Der Traum von einem besseren Christentum

 

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Abraham by József Molnár [Public domain], via Wikimedia Commons

 

Und ich blickte auf, und ich sah ein Meer aus Menschen, die keiner zählen konnte. Menschen aus allen Kirchen und christlichen Organisationen.

Sie waren aufgestanden und haben sich auf den Weg gemacht, ohne den Ort zu kennen, den sie suchen …

 

Dieser Artikel ist kein Aufruf dazu, dass du deine Gruppe verlässt. Es kann zwar sein, dass du dich innerlich schon längst verabschiedet hast und auf der Suche bist. Aber ob und wann der Zeitpunkt zu gehen gekommen ist, musst du selbst entscheiden. Vielleicht ändert sich auch was, und du wirst bleiben?!

Es gibt schon unzählige frustrierte Christen, die allen christlichen Gemeinden und Gruppen den Rücken gekehrt haben und versuchen, allein zurecht zu kommen. Privates Christentum.

 

Mit ihm [Jesus] seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.

(Die Bibel, Neues Testament, Paulus‘ Brief an die Kolosser, Kapitel 2, Vers 12)

 

Abraham ist ein wichtiger Mensch im Judentum, Christentum und Islam. Deshalb werden diese drei Religionen manchmal auch als die „abrahamitischen“ Religionen bezeichnet.

Paulus bezeichnet Abraham im Brief an die Gemeinde in Rom als „Vater aller, die glauben“ (Römerbrief 4,11). Das Richtige, was Abraham getan hatte, war, Gott zu vertrauen. Auf Gottes Wort hin zog er aus seinem vertrauten Leben in eine nicht-vertraute Zukunft. Abraham war Migrant.

Auch die Männer und Frauen, die sich um Jesus als ihren Lehrer geschart hatten, hatten sich im Vertrauen auf Gott auf einen neuen Weg eingelassen. Und dieselbe Lebenskraft Gottes, welche Jesus aus dem Totenreich zurückgeholt hatte, befähigte seine Anhänger dann zu Pfingsten als Zeugen seiner Auferstehung aufzutreten. Petrus zitiert bei dieser Gelegenheit die alte Schrift des jüdischen Propheten Joel, in der es heißt:

 

… dann gieße ich über alle Menschen meinen Geist aus. Männer und Frauen in Israel werden dann zu Propheten. Junge Leute haben Visionen und die Alten prophetische Träume. Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen, gieße ich zu jener Zeit meinen Geist aus und sie werden als Propheten reden.

(Neues Testament, Apostelgeschichte, Kapitel 2, Verse 17-18; Joel, Kapitel 3, Verse 1-2)

 

Die ersten Christen hatten durch Jesus eine neue Identität bekommen. Sie waren nicht länger nur Juden, die die Traditionen der Vorväter pflegten, sondern sie waren auch Anhänger des Messias Gottes, Jesus Christus. Sie verstanden sich als Menschen, die unmittelbar von Gottes Geist befähigt werden, Neues zu sehen, von Gott her zu reden und sich von Gott gebrauchen zu lassen.

In der Apostelgeschichte wird für die Nachfolge Jesu auch der Begriff „Weg“ benutzt (Apostelgeschichte, Kapitel 9, Vers 2; Kapitel 19, Vers 23); Nachfolger Jesu wurden als Anhänger „des Weges“ bezeichnet. Sie hatten, wie Abraham, ihre Zelte abgerissen und sich auf einen neuen Weg eingelassen.

Wie innovativ ist das Christentum heute noch? Sind wir inspirierte und von Gottes Geist bewegte Menschen? Vorwärts-gewandt? Unfertig, noch auf dem Weg und lernbereit? Hat christlicher Glaube noch eine kreative Kraft? Oder pflegen wir nur die alten Traditionen unserer Vorfahren und streiten uns über unsere Unterschiede?

Wenn es irgendwo klemmt, liegt es manchmal an mir, manchmal an den anderen und oft an uns allen. Oft wird es keine Veränderung in meinem Leben geben, wenn ich nicht bereit bin, mich selbst zu ändern. Ich kann andererseits Veränderung aber auch nicht alleine leben. Wir brauchen einander, so wie sich unsere Körperteile gegenseitig brauchen und ergänzen. – Leib Jesu.

Viele neue Kirchen oder christliche Projekte sind nach einer Weile wieder verschwunden oder haben ihre Kraft verloren. Ich vermute, dass dabei zwei Dinge eine entscheidende Rolle gespielt haben:

  1. Wir kommen nicht klar mit unseren Unterschieden.
  2. Wir verlieren die Verbindung zu einander. Ein Teil geht voran, während zu viele zurück bleiben.

Vor einer Weile bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden, dass wahrscheinlich nach der Bibel das wichtigste Buch in meinem Leben sein wird: „Gott 9.0„. (Und ich habe schon viele Bücher gelesen…)  Ich stimme zwar nicht mit allem überein, aber habe durch das Buch entscheidende Klarheit über unsere Unterschiede und mein eigenes geistliches Wachstum bekommen. Nach dem Lesen werden die meisten sicherlich auch die Geschichte und die gegenwärtige Situation der Menschheit in einem anderen Licht sehen.

In christlichen Kirchen und Gruppen geht es noch zu viel um die richtige Theorie und man macht sich zu wenig Gedanken über die Praxis. Wenn es uns gelänge, eine Kultur des Aufeinander-achtens zu etablieren, bei der sich Menschen nicht bedrängt oder in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen, dann würden auch nicht so leicht Menschen zurückfallen.

Verbindung hat auch mit Verbindlichkeit zu tun. Verbindliches gemeinsames Leben, Beten, Arbeiten, Anbeten, …  – Ein geduldiges und hartnäckiges Warten auf das Wirken Gottes.

 

… »Ich lasse dich nicht eher los, bis du mich gesegnet hast!«

(Altes Testament / Tanach, Bereschit / Genesis / 1. Mose 32,27)

 

 

Jesus im künstlichen Koma

 

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Feldkreuz Hochtannbergpass, by böhringer friedrich (Own work) [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)%5D, via Wikimedia Commons

 

Ist die Christenheit wirklich die Verkörperung Christi?

Wie kann es sein, dass es in der Geschichte der Christenheit schon seit langer, langer Zeit Christen gibt, die sich gegenseitig verketzern und manchmal sogar totgeschlagen haben? Was ist das denn für ein Jesus, an den da geglaubt wird? Und warum haben wir heute immer noch eine schier unüberschaubare Zahl von Konfessionen, Kirchen, Gruppen und Projekten, die oft „nicht so gerne“ zusammenarbeiten wollen? Wenn nicht einmal wir, als Christen, das können, was soll denn da erst die anderen machen?

 

Zuerst höre ich, dass es Spaltungen in euren Gemeindeversammlungen gibt, und zum Teil glaube ich das. Denn es müssen ja Parteien unter euch sein, damit sichtbar wird, wer von euch sich im Glauben bewährt.

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(Die Bibel, Neues Testament, Paulus‘ erster Brief an die Christen in Korinth, 11. Kapitel, Verse 18-19)

 

Paulinische Ironie.

 

Gute Nachricht?

Wir reden vom Evangelium, der guten Nachricht. Wie gut kann die Botschaft sein, wenn der Zustand der Christenheit so aussieht? Ist da vielleicht etwas schlecht gelehrt oder falsch verstanden worden? Und gibt es Christen, die das Problem erkennen?

 

 Ich wundere mich, wie schnell ihr euch von dem abwendet, der euch zum Glauben gerufen hat! Durch Christus hat er euch seine Gnade erwiesen, und ihr kehrt ihm den Rücken und wendet euch einem anderen Evangelium zu.
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Dabei gibt es doch überhaupt kein anderes Evangelium! Es ist nur so, dass gewisse Leute euch in Verwirrung stürzen, weil sie versuchen, das Evangelium von Christus auf den Kopf zu stellen.
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(Paulus‘ Brief an die Christen in Galatien, 1,6-7)

 

Christus im Koma

In manchen Kirchen und Gruppen scheint Jesus in einem künstlichen Koma gehalten zu werden. Man benutzt gerne seinen Namen, aber ihm wirklich die Kontrolle zu überlassen … – wollte man das wirklich „riskieren“? Da könnte sich ja dann vielleicht so einiges ändern

 

Wenn die Welt euch hasst, dann denkt daran, dass sie mich schon vor euch gehasst hat.
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Sie würde euch lieben, wenn ihr zu ihr gehören würdet, denn die Welt liebt ihresgleichen. Doch ihr gehört nicht zur Welt; ich habe euch aus der Welt heraus erwählt. Das ist der Grund, warum sie euch hasst.
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(Neues Testament, Johannes-Evangelium, 15,18-19)

 

Herr Jesus

Man bekennt Jesus als „Herr“ in seinem Glaubensbekenntnis und singt seine Lieder – aber sind es wirklich mehr als Lippenbekenntnisse? Man möchte zur Gruppe gehören, aber möchte man auch an der Seite Jesu leben? – „Vielleicht ist es ja doch besser, wenn ich da bleibe, wo ich bin, mit meinem vertrauten Gemeindealltag …“

 

Ein neuer Weg

Gottes Wort an Abraham, den Vater unseres Glaubens:

 

Geh fort aus deinem Land, verlass deine Heimat und deine Verwandtschaft und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde! …

(Die Bibel, Tanach / Altes Testament, Bereschith / Genesis / 1. Mose 12,1)

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