Layman Pascal | Meta-Christentum

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Ein Gastbeitrag des Bloggers Layman Pascal auf dem Blog „Integrales Christsein“ von Sandra Hauser über die Voraussetzungen für ein integrales, metamodernes Christentum:

Meta-Christentum

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Mehrheitsreligion oder nur noch eine Option von vielen?

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Im Kölner Dom. (Foto von mir)

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Es gibt kaum etwas, das den Anspruch des Christentums in unserer Region besser verkörpert als der Kölner Dom. Der Eindruck, der von diesem Bauwerk ausgeht, steht allerdings in einem gewissen Widerspruch zu der scheinbar schwindenden Bedeutung des Christentums in einer immer mehr „entkirchlichten“ Gesellschaft. Während früher Taufe, Konfirmation/Firmung etc. selbstverständlich waren, werden diese Ausdrucksformen von Frömmigkeit immer mehr zur „exotischen“ Praxis einer Minderheit und der Kölner Dom erscheint in diesem Umfeld immer mehr wie ein Museum.

In der Frage im Titel dieses Artikels klingt ein „Entweder-Oder-Szenario“ an: Entweder Mehrheitsreligion oder nur eine Option von vielen. Es gibt allerdings noch (mindestens) eine dritte Sicht, die traditionell von manchen Freikirchen vertreten wird: Die „wahre Christentenheit“ wäre demnach immer nur eine Minderheit in einer Gesellschaft und die Alternative zum wahren Christentum wäre demnach nur Verlorenheit und Hölle. (So oder ähnlich.)

Das Judentum (die „Wurzel“ des Christentums) war zunächst ethnisch ziemlich homogen (Mehrheitsreligion). Menschen jüdischen Glaubens, die ins „Exil“ gingen bzw. verschleppt wurden, fanden sich jedoch als Anhänger einer Minderheitsreligion in einer fremden Gesellschaft wieder (Minderheitsreligion). Schon im Judentum gab (und gibt) es auch Reformansätze, wie sie z.B. in den Propheten und Prophetenschulen zum Ausdruck kamen.

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„Jesaja aber ruft aus über Israel: ‚Wenn auch die Zahl der Israeliten wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur der Rest gerettet werden …'“
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(Paulus im Römerbrief, 9. Kapitel, Vers 27 – Bibel, Neues Testament)
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Im 4. und 5. Jahrhundert (Konstantinische Wende) wurde aus dem zum Teil verfolgten Christentum (Minderheitsreligion) praktisch eine Staatsreligion (Volkskirche, Mehrheitsreligion). Die christliche Kultur war im Vergleich zu den Anfängen (Minderheitsreligion) kaum noch wiederzuerkennen und hatte dennoch den Anspruch, den christlichen Glauben bewahrt zu haben.

Mehrheitsreligionen und Minderheitsreligionen sind verbunden mit entsprechenden Ausdrucksformen und Praktiken. Die Art und Weise, wie die entsprechende Frömmigkeit nach Innen und Außen wirkt, sind deutlich unterschiedlich. Man muss, um dies zu erfahren, nur einmal das Gemeindeleben in Volkskirchen (ev./kath.) und Freikirchen vergleichen.

Welche Erfahrungen habt ihr in diesem Zusammenhang gemacht? Wie geht ihr persönlich damit um? – Hinterlasst gerne eure Kommentare …

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Christentum neu lernen

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Altarraum-Kreuz in Taizé. Foto von Christian Pulfrich, CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0) via Wikimedia Commons

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Nicht nur die „entkirchlichten“ Menschen in Ostdeutschland (so sie sich denn überhaupt dafür interessieren), auch die Gläubigen in allen Regionen des deutschsprachigen Raumes und darüber hinaus, stehen vor der Herausforderung, das Christentum neu zu lernen.

Über Jahrhunderte hinweg waren Kirchen in vielen Gegenden der Welt für die flächendeckende religiöse „Versorgung“ der dort lebenden Menschen zuständig. Heutzutage sieht die Welt anders aus. Der christliche Glaube, so er denn überhaupt als Angebot wahrgenommen wird, ist häufig nur ein religiös-spirituelles Angebot unter vielen.

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„Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen.“
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(Jesus im Matthäus-Evangelium, 11. Kapitel, Vers 28 – Bibel, Neues Testament)

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Werbende Christenheit

Die Selbstverständlichkeit von Kirchenzugehörigkeit gehört der Vergangenheit an. Religiöse Gemeinschaften stehen heutzutage vor der Herausforderung, wahrnehmbar zu sein und Menschen mit ihrer Botschaft und ihrem Angebot zu erreichen.

Die Gläubigen selbst und ihre Gemeinschaften, und insbesondere die herausragenden „Funktionäre“ (manchmal als „Gottes Bodenpersonal“ bezeichnet), sind dabei sozusagen die „Visitenkarten“ ihres Glaubens. – Warum sollte sich jemand für einen Glauben interessieren, dessen Vertreter*innen unsympathisch sind? – Die Ganzheitlichkeit eines menschlichen Lebens kann überzeugender sein als die beste Theorie.

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„Ja, jeder kann sehen, dass ihr selbst ein Brief von Christus seid, den wir in seinem Auftrag geschrieben haben; nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes; nicht auf steinerne Gesetzestafeln wie bei Mose, sondern in menschliche Herzen.“
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(Paulus im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth, 3. Kapitel Vers 3 – Bibel, Neues Testament)

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Multiperspektivisch

Wie man einen besonderen Gegenstand hin und her dreht, so lässt sich auch der christliche Glaube heute aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen. Ökumenische Begegnung und Zusammenarbeit sind religiöser Alltag in Europa und darüber hinaus. Durch die Unterschiedlichkeit und Vielfalt christlicher Traditionen und Ausdrucksformen lässt sich das Gemeinsame und Wesentliche besser erkennen.

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„Jetzt sehen wir nur ein undeutliches Bild wie in einem trüben Spiegel. Einmal aber werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke, doch einmal werde ich alles klar erkennen, so deutlich, wie Gott mich jetzt schon kennt.“
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(Paulus im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth, 13,12)

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Was meint ihr? Müssen wir Christentum neu lernen? Sollten wir zurückkehren zu einem Christentum, wie es früher einmal war?

Hinterlasst gerne eure Gedanken in den Kommentaren … 🙂

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Identitätsmanagement

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Christus Pantokrator, Ikone im Katharinenkloster auf dem Sinai, 6. Jahrhundert – Unknown artist, Public domain, via Wikimedia Commons

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Dies ist wohl ein Begriff, der vor allem aus der IT-Welt stammt. Unsere moderne Kultur ist bereits weitgehend von Informationstechnologie geprägt worden, bis hinein in unsere Umgangssprache.

Die tiefe Verunsicherung über die eigene Identität ist sicherlich auch ein Zeichen unserer Zeit, bis hinein in unsere körperliche Identität als Mann oder Frau.

Brauchen moderne Menschen die Kompetenz des Managen der eigenen Identität, um das Leben bewältigen zu können?

Und wie sieht es aus mit christlicher Identität? Was bedeutet es heutzutage, wenn jemand sagt:

„Ich bin Christ!“

Ist christliche Identität etwas, das wir selbst „managen“ können?

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„Ja, es ist offensichtlich, dass ihr ein Brief seid, den Christus selbst verfasst hat und der durch unseren Dienst zustande gekommen ist. Er ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, und die Tafeln, auf denen er steht, sind nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut; es sind die Herzen von Menschen …“
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(Paulus im zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth, 3. Kapitel, Vers 3 – Bibel, Neues Testament)

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Christ*innen als Visitenkarten von Christus.

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Sandra Hauser | Was ist Integrales Christentum?

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Sandra Hauser erklärt auf ihrem Blog „Integrales Christsein“ den Begriff „Integrales Christentum“:

Was ist Integrales Christentum?

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Wenig bekannt: Die katholischen Ostkirchen

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Das Innere der barocken Wiederauferstehungs-Kathedrale in Iwano-Frankiwsk (Ukraine) zeigt Merkmale einer orthodoxen und einer römisch-katholischen Kirche“ (Wikipedia) – Gryffindor, CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons)

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24 Kirchen eigenen Rechts (23 Ostkirchen + die lateinische Kirche) bilden gemeinsam die römisch-katholische Kirche. Dabei ist die Gesamtheit der Gläubigen der Ostkirchen zahlenmäßig gering: Ca. 18 Millionen, im Vergleich zu ca. 1,3 Milliarden Katholik*innen – also weniger als 2%.

Die allermeisten Katholik*innen gehören also der lateinischen Kirche an. Dennoch haben die Ostkirchen (zumindest zum Teil) theologisch besondere Bedeutung aufgrund der geographischen und kulturellen Nähe zum Ursprung des Christentums (Vorderer Orient, Palästina). Zu den Ostkirchen zählen u.a. die Syrisch-katholische Kirche und die Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien sowie die Chaldäisch-katholische Kirche.

„Die größte heute bestehende mit Rom unierte Kirche ist die ukrainische griechisch-katholische Kirche in der Ukraine.“ (Wikipedia)

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Richard Rohr: „Alles trägt den einen Namen“

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Dies ist ein zweites Buch von Richard Rohr, das ich für meine Bachelorarbeit benutzt habe. – Das Buch „Alles trägt den einen Namen – Die Wiederentdeckung des universalen Christus“ ist eines der neuesten Bücher von Rohr.

„Wiederentdeckung“. Nach fast 2000 Jahren Christentum und einer noch längeren Geschichte abrahamitischer Religion gibt es einen großen kulturellen und spirituellen Schatz und eine Menge „wiederzuentdecken“. Rohr wendet allerdings den Blick nicht nur zurück in die Vergangenheit, sondern es geht ihm um die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft, in der sich das Christentum im Dialog mit anderen Weltreligionen und nicht-religiösen Menschen befindet. Was bedeutet christliche Identität heute und wie kommt sie zum Ausdruck?

Richard Rohr scheint den universalen Christus als eine Art Symbol für bestimmte Prozesse zu verstehen. Entsprechend schreibt er im Abschnitt „Das Muster der spirituellen Transformation“:

„Ich nehme war, dass alle großen religiösen und philosophischen Traditionen den Prozessverlauf von Transformation und Wachstum kartografieren und dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Metaphern für dieses Muster benutzen. […] Jeder dieser ‚Mythen‘ sagt auf jeweils eigene Weise, dass sich Wachstum im Rahmen dieses Gesamtbogens ereignet. Um auf Liebe, Einheit, Heil oder Erleuchtung hinzuwachsen (ich benutze diese Worte fast auswechselbar), müssen wir uns von Ordnung über Unordnung und schließlich zu Neuordnung bewegen lassen.“

(Seite 304)

Der Begriff „Ordnung“ bzw. „Neuordnung“ ist dabei allerdings ein heikler Begriff. Zu viel wurde schon bei dem Versuch der Menschheit zerstört, ihre Welt ideologisch (oder auch anders) zu „ordnen“. Die Qualität und das Muster des Prozesses ist von entscheidender Bedeutung. – Auch Sandra Hauser schreibt auf Ihrem Blog „Integrales Christsein“ zum Thema „universaler“ bzw. „kosmischer Christus“:

Der kosmische oder universale Christus

Jesus von Nazareth war ein antiker jüdischer Mensch. Gemäß der Tradition und Überzeugung der Christenheit nahm in diesem Menschen für ein paar Jahre etwas viel Größeres (der „Logos„) Gestalt an und verwandelte sich durch Tod und Auferstehung in den auferstandenen Christus, der sagen konnte:

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„… Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“

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(Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 28. Kapitel, Vers 18)

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Sandra Hauser | Bekannte Vertreter eines integralen Christentums

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Sandra Hauser listet auf ihrem Blog „Integrales Christentum“ eine Reihe bekannter Namen des Integralen Christentums auf:

Bekannte Vertreter eines integralen Christentums“

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Paul R. Smith | Wie sieht das integrale Christentum aus?

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In einem Gastbeitrag auf dem Blog „Integrales Christsein“ von Sandra Hauser erklärt der Autor und Pastor im Ruhestand Paul Smith Integrales Christentum:

Wie sieht das integrale Christentum aus?

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Cynthia Bourgeault: The Holy Trinity and the Law of Three“

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Als ich für meine Bachelorarbeit „Berührungspunkte und Zusammenhänge von Trinitätslehre und Enneagramm als Elemente einer systemischen Theologie“ nach Literatur recherchiert hatte, habe ich nur dieses eine Buch von Cynthia Bourgeault gefunden, in dem explizit der Zusammenhang zwischen dem Enneagramm und der Trinitätslehre betrachtet wird. Das Buch ist auch auf Deutsch im Chalice Verlag erhältlich:

Die Heilige Dreifaltigkeit und das Gesetz der Drei – Der Schlüssel zum Geheimnis des Christentums„.

Das Buch gibt sowohl einen Einblick in den aktuellen Stand der Theologie zur Trinität, als auch eine Beschreibung der beiden großen Enneagrammtraditionen: Das populäre Enneagramm als Persönlichkeitstypologie und das Enneagramm in der Tradition des Esoterikers Gurdjieff. Bourgeault gelingt es dabei, auf das Potential der Trinitätsvorstellung hinzuweisen, wenn man sie von „eingestaubten“ traditionellen Erklärungsversuchen befreit.

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