Christentum heute ist ohne die biblischen Texte kaum vorstellbar. Es gab allerdings schon Christentum bevor die Bibel entstand. Auch ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen. Wie wir mit ihr umgehen, ist entscheidend für uns selbst und für andere. – VORSICHT : Das Anliegen des Blogs ist mir sehr ernst; einzelne Sätze sind allerdings nicht immer wörtlich zu nehmen. ;-) – Bin übrigens als Christian Schmill auf Facebook, @C_Schmill bei Twitter.
„Der Platz in unserem Herzen ist euch sicher, auch wenn ihr euch uns gegenüber verschlossen habt. Ich rede zu euch wie ein Vater zu seinen Kindern. Schenkt mir doch dasselbe Vertrauen, das ich euch entgegenbringe, und öffnet mir eure Herzen!“
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( Paulus in seinem zweiten Brief an die Christen in Korinth, 6,12-13
Am Anfang formte Gott die Erde. Er machte sie rund und schön. Er schuf Samen und warf ihn in den Wind. Und bald umhüllte ein schillernder grüner Mantel das Angesicht der Erde.
Dann formte er Fische und warf sie ins Meer, und sprach:
„Macht euch ein Zuhause!“
Und die Fische schwammen zu den Korallenriffen und in die Abgründe des Meeres und machten sich ein Zuhause in den Weiten der Ozeane.
Dann formte Gott die Vögel und warf sie in den Himmel, und sprach:
„Macht euch ein Zuhause!“
Und die Vögel breiteten ihre Schwingen aus und flogen über die Meere und flatterten auf die Berge, und bauten sich Nester in den Wipfel der Bäume und hoch auf den Gipfeln der Berge.
Dann formte Gott große Tiere mit Hufen und schickte sie in die Weite der Steppe, und sprach:
„Macht euch ein Zuhause!“
Und die großen Tiere stampften los, durchzogen die Steppe und machten sich ein Zuhause auf den Wiesen und in den Wäldern der Welt.
Dann formte Gott den Menschen und hauchte seinen Atem in dessen Nase. Da öffnete der Mensch seine Augen und blickte in das gütige Gesicht Gottes. Da lachte Gott, stellte den Menschen auf seine Füße und gab ihm einen Klaps auf seinen Po, und sprach:
„Mach dir ein Zuhause!“
Und der Mensch lief los und schwamm über die Meere der Erde und sah die Wale und Seeungeheuer. Und er lief durch die Steppen und die Wiesen und Wälder der Erde und sah Rinder und Rehe. Er kletterte sogar hoch auf die Berge und fand die Nester der Adler.
Da bemerkte der Mensch, dass er müde geworden war und schloss die Augen. Und als er sie wieder öffnete, machte er sich auf den Weg zurück zu Gott.
Und Gott sprach zum Menschen:
„Warum bist du wieder zurückgekommen?“
Da sprach der Mensch:
„Ich schwamm über alle Meere deiner Erde und sah all die Meerestiere, die du geschaffen hast. Und ich lief durch alle Landschaften deiner Welt und sah all die Landtiere, die du geschaffen hast. Und ich stieg sogar hinauf auf die Gipfel der Berge und fand die Nester der Adler. Dann merkte ich, dass ich müde geworden war und schloss die Augen. Und in meinem Geist sah ich dein Lächeln und hörte deine sanfte Stimme…“
„Es gab einmal eine Zeit, da lebten riesige Völker mit gewaltigen Gebäuden auf der Erde. Das war zu der Zeit, als die Menschen sich fast auf der gesamten Erdkugel ausgebreitet hatten. Und die Menschen wollten immer noch mehr, sodass die von der Natur geschenkten Lebensgrundlagen knapp wurden. Viele Pflanzen und Tiere hatten die Ausbreitung der Menschen zu jener Zeit schon nicht überlebt.“
„Dies ist ein Grund, weshalb wir heute Pflanzen und Tiere als unsere Schwestern und Brüder ansehen, weil wir das Unrecht erkennen, das unsere Vorfahren anderen Lebewesen angetan haben.“
„Die Menschen damals taten all dies, weil sie sich selbst und ihrer Welt fremd geworden waren. Sie hatten sich ihre eigene Welt erschaffen. Werkzeuge und Behausungen, Dörfer und Straßen und Städte. Sie hatten gelernt, Feuer zu machen und die Kraft des Blitzes zu nutzen. Sie entfesselten sogar noch gewaltigere Kräfte als den Blitz – dabei waren sie noch nicht einmal in der Lage, ihre eigenen Leidenschaften und Ängste zu beherrschen.“
„Die Menschen liebten die Werke ihrer Hände. Sie wurden ihr Zuhause, und das Zuhause, aus dem sie kamen, wurde ihnen fremd. Sie verstanden nicht das Leid der anderen Lebewesen, und sie verstanden auch nicht die Krankheiten, welche unter ihnen ausbrachen.“
„Mit ihrer Schlauheit erschufen sie Müll, welchen die Erde noch nie gesehen hatte. Sie brachen das Antlitz der Landschaft auf und bohrten tief in den Grund des Lebens. Sie nahmen sich, was sie kriegen konnten, und Abfälle und Gifte schütteten sie ins Meer. Ihre Maßlosigkeit war grenzenlos und unerträglich.“
„Es gab immer auch weise Menschen, welche die Gefahren erkannten, aber ihre Stimmen verhallten im Lärm derer, die ihren Spaß hatten, und in den Klagen derer, die litten. So kam es, wie es kommen musste…“
„Aber warum haben nicht mehr Menschen damals, wo sie doch schon so schlau waren, erkannt, wohin das alles führen würde?“
„Viele Menschen hatten große Sorge bei all diesen Entwicklungen, aber sie waren schwach und hatten keinen Plan, wie sie den Lauf der Dinge ändern könnten. Und die Menschen, welche mehr Macht hatten als andere, waren leider nicht so schlau.“
„Weshalb hatten sie denn mehr Macht?“
[…]
wie lange wird es noch menschen auf unserem planeten geben
was für geschichten werden sich diese menschen später einmal erzählen
wie müssten die mythen einer kultur aussehen welche sich nicht wieder so zerstörerisch entfaltet
Sonnenaufgang von Fondachelli-Fantina (Montagna di Verná / Monti Peloritani, Gebirge im Nordosten von Sizilien) Foto von Girtompir, via Wikimedia Commons – CC0
Ich wünsche dir, dass du dir keine guten Vorsätze für die Zukunft machst. Die Zukunft gehört uns nicht. – Wie wär’s, wenn du schon heute, hier und jetzt einfach der beste Mensch bist, der du sein kannst?
Ich wünsche dir, dass das Leben dich kitzelt, reizt und lockt, es in all seiner Fülle zu erfahren.
Ich wünsche dir, dass die Geheimnisse unserer Welt dich faszinieren und kindliche Neugier in dir wächst.
Ich wünsche dir wache Augen für alle Schönheit.
Ich wünsche dir, dass du erlebst, wie schön es ist, ein guter Freund zu sein, und Freunde hast, die ewig Freunde bleiben.
Ich wünsche dir Familie, die Zuhause ist.
Ich wünsche dir Arbeit, in die du gerne dein Herzblut investierst, und dass du gute Früchte deiner Arbeit sehen darfst.
Ich wünsche dir viele Kinder in deinem Leben.
Ich wünsche dir Nähe zu alten Menschen.
Ich wünsche dir, das Heilige zu berühren.
Ich wünsche dir, Sinn in Krankheit zu finden.
Ich wünsche dir Zeit zum Lesen.
Ich wünsche dir geist-erfülltes Sein.
Ich wünsche dir, gebraucht zu werden.
Ich wünsche dir eine Gemeinschaft von Menschen, mit denen du auf demselben Weg bist.
Ich wünsche dir die Reife des Erwachsenwerdens, dass du mit Abstand und Milde auf das Gute und Schlechte in deinem Leben schauen kannst.
Ich wünsche dir den Trost des Waldes.
Ich wünsche dir tiefe Verbundenheit mit allem, was ist.
Ich wünsche dir, dass du die gute Kraft spürst, die dich trägt.
Ich wünsche dir Liebe, die dich drängt und zieht in eine bessere Welt.
Ich wünsche dir Leben, das nie endet.
Ich wünsche dir tiefes Erbarmen mit allem Leid in dieser Welt.
Der Rest deines Lebens liegt vor dir, wie ein weites, offenes Land …
Säugling während des Stillens, Foto von Petr Kratochvil via Wikimedia Commons – public domain
Wir verlieren uns schnell in Gedanken und Argumentationen, führen endlose Diskussionen im Kopf und mit anderen Menschen, bleiben hängen in immer wieder denselben Gedankengängen …
Wenn wir versuchen, dicht an einfachen menschlichen Erfahrungen zu bleiben, kann uns das vielleicht davor bewahren, uns in Theorien zu verirren.
Eine der grundlegendsten menschlichen Erfahrungen ist die Berührung und das Berührt-werden. – Notwendig zum Überleben.
fühlen
Schon der kleine neue Mensch, der im Bauch der Mama wächst, fühlt. Wahrnehmungen füttern das Gehirn mit Informationen, und die Eindrücke werden zu den ersten Erinnerungen von der Umwelt.
Nach der Strapaze der Geburt – noch bevor das Neugeborene richtig sehen kann – erlebt es Berührungen und Haut; Hände, die es halten und streicheln, und den Körper der Mutter, der ihm alles gibt, was es braucht.
Erwachsene sind gegenüber Kindern übermächtig; und Eltern gehören zu den ersten Allmächtigen, welche sie kennenlernen. Kinder werden berührt und lernen zu berühren.
Wohin soll ich gehn vor deinem Geist, wohin vor deinem Antlitz entlaufen!
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Ob ich den Himmel erklömme, du bist dort,
bettete ich mir das Gruftreich, da bist du.
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Erhübe ich Flügel des Morgenrots, nähme Wohnung am hintersten Meer, dort auch griffe mich deine Hand, deine Rechte faßte mich an.
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Spräche ich: »Finsternis erhasche mich nur, Nacht sei das Licht um mich her!«, auch Finsternis finstert dir nicht, Nacht leuchtet gleichwie der Tag,
gleich ist Verfinsterung, gleich Erleuchtung.
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Ja, du bists, der bereitete meine Nieren, mich wob im Leib meiner Mutter! Danken will ich dir dafür, daß ich furchtbar bin ausgesondert:
sonderlich ist, was du machst, sehr erkennts meine Seele.
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Mein Kern war dir nicht verhohlen, als ich wurde gemacht im Verborgnen, buntgewirkt im untersten Erdreich,
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meinen Knäul sahn deine Augen, und in dein Buch waren all sie geschrieben,
die Tage, die einst würden gebildet, als aber war nicht einer von ihnen.
Berührungen werden durch die Haut vermittelt. Haut an Fingern, Händen, Füßen, Kopf, …
Die Haut. Das größte Organ. Sie schützt uns und ist gleichzeitig eine durchlässige Membrane zwischen Innen und Außen. Sie grenzt uns ab und vermittelt Wahrnehmungen aus der Welt um uns her …
Es gibt kaum etwas Niedlicheres als die Finger und Fingernägel von Babys. Und später sind es diese Hände, die die Kinder überall drin haben, und greifen und be-greifen.
Berührungen erhalten ihre Wirkung durch den Zusammenhang. Das Händchenhalten in der Kita fühlt sich für die Kinder anders an, als später das Händehalten mit Freundin oder Freund.
Der Handschlag mit dem neuen Geschäftspartner fühlt sich anders an als das Händeschütteln mit einem alten Freund. Und wenn sich Sportler nach einem Tor in die Arme fallen, ist das anders, als wenn man einen Trauernden in den Arm nimmt.
Wir berühren einander in den Rollen, die wir ausfüllen – und das muss kein künstliches Schauspielern sein. Auch der aufrichtigste und natürlichste Mensch ist in Beziehungen eingebunden, in denen er (s)eine Rolle spielt.
Sehende und hörende Hände
Blinde sehen mit den Händen, und Taubstumme können mit den Händen die Sprache erlernen. Und ein alter, sterbender Mensch, der schon blind und taub ist, spürt doch noch eine Berührung, einen Händedruck und ein Händehalten.
rühren
In „Berührung“ steckt „rühren“. Das Wort „rühren“ hat mit Bewegung zu tun. Berührungen können etwas in Gang setzen: Gedanken, Gefühle, Menschen … – Unsere Worte und Blicke können andere Menschen tief berühren.
Blicke, die unsere Seele berühren
Wir können mit Blicken etwas „ab-tasten„. – Auf Neu-Deutsch: Wir „scannen“ unsere Umgebung.
Die Blicke oder die Stimme eines Anderen – oder einer Anderen – können mein Herz bewegen und es schneller schlagen lassen, und in meiner Seele rühren …
Dein blaues Auge hält so still,
Ich blicke bis zum Grund.
Du fragst mich, was ich sehen will?
Ich sehe mich gesund.
Es brannte mich ein glühend Paar,
Noch schmerzt das Nachgefühl;
Das deine ist wie See so klar
Und wie ein See so kühl.
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(Klaus Groths Gesammelte Werke. Vierter Band. Plattdeutsche Erzählungen – Hochdeutsche Gedichte, Kiel und Leipzig, Verlag von Lipsius & Tischer, 1893, S. 176)
… Am Tag, da ER, Gott, Erde und Himmel machte,noch war aller Busch des Feldes nicht auf der Erde, noch war alles Kraut des Feldes nicht aufgeschossen, denn nicht hatte regnen lassen ER, Gott, über die Erde, und Mensch, Adam, war keiner, den Acker, Adama, zu bedienen: aus der Erde stieg da ein Dunst und netzte all das Antlitz des Ackers, und ER, Gott, bildete den Menschen, Staub vom Acker, er blies in seine Nasenlöcher Hauch des Lebens,und der Mensch wurde zum lebenden Wesen.
Der Geist Gottes, der Heilige Geist, ist ein Lebensspender. Gottes Hauch macht Totes lebendig, und drängt in allem Lebendigen zu Wachstum und Segen und dem Wohl der Schöpfung. – Leben, Generation nach Generation.
Menschen können sich glücklich schätzen, wenn sie als Kinder durch Berührungen Liebe kennengelernt haben – und nicht Missbrauch:
Familien sollten die Orte sein, wo Menschen sich sicher und Zuhause fühlen und den Segen Gottes erfahren. Orte, wo der Geist der Liebe, als unsichtbares Band, die Generationen mit einander verbindet.
Liebe. Geist. Lebenshauch. – Flüchtig, nicht greifbar, und doch lebensnotwendig wie die Luft zum Atmen.
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… er hauchte sie an und sagte: „Empfangt den Heiligen Geist!“
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„Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr sie nicht vergebt, dem sind sie nicht vergeben.“
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(Johannes-Evangelium 20,22-23)
Jesus
Jesus hatte viele Berührungen mit Menschen – im übertragen Sinn und auch buchstäblich.
Bei einer Erzählung von Jesus spielen Berührungen eine besondere Rolle:
… Auf dem Weg … drängte sich die Menge um Jesus. Darunter war auch eine Frau, die seit zwölf Jahren an starken Blutungen litt. Ihr ganzes Vermögen hatte sie für die Ärzte aufgewendet, doch niemand hatte sie heilen können. Sie kam von hinten heran und berührte einen Zipfel seines Gewandes.
Sofort hörte die Blutung auf. „Wer hat mich berührt?“, fragte Jesus. Doch niemand wollte es gewesen sein.
Petrus sagte: „Rabbi, die Menge drängt und drückt dich von allen Seiten!“ Doch Jesus bestand darauf: „Es hat mich jemand angerührt, denn ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist.“
Als die Frau sah, dass sie nicht verborgen bleiben konnte, fiel sie zitternd vor Jesus nieder. Vor allen Leuten erklärte sie, warum sie ihn berührt hatte und dass sie im selben Augenblick geheilt worden war.
„Meine Tochter“, sagte Jesus da zu ihr, „dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!“
„Na, warte mal ab! Wie kannst du dir da so sicher sein, dass du geheilt worden bist? Vielleicht ist das ja jetzt nur die Aufregung, und wenn du wieder alleine Zuhause sitzt, ist wieder alles beim Alten: ein ewiges Ausbluten.“
Der Erzähler der biblischen Geschichte teilt solch menschliche Skepsis nicht. Für ihn ist ganz klar: Jesus ist so! Und wenn Menschen ihn berühren, werden sie gesund.
Berührung kann Kraft kosten und Kraft geben, und Menschen heil werden lassen.
Berührungs-Stress
Be-gegen-ungen zwischen Menschen sind oft anstrengend. Mit unseren Augen ver-hand-eln wir unsere Blick-Kontakte, und Augen, die uns anstarren, machen uns nervös. Blicke können Körper und Seelen begrabschen …
Ein Blick kann uns treffen und verletzen; und die strafenden Blicke der Eltern halten die Kinder auf rechter Bahn …
Auch das Wort eines Anderen kann uns treffen oder berühren. Wir ringen um Worte, liefern uns Wortgefechte im Schlag-Abtausch oder fummeln uns mit schleimigen Worten in die Seele eines anderen.
Menschen kosten Kraft. Schon eine Begrüßung kann bei manchen Menschen in Stress ausarten: „Sag ich einfach ‚Hallo‘ oder gebe ich die Hand?“ – „Was mach ich, wenn der andere mich umarmt?“ – „Kränke ich jemand, wenn ich nicht umarme?“
Menschen. – Wir können nicht ohne sie leben, und nicht mit ihnen.
Ich habe mein ganzes Leben bisher als moderner Stadtmensch gelebt – in der Anonymität einer Großstadt. Mein Leben berührt ständig das Leben anderer Menschen, und mein eigenes wird berührt: Ein flüchtiger Blick in der U-Bahn oder auf der Straße, ein Lächeln, …
Vor Jahren sah ich einmal ein Plakat, das funktionierte ungefähr so:
gemEINSAMkeit
Leben, einfach
Für manche Menschen heutzutage ist das eigentlich ganz normale Leben schon zu etwas Seltenem geworden: Zeit mit Familie und echten Freunden verbringen – berühren und berührt werden. Einfach leben.
Wie wäre es, wenn wir selbst in unserer Seele gesund würden, und Menschen, deren Leben durch unsers berührt wird, Heilung erfahren? – Vertrauen hatte die Frau, die Jesus berührt hat, gesund werden lassen.
Berührt werden und berühren
Die Episode mit der gesund-gewordenen Frau ist nur ein Ausschnitt der ganzen Geschichte. Hier nun die vollständige Erzählung:
Als Jesus ans andere Ufer zurückkam, empfing ihn eine große Menschenmenge, denn sie hatten auf ihn gewartet. Da kam ein Synagogenvorsteher zu ihm, namens Jaïrus. Er warf sich vor ihm nieder und bat ihn, in sein Haus zu kommen, weil seine einzige Tochter, ein Mädchen von zwölf Jahren, im Sterben lag.
Auf dem Weg dorthin drängte sich die Menge um Jesus. Darunter war auch eine Frau, die seit zwölf Jahren an starken Blutungen litt. Ihr ganzes Vermögen hatte sie für die Ärzte aufgewendet, doch niemand hatte sie heilen können. Sie kam von hinten heran und berührte einen Zipfel seines Gewandes.
Sofort hörte die Blutung auf. – „Wer hat mich berührt?“, fragte Jesus. Doch niemand wollte es gewesen sein.
Petrus sagte: „Rabbi, die Menge drängt und drückt dich von allen Seiten!“ Doch Jesus bestand darauf: „Es hat mich jemand angerührt, denn ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist.“
Als die Frau sah, dass sie nicht verborgen bleiben konnte, fiel sie zitternd vor Jesus nieder. Vor allen Leuten erklärte sie, warum sie ihn berührt hatte und dass sie im selben Augenblick geheilt worden war.
„Meine Tochter“, sagte Jesus da zu ihr, „dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!“
Während Jesus noch mit ihr sprach, kam jemand aus dem Haus des Synagogenvorstehers und sagte zu Jaïrus: „Deine Tochter ist gestorben. Du brauchst den Rabbi nicht weiter zu bemühen.“
Jesus hörte es und sagte zu dem Vorsteher: „Hab keine Angst! Vertrau mir, dann wird sie gerettet werden!“
Er ging in das Haus, erlaubte aber niemand, ihn zu begleiten, außer Petrus, Johannes und Jakobus und den Eltern des Kindes. Das ganze Haus war voller Menschen, die laut weinten und das Mädchen beklagten. „Hört auf zu weinen!“, sagte Jesus zu ihnen. „Das Kind ist nicht tot, es schläft nur.“
Da lachten sie ihn aus, denn sie wussten, dass es gestorben war. Doch Jesus fasste es bei der Hand und rief: „Kind, steh auf!“ Da kehrte Leben in das Mädchen zurück und es stand gleich auf. Jesus ordnete an, ihr etwas zu essen zu geben.
Die Kleine hatte bestimmt großen Hunger.
Eine rührende und berührende Geschichte. – „Jesus fasste es bei der Hand.“ Jesus zieht einen kleinen Menschen aus der Unterwelt zurück ins Leben und verwandelt Trauer und Verzweiflung in Freude und Glück.
Leben aus dem Tod.
Salben & Segnen
Auch bei einer anderen Erzählung in den Evangelien spielt Berührung eine Rolle. Hier kostet sie nicht nur Kraft, sondern ist auch in höchstem Maße peinlich. – Allerdings für wen?
„Jesus und die Sünderin“: EINE BEGEGNUNG, DIE ALLES VERÄNDERTE – DAS GLEICHNIS VON DEN BEIDEN SCHULDNERN (LK 7,36-50) | (Worthaus 1.2.1)
Segnen, salben („Christus“ = Messias = hebr. „Maschiach“ = Gesalbter) und Handauflegung spielt in biblischen Texten immer wieder eine Rolle.
Bei Berührungen passiert etwas zwischen Menschen, und das Leben und die Zukunft verändern sich.
Heiliges Küssen
Im Römerbrief geht es um Gott und die Welt, Himmel und Hölle, Menschenkrampf und göttliches Leben in heiligem Geist. Und ausgerechnet der Römerbrief endet mit einer langen Liste von Grüßen und mit den Worten:
DAS DRITTE GEBOT
Du sollst den Feiertag heiligen.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern es heilig halten, gerne hören und lernen.
Es geht mir hier nicht um eine Diskussion „Sonntag gegen Sabbat“, sondern um die grundsätzlichere Frage: Was machen wir am 7. Tag der Woche? – oder: Was machen wir am Ruhetag?
Den Feiertag heiligen
Das bedeutet NICHT: 6 Tage rackern wir uns ab für uns selbst und am siebten Tag rackern wir uns ab für Gott. 6 Tage dienen wir für uns – am 7. Tag Gottesdienst.
Vollendet hatte Gott am siebenten Tag seine Arbeit, die er machte, und feierte am siebenten Tag von all seiner Arbeit, die er machte. Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn,denn an ihm feierte er von all seiner Arbeit, die machend Gott schuf.
(Bibel / Tanach, Altes Testament, Bereschit / Genesis / 1. Mose, 2. Kapitel, Vers 2-3, in der Buber-Rosenzweig-Übersetzung)
Gott ruhte von allem Machen. Es war sehr gut. Perfekt. Vollendet. Nichts mehr hinzuzufügen.
Zeit nehmen zum Wahrnehmen des sehr guten Wirken Gottes in seiner Welt. Die Weite des Himmels: Von Horizont zu Horizont. Die Wolken ziehen sehen. Unendlich ausgebreitetes Sternenzelt im Nachthimmel. – Betrachten. Riechen. Lauschen. Schmecken. Ausruhen. Entspannen. Regenerieren. Seelenruhe …
entspannt
Tiefe Muskel-Verspannungen lösen sich nicht in einer Bildschirmpause. – Und wie lange dauert es, bis sich verkrampfte Seelen entspannen? Hart gewordene Herzen wieder weich werden?
Der 7. Tag. Ein ganzer Ruhetag.
24 Stunden schlafen? – Ich glaub, das schaff ich nicht.
Wann und wo und wie kommst du zur Ruhe?
Können und wollen wir uns das überhaupt leisten? Gibt es nicht einfach viel zu viel zu tun, und zu wenige, die mit anpacken? So viele Hilfsbedürftige und nicht genug Engagement. So viel Dringendes und Drängendes …
Einen ganzen Tag nichts schaffen? Ist das nicht viel zu unproduktiv? Wie viel Leistungsträger gibt es in unserer Republik, die regelmäßig einen Tag pro Woche total ausfallen können? Was würde das für unser Bruttosozialprodukt bedeuten? Würde Deutschland nicht internationale Spitzenpositionen einbüßen müssen, wenn alle Deutschen einmal die Woche gar nichts leisten?
Wir brauchen ja auch Zeit, um uns um unseren Besitz zu kümmern. Alles will gewartet werden, Zimmer geputzt, Nippes staubgewischt. Vermögen verwaltet. Der soziale Status und Netzwerke müssen ständig unterfüttert werden. Nichts passiert von alleine.
Gerate ich selbst nicht auch ins Hintertreffen, wenn ich das mache? Da kann ich doch niemals mehr mithalten mit denen, die einfach durchpowern: 24/7/365? Sind wir nicht auch unersetzbar und müssen unbedingt erreichbar sein – auch am Ruhetag?
Gibt es noch Orientierung bei aller Optimierung?
zeitlos – im Hier-und-Jetzt
Sabbat. Ein geschenkter Tag. Keine Verpflichtungen. Ruhe. Abschalten. Die Uhr bleibt 24 Stunden lang stehen. Die Erde hört auf sich zu drehen.
Einen zeitlosen Raum betreten. Kein Zeitdruck. In die Welt Gottes eintauchen. Von Ewigkeit zu Ewigkeit …
Ein weiter Blick. Erzählen von den Urgroßeltern. Familie planen. Zeit für Kinder. Stress verspielen.
Wann?
Es muss nicht unbedingt Sonntag sein. Eigentlich wäre Samstag ja sowieso irgendwie Sabbat-mäßiger.
Wo?
Gute Frage. Gibt es überhaupt noch einen Ort in unserem Leben, wo wir wirklich zur Ruhe kommen? Können Kirchengebäude so ein Ort sein? Oder einfach Zuhause? Oder in Gottes Schöpfung? In der Einöde? Bei Verwandten oder Freunden?
Mit wem?
Kommen wir zur Ruhe in der Einsamkeit oder eher in der Nähe von Menschen, bei denen wir wir selbst sein können? Einfach so da sein dürfen, wie wir sind? Einem anderen Menschen in die Augen schauen und die Welt um uns herum vergessen. Beziehungen wachsen lassen.
Wie?
Vielleicht still sitzen in Meditation. Beten. Vielleicht auch in Bewegung: Unseren ganzen Körper wieder spüren lernen – nicht nur unseren Hintern, auf dem wir zu viel sitzen. Spazieren gehen, wandern, schlendern, tanzen, Ball spielen, uns frei laufen, …
Wie können wir uns an einem Tag abschneiden von all den Schnüren, die an uns zerren?
(Mit oder ohne Smartphone?)
Die Spinne hat uns schon längst gefangen in ihrem Netz, und die Schlinge zieht sich weiter zu …
… Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.
(Tanach / Altes Testament, Psalm 127, 1-2)
[Dies ist die Überarbeitung eines älteren Artikels, welchen ihr mit Kommentaren hier findet.]
Ein beliebter Bibelvers. Viel wurde schon gesagt und geschrieben.
Es wird theologisch dogmatisiert und diskutiert über Kindertaufe, Kinder-Evangelisation, Religionsunterricht für Kinder, … – Das Thema geht uns aber noch viel tiefer und ganz persönlich an. Das Himmelreich beginnt bei mir: in meinem Herzen, meinem Alltag, meiner Familie, …
Eltern kennen das: Wir können uns den Mund fusselig reden … – doch Kinder machen oft nicht das, was wir sagen. Aber das Leben, das wir ihnen vorleben, bleibt in ihnen für den Rest ihres Lebens.
Eine rauchende Mutter mag ihrem Kind den guten Rat geben: „Fang bloß nicht an zu rauchen …“ – Aber Kinder scheinen sich mehr an dem zu orientieren, was wir vorleben, als an dem, was wir sagen.
Manche von uns haben viel Bibelwissen und können mitreden. Manche haben schon eine lange Geschichte als Christen und tragen mit sich viel liebgewordene christliche Tradition. Wir bringen das auch unseren Kindern bei: Glaubensbekenntnis, Katechismus, Christenlehre, Familienandachten, … – Christentum im Kopf und ein leeres Herz. In den Kirchen und Gemeinden sind wir engagiert und nett und zuhause geht die Familie den Bach runter …
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! Ihr versperrt anderen den Zugang zu Gottes himmlischem Reich. Denn ihr selbst geht nicht hinein, und die hineinwollen, hindert ihr auch noch daran.
(Matthäus-Evangelium 23,13)
Wir sind alle bedürftig. Es gibt so viel Mangel und Not …
Kinder sind klein und schwach und abhängig.
Wenn Jesus unser Leben ist, wenn ER uns lebt, dann können auch unsere Kinder zu ihm kommen. Sie werden mit hinein genommen in das göttliche Leben, das aus uns ausfließt.
Wer an mich glaubt, wird erfahren, was die Heilige Schrift sagt: Von seinem Inneren wird Leben spendendes Wasser ausgehen wie ein starker Strom.
(Johannes-Evangelium 7,38)
Heiligung. Gott macht unsere Seele gesund und „heilt all unsere Gebrechen“. Er ist der gute Hirte, der uns mit allem versorgt. Bei ihm ist kein Mangel. Wenn wir unser Altes loslassen, macht er alles neu.
Er fügt uns ein in die Gemeinschaft der Heiligen. Eine Generation aus Königen und Priestern. Wie ein Organismus wirken alle zusammen. Was einer nicht kann, kann der andere. Gott schenkt Befähigung, so wie es der Organismus braucht; und alle wachsen gemeinsam und zusammen der Ganzheit entgegen. Gott ist Liebe.
Christus in uns – die Hoffnung der Herrlichkeit. Immer wieder suchen wir seinen Frieden, und er wird uns geschenkt, in einer Weise, die wir nicht verstehen. Gottes Wirken erfasst uns und führt uns mit sich im Strom des Lebens.
Er macht unser Leben hell und führt uns auf einem guten Weg. Er gießt seine Liebe in unsere Herzen …
Wir sind das Licht der Welt. Unsere Kinder finden Sicherheit und Orientierung in dem Licht, das von uns ausgeht. Unsere Liebe wärmt ihre Seelen.
Ich versichere euch: Wer sich Gottes Reich nicht wie ein Kind schenken lässt, der wird ganz sicher nicht hineinkommen.