GOTTES Wort extra scharf

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Fadenschneider: oben ausgepackt, unten noch eingesiegelt, by Sarang (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

 

Ich bin aufgewachsen mit dem Vers „das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert …“ (Hebr. 4,12).

Der Vergleich mit dem „zweischneidigen Schwert“ ist uns heute fremd. Aber die Bedeutung scheint klar: Das Wort Gottes ist ganz besonders scharf. Etwas, das extra scharf ist, schneidet besonders gut und man kann sich daran auch leicht verletzen. („Messer, Gabel, Scher‘ und Licht …“)

Die Aussage aus dem Hebräerbrief kann offensichtlich nicht die Bibel meinen. Aber nehmen wir einmal an, diese Aussage gilt auch für die biblischen Texte, dann müssten wir mit diesen Texten sehr vorsichtig umgehen – denn man könnte leicht sich selbst oder andere verletzen.

Wenn MICH jemand fragt, wie ich etwas gemeint habe, dann tue ich mich manchmal schwer. Mir ist selbst nicht immer ganz klar, was ich eigentlich meine. – Bezieht sich nicht auf diesen Beitrag.  😉 – Aber zumindest bin ich die richtige Person, um zu erklären, was ich mir denn bei meiner eigenen Aussage gedacht habe (falls ich überhaupt gedacht habe).

Bei der Aussage einer anderen Person ist das schon ganz etwas anderes. Wenn ich mich anschicke, eine andere Person zu interpretieren, dann sollte ich das mit Respekt, Sorgfalt und Zurückhaltung tun. Es handelt sich schließlich um das geistige Eigentum von jemand anderen.

Tja, wie ist das nun mit dem Wort Gottes?

Sind wir der richtige Ansprechpartner, um zu erklären, was Gott sich bei seinen Worten denkt? Welche Worte sind überhaupt GOTTES Worte? Inwieweit sind wir autorisiert, dazu etwas zu sagen? Und falls wir uns überhaupt trauen, etwas dazu zu sagen: Auf welche Art und Weise sollten wir dies tun?

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16 Kommentare zu „GOTTES Wort extra scharf

  1. Was mir dazu spontan in den Sinn kommt:

    Das Johannesevangelium bezeichnet Jesus als das fleischgewordene Wort Gottes.

    Das Wort Gottes meint oft nicht nur Worte aus Buchstaben. Sondern die Weisheit Gottes, die schon bei der Schöpfung am Werk war.

    Die Weisheit Gottes wird nicht mit „der Schrift“ (=AT) gleichgesetzt sondern im AT personifiziert und im NT mit Jesus gleichgesetzt.

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    1. Dein Gedanke zum logos-Begriff bei Johannes macht eine Menge Sinn. Die Personifizierung der Weisheit und der Weisheitsbegriff im AT ist auch das, was mir zunächst zu Joh. 1,1 einfällt.

      Hab‘ mit Johannes allerdings noch so meine Schwierigkeiten. Ich glaub, ich muss da noch so einiges lernen. 🙂

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      1. Wobei ich mir die Stelle im Hebräerbrief nochmal im Kontext angeschaut habe.

        Hier geht es um etwas anderes. Das sind Gerichts-Worte. In der Elberfelder Übersetzung wird das noch deutlicher. Da endet der Vers mit: „und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und (ist) ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens;“

        Aussage ist, dass Gott bis ins innerste deines Herzens blicken kann und man nach dem gerichtet wird, was im Herzen ist.

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  2. Ich hab ja mal die Auslegung dazu gehört, dass der Hebräertext die Bibel meint, da sie aus zwei Teilen bestehe – AT und NT. Ich stimme Dir zu – wir müssen bei der Bibel besonders sorgfältig sein. Mir ist es bspw. wichtig, vor dem Bibelstudium zu beten, damit mich der Heilige Geist dabei führt und leitet. Sicherlich kann es dann auch noch passieren, dass ich etwas falsch verstehe oder vllt. noch nicht ausreichend.

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  3. So habe ich diesen Vers ehrlich gesagt noch nie gelesen. Sonst hieß es immer: Es ist gut, wenn du durch die Bibel verletzt wirst, denn so wirkt Gott an dir. (Ok, so hat man es nicht wörtlich gesagt, aber das ist im Grunde die Quintessenz.) Die Schärfe als Mahnung, vorsichtig damit umzugehen… ist eigentlich klar. Danke fürs aufmerksam-machen.

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    1. Hmm…solche frommen Sprüche zum Verletzend klingen für mich – je nach Absicht die dahinter steckte und vor dem personlichen Hintergrund eigener Erfahrungen – etwas nach geistlichem Missbrauch.

      Die Bibel als Wort Gottes will m.E. bestimmt nicht verletzen. An einem arbeiten ok, aber nicht indem es verletzt.

      Wenn man jenes „an einem arbeiten“ unbedingt mit dem zweischneidigen Schwert in Verbindung bringen möchte würde ich eher an ein extrascharfes Skalpell denken, das einen Tumor herausschneidet. Die Extraschärfe eines Skalpells soll ja Präzision schaffen und gerade verhindern, dass gesundes Gewebe zu sehr verletzt wird. Also nicht verletzen als Absicht der Zweischneidigkeit sondern Heilen.

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      1. Ja, wie ein Skalpell, das alles, was nicht gut ist, heraus schneidet. So wurde das auch immer gesagt. Oder so ähnlich. Zum Beispiel wurde mal in einer Predigt gesagt, dass ein Schwert damals, in der Antike, auch dazu genutzt wurde, Kriegsverletzungen zu heilen, indem man es bis zum Glühen erhitzt und dann auf die Wunde presst. Und so, hieß es, handelt Gott auch an uns, um uns zu helfen. Ich glaube, wenn ich operiert werde, möchte ich doch gerne irgend eine Betäubung.

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      2. Ich glaube, schon die Vorstellung von der Bibel als Wort Gottes, ist ein Missbrauch der Texte, bei dem der geistliche Missbrauch nicht mehr weit weg ist. Wenn wir Christentum nicht spirituell verstehen lernen, verharren wir in einem Denkgebäude, das nicht stimmig ist.

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      3. Bei manchen Christen scheint es hauptsächlich darum zu gehen, dass man das richtige Bibelverständnis in seinem Leben richtig anwendet. Dafür braucht man eine Menge Kopfarbeit, und es bleibt das Problem, wie man denn überprüfen will, dass man die Bibel richtig verstanden hat. Beim spirituellen/mystischen Glauben geht es um das, was Gott in meiner Seele macht. Das ist natürlich subjektiv, aber es ist das, worauf es ankommt.

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      4. Ja. Zu verkopft ist manchmal sehr pharisäerisch. Andererseits kann man das mit Wort Gottes auch mehr emotional handhaben. Gott spricht zu MIR durch die Bibel. Weniger dogmatisch, mehr mystisch, aber doch Wort Gottes

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      5. Ja. Zu verkopft ist manchmal sehr pharisäerisch. Andererseits kann man das mit Wort Gottes auch mehr emotional handhaben. Gott spricht zu MIR, JETZT unter anderem auch durch die Bibel. Weniger in allgemeinen Dogmen, mehr mystisch, aber doch Wort Gottes

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      6. Ich würde einfach von den grundlegenden Texten des Christentums sprechen. Da kann, denk ich, jeder mitgehen.

        Warum manche die Bibel als Wort Gottes bezeichnen, ist eine wichtige und spannende Frage. Ich habe die Vermutung, dass dies in der Kirchengeschichte so entstanden ist, weil man einen heiligen Text haben wollte, über den man verfügen kann; und gerade das ist mehr als problematisch, denn über Gott können wir nicht verfügen.

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  4. Mich haben beim lesen der Bibel nie irgendwelche Worte verletzt
    Korrigiert schon.
    Aber andere Menschen-oft Christen- durchs zitieren aus der Bibel schon
    Manchmal kriegt man da die Sprüche – natürlich meistens gut gemeint regelrecht um die Ohren gehauen.
    Meist um zu beweisen : ich hab recht, so und so steht’s geschrieben und du eben nicht
    Ich denke, dieser Umgang mit der Bibel ist nicht im Sinne des Erfinders

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