Endlich: Die Gebrauchsanweisung zur Bibel!

Ich hatte vor einer Weile die Idee zu einem Buch, werde aber wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht dazu kommen, es zu schreiben. Auch wäre es sicherlich besser, wenn ich es nicht alleine schreibe. – Um so zu schreiben, dass möglichst alle Menschen es gerne und mit Gewinn lesen könnten, müsste man schon ein genialer Schriftsteller sein, der ich vermutlich nicht bin. 😉

Ich habe den Eindruck, dass ein schlechter Umgang mit den biblischen Texten ein zentrales Problem des Christentums ist, und dieses Buch sollte da helfen.

Das Buch soll ein Paukenschlag sein. [BÄM!] Wer es gelesen hat, kann die biblischen Texte danach nicht mehr so benutzen wie davor. (Es sei denn, sie/er hat davor schon alles richtig gemacht.) Das ist die Idee. Die persönliche und öffentliche Wahrnehmung der Bibel soll sich verändern.

Der Text ist z.T. stichpunktartig und mangelhaft und noch längst nicht vollständig, aber ich glaube, ihr werdet schnell einen Eindruck bekommen, worum es geht.

Na, hat jemand Zeit & Lust? – Vielleicht greift sich ja einfach jemand die Idee und macht daraus ein geniales Buch… (Bitte diesen Beitrag teilen!!)

Die Gebrauchsanweisung zur Bibel (Cover2)

 

Echt jetzt?

Eine „Gebrauchsanweisung zur Bibel“?

Von einem „Christian Schmill“? – Wer ist denn das überhaupt…

Müsste so ein Text nicht mindestens von einem Papst oder jemand in vergleichbarer Anstellung kommen?

 

Herzlichen Glückwunsch!

Sie haben ein einzigartiges Produkt erworben: DIE BIBEL. In Europa und in vielen anderen Teilen der Welt gibt es kein zweites Buch, das auch nur annähernd dieselbe Bedeutung für Geschichte und Kultur besitzt.

Auch wenn in vielen Kirchengebäuden mehr Gesangbücher als Bibeln vorhanden sind, so ist dennoch die Bibel auch das herausragende Buch der Christenheit. (In manchen Gemeinden ist dies auch optisch leicht durch die Präsenz einer Altarbibel auf der Bühne zu erkennen.) Leider scheinen viele Christen die BIBEL mehr zu verehren, als sie zu lesen. – Schade!

Damit Sie auch auf Dauer Freude durch dieses Produkt haben, beachten Sie bitte die folgenden Hinweise:


„Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genug Dynamit in sich, die gesamte Zivilisation in Stücke zu blasen, die Welt auf den Kopf zu stellen, dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber ihr geht damit so um, als ob es bloß ein Stück guter Literatur ist – sonst weiter nichts.“

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(Mahatma Gandhi)


Vergriffen!

Es tut uns leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass das eigentliche Produkt zur Zeit leider vergriffen ist.

Genauer gesagt:  Es existiert nicht mehr.  (Was Sie erhalten haben ist sozusagen ein „Ersatzprodukt“.)

Noch genauer gesagt:  Es hat nie existiert.

Es ist kompliziert…

(Im Abschnitt „Die Entstehung eines heiligen Buches“ weiter unten werden wir auf diese Problematik genauer eingehen.)

Doch zunächst einmal möchten wir Ihnen zum Erwerb des Produkts, das Sie in den Händen halten, gratulieren und Sie mit dem von Ihnen erworbenen Produkt vertraut machen.


„Ich verdanke meine Erleuchtung ganz einfach der Lektüre eines Buches – und dieses Buch heißt kurzweg das Buch, die Bibel.“

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(Heinrich Heine)


Im Lieferumfang enthalten:

Das Produkt „BIBEL“ wird in einer großen Vielfalt an Modellen oder Versionen (im Folgenden einfach „Bibelausgaben“ genannt) vertrieben. Diese Universal-Gebrauchsanweisung ist für alle Bibelausgaben brauchbar.

Navigation

Altes und Neues Testament

Bibeln bestehen (mindestens) aus zwei großen Teilen: Dem ersten, größeren Teil, dem sogenannten „Alten Testament“, und dem zweiten, kleineren Teil, dem sogenannten „Neuen Testament“. Beide Teile enthalten wiederum viele Einzeltexte.

(Die Bezeichnung „Testament“ für die Teile der Bibel kam im Mittelalter in Gebrauch und bezieht sich jeweils auf einen „Bund“ = „Testament“, welchen Gott mit Menschen schließt.)


„… Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“

.
(Bibel, Neues Testament, erster Brief von Paulus an die Gemeinde in Korinth, 11. Kapitel, Vers 25)


Christliche oder jüdische Bibel?

Die Bezeichnung „Altes Testament“ (AT) ist eine christliche Bezeichnung für die jüdische Sammlung von Texten, welche den ersten, älteren Teil unserer Bibeln ausmacht.

Da „alt“ nicht so nett klingt (man denkt an „veraltet“ oder „gebraucht“), benutzen manche Christen anstelle von „Altes Testament“ lieber Bezeichnungen wie „Erster Teil der Bibel“, „jüdische Bibel“ oder „hebräische Bibel“. („Hebräisch“ ist hier eigentlich auch nicht ganz korrekt, da ein kleiner Teil des AT in Aramäisch verfasst worden ist. Außerdem kann es verwirren von „hebräischer Bibel“ zu sprechen, wenn man sie in einer anderen Sprache übersetzt liest.)

Juden benutzen für diese Sammlung ihrer Schriften den Ausdruck „Tanach“, „Tenach“ oder einfach TNK. Ein Kunstwort aus drei Buchstaben, welche für T = Tora, N = Neviim (Propheten) und K = Ketuvim (Schriften) stehen. Dies sind die drei Teile des Tanach.

Man könnte also auch sagen, dass unsere Bibeln nicht nur aus zwei Teilen, sondern aus vier Teilen bestehen:

  1. Tora (5 Bücher Mose / Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium)
  2. Propheten (Neviim)
  3. Schriften (Ketuvim)
  4. Neues Testament

Dabei ist allerdings zu beachten, dass in christlichen Bibeln die alttestamentlichen Texte in der Regel in einer anderen Reihenfolge stehen. Die Teile „Propheten“ (Neviim) und „Schriften“ (Ketuvim) sind nicht zwei getrennte Teile, sondern die einzelnen Texte dieser beiden Teile werden anders angeordnet, so dass die beiden Teile Propheten und Schriften des Tanach nicht mehr erkennbar sind. (Manche weisen zurecht darauf hin, dass wir uns als Christen noch mehr mit unseren jüdischen Wurzeln beschäftigen sollten.)

Kapitel und Verse

Die Bibeltexte wurden im Laufe der Geschichte oft – aus praktischen Gründen – mit einer Kapitel- und Vers-Einteilung versehen. Diese Kapitel- und Vers-Einteilungen stimmen in großem und ganzen überein – auch wenn es kleine Unterschiede zwischen manchen Bibelausgaben gibt.

Diese Einteilung erleichtert das Verweisen auf Bibeltexte. So ist z.B. „Lukas 2,1“ der erste Vers im zweiten Kapitel des Lukas-Evangeliums im Neuen Testament:

 

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde…“

.
(Beginn der „Weihnachtsgeschichte“)

 

Extras

Fast alle Bibelausgaben enthalten noch „Extras“. Damit sind die Teile einer Bibelausgabe gemeint, welche über die eigentlichen Einzeltexte des Alten und Neuen Testaments hinaus gehen. (Viele Bibelausgaben sind aufwendig gestaltete Produkte und das Ergebnis der Zusammenarbeit einer großen Zahl von Bibelwissenschaftlern über einen langen Zeitraum hinweg.)

Diese Extras stammen in der Regel nicht aus der Antike, sondern sind moderne Dinge, welche die Benutzung der Bibelausgaben verbessern sollen. Auch Ledereinband, Goldschnitt und beeindruckende Titel wie „Heilige Bibel“ oder „Heilige Schrift“ sind manchmal moderne Extras der Bibelmacher.

Die Extras sind sehr unterschiedlich. Dazu können gehören:

Kapitel- und Verzahlen

Bibliographische Angaben

Erscheinungsjahr, Auflage

Vorwort

Einleitung / Einleitungen

Inhaltsverzeichnis

Überschriften

Fußnoten / Anmerkungen / Kommentare

Befinden sich meist auf der einzelnen Seite unter dem Bibeltext.

Parallelstellen

Damit sind Verweise auf andere Bibelverse gemeint. Befinden sich entweder neben oder unter dem Text.

Karten

Fotos

Aufforderungen zur Bekehrung mit Übergabegebet.

Im Lieferumfang NICHT enthalten: Eine Kontrollfunktion

Viele Rätselhefte enthalten im Anhang die Auflösung – z.B. die Lösung des Kreuzworträtsels.

Bei Bibelversen hilft es manchmal sich ähnliche Verse (Parallelstellen) anzuschauen oder sich grundsätzlich eine gründliche Kenntnis der Bibel und ihrer Zeitgeschichte zu verschaffen. Es gibt allerdings grundsätzlich KEINE Funktion der Bibel um zu überprüfen, ob man einen Vers auch richtig verstanden hat. Wir können die Autoren leider nicht mehr befragen…

Bitte nehmen Sie es nicht persönlich!

Die Briefe im Neuen Testament waren nicht an Sie adressiert und auch kein einziges anderes Wort der Bibel wurde unmittelbar an Sie gerichtet.  (Sonst wären die Texte ja in Deutsch verfasst worden.) Auch wenn Sie sich angesprochen fühlen, bedeutet dies nicht, dass auch Sie gemeint waren. (Vielleicht meldet sich da z.B. manchmal auch einfach ein schlechtes Gewissen zu Wort?)

Bitte nehmen Sie es persönlich!

Die Texte wurden in erster Linie nicht geschrieben, um Menschen über Vergangenes zu informieren. Wenn Sie nach dem Lesen der Bibel nur mehr wissen, haben Sie das Entscheidende verpasst. Ein Grund, weshalb die biblischen Texte immer noch gelesen werden, ist, dass sie wirken.

Bibellesen leicht gemacht (Der Anfänger-Modus)

Kontemplatives Lesen

[…]

 

Genauer betrachtet (Der Fortgeschrittenen-Modus)

Biblische und allg. Hermeneutik, Literaturwissenschaft

[…]

 

Hebräisch, Aramäisch, Griechisch (Der Experten-Modus)

Eine Kopie ist nicht das Original, und eine Übersetzung ist etwas Anderes, als der Originaltext.

Die Spezialisten bei den Experten geben sich dabei nicht einmal mit den Urtext-Ausgaben wie der Biblia Hebraica oder dem Nestle-Aland-NT zufrieden, sondern beschäftigen sich mit den antiken Handschriften selbst, welche für die einzelnen Bibelverse jeweils zur Verfügung stehen.

[…]

 

Lesen mit Jesus-Spiritualität (Der Himmelreichs-Modus)

[…]

 

Über die Entstehung eines heiligen Buches

Was Menschen kaufen wollen, ist das heilige Buch „DIE BIBEL“. Was sie bekommen, ist eine „Bibelausgabe“ mit Übersetzungen von biblischen Texten. Dabei haben manche Bibelausgaben mehr Texte als andere.

Die biblischen Texte, welche übersetzt werden, stammen oft vom sogenannten „Urtext“. (Ein deutsches Wort, das es als Fachbegriff sogar in die englische Sprache geschafft hat!) Eine Urtext-Ausgabe, z.B. die BHS (Biblia Hebraica Stuttgartensia) oder das „Novum Testamentum Graece“ (Nestle-Aland), sind Rekonstruktionsversuche der vermuteten ursprünglichen Originaltexte durch sogenannte „Textkritker“.

Klingt kompliziert – ist aber verstehbar.  🙂


Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.

.
(Paulus in der Bibel, Neues Testament, …


Wenn Menschen Bücher machen, wird es manchmal kompliziert; und wenn Texte älter werden, wird es meist schwieriger sie zu verstehen.

Die ganze Situation hat 3 Aspekte:

  1. Das Problem der Sammlung
  2. Das Problem der Übersetzung
  3. Das Problem der fehlenden Originale (Textkritik)

 

Über das Sammeln biblischer Texte

Das Wort „Bibel“ kommt vom griechischen „biblia“ = Bücher = Sammlung.

Zuerst waren es die Juden, die Texte sammelten. Die älteste Sammlung ist die Tora

Zur Zeit der ersten Christen und auch später dann bis heute gab es unterschiedliche Sammlungen von biblischen Texten. Auch im vierten Jahrhundert, als die ersten Bibeln hergestellt wurden, und bis heute gab es nie eine einheitliche Sammlung biblischer Texte, welche  alle  Christen benutzen. D.h. konkret, dass es Texte in manchen Bibeln gibt, die wir in anderen nicht finden.

Mit andern Worten:

Ein „Original“ der Bibel existiert nicht!

Es gab nie eine „Original-Bibel“, da die Bibel erst im 4. Jahrhundert geschaffen worden ist, als die Originale der Bibeltexte schon nicht mehr vorhanden waren. Manche biblischen Texte waren zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon deutlich älter als 1000 Jahre. Die Schriftrollen waren über all die Jahrhunderte immer wieder kopiert worden. […]

Man machte einfach Abschriften von den […]

Bei allem, das wir über die Überlieferung der biblischen Texte und die Entstehung der Bibel wissen, kann man davon ausgehen, dass es ein „Bibel-Original“ nie gegeben hat […]

Schon die allerersten Bibelausgaben die hergestellte wurden waren mangelhaft. Eine perfekte Original-Bibel hat es nie gegeben […]

Es ist denkbar, dass manche biblischen Texte schon immer in unterschiedlichen Versionen vorgelegen haben und dann auch parallel überliefert worden sind. Die Bibel ist nicht an einem einzigen Ort und nicht zu einem festen Zeitpunkt geschrieben worden, sondern dort, wo

[…]

Wir sind uns bewusst, dass dieser Umstand bedauerlich ist. Da er allerdings schon weit in der Vergangenheit liegt, ist er leider nicht mehr zu ändern.  😉

Andererseits ist dieser Umstand allerdings überhaupt nicht ungewöhnlich. Bei antiken Texte sind die Originale (mit Ausnahme von Inschriften in Stein und Ähnlichem) in der Regel schon lange nicht mehr vorhanden.

Die Entstehung der „Bibel-Idee“

Der Begriff „Bibel“ bezieht sich eigentlich auf eine Idee, und nicht auf ein Buch, das irgendwann einmal existiert hat. Die Idee ist die Zusammenstellung oder Sammlung von bestimmten antiken Texten. Zu dem Zeitpunkt, als solche Sammlungen als Bücher hergestellt wurden, gab es die Originaltexte schon nicht mehr und es konnten nur spätere Abschriften (bzw. die Übersetzungen von Abschriften) verwendet werden. Da allerdings die Abschriften nicht in allem übereinstimmen, sind sogenannte „Textkritiker“ bis heute damit beschäftigt, die Originale zu rekonstruieren. Unsere Bibelausgaben müssten also – zumindest theoretisch – immer besser werden.

Jede Bibelausgabe ist das Ergebnis der Zusammenarbeit vieler Menschen über einen sehr langen Zeitraum hinweg. […]

Bibelwissenschaft ist keine einfache Angelegenheit. Der Bibelleser merkt von all den Schwierigkeiten, mit denen sich Bibelwissenschaftler beschäftigen, in der Regel kaum etwas, da diese in Bibelausgaben in der Regel kaum noch erkennbar sind und manche Schwierigkeit zwecks Lesbarkeit „geglättet“ wird. Manchmal spielt auch das Interesse an der Pflege von Übersetzungs-Traditionen im Interesse der Liturgie etc. eine Rolle, wie bei den Revisionen der Lutherbibel im Deutschen oder der King-James-Bible im Englischen. […]

Die Vorstellung von einer christlichen „Heiligen Schrift“ im Sinne eines fehlerfreien Buches (vergleichbar der Idee vom Koran) ist ein „Kunstwerk“, ein Fantasieprodukt, eine Fiktion. Mit allem, was wir über die Entstehung der Bibel wissen, kann es eine Original-Bibel als Sammlung der Originaltexte nie gegeben haben. […]

Wir gehen auch nicht davon aus, dass jemals alle biblischen Originaltexte irgendwo aus dem Wüstensand ausgegraben sein werden. (Wie wollte man auch überprüfen, ob man wirklich jeweils das Original gefunden hat?)

Selbst wenn es doch einmal eine Bibel geben würde, deren Texte mit den Originalen übereinstimmten, so wäre diese Bibel nicht die Rekonstruktion eines Bibel-Originals (das es nie gab), sondern lediglich die Sammlung „fehlerfreier“ Bibeltexte und die Vollendung aller älteren Bibelausgaben, welche im 4. Jahrhundert ihren Anfang genommen hatten.

[…]

Geballte Autorität

Konstantinische Wende und der Prozess der Kanonisierung

[…]

Leider nur eine Übersetzung  😦

Wer eine Fremdsprache beherrscht, weiß, dass es meist besser ist und mehr Spaß macht, ein Buch oder einen Film in der Originalsprache zu konsumieren.

Es gibt bedeutende Übersetzungstraditionen. So haben z.B. die Luther-Übersetzung und ihre Revisionen im deutschen Sprachraum eine herausragende Bedeutung. Getoppt wird dies allerdings noch durch die Bedeutung der King-James-Bible im englischen Sprachraum oder die Bedeutung der Vulgata (lateinische Übersetzung) in der Kirchengeschichte.

Gibt es die  eine  richtige Übersetzung? Sind auch Bibel-Übersetzungen göttlich inspiriert? – Besonders die alten Hasen unter den Bibel-Fans unterhalten sich gern über die Schwächen und Stärken von Bibelübersetzungen.

Die Faustregel bleibt allerdings: Das Original lesen, ist besser, als die Übersetzung.


„alle Schrift von Gott eingegeben ist nütze zu…“

.
2 Tim 3,16-17


Gebrauch

Keiner der biblischen Texte wurde für einen modernen Leser geschrieben. Die Gefahr eines unsachgemäßen Gebrauches ist also ständig gegeben (siehe „Warnhinweise“).

Schon viele Bibel-Nutzer haben die Texte dennoch als hilfreich empfunden – z.B. für ihre Persönlichkeitsentwicklung . Entscheidend dabei ist der Bezug zum persönlichen Alltag und der individuellen Biographie.

Lernen am Modell / Vorbild

biblische Vorbilder, Fremdes und Vertrautes

Je tiefer man von Texten berührt wird, aufgewühlt, verstört, desto nachhaltiger können sie eine Wirkung im eigenen Leben entfalten.

[…]

Material für Schattenarbeit


Splitter – Balken

.
Bergpredigt


Die Bibel als moralische Instanz

Die Bibel hat eine moralische Dimension. Aber nicht bei jedem biblischen Text steht diese im Vordergrund. Auch ändern sich Bewertungen von „richtig“ und „falsch“.


Damit erklärte er alle Speisen für rein.

.
Jesus in …


Die Bibel hat nicht nur eine moralische Dimension. Es geht auch um Fragen, die noch größer sind und tiefer gehen.

[…]

Die Bibel als Wertekodex

[…]

Die Bibel als spirituelle Quelle

[…]

 


Das Wort Gottes ist schärfer…

.
Hebräerbrief


Warnhinweise

Gefahr!

Manche sagen, dass die Bibel so gut schneidet, wie ein scharfes Schwert. Falls dies der Fall ist, so muss man mit diesen Texten besonders vorsichtig und sorgfältig umgehen.


„Messer, Gabel, Scher und Licht,
sind für kleine Kinder nicht.“

.
Kinderreim


Kein Nachschlagewerk!

Die Bibel ist  KEIN  Nachschlagewerk. Auch wenn diverse Hilfsmittel (Kapitel- und Vers-Einteilung, Parallelstellen, Konkordanzen, Künstliche Intelligenz…) das Auffinden von bestimmten Worten und Versen erleichtern, so sind die Texte dennoch nicht zum Nachschlagen von Details zu bestimmten Themen geschrieben worden.

[…]

Bibelverse wollen als Teile von Texten in Zusammenhang gelesen werden. Nicht-Beachtung des Zusammenhangs erschwert das richtige Verstehen und erhöht die Gefahr des Missverstehens und Missbrauchs.

[…]


 

Na, hat jemand Zeit & Lust?

Vielleicht greift sich ja einfach jemand die Idee und macht daraus ein geniales Buch…

Oder ein Projekt ähnlich der Volxbibel

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Sehnsucht nach dem Fernnahen

 

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Friedhof im Schnee, von Caspar David Friedrich, via Wikimedia Commons – public domain

 

 

„Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen,
wie er gewesen ist,
und der Geist wieder zu Gott,
der ihn gegeben hat.“

.
(Kohelet / Prediger 12. Kapitel, Vers 7 – Bibel / Tanach / Altes Testament)

 

Fernnähe

Fernnähe“ – kein neues Wort. Ich kann auch nicht für mich beanspruchen, diesen Begriff erfunden zu haben. Er drückt die Spannung aus zwischen körperlicher Entfernung und gefühlter Nähe – und umgekehrt.

 

„Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.“

.
(139. Psalm, Vers 5 – Tanach / Altes Testament)

 

Der Fernnahe

In der jüdisch-christlichen Überlieferung ist Gott der Inbegriff der Fernnähe. Er ist einerseits als Schöpfer das Gegenüber unserer Welt und somit innerhalb unserer Welt für uns unerreichbar, andererseits ist er uns näher, als uns ein Mensch jemals sein kann.

 

„Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.“
.
(Psalm 139, 9-12)

 

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Quelle: publicdomainpictures.net

 

Marguerite Porète

Im 13. Jahrhundert zeigte die französischsprachige theologische Schriftstellerin Margareta Porete (französisch Marguerite Porète oder Porrette) eine besondere Vorliebe für die Gottesbezeichnung „der Fernnahe“ (le Loingprés). Die Inquisition ist verantwortlich für ihr Ende auf dem Scheiterhaufen.

Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes hebt uns heraus aus all den Verflechtungen unseres alltäglichen Lebens. Gottes Geist öffnet unseren Horizont ins Unendliche und lässt die Mächte, die uns umgeben, verblassen.

Mit Gott stehen wir auf einem festen Fundament.

 

„‚Wer nun auf das hört, was ich gesagt habe, und danach handelt, der ist klug.

Man kann ihn mit einem Mann vergleichen, der sein Haus auf felsigen Grund baut. Wenn ein Wolkenbruch niedergeht, das Hochwasser steigt und der Sturm am Haus rüttelt, wird es trotzdem nicht einstürzen, weil es auf Felsengrund gebaut ist …‘

Als Jesus dies alles gesagt hatte, waren die Zuhörer von seinen Worten tief beeindruckt. Denn Jesus lehrte sie mit einer Vollmacht, die Gott ihm verliehen hatte – ganz anders als ihre Schriftgelehrten.“

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(Worte der sogenannten „Bergpredigt“ von Jesus aus Nazareth – Matthäus-Evangelium 7, 24-29 – Bibel, Neues Testament)

 

„Die Unerschrockenheit, mit der Petrus und Johannes sich verteidigten, machte großen Eindruck auf die Mitglieder des Hohen Rates, zumal es sich bei den beiden offensichtlich um einfache Leute ohne besondere Ausbildung in der Heiligen Schrift handelte. Sie wussten, dass Petrus und Johannes mit Jesus zusammen gewesen waren …

Petrus und Johannes aber antworteten…

‚Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.'“

.
(Apostelgeschichte 4,13-20 – Neues Testament)

 

 

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Feldkreuz Hochtannbergpass, Foto von böhringer friedrich, via Wikimedia Commons – CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)

 

Der fernnahe Christus

So wie Gott, so ist auch Christus fern und nah zugleich.

Jesus war ein antiker, orientalischer, jüdischer Mann, hingerichtet vom Imperium Romanum vor langer Zeit. Von Menschen verachtet, aber von Gott selbst rehabilitiert. Auferstanden. Unsterblich.

Als Christen ist er unser Vorbild. Wir identifizieren uns mit ihm, und auf mystische Weise erfüllt er uns, und ist unser Leben. Er in Gott, und Gott in ihm, und er in uns, und Gott alles in allen.

 

„Jetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat. Keiner von euch fragt mich, wohin ich gehe,  denn ihr seid voller Trauer über meine Worte.

Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist besser für euch, wenn ich gehe. Sonst käme der Helfer nicht, der an meiner Stelle für euch da sein wird. Wenn ich nicht mehr bei euch bin, werde ich ihn zu euch senden.“

.
(Johannes-Evangelium 16,5-7 – Neues Testament)

 

„Darum lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir! …“

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(Paulus im Brief an die Christen in Galatien, 2,20 – Neues Testament)

 

Fernnahe Menschen

Die Fernnähe Gottes und Christi sollte uns nicht ganz fremd sein. Wir erfahren dies ja auch in der Beziehung zu Menschen. Wenn unsere Liebsten Tausende von Kilometern entfernt sind, so können sie unserem Herzen doch spürbar nahe sein.

Menschen erfahren allerdings manchmal auch das Gegenteil:  Ein Mensch ist uns fremd, der in unseren Armen ist …

Unsere Beziehungen sind wie ein Tanz, wo sich Nähe und Ferne abwechseln; und manchmal fühlen wir einander näher gerade dann, wenn wir räumlich voneinander getrennt sind.

 

„… damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, auch in ihnen ist, ja damit ich selbst in ihnen bin.“

.
(Jesus im „hohepriesterlichen Gebet“ – Johannes-Evangelium 17,26)

 

Im Tod getrennt und im Geist vereint

Die tiefste Trennung zwischen Menschen ist der Tod. Die körperliche Nähe eines geliebten Menschen ist in dieser Welt damit endgültig zu Ende gegangen, in unserem Herzen jedoch leben sie weiter, und in Liebe sind wir mit ihnen eins.

 

Ich bin nicht gut im Leiden.

 

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA
Tragödien-Maske an der Fassade des Königlichen Dramatischen Theaters in Stockholm; von Holger.Ellgaard via Wikimedia Commons – CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

 

Die alte Leier …

Es hat mich erwischt. Eine Erkältung. – Nicht gerade dramatisch; aber schon drängt sich die alte Frage wieder auf: Wie war das  doch mit Gottes Liebe und dem Leiden? Könnte Gott das Leben für seine Kinder nicht ein bisschen angenehmer gestalten?

Schon mein Heuschnupfen ist manchmal eine ziemliche Belastung. Zahn- und Kopfschmerzen sind auch nicht gerade toll. Gleichzeitig ist das Jammern natürlich auch ein bisschen peinlich, wenn man an all die Menschen denkt, die wirklich richtig  schwer  zu leiden haben. Aber wenn man sowieso schon Stress hat und total optimiert an der Grenze seiner Kräfte operiert, dann ist eine Erkrankung manchmal gerade noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Wenn man allerdings dann noch ein bisschen über den eigenen Tellerrand schaut, erhält die Frage nach dem Leid noch eine ganz andere Dimension:

 

 

 

… Wer erkennt, dass der HERR es ist, der diese mächtigen Taten vollbringt?
.
Gott ließ seinen Diener emporwachsen wie einen jungen Trieb aus trockenem Boden. Er war weder stattlich noch schön. Nein, wir fanden ihn unansehnlich, er gefiel uns nicht! Er wurde verachtet, von allen gemieden. Von Krankheit und Schmerzen war er gezeichnet. Man konnte seinen Anblick kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen, ja, wir haben ihn sogar verachtet.
.
Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen …
.
(Bibel / Tanach / Altes Testament, Jesaja 53. Kapitel, Verse 1-4)

 

Professionelles Leiden

Ich war zum Glück noch nie so richtig schwer krank. Einmal hatte ich allerdings so starke Zahnschmerzen, dass ich es kaum noch aushielt.  –  Ich bin nicht gut im Leiden.

Es gab allerdings einmal einen echten Profi im Leiden. Ist sogar deutsches Kulturgut geworden: Die Hiobs-Botschaft. Ein Mann, der Nachrichten bekommen hat, die selbst dem gestandensten Mann den Boden unter den Füßen weghauen können. Hiob hatte alles verloren: Seinen Besitz, seine Kinder und seine Gesundheit.

 

„Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb!“
Er [Hiob] aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Frauen reden …
.
(Tanach / Altes Testament, Hiob 2, 9-10)

 

Pardon,  fast  alles. Seine Frau hatte er noch. – Die hatte übrigens ja auch alles verloren.  Es waren ja wohl auch ihre Kinder bei denen mit dabei gewesen, die umgekommen waren. (Scheint wohl eine patriarchalische Erzählung zu sein). Und seine Frau hatte ihren Glauben an Gott anscheinend schon aufgegeben. (Falls sie überhaupt fromm gewesen war). Sie, die Hiob allein übrig geblieben war, gibt ihm dann noch, als er dann heftig krank wird, diesen Rat, sich von Gott zu verabschieden und ins Gras zu beißen.

 

Ohne eigenes Verschulden sind alle Geschöpfe der Vergänglichkeit ausgeliefert, weil Gott es so bestimmt hat.
.
Aber er hat ihnen die Hoffnung gegeben, dass sie zusammen mit den Kindern Gottes einmal von Tod und Vergänglichkeit erlöst und zu einem neuen, herrlichen Leben befreit werden. – Wir wissen ja, dass die gesamte Schöpfung jetzt noch leidet und stöhnt wie eine Frau in den Geburtswehen.
.
(Paulus im Brief an die Christen in Rom; Bibel, Neues Testament; 8,20-22)

 

Gott und unser Leid

Hiob jedoch blieb Gott treu. Aber er schleuderte Gott seine Anklagen entgegen.

Im hebräischen Original soll das Buch sogar so krass sein, dass ein jüdischer Rabbiner wohl mal gesagt hatte, mal sollte das Buch besser nicht alleine, sondern mindestens zu zweit lesen. – Wahrscheinlich, damit man nicht seine Fassung oder sogar seinen Glauben verliert.

Hiob ist eins meiner Lieblingsbücher in der Bibel. Hier wird nichts beschönigt. Auch der Deal zwischen Gott und Satan erscheint etwas absurd. So absurd wie das Leben manchmal.

Nebenbei bemerkt: Ich glaube nicht, dass dieses Buch ein Beleg dafür ist, dass Männer besser sind im Leiden als Frauen. – Es gibt auch  Glaubensheldinnen  in unseren biblischen Texten; auch wenn die Texte sicherlich alle stark von den patriarchalischen Kulturen geprägt sind.

 

… „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

.
(Jesus am Kreuz)

 

Die Theodizee

Theodizee“ (wörtl. „Gerechtigkeit Gottes“ oder „Rechtfertigung Gottes“) ist „Theologen-Deutsch“ für die Frage, wie das Böse und Leid in der Welt mit einem allmächtigen, liebenden Gott zu vereinbaren sind. Den besten Vortrag, den ich dazu kenne, findet ihr bei Worthaus:

 

 

 

Je stärker wir durch uns bedrängendes Leiden auch emotional unter Druck geraten, desto heftiger wird auch unsere Vorstellung von einem liebenden Gott auf die Probe gestellt. Wenn wir uns Gott als lieben, allmächtigen Papa im Himmel vorstellen möchten, dann ist die Frage, warum er bei all dem grausamen, täglichen Leid nicht eingreift, und warum er überhaupt so eine Welt erschaffen hat, kaum zu ertragen.

 

Dann begann Hiob zu reden und verfluchte den Tag seiner Geburt.

.
(Hiob 3,1)

 

Lebendiger Glaube

Einer der bedeutendsten Bibelforscher unserer Zeit, Bart D. Ehrman, ist wohl vor allem wegen der Frage nach dem Leid zum Agnostiker geworden, obwohl – oder vielleicht gerade weil – er einen evangelikalen Hintergrund hatte.

Wäre es nicht besser, wenn ein lebendiger Glaube sich verändert und wächst, als dass er an der Wirklichkeit zerbricht?

Wie müsste solch ein Glaube beschaffen sein?

 

Jetzt sehen wir nur ein undeutliches Bild wie in einem trüben Spiegel. Einmal aber werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke, doch einmal werde ich alles klar erkennen, so deutlich, wie Gott mich jetzt schon kennt.

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(Paulus im ersten Brief an die Christen in Korinth, 13,12)

 

Vollkommener Gott – mangelhafter Glaube

Gott ist per Definition vollkommen. Absolut. Die letzte Realität, die nach allem Hinterfragen noch übrig bleibt. Der Urgrund allen Seins.

Unsere Vorstellungen von Gott sind jedoch mangelhaft. Manche Menschen verwechseln ihre Gottesvorstellungen mit dem, was Gott selbst ist, und machen sich so einen Götzen – der nicht tragen kann. – Vielleicht kann gerade die immer wieder auftauchende und unser Leben begleitende Frage nach dem Leid  uns auch  – wie damals Hiob – in eine tiefere Gotteserkenntnis führen.

Menschliche Gottesvorstellungen sind immer auch geprägt durch die autobiographische und kulturelle Geschichte. Die immer bekannter werdende Integrale Theorie liefert auch ein Modell diese Zusammenhänge besser zu verstehen. Wenn sich unsere Gottesvorstellung ändert, erscheint auch die alte Theodizee-Frage in einem neuen Licht.

Die biblischen Texte beschreiben Gott als eine geheimnisvolle Macht, die nicht unabhängig von unserer Welt in einer Art „Parallel-Universum“ existiert, sondern in unserer Welt gegenwärtig ist. Ein Gott, der in den Lobgesängen seines Volkes wohnt und sich in der Geschichte der Menschheit verwirklicht. Ein lebendiger Gott. Ein Gott des Lebens. Und mit unserem Leben verändert sich auch unsere Vorstellung von ihm – oder ihr  😉

 

Heilige Texte

Interessant ist, dass das Reden von und über Gott im Judentum deutlich vorsichtiger ist, als im Christentum. Der Name Gottes, das Tetragramm „YHWH“, wird traditionell nicht ausgesprochen. Auch haben viele Christen das Bilderverbot vom Judentum übernommen.

Bei unseren Gottesvorstellungen wird es immer auch um die wichtige Frage gehen, wie wir mit dem Reden von und über Gott in der jüdisch-christlich Tradition und in unseren heiligen Texten umgehen, und in welchem Ausmaß wir bereit sind, uns auf die Lebenswelt und Kulturen der Menschen von heute einzulassen.

 

Gott ist Liebe; und die in der Liebe bleiben, bleiben in Gott, und Gott in ihnen.

.
(Erster Brief des Johannes, 4,16b)

 

Freiwilliges Leiden

Das Christentum beruht auf Leid; das Leiden eines Mannes, der schwer gelitten hat, und dieses Leid sogar  freiwillig  auf sich genommen hat:  Jesus aus Nazareth.

Was bringt einen Menschen dazu,  freiwillig  Leiden auf sich zu nehmen?

Die biblischen Erzählungen von der Hinrichtung von Jesus sind keine freudestrahlenden Heldengeschichten eines das Leid umarmenden Gottes, der mit geschwollener Brust zu seiner Folter schreitet. Jesus nahm das Leid nicht furchtlos und todesverachtend auf sich, sondern hatte Todesangst und suchte nach einem Ausweg.

 

… „Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!“
.
Und er riss sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete  und sprach:
.
„Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“
.
Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er geriet in Todesangst und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.
.
Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit …
.
(Lukas-Evangelium 22,40-45)

 

Jesus musste gewusst haben, was für eine ungeheure Provokation sein Erscheinen in Jerusalem für das religiöse Establishment war: Der Einzug in Jerusalem, sein Auftreten im Tempel …

 

„Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!“

„Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein!“

 

Und er lehrte täglich im Tempel.

Doch es gab für Jesus keinen anderen Weg, als den Willen Gottes zu tun. Für alle Menschen.

 

Biss Eva in eine Banane?

 

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Quelle: pixabay.com [CC0 Creative Commons]

 

Genauer gesagt: War es eine Banane der Erkenntnis des Guten und des Bösen, in die Eva biss? – Für mich macht eine Banane als Frucht der Verführung durchaus Sinn. Ich liebe Bananen. Gesund sind sie, glaub ich, auch. Da nicht reinbeißen zu dürfen, dass wär schon hart …

 

Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß.
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Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren
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(Bibel, Tanach / Altes Testament, Bereschith / Genesis / 1. Buch Mose, 3. Kapitel, Verse 6-7)

 

Verführerisches Obst

Aber nein, es war natürlich ein Apfel.  😉  – Obwohl, die ganze Sache mit der Schlange war schon ein wirklich krummes Ding; aber eine Banane ist es wohl trotzdem nicht gewesen.

Ich habe Bilder gesehen, auf denen ziemlich deutlich zu erkennen war, dass es wohl ein Apfel gewesen sein muss. –  Schließlich hat Schneewittchen, wenn ich mich richtig erinnere, ja auch in einen Apfel gebissen, und es ist ihr auch nicht gut bekommen.

 

Da sprach Gott der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? …
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Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.
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Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang …
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Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war. Und er trieb den Menschen hinaus …
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(Bereschith / Genesis / 1. Mose 3,13-24)

 

Paradiesische Farben

Außerdem: Gelb im Paradies? Ich denke, der Garten Eden war eher in Grün-Tönen gehalten; mit ein bisschen Rot dazwischen für die Früchte. Hautfarbe natürlich auch – Adam und Eva waren schließlich nackt. Und dann noch das Braun für all die Baumstämme.

 

ER, Gott, pflanzte einen Garten in Eden, Üppigland, ostwärts, und legte darein den Menschen, den er gebildet hatte. ER, Gott, ließ aus dem Acker allerlei Bäume schießen,reizend zu sehn und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

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(Bereschith / Genesis / 1. Mose 2,8-9 – Buber-Rosenzweig-Übersetzung)

 

Nackte Haut

Wobei: Welche Hautfarbe hatten Adam und Eva eigentlich? Sie waren doch nicht vielleicht sogar Schwarze? (Das wäre nun wirklich eine krasse Vorstellung: Die ersten Menschen Schwarze – und dann auch noch im Paradies …)

 

Der Mensch rief den Namen seines Weibes: Chawwa, Leben! Denn sie wurde Mutter alles Lebendigen.

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(Bereschith / Genesis / 1. Mose 3,20 – Buber-Rosenzweig-Übersetzung)

 

Plantage Eden – rein pflanzlich

Was war das eigentlich für ein Garten. Vielleicht ein Steingarten mit Tannen? Wohl kaum! Da wären Adam und Eva wohl nicht satt geworden. Oder eher ein typischer, klassischer, deutscher Kleingarten? (Gibt es den überhaupt noch?) Vielleicht eher eine Art Obstplantage? (Das Obst musste schließlich eine Weile reichen.)

Bitte den Garten Eden nicht mit dem uns hier in Deutschland bekannten „Schlaraffenland“ verwechseln. Wenn ich mich richtig erinnere, hängt im Schlaraffenland auch Fleisch in den Bäumen, während der Garten Eden vegan war.

 

ER, Gott, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, ihn zu bedienen und ihn zu hüten.

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ER, Gott, gebot über den Menschen, sprechend: Von allen Bäumen des Gartens magst essen du, essen, …

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(Bereschith / Genesis / 1. Mose 2,15-16 – Buber-Rosenzweig-Übersetzung)

 

Fantastische Fantasie

Woher stammen eigentlich unsere Vorstellungen vom Garten Eden? Sag jetzt nicht: Ich stell mir beim Lesen nichts Konkretes vor. Wenn du dir nichts vorstellen würdest, würdest du die Erzählung nicht verstehen. (Aber vielleicht verstehen wir sie ja wirklich nicht?)

In der abendländischen Vorstellung vom Orient, gibt es Sand- und Steinwüsten und dazwischen Oasen und Gärten. Orte des Lebens, der Fülle und der Entspannung. Wer schon einmal in Israel oder einem anderen Land des Orient gewesen ist, konnte den Gegensatz zwischen lebenspendender Fruchtbarkeit und Wüste bestimmt erkennen. Dieser Gegensatz scheint auch hier eine Rolle zu spielen. Es wird ja ausführlich darauf eingegangen, wieviel Wasser da ist. Und ganz frisches Wasser, Quellwasser.

 

Ein Strom aber fährt aus von Eden, den Garten zu netzen, und trennt sich von dort und wird zu vier Flußköpfen.

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(Bereschith / Genesis / 1. Mose 2,10 – Buber-Rosenzweig-Übersetzung)

 

Erzähl mir eine Geschichte!

Wie kam die Erzählung eigentlich in die Tora? War sie vielleicht wirklich der Anfang und die „Keimzelle“ der ganzen Tora? Wer hat sie das erste Mal aufgeschrieben? Mose? Oder hat Mose nur abgeschrieben von einer älteren Vorlage?

 

… Die Schrift ist Gottes Atem. Sie soll uns unterweisen; sie hilft uns, unsere Schuld einzusehen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen und so zu leben, wie es Gott gefällt. So werden wir reife Christen und als Diener Gottes fähig, in jeder Beziehung Gutes zu tun.
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(Neues Testament, Paulus‘ zweiter Brief an Timotheus, 3. Kapitel, Verse 16-17)

 

Wurde diese Erzählung irgendwann jemanden „offenbart“ oder wurde sie, von Adam und Eva ausgehend, von Generation zu Generation weitergegeben? Gab es mündliche Überlieferungen der Erzählung bevor sie schriftlich fixiert wurde?

Wurde sie überarbeitet? Darf so etwas überhaupt sein, bei einem heiligen Text? Eine Überarbeitung? Hat der heilige Text vielleicht eine „un-heilige“ Vorlage oder übernahm einzelne Elemente von anderen Erzählungen?

Nicht überraschend, gibt es einen Wikipedia-Artikel zum Thema:

Garten Eden

 

Ich kenne einen Menschen, der zu Christus gehört und der – es ist jetzt vierzehn Jahre her – bis in den dritten Himmel versetzt wurde. Ob er dabei in seinem Körper war, weiß ich nicht; ob er außerhalb seines Körpers war, weiß ich genauso wenig; Gott allein weiß es.
Auf jeden Fall weiß ich, dass der Betreffende ins Paradies versetzt wurde …
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(Paulus‘ zweiter Brief an die Christen in Korinth, 12,2-3)

 

Paradiesische Verhältnisse

Als die Tora und die anderen heiligen Texte der Juden ins Griechische übersetzt wurden, wählte man für den Garten Eden das Wort „Paradeisos“ von dem dann auch unser deutsches Wort „Paradies“ herkommt. Auch zu Paradeisos gibt es einen Wikipedia-Artikel:

Paradies

Auch im Griechischen schon war „Paradeisos“ ein Fremdwort für die orientalischen, königlichen Prachtgärten oder -parks, ähnlich unseren Schlossgärten. So eine Art Garten scheint uns in der Tora auch im Garten Eden zu begegnen. Ein Lustgarten, in dem Gott, wie ein orientalischer Herrscher, spazieren geht, als die Hitze des Tages gewichen ist.

 

Sie hörten SEINEN Schall, Gottes, der sich beim Tageswind im Garten erging …

(Bereschith / Genesis / 1. Mose 3,8 – Buber-Rosenzweig-Übersetzung)

 

Gute Absichten

Wie liebevolle Eltern, hatte Gott seinen Menschen das Beste gegeben. Viel mehr als sie fürs bloße Überleben gebraucht hätten. Aber wir Menschen haben’s verspielt. Wie der jüngere Sohn im Gleichnis vom verlorenen Menschen:

 

Wenige Tage später hatte der jüngere seinen ganzen Anteil zu Geld gemacht und reiste in ein fernes Land. Dort lebte er in Saus und Braus und vergeudete sein ganzes Vermögen.
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Als er alles ausgegeben hatte, brach in jenem Land eine große Hungersnot aus, und es ging ihm schlecht.
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Da überredete er einen Bauern, ihm Arbeit zu geben, und er durfte seine Schweine hüten. Gern hätte er seinen Hunger mit den Schoten für die Schweine gestillt. Aber er bekam nichts davon.
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Jetzt kam er zur Besinnung …
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(Neues Testament, Lukas-Evangelium 15,13-17)

 

[Dies ist die Überarbeitung eines älteren Artikels, welchen ihr mit Kommentaren hier findet.]

 

Ist die Bibel euer „Goldenes Kalb“?

 

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Nicolas Poussin [Public domain], via Wikimedia Commons

 

Als Mose so lange Zeit nicht vom Berg herabkam, versammelten sich die Israeliten bei Aaron und forderten ihn auf: ‚Mach uns eine Götterfigur, die uns den Weg zeigt! Wer weiß, was diesem Mose zugestoßen ist, der uns aus Ägypten herausgeführt hat!‘ Aaron schlug vor: ‚Eure Frauen und Kinder sollen ihre goldenen Ohrringe abziehen und zu mir bringen!‘ …

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Er nahm den Schmuck entgegen, schmolz ihn ein und goss daraus ein goldenes Kalb. … Als es fertig war, schrien die Israeliten: ‚Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten befreit hat!‘ Daraufhin errichtete Aaron einen Altar vor der Götterfigur und ließ bekannt geben: ‚Morgen feiern wir ein Fest zu Ehren des Herrn!‘

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(Bibel / Tanach / Altes Testament, Schemot / Exodus / 2. Mose, 32. Kapitel, Verse 1-5)

 

Das „Goldene Kalb“

Eigentlich war das sogenannte „Goldene Kalb“ wohl eher ein goldener Jungstier. – Symbol der Kraft und der Macht.

Diese Erzählung aus dem zweiten Buch unserer Bibeln fasziniert mich schon lange. Irgendwie hatte ich früher die Idee in den Kopf gekriegt:  Aha, da sind die Israeliten also so kurze Zeit nach all den Wundern von Gott abgefallen und haben sich heidnischen Götzen zugewandt. Diese Idee war aber falsch.

 

Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten befreit hat! … Morgen feiern wir ein Fest zu Ehren des Herrn!“

(Vers 4-5)

 

Das wartende Gottesvolk

Die Israeliten werden unsicher und unruhig, als Mose länger braucht, als sie erwartet haben. Wie ein kleines Kind (oder auch wir Erwachsene) suchen sie Halt, Sicherheit, Stabilität. Und den Fokus der Sicherheit, den sie sich dann selbst erschaffen, ist nicht ein heidnischer Götze, an den sie sich anstelle Jahwes wenden, sondern es ist eine Vergegenständlichung Jahwes, ihres Gottes : „Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten befreit hat! … Morgen feiern wir ein Fest zu Ehren des Herrn!“ (Vers 4-5).

Es gibt nicht nur materielle Gottesbilder, sondern auch sprachliche, bei denen nicht mit Gold, Stein, oder anderem Material ein Bild von Gott gemacht wird, sondern mit Worten. Die Ehrfurcht im Judentum vor dem Aussprechen des Gottesnamens könnte für uns schon ein Hinweis darauf sein, wie problematisch es ist, Gott auf sprachliche Weise zu benutzen und für sich zu vereinnahmen.

 

Spöttisch werden sie euch fragen: »Wo ist denn nun euer Christus? Hat er nicht versprochen, dass er wiederkommt? Schon unsere Vorfahren haben vergeblich gewartet. Sie sind längst gestorben, und alles ist so geblieben, wie es von Anfang an war!« …
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Wenn manche also meinen, Gott würde die Erfüllung seiner Zusage hinauszögern, dann stimmt das einfach nicht. Gott kann sein Versprechen jederzeit einlösen. Aber er hat Geduld mit euch …
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So erwartet ihr diesen Tag, an dem Gott kommt, und tut alles dazu, dass er nicht mehr lange auf sich warten lässt …
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Wir alle aber warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott uns zugesagt hat. Wir warten auf diese neue Welt, in der endlich Gerechtigkeit herrscht.
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(Neues Testament, Zweiter Brief von Petrus, 3,4-13)

 

Wartende Christen

Wir können schon in den Texten des Neuen Testaments erkennen, wie die ersten Christen unsicher wurden, als Jesus nicht wiederkam, um das Reich Jahwes aufzurichten. Heute sind fast 2000 Jahre vergangen, und Jesus ist immer noch nicht wiedergekommen.

Wir haben uns allerdings in der Zwischenzeit selbst ein Buch gemacht, dass uns Sicherheit gibt und ein Dogma der Unfehlbarkeit der Bibel formuliert. Ein handfestes Buch, das wir fest im Griff haben, und in dem wir schnell Antworten auf unsere Fragen nachschlagen.

 

Jetzt sehen wir nur ein undeutliches Bild wie in einem trüben Spiegel. Einmal aber werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke, doch einmal werde ich alles klar erkennen, so deutlich, wie Gott mich jetzt schon kennt.
Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Von diesen dreien aber ist die Liebe das Größte.
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(Paulus‘ erster Brief an die Christen in Korinth, 13,12-13)

 

Ich und meine Bibel

Es gibt ein Gemeindelied, dass ich eigentlich immer noch mag. Und wenn man daran denkt, dass bis heute Christen ihr Leben aufs Spiel setzen, um die Bibel zu verbreiten, kann man verstehen, warum jemand solch ein Lied schreiben würde. Aber z.B. in der letzten Zeile (ausgerechnet) geht es eindeutig über die Verehrung hinaus, die wir diesem Buch entgegenbringen sollten:

 

KANN NIMMERMEHR DICH LASSEN

1) Kann nimmermehr dich lassen, mein teures Bibelbuch,
Ich fand darin den Heiland, der meine Sünden trug.

Ref.: Nimmermehr, nimmermehr laß ich von meiner Bibel.
Nimmermehr, nimmermehr laß ich mein Bibelbuch.

2) In Trübsal und Verfolgung, in Kummer, Leid und Schmerz
quillt nur aus meiner Bibel, mir Trost ins wunde Herz.

3) Zielt mit dem gift’gen Pfeilen auf mich der Seelenfeind,
greif ich zu meiner Bibel, und Kreuzeslicht mir scheint.

4) Muß bis aufs Blut ich ringen heiß in Gethsemane,
so bringt mir meine Bibel des Heilands Friedensnäh.

5) Drum kann ich dich nicht lassen, geliebtes Bibelbuch,
dein Reichtum schenkt mir alles, was immer ich auch such!

(Text: W. Fetler)

 

[Für diejenigen, die das Lied nicht kennen: Ich hab‘ das Lied im Liederbuch „Jesu Name – nie verklinget“ (Band 1) kennengelernt, welches wir die meiste Zeit in meiner Gemeinde benutzt haben, als ich aufwuchs. „Jesu Name …“ war wahrscheinlich eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Liederbuchreihen aller Zeiten. Jesu Name 1 kann man noch kaufen und wird verlegt vom Hänssler-Verlag (evangelikaler Mainstream).]

 

Die Bibel als Götze

Es ist eine feine Linie zwischen einer guten und einer bösen Verehrung der Bibel, und vielleicht können wir nicht einmal selber immer genau sagen, auf welcher Seite wir stehen. Eine der grundlegendsten Fragen für alle Frommen ist:  Will ich Gott für meine Bedürfnisse und Zwecke benutzen oder ihm vertrauen und mich von ihm benutzen lassen?

Die Israeliten am Berg Sinai machten sich ein goldenes Kalb. Die Kirche erschuf sich die Bibel. Und in den endlosen Diskussionen der Christenheit erscheinen diese Texte immer wieder als heilige Kuh.

Die Bibel ist für mich unendlich wertvoll, weil ich durch sie Jesus kennengelernt habe. Und Christ sein bedeutet, diesem Jesus hinterher zu laufen und von ihm zu lernen, Gott so zu vertrauen, wie er ihm vertraut hat. Dann können unsere heiligen Texte für uns und andere auch zu heilsamen Texten werden.

 

Sie waren nackt, und sie schämten sich nicht.

 

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Erschaffung Adams (Sixtinische Kapelle) von Michelangelo; Fotografie von Jörg Bittner Unna (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)%5D, via Wikimedia Commons

 

Der trennende Gott

Worauf wohl der sehnsüchtige Blick Adams gerichtet ist? Und welche Gefühle wohl im Blick Evas zum Ausdruck kommen?

In den Medien ist oft nur ein kleiner Ausschnitt dieses Deckenfreskos zu sehen. – Was auch immer sich Michelangelo bei diesem Gemälde gedacht haben mag; er platzierte jedenfalls einen verhüllten Gott zwischen die nackten Menschen.

 

nackt

Nackt werden wir geboren. Auch die ersten Menschen der zweiten Schöpfungserzählung unserer Bibeln sind nackt. Keine Scham.

 

Die beiden aber, der Mensch und seine Frau, waren nackt, und sie schämten sich nicht.

 

(Tanach / Bibel, Bereschith / Genesis / 1. Buch Mose, 2. Kapitel, Vers 25)

 

Es gibt nur wenige Verse in der Bibel, die mich so tief berühren wie dieser. – Keine Scham. Keine Angst. Schamlose Verletzbarkeit.

Doch schon in jungen Jahren lernen wir, dass Nacktheit ein Problem sein kann …

 

Scham

Die Angst davor, nicht gut genug zu sein unter den kritischen Blicken der anderen, ist wohl eine der tiefsten Überzeugungen, welche wir in uns tragen. Viele kränkende Erfahrungen haben uns dies gelehrt.

Wie wäre es, wenn es Augen gäbe, die bis auf den Grund unserer Seele sähen, ohne dass wir uns schämten?

 

Dein blaues Auge hält so still,
Ich blicke bis zum Grund.
Du fragst mich, was ich sehen will?
Ich sehe mich gesund.

Es brannte mich ein glühend Paar,
Noch schmerzt, noch schmerzt das Nachgefühl:
Das deine ist wie See so klar
Und wie ein See so kühl.

(Klaus Groth)

 

schamlos leben

Wenn ein neuer Mensch in die Welt kommt, sind Hände da, die ihn auffangen und umsorgen, Augen der Liebe, die ihn betrachten. – Auf den ersten Menschen ruhte der wohlwollende Blick ihres Schöpfers.

Wenn wir einander so ansehen könnten, wie Gott uns sieht …

 

Jesus sah ihn voller Liebe an:
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»Etwas fehlt dir noch: Geh, verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen. Damit wirst du im Himmel einen Reichtum gewinnen, der niemals verloren geht. Und dann komm und folge mir nach!«
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Als er das hörte, war der Mann tief betroffen. Traurig ging er weg, denn er besaß ein großes Vermögen.
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(Bibel, Neues Testament, Markus-Evangelium, 10,21-22)

 

Das Buch „Vom Großen Fisch“

 

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Jona und der Wal, Gemälde von Pieter Lastman, 1621, [Public domain], via Wikimedia Commons

 

Wäre dies nicht ein guter Titel für das Buch, das üblicherweise mit dem Titel „Jona“ verkauft wird? Jona im Fisch scheint zumindest oft der Aspekt zu sein, der die meisten an diesem Buch interessiert. Wäre auch ein sehr kinderfreundlicher Titel. Ohne seinen Freund den Fisch (der Fisch hat Jona ja schließlich vorm Ertrinken gerettet) wäre Jona bestimmt nicht einmal halb so bekannt.

Wer immer noch nicht sicher ist, von welchem Buch ich rede, muss nur mal in ihrer oder seiner Bibel nachschauen:

 

Der Herr aber ließ einen großen Fisch kommen, der verschlang Jona. Drei Tage und drei Nächte lang war Jona im Bauch des Fisches. Dort betete er zum Herrn, seinem Gott: »… du, Herr, bist mein Retter.«
Da befahl der Herr dem Fisch, ans Ufer zu schwimmen und Jona wieder auszuspucken.
(Bibel, Tanach / Altes Testament, Jona, 2. Kapitel)

 

Warum ist „Das Buch vom großen Fisch“ KEIN guter Titel?

( Warum ist diese Frage manipulativ?  😉 )

Ich finde, ein besserer Titel wäre z.B. „Buch von der großen Geduld und Barmherzigkeit Gottes gegenüber  ALLEN  Menschen“ (zugegebenerweise ein bisschen lang). Es geht ja um Gottes Geduld – mit den „Ungläubigen“, und sogar mit seinen Schein-Heiligen.

Wer sich mal die Mühe machen bzw. den Genuss erleben will, kann ja mal schnell das kleine Büchlein Jona durchlesen (nur 4. kurze Kapitel). Nach dem zweiten Kapitel wird schnell klar, dass die Episode mit dem Fisch nicht das Hauptthema des Buches ist.

 

Das Buch Jona

Es gibt natürlich auch einen Wikipedia-Artikel zu diesem Buch:

Jona.

Das Buch ist einer meiner Lieblingstexte in der Bibel. Eine einzigartige Erzählung. Ich kenne keinen zweiten antiken jüdischen Text, der diesem Buch ähnlich ist. Eine Karikatur eines (scheinbar) frommen Menschen. Allerdings offensichtlich auch von einem frommen Menschen geschrieben!  –  Vielleicht der einzige satirische Text in der Bibel?

 

Die „Gottlosen“ und Jona

Die Nicht-Juden kommen in diesem Text erstaunlich gut weg. Sogar die Niniviten (samt Tieren!) bereuen und zeigen sich einsichtig! Nur Jona erscheint wie ein bockiges Kind:

 

Aber Gott fragte ihn: »Hast du ein Recht dazu, wegen dieser Pflanze so zornig zu sein?« »Doch«, sagte Jona, »mit vollem Recht bin ich wütend. Am liebsten wäre ich tot!«

(Vers 9)

 

[ Nur gut, dass wir Christen nicht so eine Jona-Mentalität haben.  😉 ]

 

Der Rest der Bibel

Hat dieser Text andere biblische Autoren inspiriert?

Jesus (kein biblischer Autor) kannte laut den Evangelien diesen Text oder zumindest die Erzählung.

 

»Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte in der Tiefe der Erde sein.«

(Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium 12,40)

 

Die Jesus-Worte sind (abgesehen von  EINER alttestamentlichen Stelle in 2. Könige und dem Buch Jona selbst) auch die einzigen Verse, wo dieser Prophet „Jona“ in der Bibel auftaucht.

Warum wurde auf diese Erzählung von Jona nicht öfter in anderen Texten Bezug genommen?

 

»Diese verdorbene Generation verlangt dauernd nach einem Zeichen. Doch es wird ihnen keins gegeben werden – nur das des Propheten Jona. Denn wie Jona für die Menschen von Ninive ein Zeichen war, so wird es der Menschensohn für diese Generation sein.«

(Lukas-Evangelium 11,29-30)

 

Was ist eigentlich das „Zeichen des Jona“? Und warum haben sich die Einwohner von Ninive bekehrt? Warum eigentlich ausgerechnet Ninive? Und warum hat sich Jona geärgert? Und warum ist er dann doch noch in der Nähe von Ninive geblieben?

 

»Und mir sollte nicht diese große Stadt Ninive Leid tun, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die rechts und links nicht unterscheiden können, und dazu noch das viele Vieh?«

 

Interessiert sich Gott wirklich für Tiere?

(„Viele Vieh“ sind übrigens auch wirklich die letzten beiden Worte des Buches im hebräischen Original.)

 

Das Zwölfprophetenbuch

Das Buch Jona passt in seinem Charakter eigentlich gar nicht so richtig zu den sogenannten „Zwölf kleinen Propheten“. Man fragt sich, ob die Länge des Buches vielleicht der einzige Grund war, weshalb es in der Zwölfprophetensammlung gelandet ist. (Oder vielleicht die  Zeit  der Verfasserschaft?) Wer ist überhaupt dafür verantwortlich, dass dieser krasse Text in der Bibel gelandet ist?

 

Und wer hat das Buch überhaupt geschrieben?

Keine Ahnung.

Und das geht nicht nur mir so. Das Jona diese Erzählung über sich selbst auch noch selber aufgeschrieben hat, wird zumindest in den biblischen Texten meines Wissens nirgendwo behauptet. (Dass man nicht weiß, wer der Verfasser ist, betrifft auch nicht nur das sogenannte Buch „Jona“, sondern viele Texte in der Bibel.)

 

Wann wurde Jona geschrieben?

„Keine Ahnung!“ … stimmt hier nicht ganz. Man kann wahrscheinlich vom Text selbst ausgehend am besten einschätzen, wann der Text ungefähr geschrieben worden ist. Außerdem lässt das Auftreten des Begriffs „Zwölfprophetenbuch“ (bei Jesus Sirach, 49,10) eine spätere Entstehung kaum zu.

 

Noch etwas zum Titel

Benannt wird es im Allgemeinen nach dem „Anti-Helden“ der Erzählung: Jona. – Oder sollte es „Jonas“ heißen? (Interessant auch der Wikipedia-Artikel zum Namen „Jona(s)„. Da steht u.a. zur Herkunft und Bedeutung:

 

Die hebräische Version des Namens bedeutet Taube und stammt ursprünglich vom griechischen Wort οιωνός für Zeichen. Im antiken Griechenland glaubte man, dass Vögel als Zeichen der Götter an die Menschen geschickt wurden. Es wird daher angenommen, dass der Name Jonas für ein friedvolles Wesen steht. Die biblische Version des Namens umfasst die hebräische Bedeutung, aber auch die Bedeutung Zerstörer und Unterdrücker. Als Variante von Jonah kann der Name auch als mit erreichen und Geschenk Gottes in Verbindung gesetzt werden.

(Wikipedia)

 

Alles sehr interessante Gedanken, wenn man an den Inhalt des Buches und auch an die Worte Jesu denkt. Klingt fast wie eine ironische Randbemerkung zu Jona.

Dass das Buch nach Jona benannt wird, macht Sinn; steht er doch am Anfang und am Ende der Erzählung (neben Gott natürlich). Aber geht es wirklich um ihn als Person oder steht seine prophetische Figur und sein Verhalten für etwas Anderes?

Auch in der heutigen Zeit bemühen sich Menschen um die Überwindung von Feindseligkeit, Dualismus, und um ein höheres Bewusstsein.

Ein richtig guter Titel für das Buch wäre vielleicht:

 

die güte und geduld gottes

 

 

Reparation des kulturellen Imperialismus des Christentums

 

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Schriftrollen des Tanach; von Pete unseth (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons

 

Dies sind die jüdischen Namen „unseres Alten Testaments“, des jüdischen Tanach, der vom Christentum annektiert worden ist:

 

תּוֹרָה – Tora („Weisung“, „Lehre“) = Pentateuch / 5 Bücher Mose

בְּרֵאשִׁית – Bereschit („Im Anfang“) = Genesis / 1. Mose
שִׁמוֹת – Schemot („Namen“) = Exodus / 2. Mose
ויקרא – Wajikra („Er rief“) = Leviticus / 3. Mose
במדבר – Bemidbar („In der Wüste“) = Numeri / 4. Mose
דברים – Devarim („Worte“) = Deuteronomium / 5. Mose

 

נְבִיאִים – Nevi’im („Propheten“)

יְהוֹשֻׁעַ – Jehoschua‘ („Josua“) = Josua
שופטים – Schoftim („Richter“) = Richter
שמואל – Schmu’el („Samuel“) = Erstes und Zweites Buch Samuel
מלכים – Melakhim („Könige“) = Erstes und Zweites Königsbuch
ישעיהו – Jescha’jahu („Jesaja“) = Jesaja
יִרְמְיָהוּ – Jirmejahu („Jeremia“) = Jeremia
יחזקאל – Jechesqel („Ezechiel“) = Ezechiel / Hesekiel

תרי עשׂר – Tre ‚Asar (Aramäisch „Zwölf“) = Zwölfprophetenbuch / Dodekapropheton

Im Einzelnen:

הושע – Hoschea‘ („Hosea“) = Hosea
יוֹאֵל – Joel = Joel
עמוס – ‚Amos = Amos
עֹבַדְיָה – ‚Obadja = Obadja
יוֹנָה – Jona = Jona
מִיכָה – Micha = Micha
נחום – Nachum = Nahum
חֲבַקּוּק – Chabakuk = Habakuk
צְפַנְיָה – Zefanja = Zefanja
חגי – Chaggai = Haggai
זְכַרְיָה – Secharja = Sacharja
מַלְאָכִי – Mal’achi = Maleachi

 

כְּתוּבִים‎‎ – Ketuvim („Schriften“)

Bestehend aus:

אמ“ת ספרי – Sifrei Emet („Emet“ ist das Akronym aus den 3 Anfangsbuchstaben)

תְּהִלִּים – Tehillim = Psalmen
אִיּוֹב – ‚Ijob = Ijob/Hiob
מִשְלֵי – Mischle = Buch der Sprichwörter

חמש מגילות – Megillot

Im Einzelnen:

רות – Rut – Rut
שִׁיר הַשִּׁירִים – Schir Haschirim – Hoheslied
קֹהֶלֶת – Kohelet – Kohelet
אֵיכָה – ‚Echa – Klagelieder Jeremias
אסתר – ‚Ester – Ester

Die übrigen Bücher

דָּנִיּאֵל – Dani’el – Daniel
עֶזְרָא נְחֶמְיָה – ‚Esra Nechemija – Esra-Nehemia
דִּבְרֵי הַיָּמִים – Divre Hajamim („Ereignisse der Tage“) – Erstes und Zweites Chronikbuch

 

Es gibt heute moderne Übersetzungen der Texte in Deutsch und in anderen Sprachen. Aber die Originale sind antike Texte in orientalischen, semitischen Sprachen, aus einem anderen Kulturbereich. Sollte dies nicht bei der Interpretation eine Rolle spielen?

Wie tief gehen die kulturellen Wurzeln des Christentums im „christlichen“ Abendland? Kaum ein biblischer Text wurde von einem Europäer geschrieben! (Vielleicht sogar gar keiner?)

Von einer europäischen Kultur zu sprechen, macht in der Antike noch weniger Sinn als heute. Der kulturelle Druck des Hellenismus aufs Judentum begann allerdings schon lange vor dem Auftreten des Christentums.

 

Spucke, ein Schuh, „Barfüßer“ und Todesstrafe bei Coitus Interruptus

 

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Judaic halizah shoe for declining to marry a childless widow, United States, NY, shoe museum, by Daderot (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons

 

Klingt etwas krass – kann man aber in seiner Bibel nachlesen:

 

Juda nahm dann für seinen erstgeborenen Sohn Ger eine Frau namens Thamar. Aber Ger, der Erstgeborene Judas, zog sich das Missfallen des HERRN zu; daher ließ der HERR ihn sterben. Da sagte Juda zu Onan: »Gehe zu der Frau deines Bruders ein und leiste ihr die Schwagerpflicht, damit du das Geschlecht deines Bruders fortpflanzest!« Da Onan aber wusste, dass die Kinder nicht als seine eigenen gelten würden, ließ er, sooft er zu der Frau seines Bruders einging, (den Samen) zur Erde fallen, um seinem Bruder keine Nachkommen zu verschaffen. Dieses sein Tun missfiel aber dem HERRN, und so ließ er auch ihn sterben.

(Die Bibel / Tanach, Tora, Bereschith / Genesis / 1. Mose, 38. Kapitel, Verse 6-10)

 

Die Hauptfigur dieser Erzählung ist eigentlich eine Frau: Tamar. „Berühmt“ geworden ist diese Erzählung allerdings durch den Begriff „Onanie“, eine alternative Bezeichnung für Masturbation, abgeleitet von dem Mann Onan in dieser Erzählung, der von Gott mit dem Tode bestraft wird.

Onan hat allerdings weder masturbiert, noch wurde er bestraft, weil er Coitus Interruptus praktiziert hat, sondern er wurde bestraft, weil er seiner verwitweten Schwägerin keine Kinder machen wollte. Dieser Text hatte leider in der Geschichte „christlicher“ Sexualethik keine gute Wirkungsgeschichte; wie so manch anderer Text auch.

Um es noch einmal deutlich zu sagen: Es geht in dieser Erzählung also weder um Masturbation noch um Coitus Interruptus, sondern um die Verweigerung Onans, seiner verwitweten Schwägerin, und damit seinem verstorbenen Bruder, Kinder zu machen. Man spricht hier auch von „Schwagerehe“ oder „Leviratsehe„, zu der auch ein paar andere Verse in der Tora etwas zu sagen haben:

 

Wenn ein verheirateter Mann kinderlos stirbt und in der Nähe ein Bruder von ihm lebt, muss dieser die Witwe zur Frau nehmen. Sie soll keinen Mann außerhalb der Familie heiraten, sondern ihren Schwager. Der erste Sohn, den sie dann zur Welt bringt, soll als Sohn des Verstorbenen gelten, damit sein Name in Israel weiterlebt. Will aber der Bruder seine Schwägerin nicht heiraten, dann soll sie zu den führenden Männern gehen, die am Stadttor Gericht halten. Sie soll sagen: »Mein Schwager weigert sich, mich zu heiraten. Er will nicht dafür sorgen, dass der Name seines Bruders weiterlebt.« Die führenden Männer der Stadt sollen ihn rufen und ihn zur Rede stellen. Bleibt er bei seiner Ablehnung, dann soll seine Schwägerin ihm dort vor den führenden Männern einen Schuh ausziehen, ihm ins Gesicht spucken und ausrufen: »So behandelt man jemanden, der die Familie seines Bruders nicht am Leben erhalten will.« Ganz Israel soll es erfahren und ihn und seine Familie von da an
»Barfüßer« nennen.

(Die Bibel / Tanach, Tora, Devarim / Deuteronomium / 5. Mose, 25,5-10)

 

Besonders interessant ist diese Regelung, da sie moderne „christliche“ Moralvorstellungen vom Sex in einer monogamen Beziehung etwas stört. Der Bruder, der seine verwitwete Schwägerin heiraten soll, wird, wenn er alt genug gewesen ist, in der Regel zur damaligen Zeit auch schon verheiratet gewesen sein. Dennoch soll er, auf Gottes Gebot hin, seine Schwägerin heiraten, ohne dass dies als Ehebruch gewertet wird oder moralisch verwerflich ist. Im Gegenteil, wird die  Verweigerung  dieser moralischen und religiösen Pflicht als verwerflich eingestuft und entsprechend geahndet.

Dies ist selbstverständlich KEIN Freibrief für Sex außerhalb einer Beziehung. Die Regelung zeigt aber, dass es in der Bibel kein durchgehendes ABSOLUTES Verbot für Sex außerhalb einer monogamen Beziehung gibt, bzw. auch Polygamie in der Tora für diesen Fall möglich war. Die gesamte Vorstellung mancher Konservativen, dass sich das Sexualverhalten von Christen eindeutig durch Bibelverse regeln lässt, ist an sich natürlich schon eine abenteuerliche Vorstellung.

 

Alles ist mir erlaubt – aber nicht alles nützt mir. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.

(Die Bibel, Neues Testament, 1. Brief von Paulus an die Gemeinde in Korinth 6,12)

Alles ist erlaubt – aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt – aber nicht alles baut auf. Denkt dabei nicht an euch selbst, sondern an die anderen.

(1. Korintherbrief 10,23-24)

 

Die Frage: „Wie weit darf ich denn gehen ohne gegen Gottes Willen zu verstoßen?“ verrät an sich schon ein schlechtes Verständnis von der Freiheit eines Christen. Vor Gott hat ein Christ  volle  Freiheit und  volle  Verantwortung.

 

Endlich !!! Nach Jahrhunderten des Wartens : Das BIBEL-PORTAL

 

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Dies ist NICHT ein Foto vom Bibel-Portal, sondern vom alten Leseraum des British Museum. Was das British Museum mit dem Bibel-Portal zu tun hat? – Artikel lesen! – FOTO-NACHWEIS: By Diliff (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) or CC BY 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.5)%5D, via Wikimedia Commons

 

Ein großartiges Bild : Der alte Leseraum des British Museum.

Eine geniale Idee : Wie wäre es, wenn es EINEN Ort gäbe, von dem aus man möglichst viel über die Bibel lernen kann? Am besten auch noch in möglichst vielen Sprachen; und natürlich möglichst auf den neuesten Stand der Forschung. – Schließlich ist die Bibel ja wohl das bedeutendste Buch der Kulturgeschichte!

DIESES BIBEL-PORTAL IST IM ENTSTEHEN !!!

Und jeder kann mitmachen! Sogar Frauen (!) können sich miteinbringen.

Erreichbar ist es von (fast) überall. Benutzung kostenlos. Alles, was man braucht, ist Internet.

Der jüdische Tanach (unser „Altes Testament“) ist natürlich auch mit an Bord. (Den haben wir als Christen ja, sozusagen, kulturell und religiös für uns vereinnahmt. Kann ich schon verstehen, wenn Juden dabei gemischte Gefühle haben.)

Ein robuster und bewährter „Partner“ ist auch mit dabei: WIKIPEDIA !

(Ich bin bekennender Wikipedia-Fan. 🙂 – Ist ein Leben ohne Wikipedia überhaupt noch vorstellbar? – Die freie Enzyklopädie. Wenn es Wikipedia nicht schon gäbe, müsste sie erfunden werden.)

https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Bibel

Es gibt Artikel zu großen Themen wie Bibel oder Tanach; und auch Artikel zu spezielleren Themen wie GottebenbildlichkeitSeraphQumranBibelfilm oder Bibeltelefon.

Das Bibel-Portal kommt sogar mit Bibel-Quiz, wo man sein Wissen testen kann (Traut euch!), Artikel des Monats (aktuell: Die Volx-Bibel), aktuelle Nachrichten zur Bibel („Aktuell“) und Verlinkung zu weiteren Bibel-Portalen.

In der Regel scheinen die in deutschen Artikeln auftauchenden Bibelstellen mit bibleserver.com verlinkt zu sein. Dies ist ein Projekt von ERF Medien. – Was für ein wunderbares Beispiel für die Zusammenarbeit von Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, und ein tolles praktisches Werkzeug des Lernens.

Viele Begriffe, die in den Artikeln auftauchen, verlinken natürlich weiter zu anderen Wikipedia-Artikeln und auch Links zu anderen Webseiten gibt es reichlich. Hinter dem unscheinbaren Design des Bibel-Portals verbirgt sich also eine sich weit erstreckende Landschaft des Wissens; und wenn man an einer Stelle anfängt zu lesen, explodiert das eigene Lernen schnell in ein weitverzweigtes Netz aus Stichworten und Webseiten. – Was braucht man mehr? (Man muss nur ab und zu mal auf Toilette gehen und ein Bisschen schlafen.)

Es gibt auch sehr viele Themen, die direkt oder indirekt mit den biblischen Texten zu tun haben. Artikel zu den biblischen Sprachen oder zur Geschichte der Region, in der die biblischen Texte entstanden sind, haben einen offensichtlichen Bezug zur Bibel. Aber auch andere Themen wie Judaistik, Theologie, Islamwissenschaft, Religionswissenschaft, Kulturgeschichte, Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Archäologie, Papyrologie, Anthropologie, Architektur, Soziologie, Psychologie, Philosophie, Politik, Musikwissenschaft, Kunst, Seefahrt, Erziehungswissenschaft und weitere Themen haben Bedeutung für einzelne biblische Texte oder die Themen, die in den biblischen Texten behandelt werden.

Bei Wikipedia https://www.wikipedia.org/ gibt es derzeit über 5 MILLIONEN Artikel in englischer Sprache, über 2 Millionen in Deutsch und noch Millionen von anderen Artikeln in anderen Sprachen. Und das sind nicht nur Texte, sondern auch Bilder, Grafiken, Tabellen, …

Was für eine herrliche Quelle an Informationen für alle Christen, die selber denken und nicht einfach ihrem Hirten hinterlaufen wollen. (Ich meine mit „Hirten“ Päpste und Pastoren, und nicht Jesus.) Ein Werkzeug des Lernens für den mündigen Gläubigen. – Bedeutet Christsein nicht „von Jesus LERNEN“? Kann man von Jesus lernen, ohne sich mit den biblischen Texten vertraut zu machen?

Ein Ort, an dem eigene Traditionen in den Hintergrund treten, und man sich um das Verstehen dieser so wichtigen Texte bemüht. Ökumene zum Anfassen! Vielleicht sogar ein Ort der Begegnung von Juden und Christen; sind es doch die heiligen Texte der Juden, die zur Grundlage des Christentums geworden sind. (Ohne diese jüdischen Texte gäbe es unser „christliches“ Neues Testament gar nicht; und würde man alle alttestamentlichen Zitate aus dem Neuen Testament herausstreichen wäre es NOCH dünner.) – Wie gut kennen wir als Christen eigentlich diesen dickeren, älteren Teil unserer Bibeln?

Oder haben wir für die gründliche Beschäftigung mit unseren heiligen Texten keine Zeit? Zu beschäftigt mit den Wellness-Programmen unserer Gemeinden? Worauf gründet sich eigentlich unser Glaube? Sind wir selbstzufrieden mit unserer eigenen konfessionellen Tradition oder geht es uns wirklich um die Sache Gottes und Jesu?

 

„Ihr Heuchler, richtig hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen: ‚Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.'“

(Die Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 15. Kapitel, Vers 9)

 

Gesprochen von Jesus zu den Frommen seiner Zeit. Menschen, die zufrieden waren mit ihrer Tradition und sich dafür, worum es bei den Wurzeln ihrer Tradition ging, nicht mehr interessierten. Trauriger Zustand eines religiösen Establishments. Wenn es erst einmal kirchliche Funktionäre mit Eigeninteressen gibt, ist das Himmelreich in Gefahr. Strukturen des Bösen machen nicht an der Kirchentür halt; und die Mitgliederliste der wahren Kirche Jesu hat nur Gott.

Wir verdanken die wunderbaren Artikel des Bibel-Portals all den netten Menschen, die sich die Zeit nehmen, sie zu schreiben und ins Netz zu stellen. Die Artikel könnten allerdings noch wunderbarer sein, wenn es noch mehr nette Menschen gäbe, die sie verbessern und aktualisieren würden. Manche Artikel existieren auch noch gar nicht. 😦 (Man kann allerdings auf der Webseite des Bibel-Portals auch Wünsche äußern.)

Man kann bei Wikipedia natürlich nicht einfach so rumlabern wie in einer Bibelstunde oder in einer Predigt. Hier geht es ja nicht um persönliche Meinungen und Spekulationen, sondern um belegbare Informationen! Da kann man nicht einfach seine eigenen Ideen zusammenschreiben, sondern man muss richtig wissenschaftlich arbeiten, so mit Quellenangaben und allem Drum und Dran. Das darf dann auch mal ein bisschen anstrengend sein.

Hab selber auch schon mal drüber nachgedacht, bei Wikipedia mitzumachen. Man muss ja auch nicht immer alles selbst recherchieren. Auch wenn man einen schon vorhandenen Artikel verbessert oder in eine weitere Sprache übersetzt, leistet man einen sehr wichtigen Beitrag. Wikipedia ist ja auch ein Ort des Wissensaustauschs zwischen Sprachräumen.

Manche Christen reißen sich ein Bein aus, um das Christentum zu verbreiten und zu stärken. Warum nicht nutzen, was schon da ist? Infrastruktur des Internet. Kostenlos. (Man darf natürlich auch für Wikipedia spenden, denn von Sonne und Luft leben die auch nicht.) – Vielleicht kommen ja sogar ein paar Christen auf die Idee, sich zu verabreden, um das Bibel-Portal auszubauen (sozusagen, eine „Konzertierte Aktion“)?! Wenn man sich dabei nicht zu blöd anstellt, könnte vielleicht sogar was daraus werden. Heißt es von Jesus nicht:

 

„Da lobte der Herr den ungetreuen Verwalter dafür, dass er so klug gehandelt hatte. In der Tat, die Menschen dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Menschen des Lichts.“

(Lukas-Evangelium 16,8)

 

Die Mitarbeit bei einem solchen Projekt berührt allerdings einen wunden Punkt in der Christenheit: Sind wir überhaupt bereit, unseren Glauben hinterfragen zu lassen? Ist unser Glaube stark genug, dass wir es auch aushalten können, wenn jemand eine andere Meinung hat? Können wir im Gespräch mit anderen über diese „unseren“ Texte auch Rede und Antwort stehen?

Es gibt, andererseits, natürlich auch keine „neutrale“ Wissenschaft. Auch Wissenschaftler sind sündige Menschen, und Wissenschaft entstand und entsteht nicht in einem interessenfreien Raum. Es ist, allerdings, das erklärte Ideal der Wissenschaft, vorurteilsfreie und überprüfbare Erkenntnis anzustreben. Wäre es nicht geradezu Aufgabe der Christen, Wissenschaftler zu „entlarven“, die gegen ihr eigenes Ideal verstoßen, und auch bei den erkenntnistheoretischen Fragen, die aller Wissenschaft zu Grunde liegen, mitzureden?

Auf welchem Stand wären wir Christen mit unseren Bibelübersetzungen, wenn es nicht über Jahrhunderte Sprachwissenschaftler gegeben hätte und immer noch gäbe, die mit akribischer Sorgfalt sich bemühen, die antiken Sprachen zu rekonstruieren? Wie könnten wir überhaupt die Richtigkeit einer Übersetzung überprüfen? (Es gibt natürlich auch ein paar Amerikanische Christen, die meinen, dass die King-James-Übersetzung das Non-plus-ultra ist. Pech nur für Leute, die kein Englisch sprechen. Außerdem ist das Englisch von heute auch nicht mehr das, was es mal war – zu Shakespeare’s Zeiten.)

Kommunikation funktioniert nur im Zusammenhang. Was würden wir über die Welt der Bibel wissen, wenn Archäologen nicht gegraben und Historiker nicht geforscht hätten, um uns diese Welt zu erschließen?

Man kann als Pastor natürlich auch immer wieder davor warnen, dass bei Wikipedia auch nicht die absolute Wahrheit steht; aber verhindern, dass die eigenen Schäfchen sich bei Wikipedia schlau machen, kann man doch nicht. – Wäre es nicht sinnvoll, daran mitzuarbeiten, dass diese Bibel-Artikel so gut sind, wie sie nur irgend sein können? Ist es nicht eine wunderbare Plattform, um biblische Inhalte im Internet auszustreuen? – Möge der Same da aufgehen und wachsen, wo er hinfällt!

Meist werden in Wikipedia-Artikeln auch verschiedene Positionen oder Theorien zu einem Thema vorgestellt. Bei einem wissenschaftlichen Ansatz ja auch eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Der Leser soll sich ja einen Überblick verschaffen können, um dann seine eigenen Schlüsse zu ziehen oder Ausgangspunkte zu haben, von denen aus er weiter denken und forschen kann.

 

„Prüft aber alles und das Gute behaltet.“

(1. Brief von Paulus an die Thessalonicher 5,21)

 

MACH MIT !

 

 

„… Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen. … Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“

(Matthäus 13,31-33)

 

ZUM FOTO:

Dieses Foto war bei Wikimedia Commons Kandidat für „Picture of the Year 2006„. Es zeigt den alten Lesesaal des British Museum.

Es gibt wohl kaum ein Museum, das größere Bedeutung für die Kulturgeschichte der Region hat, in der die biblischen Texte entstanden sind. Das British Museum hat u.a. eine Abteilung für den Vorderen Orient, Ägypten, Griechenland und das Römische Reich. Während seiner Arbeit am British Museum macht z.B. der Assyriologe Michael Jursa eine Entdeckung: Press Releases 2007.

Von T. C. Mitchell gibt es das Buch „The Bible in the British Museum“ und von Anderson & Edwards „Through the British Museum with the Bible„, die Zeugen-Jehovas bieten „Bibel-Führungen“ durch das British Museum an und 2015 wurde im British Museum sogar der Codex Sinaiticus im Rahmen einer Ausstellung als Leihgabe der British Library ausgestellt:

https://www.theguardian.com/books/2015/aug/27/british-library-lends-worlds-oldest-bible-british-museum

Bei Wikipedia findet man zahlreiche Artikel zum British Museum und seinen Ausstellungsstücken; beispielsweise ein Artikel zum „Stein von Rosette
(bedeutender Fund für das Verständnis Ägyptischer Hieroglyphen), zum „Atraḫasis-Epos“ (mit einem Foto eines Bruchstücks des Epos aus dem British Museum) und zum „Adam and Eve Cylinder Seal„. Informationen zum Codex Sinaiticus gibt’s selbstverständlich auch.

Wenn man „British Museum“ + „Bibel“ oder „bible“ in eine Suchmaschine eingibt findet man eine Menge; und beim Cultural Institute von Google kann man das British Museum sogar virtuell besuchen:

https://www.google.com/culturalinstitute/beta/partner/the-british-museum