Das Enneagramm

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Grafik des Enneagramms, von Consci (Public domain) via Wikimedia Commons

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Altes, echt ökumenisches, christliches Kulturgut. Im deutschen Sprachraum hat sich mittlerweile über drei Jahrzehnte hinweg der „Ökumenische Arbeitskreis Enneagramm (ÖAE)“ etabliert. Die Wurzeln des Enneagramms reichen zurück bis in die Antike.

Auch über die ökumenische Arbeit hinaus eignet sich das Enneagramm sehr gut für interkulturelle und interreligiöse Arbeit.

Beim Sonntagsblatt (360° Evangelisch) erschienen allein dieses Jahr mind. zwei Artikel zum Enneagramm:

Was ist das Enneagramm?

Enneagramm: Wie uns das Typenmodell hilft, Menschen besser einzuschätzen

Einen Wikipedia-Artikel gibt es natürlich auch:

Enneagramm

Das Enneagramm ist ein Modell für Persönlichkeitstypen. Andere bekannte Modelle sind z.B. die Vier Temperamente (sanguinisch, melancholisch, cholerisch, phlegmatisch) oder der Myers-Briggs-Typenindikator.

Das große Ziel des Enneagramms ist allerdings nicht die Einschätzung anderer Menschen, sondern der eigene persönliche Reifungsprozess. Das Enneagramm hat spirituelle Wurzeln und ist ein spiritueller Weg

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Einer der bekanntesten Enneagramm-Lehrer: Richard Rohr

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Für alle des Englischen Mächtige sind die Videos von Richard Rohr dazu sehr zu empfehlen. (Das Buch von Rohr und Ebert ist eins der wichtigen Bücher zum Enneagramm, das immer wieder neu aufgelegt wird.)

The Enneagram: The Discernment Of Spirits (Introduction)

Wer gerne an einer kostenlosen Online-Enneagramm-Lerngruppe teilnehmen möchte (dienstags 19:30 – 21 Uhr) darf mich gern kontaktieren!

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Der Heilige Paulus, auch Rabbi Schaul genannt, und eine nicht mehr ganz so neue „New Perspective“

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Römische Straße bei Tarsus, Foto von Nedim Ardoğa via Wikimedia Commons – CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

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„… ich bin zusammen mit dem Messias gekreuzigt worden. Nicht mehr ich bin es, der jetzt lebt, nein, sondern der Messias lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.“
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(Paulus im Brief an die Christen in Galatien; Bibel; Neues Testament; 2. Kapitel, Verse 19-20)

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Paulos von Tarsus (Tarsos)

„Paulus“ ist schon die latinisierte Version des griechischen Namens „Paulos“, welcher wiederum vom hebräischen Namen „Schaul“ (= Saul) abgeleitet bzw. an ihn angelehnt ist.

Paulus, der „Heidenapostel“, ist sicherlich der bedeutendste Christ, der je gelebt hat. Man denke nur an seine Bedeutung für die Reformation und den Protestantismus. Aber schon in der Antike hatten seine Missions-Aktivitäten und seine Texte gewaltige Bedeutung. Wer sich fürs Christentum interessiert, sollte sich unbedingt auch mit diesem antiken orientalischen Missionar und Bürger des Imperium Romanum mit jüdischer Abstammung beschäftigen.

Viele Themen würden in der christlichen Welt heutzutage anders diskutiert werden, wenn es nicht bestimmte Aussagen in Texten von Paulus gäbe: Homosexualität, Ehescheidung, Kindertaufe, Geistesgaben, Gemeindeleitung, Auferstehung, Gemeindedisziplin, Bibel-Inspiration, …  Schon allein deswegen ist das Verstehen, Missverstehen und Missbrauchen seiner Texte von so großer Bedeutung.

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„Denn das steht unumstößlich fest, darauf dürfen wir vertrauen: Jesus Christus ist in diese Welt gekommen, um uns gottlose Menschen zu retten. Ich selbst bin der Schlimmste von ihnen.“

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(Paulus im ersten Brief an seinen Mitarbeiter Timotheus 1,15)

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Ein Mann mit einer Vergangenheit

Heute scheint immer mehr religiösen Menschen bewusst zu werden, wie wichtig die eigene Biografie ist für das, was man glaubt – oder auch nicht glaubt.

Paulus. Wer war dieser Mann? Wo und wie ist er aufgewachsen? Wie war seine Familie? Was hat ihn geprägt? Wie hat er Jesus kennengelernt? Wie ist er ein Anhänger und Botschafter für Jesus geworden?

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„Was meinen früheren Lebensweg betrifft, so gibt es daran nichts, was nicht allen Juden bekannt wäre, habe ich doch von meiner Jugend an mitten unter meinem Volk in Jerusalem gelebt.
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Alle wissen – und können es, wenn sie nur wollen, jederzeit bezeugen – , dass ich damals der strengsten Richtung unserer Religion angehörte, derjenigen der Pharisäer, und ihren Regeln entsprechend gelebt habe.“
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(Paulus in der Apostelgeschichte; Neues Testament; 26,4-5)

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Magst du Paulus?

Ich bin Paulus-Fan. Nicht, dass ich alles an ihm gut finde oder seine Texte als „Wort Gottes“ betrachte. Mich beeindruckt vor allem sein Engagement für Menschen und für die Sache Gottes. Sein Brief an Philemon ist einer meiner Lieblingstexte in der Bibel. Auch viele andere Paulus-Texte begleiten mich schon seit meiner Kindheit und sind mir wertvoll.

Magst du Paulus? Wie stehst du so rein emotional zu ihm? Würdest du mit ihm gerne mal ein Bier trinken gehen? Oder würdest du um den Super-Heiligen eher einen weiten Bogen machen? Oder hältst du ihn für einen komischen antiken Christen mit verstaubten Vorstellungen von Christsein und Gemeinde? Oder vielleicht sogar für einen Irrlehrer, der die wahre Botschaft Jesu verdreht hat?

Paulus war  nicht  einer von den Jüngern des Rabbis Jesus aus Galiläa gewesen, der mit Jesus durch die Gegend gezogen war. Er war kein Augenzeuge der Taten von Jesus oder Ohrenzeuge der Worte von Jesus. Er hatte sogar die Anhänger von Jesus gewaltsam verfolgt, und es gab damals so manchen Christen, der zu Paulus auf Distanz ging.

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„Dann sagten sie zu Paulus:
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‚Du siehst, lieber Bruder, dass auch bei den Juden Tausende zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind, und alle halten sich weiterhin streng an das Gesetz des Mose.
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Über dich jedoch hat man ihnen erzählt, du würdest die Juden, die unter den anderen Völkern leben, samt und sonders zum Abfall von Mose auffordern, indem du lehrst, sie müssten ihre Söhne nicht mehr beschneiden lassen und müssten überhaupt nicht länger nach den Vorschriften des Gesetzes leben.
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Was können wir tun, um diesen Behauptungen entgegenzutreten? Schließlich werden unsere Geschwister hier mit Sicherheit erfahren, dass du nach Jerusalem gekommen bist.
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Unser Vorschlag ist, dass du Folgendes machst:
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Vier Männer aus unseren Reihen haben sich Gott mit einem Gelübde geweiht und sich dazu verpflichtet, eine Zeitlang keinen Wein zu trinken und sich das Haar nicht schneiden zu lassen. Sei ihnen dabei behilflich, indem du dich zusammen mit ihnen der vorgeschriebenen Reinigung unterziehst und alle anfallenden Kosten übernimmst, damit sie die Weihezeit ordnungsgemäß mit den erforderlichen Opfern und dem Abschneiden der Haare beenden können.
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Dann werden alle sehen, dass von dem, was ihnen über dich erzählt wurde, kein Wort wahr ist und dass auch du in Übereinstimmung mit dem Gesetz lebst und seine Vorschriften befolgst.'“

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(Apostelgeschichte 21,20-24)

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Wenn du mit Paulus reden könntest, worüber würdest du reden? Würdest du ihn gerne was fragen? Was denn genau?

Wie wir persönlich zu diesem Mann stehen, hat dann auch damit zu tun, wie wir mit seinen Texten umgehen. Eine andere Sicht auf diesen Mann würde auch das Christentum verändern.

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Die „Neue Perspektive auf Paulus“

Es gibt sogar einen Wikipedia-Artikel mit diesem Titel.

Seit den 60er Jahren wird die Frage diskutiert, ob man die Paulus-Texte nicht mit einer falschen theologischen Brille gelesen hat, indem man spätere theologische Fragestellungen in die Texte hinein gelesen hat.

E. P. Sanders versuchte die Texte im Zusammenhang der jüdischen Frömmigkeit des 1. Jahrhunderts zu verstehen. Gemäß James Dunn war es dann N. T. Wright der den Ausdruck „new perspective on Paul“ das erste Mal benutzte.

Die Diskussion darüber, wie wir Paulus am besten verstehen können, wird sicherlich noch lange andauern. Dies hat u.a. auch damit zu tun, in welchem Umfang die Bibelübersetzungen, die wir benutzen, von bestimmten theologischen Vorverständnissen und Annahmen beeinflusst sind, die eventuell korrigiert werden müssen.

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„Einiges in seinen [Paulus] Briefen ist allerdings schwer zu verstehen, was dazu führt, dass die Unbelehrbaren und Ungefestigten es verdrehen.“

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(Zweiter Petrusbrief 3,16)

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„Vom Saulus zum Paulus“

Es gibt kaum eine andere neutestamentliche Gestalt, bei der der Bruch so drastisch ist. Vom Verfolger zum Verfolgten. Hat das Schwert abgelegt und das Wort ergriffen. Freunde wurden zu Feinden, und Feinde zu Schwestern und Brüdern. Und sogar die unreinen Heiden wurden Teil der Familie.

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„Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: In Christus seid ihr alle eins.“

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(Paulus im Brief an die Christen in Galatien 3,28)

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Einen  Bruch hat Paulus allerdings nicht vollzogen: Den Bruch mit dem Judentum.

So, wie die ersten Christen, verstand sich auch Paulus nicht als jemand, der sich vom Judentum verabschiedet hat, sondern er verstand sich als ein „wahrer Jude“.

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„Auch die Beschneidung nützt euch [beschnittenen Juden] nur, wenn ihr das Gesetz befolgt. Wenn ihr es übertretet, steht ihr in Wahrheit den Unbeschnittenen gleich.

Wenn aber nun Unbeschnittene nach den Vorschriften des Gesetzes leben – werden sie dann nicht von Gott den Beschnittenen gleichgestellt? So kommt es dahin, dass Unbeschnittene einst über euch Juden das Urteil sprechen werden. Solche nämlich, die das Gesetz Gottes befolgen, während ihr es übertretet, obwohl ihr es schriftlich habt und beschnitten seid.

Beim Judesein geht es nicht um äußerliche Merkmale und bei der Beschneidung nicht um den äußeren, körperlichen Vollzug. Die wahren Juden sind die, die es innerlich sind, und die wahre Beschneidung ist die Beschneidung des Herzens, die nicht nach dem Buchstaben des Gesetzes erfolgt, sondern durch den Geist Gottes.

Juden in diesem Sinn suchen nicht den Beifall der Menschen, aber sie werden bei Gott Anerkennung finden.“

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(Paulus im Brief an die Christen in Rom 2,25-29)

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Im Laufe der Kirchengeschichte distanzierten sich bald Menschen, die sich für Christen hielten, von Juden und vom Judentum. Der Gläubige sägte den Ast ab, auf dem er saß. Der eingepropfte Zweig riss sich selber aus. Man braucht sich nicht darüber zu wundern, dass mancher Christ seinen eigenen Glauben nicht mehr verstand und dem Namen nach „Christliches“ zur Unkenntlichkeit entstellt wurde.

Der jüdisch-christliche Dialog wird sicherlich auch eine Chance sein, unser Paulusbild und sogar unser Verständnis des christlichen Glaubens zu korrigieren, und im ökumenischen und inter-religiösen Dialog besser zu verstehen, worum es eigentlich geht.

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Der Mystiker Paulus

In letzter Zeit wird auch einer Seite von Paulus noch mehr Beachtung geschenkt, die in all den theologischen Diskussionen seiner Texte bisher vernachlässigt worden ist:

Paulus war ein Mystiker.

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„Auf dem Weg nach Damaskus – es war gegen Mittag, und wir hatten die Stadt schon fast erreicht – leuchtete plötzlich vom Himmel her ein Licht auf. Von allen Seiten umgab mich ein unbeschreiblich heller Glanz, sodass ich geblendet zu Boden stürzte. Dann hörte ich eine Stimme zu mir sagen:
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›Saul, Saul, warum verfolgst du mich?‹
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›Wer bist du, Herr?‹
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fragte ich, worauf die Stimme antwortete:
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›Ich bin der, den du verfolgst – Jesus von Nazaret.‹
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Meine Begleiter sahen zwar das Licht, verstanden aber nicht, was die Stimme sagte, die mit mir sprach.
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›Herr‹, sagte ich, ›was soll ich tun?‹
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›Steh auf und geh nach Damaskus!‹ antwortete der Herr. ›Dort wird dir genau gesagt werden, wozu du beauftragt bist und was du tun sollst.‹ …
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Später, als ich wieder in Jerusalem war und im Tempel betete, hatte ich eine Vision. Ich sah Jesus, und er sagte zu mir: ›Verlass Jerusalem, so schnell du kannst! Lass dich durch nichts aufhalten! Denn die Menschen hier werden nicht annehmen, was du ihnen als mein Zeuge über mich berichtest.‹
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›Aber Herr‹, wandte ich ein, ›gerade sie müssten mir doch Glauben schenken. Sie wissen ja, dass ich von einer Synagoge zur anderen ging, um die, die an dich glauben, gefangen nehmen und auspeitschen zu lassen. Und sie wissen auch, dass ich damals, als dein Zeuge Stephanus sein Leben ließ, voll und ganz mit seiner Hinrichtung einverstanden war. Ich stand nicht nur dabei, sondern bewachte die Kleider, die seine Gegner abgelegt hatten, um ihn zu steinigen.‹
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Aber Jesus erwiderte: ›Mach dich auf den Weg! Ich werde dich zu anderen Völkern in weit entfernten Ländern senden.‹“
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(Rede von Paulus in der Apostelgeschichte 22,6-21)

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Der weite Blick

Heute, fast zwei Jahrtausende nach Paulus, haben wir die Möglichkeit, sein Leben in einem noch größeren Zusammenhang zu sehen. Einen brauchbaren theoretischen Rahmen dafür bietet z.B. die Integrale Theorie. Auf diese Weise kann man das Leben und die Frömmigkeit von Paulus in einem religions- und kulturgeschichtlichen Zusammenhang betrachten und auch moderne entwicklungspsychologische Aspekte berücksichtigen. Anregungen dazu findet ihr z.B. hier.

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„Reformation war gestern. Die Zukunft des Christentums gehört der Transformation.“

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(Marion Küstenmacher auf dem Cover ihres Buches „Integrales Christentum“)

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12 Jünger*innen, neulich, beim Abendmahl

 

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Weintrauben am Weinstock; fir0002 | flagstaffotos.com.au [GFDL 1.2 (http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html)%5D, from Wikimedia Commons
 

 

(Vor ein paar Jahren, irgendwo beim Arbeitskreis Ökumene im Randbezirk einer deutschen Großstadt …)

 

Maria:  Mich hat herzlich verlangt, dieses Abendmahl mit euch zu feiern. Ich freu mich immer so …

Stefan:  Hat euer Papst euch das nicht eigentlich verboten? Kommst du da mit deinem Gewissen klar?

Dagmar:  Komm, lass sie in Ruhe. Falls Maria wegbleibt, sind Christine und ich wieder die einzigen Frauen hier.

Christine:  Es wird echt so langsam Zeit für eine Quotenregelung: 50% Frauen in jedem Gremium! Auch in der Kirche.

Gerhard:  Ich würde mich wohler fühlen, wenn die hier anwesenden Frauen schweigen würden. Es steht geschrieben „Wie es in allen Gemeinden der Heiligen ist, sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen.“

Mischa:  Mensch, Gerhard …

Martin:  Ist das hier überhaupt eine Gemeinde?

Klaus-Peter zu Christine:  Nu lass uns mal erst einmal die Sache mit dem ökumenischen Abendmahl-/Eucharistie-Projekt machen. Wir müssen unsere Kräfte bündeln …

Martin zu Maria:  Weißt du, ich freu mich ja, dass du dich freust; aber im Moment wird mir das wirklich etwas zu stressig mit dem ökumenischen Abendmahl jede Woche …

Klaus-Peter:  Es muss unbedingt wöchentlich sein, wegen der Öffentlichkeitswirkung und um den kirchenpolitischen Druck aufrecht zu erhalten.

Tobias:  Also ich könnte jeden Tag Abendmahl feiern.

Paul zu Stefan:  Feiert ihr eigentlich das Abendmahl beim ICF?

Gerhard:  „Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern …“

Dietrich:  Ich finde, es besteht schon eine gewisse Gefahr, dass das Abendmahl zu etwas Alltäglichem wird, wenn man es jede Woche feiert.

Tobias:  Einmal die Woche ist doch nicht  all-täglich.  Ich könnte sogar mehrmals täglich Abendmahl feiern. Ich denke doch sowieso ständig an Jesus und das Kreuz und so …

Dagmar:  Also ich hab Familie. Ich muss auch noch mal an was anderes denken.

Mischa:  Das Abendmahl ist etwas sehr Wertvolles. Es ist für mich Nahrung für die Seele.

Thomas:  Also für mich ist es eher ein Mich-Erinnern an das Wesentliche …

Martin:  Ich könnte mal auf YouTube schauen, ob Siggi Zimmer was dazu sagt.

Dietrich:  „Dies  ist  mein Leib“, und „dies  ist  mein Blut“ …

Gerhard:  Worthaus ist nicht dasselbe wie die Heilige Schrift.

Paul:  Ich möchte nur einen kleinen Moment daran erinnern, dass wir uns nicht über dogmatische Fragen streiten wollten.

Martin:  Genau. Mir geht so viel Theorie auch echt auf den Keks.

(Schweigen)

Martin:  Und ich wollte euch noch sagen, dass ich schwul bin. Ich dachte, es ist besser, wenn ihr es von mir selber hört.

Gerhard zur Gruppe über Martin:  Entweder  ER  geht, oder  ICH  gehe.

Maria:  Gerhard!

Christine zu Gerhard:  Du bist homophob? Ich dachte, du bist Christ?

Dagmar:  Leute, wir haben das hier jetzt schon monatelang gemacht und hatten immer eine gute Zeit.

Mischa:  Es geht nicht darum, dass  wir  eine gute Zeit haben …

Dietrich:  Das mit der Homosexualität ist schon ein schwieriges Thema …

Christine zu Dietrich:  Martin ist nicht ein „Thema“!

Klaus-Peter:  Wir müssen uns auf das ökumenische Abendmahl konzentrieren, sonst verzetteln wir uns!

Gerhard:  Es heißt in der Heiligen Schrift „Tut den Bösen von euch selbst hinaus!“

Tobias:  Wir brauchen als Christen unbedingt mehr Ambiguitätstoleranz. Ein Minimum an social skills sollte man auch unter Christen erwarten können.

Dagmar:  Vor allem brauchen wir eine allgemeinverständliche Sprache, die auch die Frau und der Mann auf der Straße verstehen.

Martin:  Genau. Wir sind hier wieder der typische, gutbürgerliche, fromme Klub … – und ich bin das schwarze Quoten-Schaf.

Stefan:  Häh?

Thomas zu Martin:  Du kamst ja eigentlich auch mal aus gutem Hause, nich?

Tobias zu Stefan:  Er meint, er ist so wie aus dem Gleichnis vom verlorenen, schwarzen Schaf.

Klaus-Peter in die Runde:  Stimmt schon. So Arbeitermilieu oder Schlimmeres ist hier nicht gerade stark vertreten …

Thomas:  Liebe Brüder und Schwestern, wir sind Christen! Wir sollten eigentlich an unserer Liebe erkannt werden.

Stefan:  Liebe, Liebe, Liebe, … ich kann’s schon nicht mehr hören. Dadrunter versteht doch jeder, was er will.

(Schweigen)

Gerhard:  „es müssen auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten unter euch offenbar werden.“

Martin:  Wer sind denn die Bewährten?

Tobias zu Klaus-Peter:  Vielleicht sollten wir doch besser Einzelkelche nehmen.

Klaus-Peter:  Also, wir haben uns am Anfang für einen einzelnen Kelch entschieden. Wir rollen die Sache jetzt nicht noch einmal auf.

(Schweigen)

Paul:  Ich möchte euch dazu einladen, gemeinsam eine kleine Meditationsübung zu machen, damit wir uns wieder innerlich zentrieren und zu uns selbst finden.

Thomas:  Ich dachte, es geht hier um Jesus.

Mischa:  Jesus ist doch im Zentrum unserer Seelen.

Maria:  Das mit dem Meditieren ist nicht so mein Ding.

(Schweigen)

Mischa:  Irgendwie bin ich nicht mehr so richtig in Stimmung fürs Abendmahl.

Thomas:  Es kommt nicht auf dein Gefühl an.

Dagmar:  Der Appetit kommt beim Essen.

Maria:  Dagmar!

Paul:  Wir dürfen vielleicht alle noch einmal versuchen uns daran zu erinnern, was uns eigentlich hier zusammengeführt hatte.

(Schweigen)

Dietrich:  Jesus!

(Alle nicken langsam, zustimmend.)

Martin:  Durch Jesus bin ich von den Drogen weggekommen. Ohne ihn hätt ich das nicht geschafft.

Thomas:  „Christen“ kommt von „Christus“ –  „JESUS  CHRISTUS.

Christine:  Wie seid ihr eigentlich alle zum Glauben gekommen?

Gerhard:  Ich bin christlich aufgewachsen. Ich war mein Leben lang in derselben Gemeinde. Ich kenne gar nichts anderes.

Martin:  Oh Gott!

Gerhard:  „Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht zu Nichtigem aussprechen, denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht.“

Martin:  Entschuldigung.

Christine flüstert Dagmar ins Ohr:  Ich frag mich, ob Gerhard überhaupt ein richtiger Christ ist.

Christine zu Gerhard:  Hast du nie mal gezweifelt oder ’ne Krise gehabt? So’n Bekehrungserlebnis?

Gerhard:  Nein, für mich war immer alles klar, mit Jesus und so. Und mit 14 hab ich mich dann taufen lassen, so mit all den anderen Jugendlichen.

Mischa:  Wow!

Tobias:  Na, ich weiß nicht, ob das so gut ist …

Dagmar flüstert zurück in Christines Ohr:  Das ist nicht deine Aufgabe, das zu beurteilen.

Dietrich:  Jesus ist mein Leben. Ich wüsste gar nicht, wie ich anders leben könnte.

Thomas:  Ich hab mich lange rumgequält mit dem Sinn des Lebens und so. Meine Eltern sind Atheisten. Durch einen Kollegen hab ich dann die Bibel kennengelernt, und das mit Jesus hat mich echt angesprochen und überzeugt.

Martin:  Manchmal ist mir das echt alles zu viel, mit all den Bibelversen und den Streitereien und so. Aber dann denke ich an Jesus und merke: Der lässt mich irgendwie nicht los …

(Schweigen)

(Mischa nimmt das Brot, bricht es und gibt es in die Runde.)

Dietrich:  „Nehmet hin und esset: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.“

(Maria nimmt den Kelch, nimmt einen Schluck und reicht ihn weiter.)

Dagmar:  „Dieser Kelch ist der neue Bund zwischen Gott und euch, der durch mein Blut besiegelt wird. Sooft ihr aus diesem Kelch trinkt, denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe!“

(Schweigen.)

(Christine fängt an zu singen, und die anderen stimmen ein:)

„Seid still und erkennt, dass ich Gott bin …“

(Thomas hat noch ein paar Kekse mitgebracht und Klaus-Peter ein paar Chips. Maria holt eine Flasche Mineralwasser heraus, und Stefan, Tobias und Dagmar teilen sich den Rest vom Rotwein. – Sie unterhalten sich noch eine ganze Weile über alles Mögliche. Dann verabschieden und umarmen sie sich und gehen nach Hause.)

 

ökumenisch Bibel lesen

 

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By Friedrich Meier-Vermeersch (Eigenes Werk) [CC0], via Wikimedia Commons
 

 

Viele Christen sehnen sich, nach einer innigeren Verbundenheit und größeren Einigkeit in der Christenheit.

 

Alle, die zum Glauben an Jesus gefunden hatten, waren ein Herz und eine Seele. Niemand betrachtete sein Eigentum als privaten Besitz, sondern alles gehörte ihnen gemeinsam.

(Die Bibel, Neues Testament, Die Apostelgeschichte, 4. Kapitel, Vers 32)

 

Die Christenheit hat manchmal ein schlechtes Image, und das liegt u.a. an ihrer Zerstrittenheit. Das Problem ist nicht, dass es verschiedene christliche Traditionen gibt. Das Problem ist, dass sich Christen bewusst von einander abgrenzen.

Im Ortsteil von Berlin, wo ich wohne, gibt es mindestens vier verschiedene christliche Gemeinden, die mehr oder weniger ihr eigenes Ding machen. Der wesentliche Grund dafür ist, dass die Menschen, die dort hingehen, sich einbinden in Traditionen und Strukturen, die sich von einander abgrenzen. „Christliche“ Glaubensbekenntnisse dienen oft dazu, sich von den „falschen Christen“ zu distanzieren.

Ich bin aufgewachsen in einer kleinen exklusiven Freikirche („Gemeinde Christi“), wo manche glaubten, dass sie die einzig wahren Christen sind, weil sie biblischer sind als alle anderen. Ein „unbiblischer Christ“ ist nach dieser Logik gar kein Christ, und man erhält so eine „künstliche“ Einheit von Christen, die alle dieselbe Meinung haben.

 

 »Ich versichere dir«, entgegnete Jesus, »nur wer durch Wasser und durch Gottes Geist neu geboren wird, kann in Gottes Reich kommen! Ein Mensch kann immer nur menschliches Leben hervorbringen. Wer aber durch Gottes Geist geboren wird, bekommt neues Leben.«
(Neues Testament, Johannes-Evangelium 3,5-6)

 

EIN  LEIB

Die Gemeinschaft der Christen, der Leib Jesu (Epheser 4,4), ist nicht etwas, das wir Christen schaffen und verwalten können, sondern sie ist eine neue Schöpfung Gottes. Die biblischen Texte sind etwas Gemeinsames, das uns verbindet. Aber der eigentliche Grund für unsere Verbundenheit ist nicht ein einheitliches Bibelverständnis.

Viele Veränderungen reifen in unserem Kopf heran. Unsere Wahrnehmung und unser Denken verändern sich, und wir haben dann die Chance, dass sich auch unser Verhalten und die Wirklichkeit verändern.

Wir leben in einer Zeit, wo wir besser als je zuvor verstehen, das Alles mit Allem zusammenhängt. Quantenphysik und Ökosysteme sind dazu nur zwei Stichworte. Dieses neue Bewusstsein trifft in besonderer und tiefer Weise auch auf die Christenheit zu. Wir SIND als Christen ein Organismus, und alles, was die Verbundenheit zwischen Christen stört oder sie von einander trennt, beschädigt diesen Organismus.

Wenn alle Christen die Christenheit als Organismus wahrnehmen und denken lernen, besteht die Chance, dass wir auch praktisch im Alltag immer enger und tiefer mit einander verbunden leben.

 

öKuBi

Dies könnte eine niedliche Abkürzung für eine schöne Sache sein: „Ökumenischer Bibelkreis“. Vielleicht an manchen Orten ein erster Schritt zu einer besseren Christenheit.

Mehr als 6.000 Suchergebnisse für „Ökumenischer Bibelkreis“ in meiner Ecosia-Suchmaschine (die, die Bäume pflanzt). Viele solche Gruppen gibt es offensichtlich schon!

Leider habe ich noch keine zentrale Webseite gesehen, wo es mehr Informationen oder Austausch dazu gäbe. – Wäre es nicht toll, wenn alle, die sich dafür interessieren oder über Erfahrungen austauschen möchten, ein Internet-Portal dafür hätten? Wäre das nicht ein sinnvoller Beitrag für die Ökumene im deutschsprachigen Raum? (Vielleicht sogar mehrsprachig?)

Der Begriff erklärt sich fast von selbst. Es geht um Menschen verschiedener christlicher Traditionen (eben „ökumenisch“), die zusammenkommen, um in der  Bibel zu lesen und darüber zu sprechen. Man muss sich nicht darüber streiten, welche Bibelausgabe man benutzen sollte. Jeder nimmt einfach die Bibel, die er/sie gerne liest, und man tauscht sich aus. Vielfalt schafft unterschiedliche Perspektiven und Bereicherung.

Warum machen Menschen so etwas?

Weiß ich nicht. Ich hab noch keinen gefragt. Ich wünschte, ich hätte schon die Zeit gefunden, mir so etwas einmal persönlich anzuschauen. Jede Gruppe ist natürlich immer nur so gut wie die Menschen, die grad da sind. Ökubi’s sind ganz bestimmt nicht alle gleich.

Ein paar Ideen hätte ich schon, warum so etwas sinnvoll sein kann:

Wenn Christen sich immer nur im Rahmen ihrer eigenen Gruppe und Tradition bewegen, ist der Horizont doch stark begegrenzt. „Ökumenisch“ erweitert den Horizont! Anhänger Jesu sollten sich sowieso für einander und das GEMEINSAME interessieren – egal wo und wie sie zum Glauben gefunden haben. So eine „gemischte“ Gruppe erfordert natürlich Respekt für die Tradition und Glaubenserfahrungen des anderen. (Sollte man ja aber eigentlich sowieso haben. Gerade als Christ!)

Ein zweiter Punkt (der offensichtlich mit dem ersten zusammenhängt) ist das Finden des Wesentlichen am christlichen Glauben. Schon zur Zeit Jesu gab es eine Vielzahl von Texten, Traditionen und religiösen Gruppen im Judentum. Jetzt, nach 2000 Jahren Christentum, ist die Fülle an „Christlichem“ schier unüberschaubar. Es ist unbedingt notwendig zu fragen: Was wollte Jesus von Nazareth eigentlich? Und was hat das mit uns heute zu tun?

Ziel kann auch kaum die Ökumene um jeden Preis sein. Selbst wenn es christliche Kirchen schaffen sollten, sich zu vereinigen, ist damit noch nicht garantiert, dass am Ende auch etwas Gutes dabei herausgekommen ist. Wir brauchen unbedingt ein klares Verständnis von dem, was eigentlich „christlich“ ist!

 

GEFAHREN

Es gibt grundsätzliche Probleme bzgl. ökumenischen Bibelkreisen:

  1.   Die Bibel ist ein dickes Buch. Wie entscheidet man, was man liest? Wo fängt man an?
  2.  Der Teufel steckt im Detail. Man kann sich mit biblischen Detailfragen beschäftigen, bis man schwarz wird. Hat da jemand was davon?
  3.  Die Bibel ist eine Sammlung antiker Schriften. Wenn wir die Bibel lesen, blicken wir zurück in eine längst vergangene Zeit. Es geht aber darum, etwas für heute zu lernen. Wenn man den Blick nicht nach vorne richtet, bleibt man im Alten verhaftet.
  4.  Es ist der Geist, der Leben schafft. Texte sind begrenzte Hilfsmittel – auch heilige Texte. Wir brauchen die Öffnung für und das Streben nach den unbegrenzten Möglichkeiten Gottes. Wo der Geist ist, da ist Freiheit.
  5. Bibelstudium ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. (2. Timotheus 3,16-17)
  6.  Es kommt auf die Wirkung an. Gottes Geist hat bestimmte Wirkungen (Galater 5,22-23). Können die Teilnehmer eines Bibelkreises spüren, dass das gemeinsame Bibellesen diese Wirkungen bei ihnen hat? Können die anderen Teilnehmer der Gruppe wahrnehmen, dass der Einzelne sich zum Positiven verändert?
  7.  Es kommt auf die Liebe an (1. Korinther 13). Lieblos ist auch die Bibel für die Katz.

Hat jemand von euch schon persönliche Erfahrungen mit ökumenischen Bibelkreisen?

 

[Dies ist die Überarbeitung eines älteren Posts. Den älteren Post mit Kommentar findet ihr hier.]

 

Kirchentag

 

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scanned by NobbiP [Public domain], via Wikimedia Commons
 

 

Genau genommen war es gar nicht 1 Tag, sondern 5 Tage, von Mittwoch, dem 24., bis Sonntag, dem 28. Mai. Der Begriff „Kirchenwoche“ würde eigentlich besser passen. Der vollständige Titel dieses Großereignisses lautete „36. Deutscher Evangelischer Kirchentag“, und er fand an zwei Orten statt, sozusagen in Nachbarschaft: in Berlin und in Wittenberg, im östlichen Sachsen-Anhalt.

Noch genauer genommen ist der Kirchentag nicht nur ein Großereignis, sondern eine Bewegung und Institution evangelischer Laien, die das Großereignis alle zwei Jahre durchführen. Der Kirchentag ist also institutionell unabhängig von den evangelischen Kirchen.

Und ganz genau genommen sind es zwei Institutionen, denn es gibt auch einen katholischen Kirchentag, der sich sinnvollerweise „Katholikentag“ nennt. Auf diese Weise kommt man nicht durcheinander und weiß, dass mit der Kurzform „Kirchentag“ immer der evangelische gemeint ist. Auch der Katholikentag ist eine mehrtägige Veranstaltung, die in der Regel alle 2 Jahre stattfindet.

Interessant ist, dass das Geburtsjahr sowohl der evangelischen, als auch der katholischen Kirchentage das Jahr 1848 ist. Ein vertrautes Datum für Kenner deutscher Geschichte. Und auch die weitere Entwicklung der Kirchentagsbewegungen war natürlich mit der deutschen Geschichte verbunden. So wurden im geteilten Deutschland Kirchentage in beiden deutschen Teilen abhalten. Ab 1961 wurden Kirchentage auch in der DDR organisiert, und 1962 fanden die ersten regionalen Kirchentage in der DDR, in Schwerin und in Stralsund, statt.

Auch die Hybrid-Version, der „Ökumenische Kirchentag“, findet seit 2003 in unterschiedlichen Abständen in Deutschland statt. Der erste wurde natürlich in der Hauptstadt Berlin veranstaltet. Der zweite war 2010 in der heimlichen Hauptstadt München, und der dritte soll 2021 im Finanz-Herzen und der Mitte Deutschlands, in Frankfurt am Main, stattfinden.

Dem aufmerksamen Leser ist natürlich aufgefallen, dass 2021 mit dem Jahr des Evangelischen Kirchentages zusammenfallen würde. Dies war auch schon 2003 der Fall. Damals fand der Ökumenische Kirchentag anstelle des Evangelischen Kirchentages statt.

Und natürlich gibt es für (fast) alles Wikipedia-Artikel:

Deutscher Evangelischer Kirchentag (1848–1872)

Deutscher Evangelischer Kirchentag (1919–1930)

Deutscher Evangelischer Kirchentag seit 1949

Evangelischer Kirchentag in der DDR

Liste der Deutschen Evangelischen Kirchentage und beteiligter Personen seit 1949

Katholikentag

Liste der Deutschen Katholikentage seit 1848

Ökumenischer Kirchentag

Manche Kirchentage, wie z.B. der erste Ökumenische Kirchentag 2003, haben sogar einen ganz eigenen Wikipedia-Artikel.

Dies ist die offizielle Webseite des Kirchentags:

https://www.kirchentag.de/

hier ist die Facebook-Seite:

https://www.facebook.com/kirchentag

und hier Twitter:

https://twitter.com/kirchentag_de

🙂

#emfo16 : was bleibt

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Bild: Emergent Forum / Rolf Krüger

EF16 – was war das noch mal?

Ein künstlicher Lebensmittel-Zusatzstoff? – Oder vielleicht doch eher ein gesunder Vitamin-Stoß für das geistliche Leben im deutschsprachigen Raum?

Das „Emergent Forum 2016“ (EF16) fand vom 09.-11. September in Eschborn-Niederhöchstadt bei Frankfurt/M. statt. Perfect location und tolles Wetter – mit Park gleich vor der Tür. Nach mehreren Foren in den letzten Jahren, ein weiteres Forum von Emergent Deutschland.

 

„Emergent Deutschland ist ein ökumenisch ausgerichtetes Netzwerk, das den Dialog über die Gestalt des christlichen Glaubens und kirchlicher Arbeit in der Gegenwart sucht und fördert.“

(von der emergent-deutschland.de-Webseite)

 

September 2016. Ein halbes Jahr. – Was ist geblieben von den Eindrücken, Gesprächen und Anregungen?

An diesem Wochenende findet schon das nächste Treffen, in Heidelberg, statt: CON:FUSION 2017. Thema: Christentum und Rechtspopulismus. – Bestimmt werden sich dort viele vom letzten Jahr wiedersehen.

Letztes Jahr gab es slow brew coffee an der Brewbar der Berliner Refugio Baristas auf der Terrasse des Bürgerzentrums. Seitdem hatten auch die Gedanken und Eindrücke vom Forum Ruhe und Zeit langsam ihr Aroma in unserem Leben zu entfalten.

Ein halbes Jahr. Genug Zeit für eine Zwischenbilanz.

Aber lohnt sich das überhaupt? Sind Rückblicke nicht Zeitverschwendung in unserer schnelllebigen Zeit? Schnee von gestern? Brauchen wir nicht eher „instant solutions“? Schnell vorzeigbare Ergebnisse in einer Zeit in der am Abend die Nachrichten vom Morgen schon alt sind?

Lernen braucht Zeit. Leben wächst über Jahre. Nachhaltigkeit braucht Verbindungen; Vernetzung von Menschen, Ereignissen und Wirkungen über das aktuelle Tagesgeschehen und sogar Generationen hinweg. Wachstum wie Senfkorn und Sauerteig. – Wir selbst sind nicht Gott, und schaffen es nicht alleine das Himmelreich auf die Erde zu bringen. Aber wir können uns dem Wirken Gottes zur Verfügung stellen; uns Zeit nehmen, um Gottes Wirken in unserer Welt aufzuspüren …

 

„… Ich habe geeifert für den HERRN … und ich bin allein …“

(Bibel, Tanach / Altes Testament, Sepher M’lakhim / 1. Buch der Könige, 19. Kapitel, Vers 10)

 

Vielleicht die wertvollste Erfahrung vom emfo16 war für mich, Menschen zu treffen, die dieselbe Sehnsucht herumtreibt wie mich. Ich kannte schon ein paar Namen aus der virtuellen Welt; aber jetzt konnte ich sie live sehen, hören und erleben. Gesichter und persönliche Eindrücke gesellten sich zu Namen und Internet-Botschaften.

Und ich hab ganz viele Menschen getroffen, die ich noch gar nicht kannte. Sogar eine Kommilitonin von meiner Uni in Berlin, die wie ich dort Theologie studiert!

 

Bilder

Auf der Webseite vom emfo16 findet man Bilder zu Freitag und Samstag.

 

Eindrücke & Anmerkungen

Natürlich wurden schon am ersten Tag des Forums in den sozialen Netzwerken gepostet. Auf der Webseite von Emergent Deutschland sind einige Facebook- und Twitter-Posts verlinkt, und man findet auch Link und Hashtag für Instagram und Verlinkungen zu Blog-Posts und Artikeln:

Rückblicke auf das Emergent Forum 2016

Einer der großen Vorteile unserer Zeit: das kollektive Gedächtnis im Internet. Jederzeit und überall abrufbar. Wenn man sich selbst nicht mehr so gut erinnern kann, findet man es vielleicht noch im Netz. – Digitale Erzählkultur.

 

Das Thema

EmFo16. Das Motto: „Kirche für alle, aber …“ – Hat Gottes Gnade Grenzen? Und was bedeutet das für die Kirche?

 

„Und der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“

(Neues Testament, Lukas-Evangelium 19,10)

 

Ich hatte schon letztes Jahr (noch unter dem frischen Eindruck des Forums) ein paar Gedanken zu dem Thema aufgeschrieben:

https://schmillblog.wordpress.com/2016/09/14/emergent-forum-2016/

Und das Thema ist nach bloß einem halben Jahr natürlich immer noch genauso aktuell. Manche Dinge ändern sich nur langsam, und andere bleiben anscheinend für immer eine chronische Herausforderung.

Wenn ich auf Veranstaltungen von Kirchen und Gemeinden bin, denke ich oft, dass es viele Menschen gibt, die da nicht gut rein passen oder gar nicht erst kommen, weil sie schon wissen, dass sie sich dabei nicht wohl fühlen. – Was muss man im Kirchenalltag alles ertragen, um „religiöse Gemeinschaft“ genießen zu können?

 

… wie ein Duft, der sich ausbreitet. Von mir geht das Aroma der Botschaft vom Messias aus – Herrlichkeit Gottes.

(2. Brief von Paulus an die Gemeinde in Korinth 2,14-15)

 

Die Hautrednerinnen

Die starken Stimmen von zwei Frauen: Nadia Bolz-Weber und Christina Brudereck. – Könnte weibliche Einsicht etwas sein, wovon das Christentum noch ein bisschen mehr braucht? Nach fast 2000 Jahren Männer-Dominanz! (und noch kein Ende in Sicht)
Suchet, und ihr werdet nichts finden!

Hab bei YouTube nach emfo16 u.ä. gesucht, aber leider nichts gefunden. Habe vielleicht auch mit meiner Ecosia-Suchmaschine einen Baum gepflanzt, aber leider kein Audio oder Video zum Emergent Forum 2016 gefunden. Auch keine Skripts. – Hab ich da was übersehen oder nicht lange genug gesucht? – Wenn man die Möglichkeit hat, so was Tolles zu veranstalten und all die Zeit und Kraft investiert, wäre es doch auch toll, wenn man es im Netz zum Anhören, Anschauen und Nachlesen anbietet, oder?

Hat mich allerdings sehr gefreut, dass zumindest der Vortrag von Christina Brudereck „Ich möchte nicht das Aber sein, sondern das Und. – Die grenzenlose Liebe & unsere Lieblingsgrenzen“ auf der Emergent-Deutschland-Webseite zu hören ist.
Was bleibt

Eins bleibt ganz bestimmt: Schokolade reimt sich auf Gnade. (Natürlich. Ohne Zusatzstoffe.) Und Gottes frischer Geist weht wie der Wind: Man sieht nicht woher es kommt, und nicht, wohin es geht.

 

>>> AN ALLE DIE DA WAREN ODER VON DEN AUSWIRKUNGEN WAS ABGEKRIEGT HABEN:

Lasst doch mal hören, was bei euch nach einem halben Jahr vom EmFo16 noch hängengeblieben ist! (Andenken, Erinnerungen, Gedankenfetzen, Musik, Bilder, Texte, Erfahrungen …)

„Ökumenischer Bibelkreis“

[Eine neuere Überarbeitung dieses Posts findet ihr hier.]

 

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By U.S. Navy photo by Photographer’s Mate 3rd Class Chris Weibull [Public domain], via Wikimedia Commons
 

 

Schon mal gehört? Hab gerade mal danach gegoogelt und es gab mehr als 40.000 (!) Treffer!

Der Begriff erklärt sich fast von selbst. Es geht um Menschen verschiedener christlicher Traditionen (eben „ökumenisch“), die zusammenkommen, um in der Bibel zu lesen und darüber zu sprechen.

Warum machen Menschen so was?

Ich hab noch keinen gefragt, aber ich glaub, ich geh demnächst mal zu so einer Veranstaltung hin und schau mir das mal an. Jede Gruppe ist natürlich immer nur so gut wie die Menschen, die grad da sind.

Ein paar Ideen hätte ich schon, warum so etwas sinnvoll sein kann:

Wenn Christen sich immer nur im Rahmen ihrer eigenen Gruppe und Tradition bewegen, ist der Horizont doch stark begegrenzt. „Ökumenisch“ erweitert den Horizont! Anhänger Jesu sollten sich sowieso für einander und das Gemeinsame interessieren – egal wo und wie sie zum Glauben gefunden haben.

Ein zweiter Punkt (der offensichtlich mit dem ersten zusammenhängt) ist das Finden des Wesentlichen am christlichen Glauben. Schon zur Zeit Jesu gab es eine Vielzahl von Texten, Traditionen und religiösen Gruppen im Judentum. Jetzt, nach 2000 Jahren Christentum, ist die Fülle an „Christlichem“ schier unüberschaubar. Es ist unbedingt notwendig zu fragen: Was wollte Jesus von Nazareth eigentlich? Und was hat das mit uns heute zu tun?

 

… geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern … und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe …
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(Bibel, Neues Testament, Matthäus-Evangelium, 28. Kapitel, Verse 19-20)

 

[Eine neuere Überarbeitung dieses Posts findet ihr hier.]