Mirra Alfassa, Stadtgründerin

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Mirra Alfassa – Foto von Henri Cartier Bresson (via Wikimedia Commons) – Public domain

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Ich interessiere mich für Mirra Alfassa, weil sie gemacht hat, was ich selbst gerne machen würde. Sie ist keine typische Sozialunternehmerin. Sie hat nicht ein einzelnes Unternehmen gegründet, sondern eine ganze Stadt.

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Modell des Stadtkerns von Auroville – Foto von IM3847 (via Wikimedia Commons) – CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

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Warum Auroville?

Meine letzte Stelle als Gemeindepädagoge war bei der ev. Vaterunser-Kirchengemeinde in Berlin-Wilmersdorf. Dort hielt eine Frau einen Vortrag über ihre Reise nach Auroville. Der Name „Auroville“ fiel mir auf, da ich durch den vorletzten Kirchentag auf die Integrale Bewegung und Integrales Christentum gestoßen war. Sri Aurobindo ist eine der vielen Quellen der Integralen Theorie, und er kann auch als „Vater“ von Auroville gesehen werden.

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Sri Aurobindo (via Wikimedia Commons) – Public domain

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Sri Aurobindo Ghose

Aurobindo wird manchmal als Philosoph bezeichnet. Er selbst verstand sich allerdings als Politiker und Poet. Noch vor Gandhi war er ein indischer Revolutionär und saß ein Jahr in britischer Untersuchungshaft in einer Einzelzelle, wurde dann allerdings frei gesprochen. Im Jahr vor seiner Inhaftierung praktizierte er bereits Yoga. Dies und folgende spirituelle Erfahrungen während der Haft wurden grundlegend für sein späteres Wirken.

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Mirra Alfassa als Kind, ca. 1885 (via Wikimedia Commons) – Public domain

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Mirra Alfassa

Mirra Alfassa wurde 1878 in eine wohlhabende Familie jüdischer Abstammung geboren – ein türkisch-persischer Vater und eine ägyptische Mutter. Die Eltern waren kurz zuvor in Frankreich immigriert.

Schon als Kind hat Mirra Alfassa mystische Erfahrungen. Sie hatte auch Berührungen mit anderen Mystikern und war später dann der erste Mensch aus dem Westen der in Indien als Guru verehrt wurde.

1914 traf sie Sri Aurobindo und zog dann 1920 nach Indien. Dort leitete sie bald den Aschram, der sich um Aurobindo gebildet hatte. Der Aschram existiert immer noch, hat mittlerweile ca. 1500 Mitglieder, betreibt eine Schule und hat internationale Aktivitäten – u.a. auch in Berlin.

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Auroville Beach, ca. 12 km östlich von Auroville am Golf von Bengalen (Indischer Ozean) – Foto von Karthikragu 19 (via Wikimedia Commons) – CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

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Auroville – Die grüne Stadt der Zukunft

Auroville, „The City of Dawn“. – Der Name „Auroville“ bedeutet „Stadt der Morgendämmerung“ (von französisch „aurore“ und „ville“). Er kann allerdings auch als als Wortspiel mit dem Namen „Auro-bindo“ verstanden werden. – Während Aurobindo der „Vater“ von Auroville ist, ist Mirra Alfassa „die Mutter“ („The Mother“), wie sie auch von vielen Anhängern genannt wird.

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Der Auroville Banyan Baum. Foto von Bagavath G via Wikimedia Commons – CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

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Auroville versteht sich als Labor für die ganze Menschheit. Die Vision von Aurobindo wurde von Alfassa nach Aurobindos Tod weiter vorangetrieben und erhielt 1966 Unterstützung durch die UNESCO. Das Schlagwort „lebenslanges Lernen“ hat in Auroville die Gestalt einer menschlichen Gemeinschaft und eines neuen Lebensstiles angenommen.

1968 wurde Auroville dann um einen einzelnen Baum herum in einer wüsten, unwirtlichen Gegend gegründet. Bei der Gründung waren Vertreter der meisten Staaten Indiens und der Welt anwesend und hatten jeweils Erde aus ihrer Heimat mitgebracht, welche dort in einer großen Urne aufbewahrt wird. Später kam noch das Matrimandir als zentraler Sakralbau hinzu.

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Das Matrimandir in Auroville – Foto von sillybugger (via Wikimedia Commons) – CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

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In Auroville bemüht man sich um die Vermeidung von Hierarchie und Regeln. Grundlage des Zusammenlebens ist die Charta, welche bei der Gründung 1968 live im indischen Rundfunk übertragen wurde:

Die Charta Aurovilles

  1. Auroville gehört niemandem im besonderen. Auroville gehört der ganzen Menschheit. Aber um in Auroville zu leben, muss man bereit sein, dem Göttlichen Bewusstsein zu dienen.
  2. Auroville wird der Ort des lebenslangen Lernens, ständigen Fortschritts und einer Jugend sein, die niemals altert.
  3. Auroville möchte die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft sein. Durch Nutzung aller äußeren und inneren Entdeckungen wird Auroville zukünftigen Verwirklichungen kühn entgegenschreiten.
  4. Auroville wird der Platz materieller und spiritueller Forschung für eine lebendige Verkörperung einer wirklichen menschlichen Einheit sein.

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Neugierig?

Hier findet ihr eine Dokumentation vom SRF (Schweizer Radio und Fernsehen):

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Eine weitere ausführlichere Doku gibt es hier:

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Wär das nicht was? Eine „Aurostadt“, eine „Zukunftsstadt“ in Brandenburg, ganz in der Nähe von Berlin? Eine von vielen Städten eines Auroville-Netzwerkes einer besseren Zivilisation? – Es gibt auch in Deutschland Menschen, die sich für eine bessere Zukunft engagieren…

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Die Idee einer Stadt der Zukunft ist keine ganz neue Idee…

Der Engel zeigte mir auch einen Strom, der wie Kristall glänzte; es war der Strom mit dem Wasser des Lebens. Er entspringt bei dem Thron Gottes und des Lammes und fließt die breite Straße entlang, die mitten durch die Stadt führt.

An beiden Ufern des Stroms wächst der Baum des Lebens. Zwölfmal im Jahr trägt er Früchte, sodass er jeden Monat abgeerntet werden kann, und seine Blätter bringen den Völkern Heilung.

In dieser Stadt wird es nichts mehr geben, was unter dem Fluch Gottes steht. Der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und alle ihre Bewohner werden Gott dienen und ihn anbeten. Sie werden sein Angesicht sehen und werden seinen Namen auf ihrer Stirn tragen.

Es wird auch keine Nacht mehr geben, sodass man keine Beleuchtung mehr braucht. Nicht einmal das Sonnenlicht wird mehr nötig sein; denn Gott selbst, der Herr, wird ihr Licht sein. Und zusammen mit ihm werden sie für immer und ewig regieren.“

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(Das Buch der Offenbarung, 22. Kapitel, Verse 1-5 – Bibel, Neues Testament)

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Paulus, der Mystiker

 

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Der Apostel Paulus, Gemälde von Bartolomeo Montagna (1482), via Wikimedia Commons – public domain

 

„Paulus, Diener Jesu Christi, an die Gemeinde in Rom. Gott hat mich zum Apostel berufen und dazu bestimmt, seine Botschaft bekannt zu machen …“

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(Anfang von Paulus‘ Brief an die Christen in Rom; Bibel, Neues Testament; 1. Kapitel, Vers 1)

 

Ein sonderbarer Apostel – ein komischer Heiliger

Paulus war ein merkwürdiger Apostel – denn er war ja gar nicht einer von den Zwölfen und gehörte nicht zur Jesus-Community, als dieser als Wanderprediger durch Palästina gezogen war.

Kein Wunder, dass er seine Berufung und seinen Dienst als Apostel immer wieder verteidigen musste. (Noch dazu hatte er die Christen verfolgt, bevor er selbst zum Anhänger von Jesus wurde.)

Die ausführlichste Verteidigung seiner Autorität haben wir im zweiten Brief an die Christen in Korinth. Eine Gemeinde, mit der er eng verbunden war.

Die Verteidigung seiner Autorität findet ihren Höhepunkt in der Erwähnung einer mystischen Erfahrung:

 

„Ich bin – wie gesagt – gezwungen, mich selbst zu rühmen. Eigenlob nützt zwar nichts; trotzdem will ich nun noch auf Visionen und Offenbarungen vonseiten des Herrn zu sprechen kommen:

Ich kenne einen Menschen, der zu Christus gehört und der – es ist jetzt vierzehn Jahre her – bis in den dritten Himmel versetzt wurde. Ob er dabei in seinem Körper war, weiß ich nicht; ob er außerhalb seines Körpers war, weiß ich genauso wenig; Gott allein weiß es.

Auf jeden Fall weiß ich, dass der Betreffende ins Paradies versetzt wurde (ob in seinem Körper oder ohne seinen Körper, weiß ich – wie gesagt – nicht; nur Gott weiß es) und dass er dort geheimnisvolle Worte hörte, Worte, die auszusprechen einem Menschen nicht zusteht.

Im Hinblick auf diesen Menschen will ich mich rühmen; an mir selbst jedoch will ich nichts rühmen – nichts außer meinen Schwachheiten …

Jetzt hab ich mich wie ein Clown aufgeführt, und ihr habt mich dazu gezwungen!“

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(Paulus im zweiten Brief an die Christen in Korinth 12,1-11)

 

Der Mystiker Paulus

Dies ist nicht der einzige Paulus-Text mit einer mystischen Dimension. Schon die Ursache seiner radikalen Lebenswende war eine mystische Erfahrung gewesen (Apostelgeschichte 9). Und auch später in der Szene seiner Gefangennahme in Jerusalem erwähnt Paulus eine mystische Erfahrung (Apostelgeschichte 22,17-21).

 

„… ich bin durch das Urteil des Gesetzes dem Gesetz gegenüber gestorben, um von jetzt an für Gott zu leben. Ich bin mit Christus gekreuzigt.
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Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.“
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(Paulus im Brief an die Christen in Galatien 2,19-20)

 

Ein gekreuzigter Apostel

Paulus identifizierte sich mit Jesus. Nicht nur Jesus war am Kreuz hingerichtet worden, sondern er, Paulus, ist auch dort gestorben, und ist mit Jesus auferstanden in ein neues Leben.

In blindem religiösen Eifer hatte er das Volk Gottes verfolgt. Eine Erfahrung, die ihn tief prägte.

Nach seiner Bekehrung wurde er zum Bruder und Mitarbeiter derer, die er zuvor mit aller Schärfe verfolgt hatte. Dies war nur möglich, weil er als Bruder angenommen worden war. Er hatte Vergebung erfahren – von Gott und Menschen.

 

„… ausgerechnet mich, der ich ihn früher verhöhnt und seine Gemeinde mit äußerster Härte verfolgt hatte. Aber er hat sich über mich erbarmt, weil ich in meinem Unglauben nicht wusste, was ich tat.
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Geradezu überwältigend war die Gnade, die unser Herr mir erwiesen hat, und sie hat in mir einen Glauben und eine Liebe entstehen lassen, wie sie nur durch Jesus Christus möglich sind.
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Ja, Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten. Auf dieses Wort ist Verlass; es ist eine Botschaft, die vollstes Vertrauen verdient. Und einen größeren Sünder als mich gibt es nicht!
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Doch gerade deshalb hat sich Jesus Christus über mich erbarmt: An mir als dem größten aller Sünder wollte er zeigen, wie unbegreiflich groß seine Geduld ist; ich sollte ein ermutigendes Beispiel für alle sein, die sich ihm künftig im Glauben zuwenden, um das ewige Leben zu erhalten.“
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(Paulus im ersten Brief an seinen Mitarbeiter Timotheus 1,13-16)

 

Paulus als Schriftsteller

Fast die Hälfte der neutestamentlichen Texte werden Paulus zugeschrieben. Er ist mit Sicherheit der bedeutendste Christ, der jemals gelebt hat. Seinen Einfluss kann man kaum überschätzen. Man braucht nur an Martin Luther und die Reformation denken.

Auch in der Theologie-Geschichte hat er überragende Bedeutung. Römerbrief-Kommentare waren Meilensteine.

Dennoch kann man ihn eigentlich gar nicht als Schriftsteller bezeichnen. Paulus war ein Mann der Praxis. Seine neutestamentlichen Texte sind alles Briefe (!) – also Gelegenheitsschriften. Es waren konkrete Anlässe, die ihn jeweils motiviert hatten zur Feder zur Greifen und einen Brief zu schreiben. Auch beim so „dogmatisch“ erscheinenden Römerbrief.

 

„… Die Geduld, die unser Herr mit uns hat, bedeutet unsere Rettung.
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So hat es euch ja auch unser lieber Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben, und dasselbe sagt er in allen Briefen, wenn er über diese Dinge spricht.
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Einiges in seinen Briefen ist allerdings schwer zu verstehen …“
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(Zweiter Petrusbrief 3,15-16)

 

Ein missverstandener Apostel

Seit fast 2000 Jahren wird Paulus kommentiert und erklärt; und meistens von Menschen, die kein Gespür für die Tiefe und das Wesen der mystischen Seite von Paulus haben.

 

Lese-Empfehlung

Richard Rohr: „Paulus – der unbekannte Mystiker“

 

„Was ich auch immer für euch erleiden muss, nehme ich gern auf mich; ich freue mich sogar darüber. Das Maß der Leiden, die ich für Christus auf mich nehmen muss, ist noch nicht voll. Und ich leide für seinen Leib, für seine Gemeinde.“

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(Kolosserbrief 1,24)

 

Patricia Begle interviewt Sabine Bobert

 

Auf dem Blog von Sabine Bobert finden wir ein Interview mit Patricia Begle, Österreich, zum Thema:

Mystik „to go“. Übersetzen der alten mystischen Prozesse in heutige Lebensverhältnisse, Denkformen und Sprache

 

Sehnsucht

[Eine neuere Überarbeitung dieses Artikels findet ihr hier.]

 

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Friedhof im Schnee, von Caspar David Friedrich [Public domain], via Wikimedia Commons
 

 

 

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag.
(Die Bibel, Tanach / Altes Testament, Psalm 139, Verse 9-12)

 

 

Fernnähe“ – kein neues Wort. Ich kann auch nicht für mich in Anspruch nehmen, diesen Begriff erfunden zu haben. Er drückt die Spannung aus zwischen körperlicher Entfernung und gefühlter Nähe – und umgekehrt.

In der jüdisch-christlichen Überlieferung ist Gott der Inbegriff der Fernnähe. Er ist einerseits als Schöpfer das Gegenüber unserer Welt und somit innerhalb unserer Welt für uns unerreichbar, andererseits ist er uns näher, als uns ein Mensch jemals sein kann.

 

Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.

(Tanach / Altes Testament, Kohelet / Prediger 12,7)

 

Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.

(Tanach / Altes Testament, Psalm 139,5)

 

Im 13. Jahrhundert zeigte die französischsprachige theologische Schriftstellerin Margareta Porete (französisch Marguerite Porète oder Porrette) eine besondere Vorliebe für die Gottesbezeichnung „der Fernnahe“ (le Loingprés). Die Inquisition ist verantwortlich für ihr Ende auf dem Scheiterhaufen.

Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes hebt uns heraus aus all den Verflechtungen unseres alltäglichen Lebens. Gottes Geist öffnet unseren Horizont ins Unendliche und lässt die Mächte, die uns umgeben, verblassen. Mit Gott stehen wir auf einem festen Fundament.

 

Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich; denn sie merkten, dass sie ungelehrte und einfache Leute waren …

Petrus aber und Johannes antworteten… „Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“

(Neues Testament, Apostelgeschichte 4,13-20)

 

»Wer nun auf das hört, was ich gesagt habe, und danach handelt, der ist klug. Man kann ihn mit einem Mann vergleichen, der sein Haus auf felsigen Grund baut. Wenn ein Wolkenbruch niedergeht, das Hochwasser steigt und der Sturm am Haus rüttelt, wird es trotzdem nicht einstürzen, weil es auf Felsengrund gebaut ist …“ Als Jesus dies alles gesagt hatte, waren die Zuhörer von seinen Worten tief beeindruckt. Denn Jesus lehrte sie mit einer Vollmacht, die Gott ihm verliehen hatte – ganz anders als ihre Schriftgelehrten.

(Worte der sogenannten „Bergpredigt“ von Jesus aus Nazareth; Neues Testament, Matthäus-Evangelium 7, 24-29)

 

So wie Gott, so ist auch Christus fern und nah zugleich. Als Christen ist er unser Vorbild. Wir identifizieren uns mit ihm, und auf mystische Weise erfüllt er uns, und ist unser Leben.

 

Jetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat. Keiner von euch fragt mich, wohin ich gehe,  denn ihr seid voller Trauer über meine Worte. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist besser für euch, wenn ich gehe. Sonst käme der Helfer nicht, der an meiner Stelle für euch da sein wird. Wenn ich nicht mehr bei euch bin, werde ich ihn zu euch senden.

(Johannes-Evangelium 16,5-7)

 

Darum lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir! …

(Paulus in seinem Brief an die Galater, 2,20)

 

Die Fernnähe Gottes und Christi sollte uns nicht fremd erscheinen. Wir erfahren dies ja auch in der Beziehung zu Menschen. Wenn unsere Liebsten Tausende von Kilometern entfernt sind, so können sie unserem Herzen doch spürbar nahe sein.

Menschen erfahren allerdings manchmal auch das Gegenteil:  Ein Mensch ist uns fremd, der in unseren Armen ist …

Unsere Beziehungen sind wie ein Tanz, wo sich Nähe und Ferne abwechseln; und manchmal fühlen wir einander näher gerade dann, wenn wir räumlich voneinander getrennt sind.

Die tiefste Trennung zwischen Menschen ist der Tod. Die körperliche Nähe eines geliebten Menschen ist in dieser Welt damit endgültig zu Ende gegangen. In unserem Herzen jedoch leben all die Erfahrungen und Gefühle von Ferne und Nähe zu diesem Menschen weiter …

[Eine neuere Überarbeitung dieses Artikels findet ihr hier.]