Worthaus : Apokalypse und frühchristliche Prophetie

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Viktor Vasnetsov, the Four Horsemen of the Apocalypse [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Offenbarung ist gar nicht mal so ein schwieriges Buch. Sie hat eine ganz klare Botschaft.

(Marco Frenschkowski)

Gestern hab ich mit meiner Mutter mal wieder einen Worthaus-Vortrag gehört: „Frühchristliche Prophetie: Von der Johannesapokalypse zum Verschwinden der Prophetie in der alten Kirche“ von Prof. Dr. Marco Frenschkowski

Toller Vortrag! – Ich warte immer noch darauf, von Worthaus mal einen schlechten Vortrag zu hören.  😉

Der gößere Teil des Vortrags ist eine Hinführung und Einladung zum Lesen der Offenbarung/Apokalypse des Johannes. Endlich mal keine wilden Spekulationen oder Endzeit-Berechnungen. Er vermittelt glaubwürdig, dass ihm das Buch am Herzen liegt, und man bekommt direkt Lust, es mal zu lesen. (Ich hab’s schon ein paar mal gelesen – ist aber schon eine Weile her.)

Er betrachtet die Johannes-Apokalypse nicht als einen isolierten Text, sondern als Teil der frühchristlichen Prophetie. Propheten waren in der frühen Christenheit offenbar nichts exotisches. Die spannende Frage ist natürlich: Was bedeutet das für uns heute und ist Prophetie auch ein wichtiger Bestandteil der Christenheit heute? (Oder sollte es vielleicht sein?)

10 Kommentare zu „Worthaus : Apokalypse und frühchristliche Prophetie

  1. Da muss ich mal unbedingt reinhören. Gerade Offenbarung und Daniel spielen in meiner Gemeinde eine große Rolle. Ich für meinen Teil finde es interessant, dass die Offenbarung so beginnt: „Dies ist die Offenbarung Jesu Christi“. Da fragt man sich sowohl im Griechischen als auch im Deutschen: Ist das die Offenbarung VON Jesus und/oder ÜBER Jesus? Mein Vater hat sich intensiv mit der Offenbarung beschäftigt und dabei herausgefunden, dass in (fast) jedem Kapitel etwas über Jesus drinsteckt – selbst bei solchen Kapiteln wie Offenbarung 13, die scheinbar gar nichts mit ihm zu tun haben.

    Bei der Offenbarung muss man sich natürlich vorher überlegen, mit welchem hermeneutischen Ansatz man die Offenbarung betrachtet? Stellt die Offenbarung nur Sachen da, die inzwischen alle eingetroffen sind oder weist sie nur in die Zukunft? Oder hat sich ein Teil der Weissagungen schon erfüllt und andere liegen noch in der Zukunft? Je nachdem mit welchem Ansatz man an die Offenbarung herangeht, werden die Ergebnisse des Offenbarungsstudiums völlig unterschiedlich ausfallen.

    Ich glaube, dass Prophetie auch heute noch eine wichtige Rolle in den Gemeinden spielen sollte – schließlich ist sie eine der Geistesgaben und ein Merkmal der Christengemeinde ist ja, dass sie das Zeugnis Jesu hat (Offenbarung 12,17) und nach Offenbarung 19,10 ist das Zeugnis Jesu der Geist der Weissagung. D. h. Prophetie sollte eine größere Rolle spielen, gleichzeitig ist für mich aber auch Vorsicht geboten. Ich habe schon einige sogenannte Propheten gehört und ihre Anhänger erlebt. Es ist teilweise echt brutal schwer wahre und falsche Propheten voneinander zu unterscheiden. Daher bin ich dennoch immer ein bisschen skeptisch, wenn mir jemand von seinen Eingebungen erzählt und ich gebe zu: Mein Vertrauen in die Bibel als „Gottes Wort“ ist da größer als in moderne Prophezeiungen. Bei der Bibel muss ich mich nicht mehr fragen, ob das richtig ist, was da drin ist – die Frage habe ich grundsätzlich/prinzipiell für mich geklärt. Daher gilt es bei der Bibel, den Inhalt ins Heute zu übertragen. Bei modernen Prophezeiungen muss ich hingegen prüfen, ob sie wirklich von Gott kommen oder ob das auf dem Unterbewusstsein oder sonstigem beruht – insbesondere auch, weil es eben Kirchen gibt, in denen mit moderner „Prophetie“ geistlicher Missbrauch betrieben wird.

    Daher empfinde ich die ständige Überprüfung als wesentlich anstrengender als das Bibelstudium (insbesondere wenn man sich mit den Anhängern irgendwelcher „Propheten“ herumschlagen darf oder wenn man dann von den Propheten gleich als „vom Teufel besessen“ oder „abgefallen“ erklärt wird, nur weil man sie und ihre Prophezeiungen kritisch hinterfragt).

    Welches Buch ich übrigens richtig gut fand zu dem Thema (allem konnte ich nicht zustimmen, aber zumindest in weiten Teilen), das war „Prophetisch leben, prophetisch dienen“ von Heinrich-Christian Rust aus dem SCM Verlag. Ich hab dazu mal eine Rezension geschrieben: http://www.lovelybooks.de/autor/Heinrich-Christian-Rust/Prophetisch-leben-prophetisch-dienen-1117947701-w/rezension/1119764293/1119766696

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    1. Wenn Du sagst „Offenbarung und Daniel spielen in meiner Gemeinde eine große Rolle“ meinst Du damit Deine Ortsgemeinde oder die Adventisten im Allgemeinen? – Bei meinem geistlichen Hintergrund hat die Offenbarung und die anderen bibl. Prophetien bisher nicht so eine große Rolle gespielt, aber ich weiß, dass in manchen anderen, auch konservativen, christlichen Kreisen, wie z.B. den Brüdergemeinden, diese Themen durchaus große Bedeutung haben.

      Ich glaube, dass Autoren manchmal Dinge bewusst mehrdeutig formulieren (wie z.B. beim Genitiv „Offenbarung Jesu Christi“). Der Leser wird dadurch zum Nachdenken angeregt und Verbindungen zwischen Ideen werden angedeutet. Alles im Detail auszuformulieren ist manchmal nicht die beste Variante.

      Das Beste, was ich bisher zur Offenbarung gehört habe (neben Frenschkowskis Vortrag), ist eine Vorlesung eines Professors von meiner „Alma Mater“ – wo ich leider mein Studium abbrechen musste. 😦 Ist allerdings leider in Englisch:

      http://www.thegreatcourses.com/courses/apocalypse-controversies-and-meaning-in-western-history.html

      Ich teile Deine gemischten Gefühle gegenüber Prophetie heute. Ich bin selbst mal einem netten jungen Christen begegnet, der sich „Patrick vom Himmel“ nannte und sich dann als „falscher Prophet“ herausstellte. Mit „Propheten“ umzugehen ist nicht ganz einfach. Dennoch sind wir sicherlich nicht autorisiert Prophetie zu verbieten. 😉

      Manchmal fühle ich mich selbst ein kleines bisschen wie ein Amos:

      „Ein Löwe brüllt und der Schreck fährt in die Knochen. Jahwe spricht. Wer wird da nicht Prophet?“ (Amos 3,8)

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      1. Nein, ich meine die Adventgemeinde an und für sich – wobei ich vllt. hinzufügen sollte, dass die Offenbarung und Daniel hier im Süden – speziell in BaWü – noch stärker im Mittelpunkt stehen als im Norden und Osten Deutschlands.

        Die Adventgemeinde ist ja historisch gesehen aus der Millerbewegung heraus entstanden. Bei der Millerbewegung ging es um Daniel 8 und die Reinigung des himmlischen Heiligtums. Diese Liebe zu Daniel und Offenbarung ist innerhalb der Adventgemeinde – insbesondere im Süden – immer noch vorhanden. Da fällt mir ein: Es gibt zur Offenbarung eine sehr interessante Vortragsreihe von dem deutschen, adventistischen Fernsehsender Hope Channel. Die Serie heißt Arnion und verfolgt einen existenziellen Ansatz in der Offenbarung. Bspw. was sagt die Offenbarung über den Sinn des Lebens? Wozu lebe ich? usw. Das fand ich eine sehr interessante Auslegung. Teilweise ist es allerdings etwas langatmig – da sind so „Spielszenen“ drin und die sind zu lang gehalten. Aber die kann man ja „vorspulen“… 😉 http://www.hopechannel.de/tv/mediathek/episoden/ml/arnion-die-grossen-themen-der-offenbarung/-/-/-/-/-/-/9/1/

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      2. Durch Dich wird richtig mein Horizont erweitert. 🙂 Ich hatte bis jetzt fast keinen Kontakt zu Adventisten. Ich hab es nicht vermieden, es hat sich nur nie ergeben. Von Hope TV hat ich auch noch nichts gehört.

        Meine Internet-Leitung ist leider etwas schwach, deshalb lief „Arnion“ bei mir nur etwas zerstückelt. Den Ansatz von den existentiellen Fragen des Mensch- und Christseins auszugehen, find ich gut.

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  2. Extrem interessanter Vortrag.

    Bei uns spielte die Offenbarung immer wieder eine Rolle. Je nach Gemeinde, in der ich war wurde aber ein ganz anderer Fokus gelegt.

    Derzeit lese ich N.T. Wright, bei dessen Theologie die Neue Erde und dass das himmlische Jerusalem auf die Erde kommt (nicht die Christen in den Himmel) eine entscheidende Rolle. Und doch anders als bei pietistischen oder freikirchlichen Gemeinden hier im Schwabenländle.

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  3. Die Offenbarung des Johannes (Zürcher Bibelkommentare. N.T) von Jürgen Roloff.

    Dieser Kommentar brachte mir viel. Es gibt auch eine nette Synopsis weltweiter Forscher zum Thema.

    Dad Amos-Zitat am Ende ist sehr schön.

    Zu Offb sollte msn wissen, dass dieses Buch von sämtlichen biblischen die meisten Illustrationen erhielt.

    Mir persönlich sagen darin besonders die Stellen des nachösterlichen Christus zu.

    Die Wirkung der Bilder finde ich in Interaktion darüber beeindruckend.

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