Schlechte Nachrichten – Gute Nachrichten

 

mobiles_tv-c39cbertragungsfahrzeug_in_moskau
TV-Übertragungswagen des englischsprachigen, staatlich finanzierten Fernsehsenders Russia Today in Moskau; von Jürg Vollmer / Maiakinfo [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, from Wikimedia Commons

 

Nachrichten fallen nicht vom Himmel.

Nachrichten sind Produkte von Journalisten, hergestellt in menschlicher Handarbeit mit subtiler Raffinesse. Im hart umkämpften Nachrichtenmarkt müssen Nachrichten attraktiv sein …

Es gibt Großhändler von Nachrichten:  Die „Deutsche Presse-Agentur (dpa)“, Associated Press (AP), Reuters, usw.  Mit diesen Firmen hat der Endverbraucher normalerweise nichts zu tun. Er/sie kauft seine/ihre Nachrichten beim „Einzelhändler“.

Nachrichten- und Presseagenturen

Zum deutschen Markt heißt es bei Wikipedia (Stichwort „Nachrichten- und Presseagentur„):

Die Marktanteile bei Tageszeitungskunden waren 2006 folgende: 95,7 % DPA, AP 47,1 %, AFP 47,8 %, Reuters 33,3 %, ddp 30,4 % – wobei ddp mittlerweile (Stand: 2016) aufgrund einer Insolvenz vom Markt verschwunden ist.

(abgerufen am 26.05.2018, 21:30 Uhr)

Die Agentur mit dem größten Marktanteil (dpa) ist eine GmbH. Zur Deutschen Presse-Agentur GmbH heißt es bei Wikipedia (Deutsche Presse-Agentur):

Die 185 Gesellschafter der dpa sind ausschließlich Medienunternehmen wie Verlage und Rundfunkanstalten. Damit sind Gesellschafter und Kunden der Agentur größtenteils identisch.

(abgerufen am 26.05.2018, 21:31 Uhr)

Die Medien

Das Objektivitäts-Ideal des Journalismus ist lobenswert. Aber in welchem Umfang lässt sich dieses Ideal in der Nachrichten-Industrie aufrecht erhalten? Und wie viele von denen, die an der Nachrichtenproduktion und -präsentation beteiligt sind, haben an Objektivität noch ein leidenschaftliches Interesse?

Vor fast vier Jahren (29.04.2014), z.B., wurde beim politischen Kabarett „Die Anstalt“ (ZDF) auf Verbindungen zwischen Journalisten und Lobbyisten hingewiesen. Aufgrund von juristischem Druck, entfernte das ZDF später die Folge. Bei YouTube ist sie zur Zeit noch zu finden.

Mir geht es nicht darum, alle Journalisten unter Generalverdacht zu stellen. Andererseits wäre jedoch auch ein blindes Vertrauen in einen sauberen Journalismus angesichts der Gegebenheiten verantwortungslos.

Kultur

Letztendlich ist das Weltbild, das durch die Medien vermittelt wird, eine Art „Fantasiewelt“. Die erzeugte Illusion mag weitgehend mit der Wirklichkeit übereinstimmen; jedoch ist es dem Einzelnen in der Regel nicht möglich nachzuprüfen, in welchen Punkten und in welchem Umfang die Darstellungen der Medien von der Wirklichkeit abweichen.

Es geht allerdings auch nicht nur um Wirklichkeit. Es geht auch um das Bedienen der Interessen der Konsumenten; wozu u.a. auch die Schaffung bzw. Aufrechterhaltung eines gesellschaftlichen Narrativs gehört.

Ein Narrativ stiftet Identität und dient der Wertevermittlung. Vielleicht wird gerade deswegen vermehrt über Narrative gesprochen, weil wir als deutsches Volk kein einheitliches Narrativ besitzen. Früher war es einfacher eine Antwort auf die Frage zu geben: „Was ist deutsch?“ (Auch wenn die Antwort vielleicht falsch wahr.)

Etwas muss wohl dran sein an der Idee des Narrativs. Nach dem Begriff der „linguistischen Wende“ existiert ja seit einiger Zeit auch der Begriff der „narrativen Wende“. In unserer Multi-Options-Gesellschaft gibt es selbstverständlich nicht nur ein Narrativ, sondern es ist eine Vielfalt an Narrativen im Angebot. Kultur als Selbstbedienungsladen: „Bitte bedienen Sie sich!“

Die Verantwortung des Konsumenten

Wenn wir uns als Konsumenten mehr unserer Macht bewusst wären (wir sind ja schließlich diejenigen, die alles finanzieren), dann könnten wir, von unserer Seite der Wirtschaft aus, die Märkte und das Wirtschaftsleben gestalten, anstatt uns mit der Opfer-Rolle zufrieden zu geben. Wir könnten unser eigenes „Nachrichten-Verhalten“ kritisch überprüfen und alle zu Kultur-Erschaffenden werden. Aktivität statt Passivität. Aus der Couch erheben …

Welche Nachrichtenkanäle benutze ich? Welche Zeitung kaufe ich? Welche Webseiten klicke ich an? Welche Nachrichten teile ich? Was für Neuigkeiten frage ich nach? Auf welche Skandale und Eilmeldungen reagiere ich? Welchen Raum gebe ich dem „Aktuellen“ in meinem Leben?

Wo und wann frage ich kritisch nach? Bin ich bereit für Qualitäts-Journalismus auch Geld auszugeben? Mische ich mich selbst ein und trage bei zur Verbreitung von gut gemachten Nachrichten?

Wir können trotz aller eigenen Begrenztheit uns zumindest bemühen, einen sauberen Journalismus zu unterstützen und die Kritik an der Macht der Medien wach zu halten.

Was tun wir als Christen?

Den Kopf in den Sand zu stecken und als Christ nur noch die Bibel zu lesen, kann wohl kaum eine verantwortbare Alternative zum Nachrichten-Konsum sein. Auch als Christen leben wir in einer Informationsgesellschaft, in der Medien eine gewaltige Rolle spielen. Selbst wenn wir nicht mehr mitspielten, würden die anderen ohne uns weiter machen.

Wir können unsere Sinne schärfen. Welche Wirkung hat mein Nachrichten-Konsum in meinem Leben? Was nützt er mir und welche Auswirkungen hat er auf andere Menschen?

Und wir können ein himmlisches Narrativ den Narrativen dieser Welt entgegensetzen:

Gute Nachricht!

Die Gute Nachricht von der Herrschaft Gottes wurde geboren, als der Himmel und die Erde sich küssten. Jesus aus Nazareth. Kreuz und Auferstehung.

Liebe statt Hass. Licht anstelle von Dunkelheit. Aufrichtigkeit statt Lügen. Statt Verirrungen ein Weg der ans Ziel führt. Entschlossenheit statt Ablenkungen. Geduld und Hartnäckigkeit anstelle von Sinnlosigkeit. Kraft statt Erschöpfung. Frieden statt Krieg und Streit. Herz statt Kopf, und Gemeinwohl anstelle von Einzelinteressen. Gemeinschaft statt Egoismus, Befreiung statt Sklaverei. Gerechtigkeit anstelle von Profit-Steigerung. Verantwortung statt Spaßkultur. Einfachheit anstelle von Optimierungswahn. Vertrauen statt Perspektivlosigkeit, Vergebung anstelle von Schulden. Statt Müll und der Zerstückelung des Lebens, das Ewige, Heilige berühren. Leben statt Tod. Menschheitsfamilie statt Einsamkeit.

Es existiert eine gute Nachricht, für alle Menschen dieser Welt. Geboren aus einem guten Geist, auf dem Weg zur Heilung der Welt. Wo Herzen sich berühren und Leben sich verwandelt in Herrlichkeit. Himmel auf Erden …

 

Glaube als Konsumartikel?

collage-christian-culture
By collection by User:jobas (self-made from Other photos) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, via Wikimedia Commons

Auch Christen sind Konsumenten. Und da fragt man sich dann halt so, als Otto-Normalchrist, was das Christentum so im Angebot hat.

Das Sortiment ist leider etwas unübersichtlich. Auch steht außen leider nicht immer auch das drauf, was innen drin ist. Mogelpackungen sind leider keine Seltenheit. (Und das auch noch im Namen Gottes!) Auch der Preis stimmt nicht immer. Manches wird als kostenlos angepriesen, was dann am Ende ziemlich teuer wird. Versteckte Kosten. Qualitätsstandards sind auch noch ein Thema für sich. Oder gesetzliche Regulierung.

Da gibt es die richtig alten Kirchen. Römisch-katholisch oder orthodox? Optisch oft sehr beeindruckend, und mit dem Staub von Jahrhunderten.

Oder vielleicht etwas Protestantisches für die, die etwas moderner und aufgeklärter sein wollen? Leider ist im protestantischen Segment die Vielfalt so unübersichtlich, dass es kaum möglich ist, eine allgemeine Bewertung oder Empfehlung abzugeben. Interessierten dürfte es da schwer fallen, eine Entscheidung zu treffen, und fast täglich kommen neue Produkte dazu.

Wie wär’s mit etwas Mystischem oder Charismatischem? Diese Artikel sind leider manchmal etwas schwer zu finden, da diese Marke noch nicht fest etabliert ist, und der Markt sich noch nicht so richtig konsolidiert hat.

Ganz aktuell gibt es jetzt auch Anbetung im Stil von Rockkonzerten für die jungen Menschen von heute. Die Qualität kann leider nicht immer mit weltlichen Konzerten mithalten, aber es soll uns schließlich keiner vorwerfen können, unser Sortiment wäre veraltet und wir gingen nicht mit der Mode.

Bio-Produkte selbstverständlich. Viele Kirchengemeinden haben Umweltprojekte, die auf der Webseite schnell zu finden sind.

Es gibt natürlich auch Spezialprodukte für Sondergruppen, wie ethnische Kirchengemeinden oder Gruppen für Menschen mit speziellen Problemen. Da ist das Angebot dann auch oft recht übersichtlich, wenn man weiß, wo man suchen muss.

Auch Regionales ist im Angebot. Christliche Gruppen, die sich besonders für ihre Nachbarschaft einsetzen und dort präsent sind.

Rundum-sorglos-Pakete findet man natürlich auch, von Gemeinden, die größer und finanziell etwas besser gestellt sind. Mit professioneller Kinderbetreuung, eigenen Seelsorgern und Sozialarbeitern. Spezielle Kleingruppen für alle Altersklassen und Selbsthilfegruppen für alle Probleme, die so anfallen. Gruppengefühl und praktische Hilfe fürs Diesseits und den Freifahrtschein fürs Jenseits.

Was darf’s denn sein?

Und hätten Sie gerne die Standard-Mitgliedschaft oder darf’s auch ein bisschen mehr sein? Wollen Sie vielleicht sogar Miteigentümer als Genossenschaftsmitglied werden? Oder stehen Sie mehr auf Aktien mit Dividenden? Warum sollte man von seiner Frömmigkeit nicht auch ein bisschen profitieren?

Die Anzahl der Menschen, die sich für Religion interessieren, ist begrenzt. Manchmal hat man den Eindruck, dass das Angebot größer ist als die Nachfrage. Das führt natürlich zu verschärftem Konkurrenzkampf. Da braucht man Kundenbindungsprogramme, um seine Schäfchen an sich zu binden, und gleichzeitig eine aggressivere Werbung nach außen. Deutliche Abgrenzung von Mitbewerbern durch ein geschärftes eigenes Profil.

Was war nochmal das Wesentliche am Christentum?

Christlicher Glaube ist KEIN Konsumartikel. Und christliche Gruppen, die den Glauben so präsentieren, sind schon auf die schiefe Bahn geraten. Wenn Christentum kein gesellschaftliches Korrektiv mehr ist, hat es seine Existenzberechtigung verloren. Das Himmelreich muss eine erkennbare Alternative zur Welt sein. Licht in der Dunkelheit. Keine künstlichen, selbstgemachten Leuchten aus grellen, blinkenden Neon-Schriftzügen, sondern Licht von Gott, das scheint durch Menschen, die ihm gehören.

Ich hatte schon oft eine Diskussion über christliche Vielfalt mit meiner Mutter. Sie findet es ganz toll, dass es so viele verschiedene Konfessionen und Gemeinschaften gibt, weil dann jeder etwas Passendes für sich findet. Ich halte dagegen, dass Vielfalt nichts bringt, wenn sie nicht für den Einzelnen in seiner Glaubensgemeinschaft erlebbar ist. Ich kann von den Ansichten, Traditionen und Erfahrungen eines anderen Christen nur etwas lernen, wenn ich sie kennenlerne. Solange all die Frommen zusammenklucken, die einer Meinung sind, schmoren sie nur im eigenen Saft.

Auch für Menschen, die auf der Suche sind, wirkt das unüberschaubare Angebot und die Streitereien zwischen Christen wohl eher abschreckend. Wäre es nicht viel besser, wenn Menschen sehen könnten, wie herzlich lieb wir Christen einander haben, und wie wir in einer Nachbarschaft gemeinsam unseren Glauben leben trotz ernsthafter Meinungsunterschiede? Würde nicht gerade die Einheit in der Vielfalt auch mit Schwierigkeiten deutlich machen, worauf es eigentlich ankommt?

Was eigentlich besagt das Christentum?

Hier dazu mehr:  http://www.patmos.de/wendepunkte-p-8508.html