Christentum heute ist ohne die biblischen Texte kaum vorstellbar. Es gab allerdings schon Christentum bevor die Bibel entstand. Auch ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Wie wir mit ihr umgehen, ist entscheidend für uns selbst und für andere. – VORSICHT : Das Anliegen des Blogs ist mir sehr ernst; einzelne Sätze sind allerdings nicht immer wörtlich zu nehmen. ;-) – Bin übrigens als Christian Schmill auf Facebook, @C_Schmill bei Twitter.
Sandra Hauser rezensiert auf ihrem Blog „Integrales Christsein“ den neuen Kommentar zum Thomasevangelium von William G. Duffy: „The Hidden gospel of Thomas. – Commentaries on the Non-Dual Sayings of Jesus“ (2020):
ER IST ein außergewöhnliches Kind. Seine Mama hat das schon immer gewusst. Auch Nachbarn und Bekannte machen immer wieder Andeutungen:
„Aus dir wird noch mal was ganz Besonderes!“
Und dann passiert …
nichts.
Er wächst eigentlich einfach so auf wie all die anderen Jungs in seinem Kaff, irgendwo auf dem Land, weit ab von den Metropolen, wo das Leben spielt …
Keine Ahnung.
Die Zeit vergeht …
Jahr für Jahr, für Jahr …
Im Schoß seiner Familie wächst er heran.
Aus dem Jungen wird ein Mann.
Eines Tages kommt eine Frau ins Dorf und erzählt:
„Leute, stellt euch vor! Unten im Süden, in der Wildnis, noch auf der östlichen Seite des Jordan, gar nicht so weit von Jerusalem, hat so’n komischer Typ angefangen öffentlich zu predigen:
‚Gottes Gericht steht kurz bevor! Tut Buße! Wenn ihr nicht ändert, wie ihr lebt, kommt es zur Katastrophe! Hört endlich auf, das Falsche zu machen und fangt an richtig zu leben!‘
Und die ganzen Leute rennen zu ihm hin, und viele lassen sich im Jordan taufen; als Zeichen, dass sie mit ihrem alten Leben brechen wollen, und um sich vorzubereiten auf das, was kommt …“
Da verlässt er seine Familie und sein Dorf, und macht sich auf den langen Weg nach Süden.
Schon von Weitem sieht er die große Menschenmenge, und hört die kräftige Stimme des Predigers. Er bahnt sich einen Weg durch die Menschen und reiht sich ein in die Schar derer, die sich taufen lassen.
Endlich ist er an der Reihe. Für einen Augenblick ist er begraben im kalten Wasser des Jordan …
Dann richtet er sich auf.
Das Wasser tropft von ihm herab, und er reibt es sich aus den Augen. Als er die Augen öffnet, erblickt er eine Erscheinung am Himmel, wie eine Taube, die vom Himmel auf ihn herabkommt, und er hört eine Stimme:
„Du bist mein Kind!
Ich bin so stolz auf dich.“
Ganz langsam steigt er aus dem Wasser heraus und bahnt sich erneut einen Weg durch die Menge. Er flieht vor den Menschen. Er braucht jetzt Zeit für sich allein, und er geht in die nahe gelegene Wüste. Es zieht ihn in die Einsamkeit …
Wüste. Nur Himmel über ihm. Nachts leuchten die Sterne.
Sein Name ist übrigens „Jeschua;“ eine Kurzform des beliebten alten hebräischen Namens „Jehoschua.“ – Ein berühmter Mann mit demselben Namen hatte einmal vor langer, langer Zeit nicht weit von hier das Volk Gottes in das gelobte Land geführt.
Der Name hatte ursprünglich sicherlich auch einmal eine Bedeutung. Vielleicht sollte er bedeuten „Gott ist großzügig“ oder „Gott rettet“.
Jeschua isst nichts, während er in der Wüste wartet. Und nachdem vierzig Tage vergangen sind, ist er völlig entkräftet, und der Hunger quält ihn …
Da begegnet er dem Bösen.
„Na, du Ebenbild Gottes! Mach doch einfach Brot aus diesem Stein hier! Als Kind Gottes müsstest du das doch eigentlich können, oder?“
Doch Jeschua antwortet nur:
„Um wirklich zu leben, braucht ein Mensch mehr als Essen.“
Eine Weile vergeht.
Dann tut sich ein Abgrund vor ihm auf. Es zieht seinen Blick in die Tiefe …
„Heißt es nicht in den Heiligen Schriften: ‚Er wird Engel schicken, um mich zu retten?‘ “
„Nein, …. nein! Ich kann doch nicht Gott herausfordern. Ich kann sein Eingreifen doch nicht erzwingen. Gott wird alles machen – zu seiner Zeit …“
Wieder vergeht eine Weile.
Immer noch hat Jeschua nichts gegessen, und noch einmal tritt der Versucher an ihn heran und flüstert in sein Ohr:
„Ich habe mehr als du brauchst. Mir ist Alles in dieser Welt GEGEBEN WORDEN. Mir gehören doch alle Mächtigen, alles Geld, aller Reichtum, …
Du brauchst das bloß endlich anerkennen, und die Welt wird dir zu Füßen liegen. Mit mir kriegst du alles , wenn du dich nur endlich vor mir beugst.“
Da öffnet Jeschua seinen Mund und spricht langsam die Worte:
„Hau ab, du Teufel! – Ich weiß nur eins: Gott regiert!“
Und im selben Augenblick ist der ganze Spuk vorbei, und Gottes Helfer kommen zu ihm und versorgen ihn mit allem, was er braucht.
Voll-Macht.
Gestärkt, befähigt, und erfüllt mit der Kraft Gottes, wendet sich Jeschua nun nach Norden. Er lässt die Wüste hinter sich. Auch den Mittelpunkt seines Volkes, Jerusalem, Tempel, Priester und König, die Reichen und Mächtigen lässt er hinter sich und geht zurück zu seinen Leuten aufs Land – zu den einfachen Menschen.
Er trifft sie in den Synagogen und auf den Marktplätzen und spricht mit ihnen. Er sagt ihnen:
Abraham by József Molnár [Public domain], via Wikimedia Commons
Und ich blickte auf, und ich sah ein Meer aus Menschen, die keiner zählen konnte. Menschen aus allen Kirchen und christlichen Organisationen.
Sie waren aufgestanden und haben sich auf den Weg gemacht, ohne den Ort zu kennen, den sie suchen …
Dieser Artikel ist kein Aufruf dazu, dass du deine Gruppe verlässt. Es kann zwar sein, dass du dich innerlich schon längst verabschiedet hast und auf der Suche bist. Aber ob und wann der Zeitpunkt zu gehen gekommen ist, musst du selbst entscheiden. Vielleicht ändert sich auch was, und du wirst bleiben?!
Es gibt schon unzählige frustrierte Christen, die allen christlichen Gemeinden und Gruppen den Rücken gekehrt haben und versuchen, allein zurecht zu kommen. Privates Christentum.
Mit ihm [Jesus] seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.
(Die Bibel, Neues Testament, Paulus‘ Brief an die Kolosser, Kapitel 2, Vers 12)
Abraham ist ein wichtiger Mensch im Judentum, Christentum und Islam. Deshalb werden diese drei Religionen manchmal auch als die „abrahamitischen“ Religionen bezeichnet.
Paulus bezeichnet Abraham im Brief an die Gemeinde in Rom als „Vater aller, die glauben“ (Römerbrief 4,11). Das Richtige, was Abraham getan hatte, war, Gott zu vertrauen. Auf Gottes Wort hin zog er aus seinem vertrauten Leben in eine nicht-vertraute Zukunft. Abraham war Migrant.
Auch die Männer und Frauen, die sich um Jesus als ihren Lehrer geschart hatten, hatten sich im Vertrauen auf Gott auf einen neuen Weg eingelassen. Und dieselbe Lebenskraft Gottes, welche Jesus aus dem Totenreich zurückgeholt hatte, befähigte seine Anhänger dann zu Pfingsten als Zeugen seiner Auferstehung aufzutreten. Petrus zitiert bei dieser Gelegenheit die alte Schrift des jüdischen Propheten Joel, in der es heißt:
… dann gieße ich über alle Menschen meinen Geist aus. Männer und Frauen in Israel werden dann zu Propheten. Junge Leute haben Visionen und die Alten prophetische Träume. Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen, gieße ich zu jener Zeit meinen Geist aus und sie werden als Propheten reden.
Die ersten Christen hatten durch Jesus eine neue Identität bekommen. Sie waren nicht länger nur Juden, die die Traditionen der Vorväter pflegten, sondern sie waren auch Anhänger des Messias Gottes, Jesus Christus. Sie verstanden sich als Menschen, die unmittelbar von Gottes Geist befähigt werden, Neues zu sehen, von Gott her zu reden und sich von Gott gebrauchen zu lassen.
In der Apostelgeschichte wird für die Nachfolge Jesu auch der Begriff „Weg“ benutzt (Apostelgeschichte, Kapitel 9, Vers 2; Kapitel 19, Vers 23); Nachfolger Jesu wurden als Anhänger „des Weges“ bezeichnet. Sie hatten, wie Abraham, ihre Zelte abgerissen und sich auf einen neuen Weg eingelassen.
Wie innovativ ist das Christentum heute noch? Sind wir inspirierte und von Gottes Geist bewegte Menschen? Vorwärts-gewandt? Unfertig, noch auf dem Weg und lernbereit? Hat christlicher Glaube noch eine kreative Kraft? Oder pflegen wir nur die alten Traditionen unserer Vorfahren und streiten uns über unsere Unterschiede?
Wenn es irgendwo klemmt, liegt es manchmal an mir, manchmal an den anderen und oft an uns allen. Oft wird es keine Veränderung in meinem Leben geben, wenn ich nicht bereit bin, mich selbst zu ändern. Ich kann andererseits Veränderung aber auch nicht alleine leben. Wir brauchen einander, so wie sich unsere Körperteile gegenseitig brauchen und ergänzen. – Leib Jesu.
Viele neue Kirchen oder christliche Projekte sind nach einer Weile wieder verschwunden oder haben ihre Kraft verloren. Ich vermute, dass dabei zwei Dinge eine entscheidende Rolle gespielt haben:
Wir kommen nicht klar mit unseren Unterschieden.
Wir verlieren die Verbindung zu einander. Ein Teil geht voran, während zu viele zurück bleiben.
Vor einer Weile bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden, dass wahrscheinlich nach der Bibel das wichtigste Buch in meinem Leben sein wird: „Gott 9.0„. (Und ich habe schon viele Bücher gelesen…) Ich stimme zwar nicht mit allem überein, aber habe durch das Buch entscheidende Klarheit über unsere Unterschiede und mein eigenes geistliches Wachstum bekommen. Nach dem Lesen werden die meisten sicherlich auch die Geschichte und die gegenwärtige Situation der Menschheit in einem anderen Licht sehen.
In christlichen Kirchen und Gruppen geht es noch zu viel um die richtige Theorie und man macht sich zu wenig Gedanken über die Praxis. Wenn es uns gelänge, eine Kultur des Aufeinander-achtens zu etablieren, bei der sich Menschen nicht bedrängt oder in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen, dann würden auch nicht so leicht Menschen zurückfallen.
Verbindung hat auch mit Verbindlichkeit zu tun. Verbindliches gemeinsames Leben, Beten, Arbeiten, Anbeten, … – Ein geduldiges und hartnäckiges Warten auf das Wirken Gottes.
… »Ich lasse dich nicht eher los, bis du mich gesegnet hast!«
David Jäggis Buchbesprechung zum Buch „Fresh-X: Der Guide“ von Reinhold Krebs und Daniel Rempe (SCM R.Brockhaus Verlag) über das Projekt zu neuen Gemeindeformen.