gemacht werden muss, und sich bemüht, seine eigenen Fähigkeiten, so gut wie möglich miteinzubringen? Ist eine Identität als neuer Mensch und Anhänger von Jesus nicht besser als ein künstliches Profil von zweifelhafter Männlichkeit?

Die große Verunsicherung

Verunsicherung ist mit Sicherheit ein prägendes Lebensgefühl unserer Generation. Und kaum ein Thema geht dabei so unter die Haut wie die Anfragen an unsere Sexualität.

Gender. Für manche ist das Wort eines der großen Zeichen der Endzeit. Einen ausgewogenen Artikel dazu findet ihr hier:

Alles Gender oder was?

Frühsexualisierung

Es gibt sogar einen Wikipedia-Artikel zu diesem Thema.

Kinder und Jugendliche, die in unserer Gesellschaft aufwachsen, werden in Familie, Schule und Medien einer Flut von sexuellen Eindrücken ausgesetzt. – Eltern wissen ein Lied davon zu singen. – Ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft und die Hilfsangebote in Familien, Schule und Gesellschaft ausreichend?

Was passiert mit denen, die dabei durchs „Betreuungs-Netz“ rutschen? Wie bringt man die notwendige Freiheit und den nötigen Schutz in eine Balance, die eine gesunde Entwicklung ermöglicht?

Christliche Identität – der neue Mensch

Das Bewusstsein einer neuen Identität, die Gott durch seinen Geist in uns bewirkt, erscheint mir als die gesündeste Grundlage für das Verhältnis zwischen Frauen und Männern und sexuelle Identität. Ein solches Bewusstsein ist auch keine Erfindung der Moderne:

Hier gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, zwischen Sklaven und freien Menschen, zwischen Mann und Frau. Denn durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zusammen ein neuer Mensch geworden.

(Die Bibel, Neues Testament, Paulus‘ Brief an die Galater, 3. Kapitel, Vers 28)

Sexuelle Not und Not-wendigkeit

Nicht alle Frauen werden schwanger, und nicht alle Männer gründen eine Familie oder sind in der Lage wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. Die persönliche Erfahrung, Kinder in die Welt zu setzen und Teil der langen Kette der Generationen menschlichen Lebens zu sein, ist eine der existentiellen Erfahrungen des Menschseins. Kinderlosigkeit kann Einzelne und Paare an den Rand der Verzweiflung bringen. (Kinderlosigkeit ist übrigens auch ein biblisches Thema.)

Jesus wandte sich besonders den Ausgegrenzten und Benachteiligten zu. In guter jüdischer Tradition. Der Gott Israels war immer ein Gott, der sich der schwachen erbarmt hat, und die Stimme der Unterdrückten hörte – auch der Kinderlosen. Ein Gott, der denen besonders nah ist, die gesellschaftliche Erwartungen nicht erfüllen können und häufig am Rande stehen und nur zugucken dürfen, was die anderen machen …

Es ist eine  wesentliche  Aufgabe für alle Menschen, die sich mit der jüdisch-christlichen Tradition identifizieren, solche am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen in die Mitte ihrer Gemeinschaft einzuladen.

Eine neue Kultur

Wir brauchen eine neue, eine andere, bessere Kultur. Eine Kultur des Miteinanders, die Menschen zusammenführt und verbindet, und sie nicht gegeneinander in Stellung bringt. Eine Kultur, die unsere Lebenswelt vor dem Auseinanderfallen rettet, heilt und als „ganz“ und stimmig erfahrbar macht.

Buchempfehlung:  „Die verborgene Spiritualität des Mannes“ von Matthew Fox

[Dies ist die Überarbeitung eines älteren Artikels, welchen ihr mit Kommentaren hier findet.]

Was ist mit den Teenagern los?

 

Tennager in Moskau
Teenager in Moskau, von Alagich Katya [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)%5D, via Wikimedia Commons

 

Sorgt sich unsere Gesellschaft um ihre Jugend? Besteht Anlass zur Sorge? Wer oder was beeinflusst und prägt die Jugendlichen, und welche Interessengruppen versuchen, sie an sich zu binden?

 

Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.

Napoléon Bonaparte

 

Wenn wir zurückblicken in unsere deutsche Geschichte, finden wir schnell Beispiele für die gezielte Beeinflussung der Jugend (Nationalsozialismus, DDR, …). Es muss auch nicht die gesamte Jugend sein, die erreicht und überzeugt wird. Eine ausreichende Zahl, eine kritische Masse, ist genug. Ein nachhaltiges System der Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen dient der Stabilisierung einer Bewegung, einer Organisation oder eines Systems.

Darüber hinaus hat die Erziehung von Kindern und Jugendlichen natürlich auch einfach die Aufgabe, das Fortbestehen und Wohlergehen der eigenen Familie oder Gruppe zu sichern. Früher war diese Erziehungsaufgabe noch gleichförmiger. Durch den beschleunigten historischen Wandel in den vergangenen beiden Jahrhunderten (gesteigerte Produktivität, Industrialisierung, moderne Wissenschaft, technische Neuerungen, …) ist es heute allerdings gar nicht mehr so leicht zu sagen, was eine gute Erziehung ist. Auf was für eine Zukunft sollen wir die Kinder und Jugendlichen denn vorbereiten? Und vor welchen Gefahren müssen wir sie ständig beschützen?

Wenn es nicht gelingt, Jugendliche dafür zu gewinnen, sich auf positive Weise in die Gesellschaft miteinzubringen und für ein nachhaltiges Gemeinwohl der Menschheit zu sorgen, so wird es genug Interessengruppen geben, die mehr als bereit sind, Geld, Kraft und Zeit von Jugendlichen für ihre eigenen Zwecke zu gebrauchen. Jugendliche sind eine wichtige Konsumentengruppe und potentielle Mitarbeiter und Unterstützer für alles Mögliche.

Welche Rolle spielt der christliche Glaube in diesem Zusammenhang? Gibt es ein spezielles Interesse des Christentums an der Jugend? Vielleicht sogar eine Art christliche Theologie für junge Leute?

Religion im Allgemeinen und der christliche Glaube im Besonderen haben kulturgeschichtlich eine gewaltige Bedeutung für die Erziehung, auch wenn diese nicht immer positiv war und ist. Glaube kann helfen, Leben zu deuten und sich in ihm zurechtzufinden. Wir glauben ja sowieso alle etwas, auch wenn unser Glaube nicht immer eine religiöse Gestalt hat. Religion hat den Vorteil, dass die Tradition einer religiösen Gemeinschaft die individuelle Prägung durch die Eltern relativieren und so vor den immer vorhandenen Macken und Einseitigkeiten schützen kann. Sie erweitert das Familienleben, gibt einen weiten Horizont.

Im Gegensatz zum Judentum, wo Religion doch sehr eine ethnische Angelegenheit ist, ist das Christentum nicht die Religion eines bestimmten Volkes. Man wird auch nicht Christ durch die Geburt, sondern dadurch, dass man irgendwann, wenn man von der Wahrheit des christlichen Glaubens überzeugt worden ist, die Entscheidung trifft, mit Jesus zu leben. Wie sollte oder kann eine Erziehung aussehen, die Jugendliche zu diesem Glauben führt?

Ein klassischer Bibelvers zur Jugend dürfte wohl dieser sein:

 

Niemand verachte dich wegen deiner Jugend; du aber sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit.

(Neues Testament, 1. Brief des Paulus an Timotheus, 4. Kapitel, Vers 12)

 

Auch Kinder und Jugendliche tragen Verantwortung, und mit wachsenden Fähigkeiten und größer werdender Freiheit wächst diese mit. Ich denke, es ist gut, sie schon früh an das bewusste Übernehmen von Verantwortung heranzuführen. Dies eröffnet die Möglichkeit, Potential zu entfalten und Persönlichkeit und Charakter zu formen. Manche Kinder werden künstlich klein gehalten, indem die Eltern und andere Menschen im Leben der Kinder viele Aufgaben übernehmen.

Übernehmen von Verantwortung setzt die Fähigkeit eigenverantwortlichen Denkens und Handelns voraus. Diese Fähigkeit zu fördern, ist eine der wichtigsten erzieherischen Aufgaben. Bei einer christlichen Erziehung betrifft dies dann auch den Glauben:

Erziehung zu einem mündigen Glauben.

Jugendliche sind Teil einer Kultur, die das gesamte zukünftige gesellschaftliche Leben beeinflussen wird. Deswegen ist es sehr wichtig, dass die Jugend auch eine Stimme hat, die gehört wird – auch in den Kirchen und Gemeinden. Wir brauchen engagierte Jugendliche, die sprachfähig und kreativ sind, um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen, und wir brauchen eine Kultur, die solche Jugendliche hervorbringt.

Teenager. Kein Kind mehr, aber auch noch nicht ganz erwachsen. Ein Vorrecht und eine wichtige Aufgabe der Jugend ist zu hinterfragen. Das Leben muss dahingehend abgeklopft werden herauszufinden, was zukunftstauglich ist. Ein Glaube und Traditionen, die Jugendliche nicht mehr erreichen, werden wohl bald in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Was ist mit den Teenagern los?

Diese Frage können wohl am besten die Teenager selbst beantworten. Und wir täten gut daran, hinzuhören …

 

Jesus.de | Asian Youth Day: Junge Christen und Muslime feiern Gemeinschaft

 

 

Zum katholischen Asian Youth Day kamen über 2.000 Jugendliche aus 22 asiatischen Ländern in der indonesischen Stadt Yogyakarta zusammen – darunter 160 Muslime. Unter dem Motto „Celebrating diversity“ feierten sie ihre Gemeinschaft trotz ihrer Verschiedenheit.

Quelle: Asian Youth Day: Junge Christen und Muslime feiern Gemeinschaft | Jesus.de