Christentum heute ist ohne die biblischen Texte kaum vorstellbar. Es gab allerdings schon Christentum bevor die Bibel entstand. Auch ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Wie wir mit ihr umgehen, ist entscheidend für uns selbst und für andere. – VORSICHT : Das Anliegen des Blogs ist mir sehr ernst; einzelne Sätze sind allerdings nicht immer wörtlich zu nehmen. ;-) – Bin übrigens als Christian Schmill auf Facebook, @C_Schmill bei Twitter.
Eine junge Frau stand morgens auf und ging wie gewohnt unter die Dusche. Dort ging sie in Gedanken all die Dinge durch, die an diesem Tag vor ihr lagen. Sie bemerkte, dass es eine Last für sie war.
Kurzentschlossen setzte sie sich an ihren Schreibtisch und kündigte ihren Arbeitsplatz und ihre teure Wohnung. Sie nahm sich ein kleines, billiges Zimmer und dachte über ihr Leben nach.
Da überkam sie große Angst. Sie fiel in Depression. All die Dinge, die ihr früher Freude bereit hatten, boten auf einmal keinen Reiz mehr. In ihrem Leben wurde es dunkel, und Erinnerungen aus der Vergangenheit stiegen auf. Nachts kamen die Träume…
Wieder setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann zu schreiben. Sie schrieb über ihr Leben.
Nach einer Weile erschienen Bilder und Gedanken in ihrem Kopf, über das Leben, das sie gerne Leben würde. So schrieb sie auch über die Welt, in der sie gerne Leben würde, und über das Leben, das sie gerne führen würde.
Nachdem wieder eine Weile vergangen war, stand sie auf und verließ ihre kleine Wohnung…
Vor fast 2000 Jahren erzählte man schon einmal eine ähnliche Geschichte:
Computer-Simulation der verzweigten Architektur der Dendriten von Pyramidenzellen (Neuronen), von Hermann Cuntz via Wikimedia Commons – CC BY 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.5)
Glücklich schätzen
können sich Menschen,
die ein reines Herz haben.
Sie werden Gott schauen.
. (Eine der sogenannten „Seligpreisungen“ von Jesus aus der Bergpredigt. – Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 5. Kapitel, Vers 8)
Was ist dir heilig?
Vielleicht hast du auch eine Gewohnheit, die dir ganz besonders viel bedeutet; wie das Schauen einer bestimmten TV-Serie oder die Tasse Kaffee am Morgen.
Manchmal sind es auch Andenken oder Erbstücke, die unersetzlich sind, oder Orte und Menschen, die uns heilig sind. – Vielleicht unsere Kinder…?
Wahre Werte – Zeitlose Werte
Ein schlechtes Gewissen
Eigentlich…
Eigentlich sollte ich vieles anders machen…
Eigentlich müsste man mal…
Eigentlich…
un-eigentliches leben
Epoche des Zeitvertreibs und der Ablenkungen. – Bunte, sich bewegende Bilder ziehen uns magisch an.
Im Durcheinander unserer Gedanken und Leidenschaften entsteht ein ruhiger, klarer Geist wie ein Erwachen…
„… Was Gott ans Licht bringt,
wird hell…
.
»Erwache
aus deinem Schlaf!
.
Erhebe dich von den Toten!
.
Und Christus
wird dein Licht sein.«
.
Achtet also genau darauf,
wie ihr lebt:
.
nicht
wie unwissende,
.
sondern
wie weise Menschen…“
. (Neues Testament, Epheserbrief 5,14-15)
Interessant ist, dass sowohl das deutsche Wort „Gewissen“, als auch das englische Wort „conscience“ sprachgeschichtlich verwandt ist mit den Worten „Bewusstsein“ bzw. „consciousness“. Martin Luther spielt bei der Entstehung des deutschen Begriffs „Gewissen“ übrigens auch eine Rolle. Beim griechischen Wort „syneidēsis“ (Griechisch ist die Originalsprache des Neuen Testaments) und dem entsprechenden Begriff „conscientia“ im Latein schwingt die Bedeutung „mit-wissen“ mit („syn-“ bzw. „con-“ = „mit“).
„… dies ist der Bund,
den ich mit dem Haus Jissrael schließe nach diesen Tagen,
ist SEIN Erlauten:
ich gebe meine Weisung in ihr Innres,
auf ihr Herz will ich sie schreiben,
so werde ich ihnen zum Gott,
und sie, sie werden mir zum Volk.
Und nicht brauchen sie mehr zu belehren
jedermann seinen Genossen, jedermann seinen Bruder,
sprechend:
Erkennet IHN!
Denn sie alle werden mich kennen,
von ihren Kleinen bis zu ihren Großen,
ist SEIN Erlauten.
Denn ihren Fehl will ich ihnen verzeihen,
ihrer Sünde nicht mehr gedenken. So hat ER gesprochen,
der die Sonne zum Licht gibt bei Tag…“
Das Motiv des Reinen und Unbefleckten spielt kulturgeschichtlich eine große Rolle. – Das Neue, Unbeschädigte, Unverbrauchte. Die Unschuld. Das Ideal. Der reine Gedanke…
Das Motiv des Reinen ist auch eine unmittelbare menschliche Erfahrung. Wie eine Decke aus frisch gefallenen Schnee, wo noch niemand einen Abdruck hinterlassen hat. Wie ein weißes Blatt Papier. Ein ruhige, spiegelglatte Wasseroberfläche, ein klarer, ruhiger See…
„… Über alles Fleisch schütte ich meinen Geistbraus,
daß künden eure Söhne und Töchter,
eure Alten Träume träumen,
eure Jünglinge Schau ersichten. Und auch über die Knechte, über die Mägde
schütte in jenen Tagen ich meinen Geistbraus…“
.
(Bibel / Tanach / Altes Testament, Joel 3,1-2, Buber-Rosenzweig-Übersetzung)
Die Vorstellung vom ungestörten, reinen Geist spielt bei Meditation und Spiritualität eine wichtige Rolle. Ungestörtheit des Denkens, Konzentration, Leere, klares Bewusstsein.
„… der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
wird eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus bewahren…“
. (Apostel Paulus im Brief an die Christen in Philippi, Neues Testament – 4,7)
Geistvolles Lernen
Worum geht es in der jüdisch-christlichen Überlieferung? Was sind die roten Fäden unseres Narrativs?
Worum geht es in der Religionspädagogik und in der Predigt am Sonntag?
Wie drängt der Geist Gottes zur Entfaltung in unserem Leben und gestaltet unsere Welt?
„Die Unterweisung
in der Lehre unseres Glaubens
hat nur das eine Ziel:
die Liebe,
die aus einem reinen Herzen,
einem guten Gewissen
und einem aufrichtigen Glauben kommt.“
. (Paulus im ersten Brief an seinen Mitarbeiter Timotheus, Neues Testament – 1,5)
„… die Liebe Gottes
ist ausgegossen in unsre Herzen
durch den Heiligen Geist,
der uns gegeben ist…“
. (Paulus im Brief an die Christen in Rom, Neues Testament – 5,5)
Von unserem tiefsten Wesen her, sind wir Empfangende und Begegnende:
Wir besitzen nichts, das wir nicht empfangen haben,
und in der Begegnung werden wir zum Selbst.
„…dass sie alle eins seien.
Wie du, Vater, in mir bist
und ich in dir,
so sollen auch sie in uns sein…“
. (Jesus im Johannes-Evanglium, Neues Testament – 17,21)
„.. Gott ist Liebe,
und die in der Liebe bleiben,
bleiben in Gott,
und Gott in ihnen…“
Die Geburt Christi (1308–1311; National Gallery of Art, Washington) – Duccio di Buoninsegna, Public domain, via Wikimedia Commons
.
Ich habe in meinem Leben schon viel über Gnade gehört. Langsam fange ich an, an sie zu glauben. Die wahren Werte im Leben kann man sich nicht nehmen – sie können nur empfangen werden.
In unserem tiefsten Wesen sind wir Empfangende. Das Leben selbst ist ein Geschenk. Schon bevor wir den ersten Gedanken formulieren, prägt sich tief in uns die Schönheit des Lebens. Es ist das Wissen um diese Schönheit, die uns zu Suchenden macht.
Es sind die Bilder unserer Seele, die uns auf einen guten Weg führen. Die Träume in der Nacht, die uns in eine tiefere Wahrheit begleiten.
In bin kein Lehrer, sondern ein Lernender. Die Wahrheit kann ich nicht selbst erfinden. Sie begegnet mir – und ich kann sie weitererzählen. Wir sind nicht beauftragt worden, einander den Kopf zu waschen, sondern die Füße.
Wir nehmen, und wir geben. Leben bedeutet Überfluss. Wenn wir uns aufs Leben einlassen, können wir den Segen nicht zurückhalten. Er fließt durch uns zu allen Menschen und allem, was lebt.
Wir lernen Liebe nicht, indem wir um sie kämpfen, sondern weil wir von ihr überwältigt werden.
Das tiefste Geheimnis der Weihnacht kommt zu uns: Schönheit, Gnade und Liebe. Wir können es nirgendwo kaufen, sondern uns nur damit beschenken lassen.
Alexander der Große zerschneidet den Gordischen Knoten, by Andre Castaigne – Died 1930 (Public Domain) [Public domain], via Wikimedia Commons
Schwer zu verstehen: Auch Menschen, die es wirklich ernst mit Gott meinen, verknoten sich, stecken fest und kommen nicht weiter; fahren immer wieder gegen dieselbe Wand oder bewegen sich im Kreis. Auch Gespräche zwischen Frommen bleiben oft deprimierend und festgefahren. Wir zerren an den Schnüren der theologischen Argumente und wundern uns, dass sich der Knoten nicht lockert.
… Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.
(Bibel, Tanach / Altes Testament, 127. Psalm, Vers 1)
Knoten
Knoten im Kopf und Knoten im gemeinsamen Leben. Ich habe beides schon erlebt und daran gelitten. Entschlossenheit und Willenskraft reichen manchmal nicht, um einen Knoten zu entheddern.
Nicht alle Knoten kriegt man auf, und manche Knoten sind einen abgebrochenen Fingernagel auch gar nicht wert. Spannungen und Konflikte gehören zum Leben, und an manchen Knoten führt kein Weg vorbei. Aber das Schwert oder die Schere der Gewalt machen kaputt.
Wenn ihr jedoch wie wilde Tiere aufeinander losgeht, einander beißt und zerfleischt, dann passt nur auf! Sonst werdet ihr am Ende noch einer vom anderen aufgefressen.
(Bibel, Neues Testament, Paulus‘ Brief an die Christen in Galatien, 5. Kapitel, 15)
Die Logik eines Knotens
Mit Logik und Verstand allein lässt sich die Wirklichkeit nicht vollständig erfassen. Mit Logik allein, lässt sich auch nicht jeder Knoten lösen.
Auch ein Mensch, der ein Thema noch nicht so gründlich durchdacht hat wie ich, hat ein „Recht“ auf seine Meinung, und es ist nicht gesagt, dass er seine Position einfach aufgeben kann oder dies tun sollte.
Ein Mann hat einmal erzählt:
Ich habe zu meiner Frau gesagt:
„Ich kann dir 10 Gründe geben, warum dein Standpunkt falsch ist.“
Seine Frau antwortete: „Ist mir egal. Ich weiß, dass ich recht habe!“
Es verstreicht eine gewisse Zeit und der Mann kommt zu der Erkenntnis, dass seine Frau wirklich Recht gehabt hatte. Er denkt darüber nach und sagt dann zu seiner Frau:
„Du hattest Recht. Ich kann dir 10 Gründe geben, warum du Recht gehabt hattest …“
100%ig logisch sind Argumente bestenfalls in meinem eigenen, persönlichen, subjektiven, individuellen Denkgebäude, in dem Denk-System, das ich verteidige. Keine Garantie, dass das auch die absolute Wahrheit ist. Und jemand, der die Voraussetzungen seines eigenen Denkens gar nicht kennt, ist kaum in der Lage, die Relativität seines Denkens wahrzunehmen. Jemand, der von anderen Voraussetzungen ausgeht oder andere Schwerpunkte setzt, wird die Dinge vielleicht anders sehen.
Die Lösung
Knoten verschwinden oft nicht von alleine. Manchmal könnte ich auch gar nicht abwarten, sondern brauche sofort eine Lösung. Deswegen werde ich aktiv: Ich bewege mich, verändere etwas, investiere Zeit und Mühe, gehe auf andere zu …
Manchmal hat man Glück: Man zieht kräftig an den Schnürsenkeln und der Knoten löst sich auf. Funktioniert aber leider bekanntlich nicht immer. – Interessant wäre eine Statistik, wie häufig kräftiges Ziehen an den Schnürsenkeln zum Erfolg führt. 😉 – Das Risiko ist natürlich immer, dass der Knoten danach noch fester ist, und ich noch mehr Mühe habe, den wieder auf zu kriegen. Manchmal entscheidet man sich lieber gleich fürs vorsichtige Fummeln anstatt aufs unsichere Glück zu spekulieren.
Der Herr, der heilige Gott Israels, hat zu euch gesagt:
»Wenn ihr zu mir umkehrt und stillhaltet,
dann werdet ihr gerettet.
Wenn ihr gelassen abwartet und mir vertraut,
dann seid ihr stark.«
Aber ihr wollt ja nicht.
(Tanach / Altes Testament, Jesaja 30,15)
offen und lernbereit
Manche Probleme entstehen durch unsere Macken. Wir sind so voll und satt und halten uns für superschlau. Kein Platz mehr für Veränderungen. Keine Bedürftigkeit.
Du bildest dir ein: ›Ich bin reich und habe alles, was ich brauche. Mir fehlt es an nichts!‹
Da machst du dir selbst etwas vor! Du merkst gar nicht, wie jämmerlich du in Wirklichkeit dran bist: arm, blind und nackt.
(Neues Testament, Offenbarung 3,17)
Buße tut not. Umdenken.
Wenn wir weich und formbar wären in der Hand unseres Schöpfers, dann könnte er aus uns bestimmt etwas Brauchbares machen … 😉 – und wir würden uns dann sicherlich auch nicht so leicht gemeinsam verknoten.
gemeinsam
Wenn mehrere Schnüre involviert sind (was ja in der Regel der Fall ist), reicht es auch nicht aus einen einzelnen Schnürsenkel zu massieren, sondern es müssen sich alle Senkel bewegen. Manchmal sind es auch gar nicht die Inhalte, sondern persönliche Empfindlichkeiten und menschliche Härte, die Gespräche sich festfahren lassen. Wenn sich alle um einen behutsamen Umgang und Flexibilität bemühen, entstehen manche Knoten gar nicht erst.
Überzeugungen sind nicht verhandelbar, Interessen allerdings schon; und man kann auch mit unterschiedlichen Überzeugungen zusammenleben und so manches zusammen machen. Wir tun dies jeden Tag.
Doch ihr müsst mit dieser Freiheit, die ihr habt, behutsam umgehen, damit ihr nicht einem Bruder oder einer Schwester mit einem ängstlicheren Gewissen schadet.
(Paulus‘ erster Brief an die Gemeinde in Korinth, 8,9)
Ambiguitätstoleranz
Dies ist wohl eins der schönsten Wörter, die ich je gelernt habe. Begegnet ist es mir auf dem Blog von Tobias Faix:
Wie würden sich unsere Gemeinden und unsere Diskussionen wohl anfühlen, wenn wir mehr Ambiguitätstoleranz hätten?
Das Leben ist nicht schwarz-weiß, sondern bunt und vielfältig; und die Wirklichkeit erschließt sich sicherlich am besten multiperspektivisch. Oft gibt es auch ganz praktisch mehr als zwei Möglichkeiten. Wenn wir ein Schwarz-Weiß-Denken überwinden könnten, wäre schon viel gewonnen.
Gelassenheit
Wenn ich glaube, dass nicht alles von mir abhängt, sondern vielmehr vom Wirken Gottes, sollte ich doch eigentlich mit meinen persönlichen Ambitionen auch etwas lockerer umgehen können, anstatt anderen damit auf den Senkel zu gehen.
Vertrauen in Gott bringt Gelassenheit und Hoffnung. Kontemplation und Zeit helfen uns Dinge zu erahnen, die wir mit dem Verstand nicht in den Griff kriegen.
… wenn ihr in irgendeinem Punkt anderer Meinung seid, wird Gott euch auch darüber Klarheit schenken. Aber lasst uns auf jeden Fall auf dem Weg bleiben, den wir als richtig erkannt haben.
(Paulus‘ Brief an die Gemeinde in Philippi 3,15-16)
Der weite Blick
So manche Verwirrung löst sich auf, wenn man einen Schritt zurück tritt und die Sache mit Abstand betrachtet. Jemand, der im Glauben fest steht und dessen Sicherheit Gott ist, der kann auch den Mut zu Gedankenspielen haben: Was wäre wenn …?
Seine eigenen (auch theologischen) Überzeugungen zu hinterfragen, heißt nicht, sich von Gott zu distanzieren. Manchmal müssen wir, um Gott näher zu kommen, uns von vertrauten Denkmustern entfernen. Einen einzigen Schritt zurückzugehen reicht manchmal nicht. Vielleicht sind mehrere Schritte nötig, damit der Blick weit genug ist, um alles Wesentliche zu erfassen. Vielleicht muss man sogar den ganzen Weg zurücklaufen bis zur letzten Weggabelung, um einen anderen Gedankengang auszuprobieren.
Etwas, das ich in manchen frommen Kreisen vermisse, ist SELBST-kritische Distanz, Neugier und ein reifes Problembewusstsein. Der eigene Blick ist verengt, und die Welt aus den Augen eines anderen zu sehen, erscheint als gefährlich oder sogar sündhaft. Der Knoten im eigenen Kopf wird gar nicht wahrgenommen, und die Ursache für Meinungsverschiedenheiten wird natürlich immer beim andern gesehen.
Warum siehst du jeden kleinen Splitter im Auge deines Mitmenschen, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?
(Matthäus-Evangelium 7,3)
Ups …
(Ich erwische mich selbst auch immer wieder dabei, dass ich ungeduldig und fordernd im Umgang mit anderen bin. – Ist unsere Freiheit wirklich auch die Freiheit der Andersdenkenden?)
Ein unverstellter Blick
Das beste Bibel-Projekt, das ich zur Zeit kenne, ist Worthaus. Ein wesentlicher Gedanke bei diesem Projekt ist, dass wir alle die Bibel durch unsere individuellen, subjektiven „Brillen“ lesen. Wichtig ist deswegen, uns unserer Brillen bewusst zu werden, um zum Wesentlichen der Texte durchzudringen.
Manchmal helfen auch ein großer Erfahrungsschatz und ein gutes Verständnis, worauf es im Leben ankommt. Der beste und umfassendste Ansatz, den ich kenne, ist die Integrale Theorie. Mittlerweile ist sie zum Glück auch in der deutschsprachigen Christenheit angekommen:
Ken Wilber hat einmal klug bemerkt, dass wir alle elitär starten, aber egalitär landen. Dort allein, in der egalitären Verbundenheit mit allen, sind menschliche Gemeinschaft, Zusammenhalt, Weisheit und Mitgefühl möglich. Das ist die normale und natürliche Richtung menschlichen Wachstums.
Die meisten Menschen haben sicherlich schon einmal die Erfahrung gemacht, dass sich ein Problem gelöst hat, ohne dass sie sich selbst anstrengen mussten. Informationen sortieren sich in unserem Gehirn und Dinge klären sich in den Tiefen unserer Seele, ohne dass wir uns darüber bewusst sind. Plötzlich ist alles klar, und wir wissen gar nicht, wie das passiert ist. Antworten kommen von irgendwo her zu uns und Dinge in unserem Leben fügen sich zu einander.
Wo ist das Problem?
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.
(Paulus‘ Brief an die Gemeinde in Philippi 4,7)
Tipps & Tricks
Habt ihr noch Ideen, wie man Knoten wegkriegt? Manche Leute sind besonders gut darin, Knoten zu entheddern. Könnt ihr uns ein paar Tipps geben, wie man das am besten macht?
… ein außergewöhnlicher Geist, Verstand und die Fähigkeit, Träume zu deuten, Rätsel kundzutun und Knoten zu lösen, haben sich bei Daniel gefunden …
(Daniel 5,12)
Maria Knotenlöserin, Gemälde von Johann Georg Melchior Schmidtner (1625-1705),
via Wikimedia Commons – Public domain
[Dies ist die neuere Überarbeitung eines älteren Artikels, welchen ihr mit Kommentaren hier findet.]
Abraham by József Molnár [Public domain], via Wikimedia Commons
Und ich blickte auf, und ich sah ein Meer aus Menschen, die keiner zählen konnte. Menschen aus allen Kirchen und christlichen Organisationen.
Sie waren aufgestanden und haben sich auf den Weg gemacht, ohne den Ort zu kennen, den sie suchen …
Dieser Artikel ist kein Aufruf dazu, dass du deine Gruppe verlässt. Es kann zwar sein, dass du dich innerlich schon längst verabschiedet hast und auf der Suche bist. Aber ob und wann der Zeitpunkt zu gehen gekommen ist, musst du selbst entscheiden. Vielleicht ändert sich auch was, und du wirst bleiben?!
Es gibt schon unzählige frustrierte Christen, die allen christlichen Gemeinden und Gruppen den Rücken gekehrt haben und versuchen, allein zurecht zu kommen. Privates Christentum.
Mit ihm [Jesus] seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.
(Die Bibel, Neues Testament, Paulus‘ Brief an die Kolosser, Kapitel 2, Vers 12)
Abraham ist ein wichtiger Mensch im Judentum, Christentum und Islam. Deshalb werden diese drei Religionen manchmal auch als die „abrahamitischen“ Religionen bezeichnet.
Paulus bezeichnet Abraham im Brief an die Gemeinde in Rom als „Vater aller, die glauben“ (Römerbrief 4,11). Das Richtige, was Abraham getan hatte, war, Gott zu vertrauen. Auf Gottes Wort hin zog er aus seinem vertrauten Leben in eine nicht-vertraute Zukunft. Abraham war Migrant.
Auch die Männer und Frauen, die sich um Jesus als ihren Lehrer geschart hatten, hatten sich im Vertrauen auf Gott auf einen neuen Weg eingelassen. Und dieselbe Lebenskraft Gottes, welche Jesus aus dem Totenreich zurückgeholt hatte, befähigte seine Anhänger dann zu Pfingsten als Zeugen seiner Auferstehung aufzutreten. Petrus zitiert bei dieser Gelegenheit die alte Schrift des jüdischen Propheten Joel, in der es heißt:
… dann gieße ich über alle Menschen meinen Geist aus. Männer und Frauen in Israel werden dann zu Propheten. Junge Leute haben Visionen und die Alten prophetische Träume. Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen, gieße ich zu jener Zeit meinen Geist aus und sie werden als Propheten reden.
Die ersten Christen hatten durch Jesus eine neue Identität bekommen. Sie waren nicht länger nur Juden, die die Traditionen der Vorväter pflegten, sondern sie waren auch Anhänger des Messias Gottes, Jesus Christus. Sie verstanden sich als Menschen, die unmittelbar von Gottes Geist befähigt werden, Neues zu sehen, von Gott her zu reden und sich von Gott gebrauchen zu lassen.
In der Apostelgeschichte wird für die Nachfolge Jesu auch der Begriff „Weg“ benutzt (Apostelgeschichte, Kapitel 9, Vers 2; Kapitel 19, Vers 23); Nachfolger Jesu wurden als Anhänger „des Weges“ bezeichnet. Sie hatten, wie Abraham, ihre Zelte abgerissen und sich auf einen neuen Weg eingelassen.
Wie innovativ ist das Christentum heute noch? Sind wir inspirierte und von Gottes Geist bewegte Menschen? Vorwärts-gewandt? Unfertig, noch auf dem Weg und lernbereit? Hat christlicher Glaube noch eine kreative Kraft? Oder pflegen wir nur die alten Traditionen unserer Vorfahren und streiten uns über unsere Unterschiede?
Wenn es irgendwo klemmt, liegt es manchmal an mir, manchmal an den anderen und oft an uns allen. Oft wird es keine Veränderung in meinem Leben geben, wenn ich nicht bereit bin, mich selbst zu ändern. Ich kann andererseits Veränderung aber auch nicht alleine leben. Wir brauchen einander, so wie sich unsere Körperteile gegenseitig brauchen und ergänzen. – Leib Jesu.
Viele neue Kirchen oder christliche Projekte sind nach einer Weile wieder verschwunden oder haben ihre Kraft verloren. Ich vermute, dass dabei zwei Dinge eine entscheidende Rolle gespielt haben:
Wir kommen nicht klar mit unseren Unterschieden.
Wir verlieren die Verbindung zu einander. Ein Teil geht voran, während zu viele zurück bleiben.
Vor einer Weile bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden, dass wahrscheinlich nach der Bibel das wichtigste Buch in meinem Leben sein wird: „Gott 9.0„. (Und ich habe schon viele Bücher gelesen…) Ich stimme zwar nicht mit allem überein, aber habe durch das Buch entscheidende Klarheit über unsere Unterschiede und mein eigenes geistliches Wachstum bekommen. Nach dem Lesen werden die meisten sicherlich auch die Geschichte und die gegenwärtige Situation der Menschheit in einem anderen Licht sehen.
In christlichen Kirchen und Gruppen geht es noch zu viel um die richtige Theorie und man macht sich zu wenig Gedanken über die Praxis. Wenn es uns gelänge, eine Kultur des Aufeinander-achtens zu etablieren, bei der sich Menschen nicht bedrängt oder in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen, dann würden auch nicht so leicht Menschen zurückfallen.
Verbindung hat auch mit Verbindlichkeit zu tun. Verbindliches gemeinsames Leben, Beten, Arbeiten, Anbeten, … – Ein geduldiges und hartnäckiges Warten auf das Wirken Gottes.
… »Ich lasse dich nicht eher los, bis du mich gesegnet hast!«